Dänemark

Soundtrack des Tages (210): The Sleeplings

Brandaktuelle Single des Dark-Rock-Trios The Sleeplings aus dem dänischen Aarhus: In „Four Hens Down“ lässt die Band psychedelischen Pop, die Gothic-Sparte des Postpunk und emotionale, melodisch-gespenstische, nahezu symphonische Progressive-Erhabenheit in einem ergreifenden Gebräu zusammenwirken und erzählt dabei Geschichten über die Dunkelheit und Einsamkeit in verlassenen Häusern. Die Heimstatt von Sleeplings-Gitarrist/Sänger Jesper Kragh soll beim Songwriting als Quell der Inspiration gedient haben, ein Anwesen, das auf einem fünfhundert Jahre alten Friedhof errichtet wurde, wie auch eine ehemalige Bewohnerin der Butze, deren Hühner nach einer angeblich wahren Geschichte in Endlos-Schleife immer wieder vom Fuchs im Blutrausch gemeuchelt wurden – sehr mysteriös, das Ganze. „The Walking Dead“ als skandinavische Tierreich-Fabel, oder so ähnlich. Musikalisch jedenfalls tip top vertont, etwaiger lyrischer Humbug-Faktor insofern vernachlässigbar…

The Sleeplings veröffentlichten 2009 ihre erste EP „…For Dare And Farewell“, vor zwei Jahren folgte der Longplayer „Elusive Lights Of The Long​-Forgotten“, Back-Katalog unter anderem bei Bandcamp. Der Sound des Trios ist Energie-geladen, gleichsam dunkel schillernd und von atmosphärischen Spannungsbögen getragen. Anregung für ihre Song-Themen zieht die Band nach eigenen Aussagen aus den Mythen des amerikanischen Southern Gothic und den romantischen Stimmungen und Moment-Aufnahmen der Impressionisten.

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Reingehört (468): Pardans

Pardans – Spit And Image (2018, Tambourhinoceros)

„Jazz isn’t dead, it just smells funny“ wird der gute alte Zappa Frank zu Gelegenheiten gern mal zitiert, im Fall der dänischen Combo Pardans riecht das Getröte besonders lustig und hat darüber hinaus tatsächlich noch Aromen aus der Freak-Out-Küche vom amerikanischen Rock-Enfant-Terrible und seiner Mothers anhaften. Das Gebräu aus No Wave, Post- und Jazz-Punk der fünf jungen Männer aus Kopenhagen hat nichts mit handelsüblichem, endlos vor sich hin improvisierendem Sax- und Trompeten-Gedudel am Hut, die zackig auf den Punkt gespielten Bläsersätze im Verbund mit einer gut geölten und frontal nach vorne gehenden Progressive/Punk/Noise-Maschine sind weit mehr in Nähe von Ted Milton und dem intensiven Schwadronieren mit seinem Trio Blurt, dem zupackenden Jazzcore des kanadischen Punk-Trios NoMeansNo oder eben den erratischen, rasant Tempi-wechselnden, von vielen guten bis grandiosen Ideen gleichzeitig durchwehten Zappa-Kompositionen angesiedelt. Das lärmende Saxophon begleitet abgehackte Gitarrenriffs, druckvolles Rhythmus-Gelichter, polternde Basslinien und den Stakkato-Gesang von Frontmann Gustav Berntsen, der sich mit seinem Dänen-Akzent erst gar nicht den Anschein eines English Native Speakers geben will und in Passagen an altvordere Lautsprecher aus der amerikanischen Hardcore-Punk-Ära der Siebziger/Achtziger erinnert.
Dass die fünf Freigeister der Pardans nicht nur nervöses Mid- bis Uptempo-Irrlichtern können, unterstreichen sie mit der filigranen, schönen Progressive-Ballade „Love Run Loose“, darüber hinaus bietet der anstehende Tonträger eine prall gefüllte Wundertüte an unkonventionellen und experimentellen Sounds, verhackstückt und zusammengeleimt nach Konstruktionsplänen der Endsiebziger No-Wave-Avantgarde. Ein weit aus dem Einheitsbrei und Mainstream-Gefällig- und Beliebig-Gesumpfe herausragendes, kaum in seiner Gesamtheit zu fassendes Gemenge aus weirdem wie höchst anregendem Crossover zwischen anarchistischer Kakophonie und geordneter Struktur.
Die beiden – neben der erwähnten Ballade – etwas eingängigeren Nummern „(Hookers With) Hidden Depths“ und „When Come The Rats“ sind als Singles bereits veröffentlicht, der gesamte Longplayer „Spit And Image“ erscheint am 5. Oktober beim Kopenhagener Indie-Label Tambourhinoceros und kann bereits jetzt über Bandcamp vorbestellt werden. Get yourself connected.
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