Werden derzeit allerorts hochgelobt, aber offensichtlich ist das eher was für die jüngeren Semester, die den originären Punk-Rotzlöffel-Zirkus nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen: Zoo Escape aus München durften mit ihrem Epigonen-haften Power-Pop-Punk das Eröffnungsprogramm für den hiesigen Gig der altgedienten australischen Punk-Heroen Cosmic Psychos geben, wir alten Säcke haben uns während der Aufführung permanent gefragt, ob die Nummer als Tote Hosen für Arme oder als Casting-Show einer Sex-Pistols-Klon-Band mit versteckter Kamera gedacht war. Vielleicht haben die fünf jungen Männer aber auch einfach nur „The Great Rock ’n‘ Roll Swindle“ einmal zu oft gesehen, wer weiß? Den Rotten/Lydon hat der Frontmann hinsichtlich Posen immerhin formvollendet gegeben, hätte eigentlich nur noch der „Ah-ha-ha. Ever get the feeling you’ve been cheated? Good night“-Spruch vom finalen Pistols-Konzert anno 1978 im Winterland Ballroom zu San Francisco gefehlt…
(mag ich nicht bewerten)
“I think the Cosmic Psychos were a band that was highly influential on the Seattle so called grunge scene. I know that Kurt and Nirvana were fans, they played shows with Pearl Jam. Even thou the Cosmic Psychos never had the commercial impact or success that those bands had, they were still a major influence on them, and I think a lot of it had to do with the spirit and the sound of their music.”
(Butch Vig)
Im Winter 1988, als Grunge noch kein massenkompatibles Chart-Phänomen war, sind sie im mittlerweile längst abgefackelten, legendären Circus Gammelsdorf aufgeschlagen, der etatmäßige Gitarrist konnte seinerzeit nicht mit auf Tour gehen, weil im heimischen Australien Erntezeit war und er auf seiner eigenen Farm nicht abkömmlich war, auch heutzutage ist das Original-Line-Up der Cosmic Psychos schon lange Geschichte, Bandgründer und Chef-Berserker Ross Knight ist aber nach wie vor am Start und poltert sich stoisch seit über 30 Jahren im Verbund mit dem Gitarristen John McKeering und Drummer Dean Muller durch die Konzertsäle dieser Welt.
Auf dem Cover ihres 1989er-Albums „Go The Hack“ (Survival/Normal) ist die Band auf einem Bulldozer stehend abgebildet, optisch hat das den bis heute unveränderten Sound des Trios aus Melbourne recht treffend visualisiert, nach wie vor zelebriert die Combo ohne Umschweife direkt auf den Punkt gebracht den schwerst vom Punk und den Stooges infizierten Grunge „with a healthy dose of yobbo humour“, wie der australische Rock-Historiker Ian McFarlane mal so passend anmerkte.
Die Wah-Wah-/Fuzz-Gitarren-Riffs fräsen sich nach wie vor wie der Bohrer beim Zahnarzt in Nerv und Hirn, der Bass von Ross Knight scheppert unvermindert krachend durch die 3-Minuten-Knaller der Psychos, einzig sein Gesang ist nicht mehr der alte, vermutlich unzählige Drinks haben das Organ in den vergangenen Jahrzehnten Richtung Lemmy-Kilmister-Grollen driften lassen.
Den zahlreich erschienenen Besuchern im gut gefüllten Münchner Strom war’s einerlei, es genoss die alten Hauer wie „Pub“, „Rip’n’Dig“ oder „David Lee Roth“ genauso wie die Kracher vom jüngsten Album „Cum The Raw Prawn“ (2015, Desperate). Ob wir dann in knapp 30 Jahren nochmal alle so schön zusammenkommen, wage ich mal ob des Lebenswandels von Band und Publikum zu bezweifeln, aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben…
(**** 1/2 – *****)