Das Münchner Frameworks Festival findet jährlich seit 2011 statt und bietet ein Forum für experimentelle MusikerInnen zum unkonventionellen und innovativen Grenzgang in den Bereichen Avantgarde, Trance, Ambient, Elektronik und abstrakte Komposition.
Kuratiert und gestaltet wurde die diesjährige Veranstaltung von Daniel Bürkner und Christian Kiesler in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München, welches auch in diesem Jahr durch entsprechende finanzielle Unterstützung für kostenfreien Eintritt sorgte, darf durchaus auch mal lobend erwähnt werden.
Das Festival eröffneten am Donnerstag Abend im vollbesetzten Kellergewölbe des Einstein Kultur das Duo Cummi Flu & Raz Ohara aus Berlin, hinter dem Projekt Cummi Flu verbirgt sich der Elektronik-Musiker Oliver Doerell, zusammen mit dem dänischen Wahl-Berliner und Grenzgänger zwischen den Electronica- und Songwriting-Welten Raz Ohara bot er einen phasenweise durchaus spannenden Mix aus gesampelten Rhythmen, Elektro-/Ambient-Trance, Techno, bizarren Klangcollagen und exotischen, asiatisch anmutenden, verfremdeten Ethno-Klängen, der durch die parallel dazu gezeigte Videoinstallation seine visuelle Umsetzung fand. Ohara unternahm punktuell den Versuch, die treibenden, elektronisch erzeugten Klanggebilde in der analogen Welt zu verhaften, mittels dezent darübergesungener Vokal-Einlagen und eingespielter Gitarrenklänge gelang dies Unterfangen wiederholte Male.
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Im zweiten Teil des Abends wurde dann Feinschmecker-Ambient zum Genießen aufgeführt, die Darbietung der Kombination Schneider Kacirek kann nur als erlesen bezeichnet werden: Der aus Düsseldorf stammende Kreidler-Mitbegründer Stefan Schneider, der bis 2015 20 Jahre lang auch als Bassist der äußerst spannenden Berliner Postrock-Band To Rococo Rot zugange war, bereiste in den letzten Jahren zusammen mit dem Hamburger Schlagzeuger, Komponisten, Dozenten und Buchautor Sven Kacirek im Auftrag des Goethe-Instituts den afrikanischen Kontinent zum Zwecke der Sammlung von Field Recordings, die pulsierenden, mäandernden Strukturen der afrikanischen Rhythmik müssen Einfluss gefunden haben in das Klangbild, dass das Duo am Donnerstagabend im Einstein-Kultur-Keller aufzeichnete, Schneiders am Synthesizer erzeugte, wohldosierte, abstrakte Ambient-Drones waren für sich bereits mehr als hörenswert, Verfeinerung und Krönung fand der knapp einstündige Sound-Flow im dezenten, behutsamen, mitunter sehr sparsamen, aber immer effektiv und allzeit hochspannenden perkussiven Analog-Einsatz von Sven Kacirek, der seine ganz entfernt an Ethno-Jazz erinnernden Klangmalereien an den Drums und an der Holz-Marimba punktuell durch Hinzunahme von während der Aufführung eingespielten und gesampelten, elektronischen Loops bereicherte. Fasziniert durfte das Publikum dem hypnotischen Sog dieser minimalistischen und erstaunlicherweise doch sehr weite Räume schaffenden tonalen Wunderwelt folgen, Momente wie diese sind es, die den Besuch des Frameworks Festivals immer wieder zu einem lohnenden Erlebnis machen und den Musik-Interessierten völlig neue Klangerlebnisse bieten.
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