Denis Stepanovic

The Almost Boheme @ Bergschmiede, München, 2017-12-02

Letztes Konzert im dahinschwindenden Jahr in der Sendlinger Bergschmiede, der Münchner Songwriter k.ill konnte das eigene Equipment mit seinem Indie-Projekt The Almost Boheme endlich final selber im Künstler-Atelier an der Pfeuferstraße bespielen, nachdem er seine Technik dankenswerterweise etliche Male für durchreisende Musikanten aus Übersee wie Chris Brokaw oder das Alternative-Country-Duo Wayne Graham zur Verfügung gestellt hatte.
Bevor es an die Präsentation der Nummern des neuen TAB-Albums „Consecrations“ ging, eröffnete der Musiker mit einer würdigen wie anrührenden Verneigung vor dem kürzlich verstorbenen Fred Cole, ohne große Vorrede brachte er die Dead-Moon-Ballade „Out In The Blue“ formvollendet nahe am Original zum Vortrag, der Abend war für die Verehrer des Kult-Garagentrash-Trios aus Portland/Oregon bereits zu dem Zeitpunkt gerettet.
The Almost Boheme gestaltete das erste Set als One-Man-Band mit einer Auswahl an alten Songs vom Erstwerk „Loss. man, woman, men & women“ und neuem Stoff, im Stile eines abgeklärten Desert-Blues-Crooners, völlig entschleunigt, unsentimental und unaufgeregt erzählte k.ill seine leisen LoFi-/Neofolk-Geschichten über die Wendungen des Lebens und der Liebschaften, den Solo-Teil des Abends präsentierte er der kalten, finsteren Winternacht entsprechend in einer erhabenen Getragenheit, in einem Innehalten auf den Kern der Songs reduziert, man möchte fast von elegischer München-Americana sprechen, aber dafür hat dann doch weitestgehend jegliche Spur von Kitsch im vom Moll geprägten Gitarrenanschlag wie sonoren Grummeln gefehlt.
Nach einer kurzen Pause formierte sich The Almost Boheme zum Duo, die Sendlinger Sängerin Patricia Schmid, die auch das neue Werk mit ihren Vokal-Künsten bereichert, gestaltete den Vortrag durch eine wohl tönende Portion Soul wie Blues im ausgeprägten Stimmvolumen mit, neben etlichen weiteren Almost-Boheme-Originalen im ureigenen Anschlag wurden konzertant bewährte Fremdwerke wie der englische Folk-Klassiker „Dirty Old Town“ und die Southern-Ballade „Simple Man“ angestimmt, ehe es nach einer Zugabe und dem wohlverdient langanhaltenden Applaus an den improvisierten Imbiss-Stand zur Verköstigung, zum Umtrunk und zur Nachbetrachtung oder direktemang heimwärts hinaus in die frostige Nacht der bettelarmen Dirty Old Town Munich ging, die sich bei gut 50 – 60 Besuchern nicht mehr Hutspende als mäßige 150 EUR für musikalische Beschallung inklusive freiem Catering leisten kann… Kultur-Wüste, wir kommen, den Desert Blues haben wir schon im Gepäck…
(*****)

„Consecrations“ ist seit einigen Tagen auch als Vinyl in edlem Königsblau erhältlich → guckst Du auf der TAB-Homepage.

The Almost Boheme spielen das nächste Konzert am 21. Dezember im Münchner Club Rote Sonne im Rahmen der „Munich Again“-Reihe, zusammen mit dem Albert-Pöschl-Pseudonym Jason Arigato und der Münchner Postpunk-Band Dark Number. Begleitet werden die Konzerte von einem DJ-Set des The-Grexits-Musikers Nikos Papadopoulos.

Das nächste Konzert in der Sendlinger Bergschmiede findet am 9. Februar 2018 statt, es wird der US-amerikanische Folk-Songwriter Jaye Bartell auftreten.

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Ippio Payo + Širom @ Bergschmiede, München, 2017-07-26

Exzellentes experimentelles Doppel-Konzert für Feinschmecker am vergangenen Donnerstagabend in den lauschigen Galerie-Räumlichkeiten der Sendlinger Bergschmiede von Denis Stepanovic, präsentiert vom hauseigenen Wild-Honey-Concerts-Improvisationstheater:

Der vielbeschäftigte musikalische Münchner Tausensassa Josip Pavlov wird bei seinem Postrock-Projekt Ippio Payo auf Tonträger rhythmisch vom ortsansässigen Trommler Tom Wu begleitet, bei seinem Solo-Konzert in der sehr gut besuchten Bergschmiede am Mittwochabend übernahmen den Job gesampelte Elektro-/Drum-Beats, der Intensität seiner instrumentalen Großtat tat dies keinen Abbruch. Pavlov nahm die hochkonzentrierten Gäste mit auf eine faszinierende Klangreise, in der er seine ausgewiesene, oft auch schon in anderen Formationen wie Zwinkelman oder den Grexits unter Beweis gestellte instrumentale Könnerschaft in Formvollendung präsentierte. Die Grenzen des Gitarren-dominierten Postrock wurde in experimenteller Manier gedehnt und gerne auch wiederholt überschritten. Filigranes Saiten-Anzupfen gab sich die Hand mit heftigen Ausbrüchen, um sich rauschhaft in frontal vorwärts driftendem Flow wiederzufinden, der Ausnahme-Musiker lotete Gefilde des Ambient und Trance wie des Kraut-, Space- und Prog-Rock gleichermaßen aus, gesampeltes Drumming und Rhythmik-Riffs, übereinander geschichtete, geloopte, repetitive Gitarrenschleifen und gegeneinander laufende Melodiebögen ließen die Illusion einer vollen Band-Besetzung entstehen. In den entspannten Wellen von „Fisherman“ perlten Reminiszenzen an Tortoise und Peter Green, ansonsten erlaubte die großartige Klangsprache von Ippio Payo keine Vergleiche, zu charakteristisch, eigen und herausragend ist das Werk des Künstlers.
Als abschließende Nummer der schwerst beeindruckenden Solo-Aufführung präsentierte Pavlov den neuen Titel „Another Green World“, der mit dem exzellenten Eno-Album aus dem Jahr 1975 zwar nur den Titel gemein hat, sich dort aber mit seinem herrlichen Ambient-Experimentalpop-Flow ohne Qualitätsabstriche nahtlos einfügen würde. Nach kurzem Innehalten und finalem Abschalten der Loop-Maschine war dem Klang-Magier der dankbare und lang anhaltende Applaus des Publikums gewiss, die Hörerschaft war sich des Umstands längst gewiss, Zeuge eines experimentellen Instrumental-Konzerts der Sonderklasse geworden zu sein. Das bis dato lauteste war’s auch im Rahmen dieser Veranstaltungen, die Sendlinger Nachbarschaft scheint eine tolerante zu sein, vielleicht haben die Anwohner aber auch einfach nur guten Musikgeschmack bewiesen und sich genauso delektiert am Postrock-Rausch wie die unmittelbar vor der Bühne Sitzenden…
(***** ½)

Der faszinierenden Klangwelt des slowenischen Trios Širom ist mit Worten schwer gerecht zu werden. Ana Kravanja, Samo Kutin und Iztok Koren sind in ihrer Heimat neben der gemeinsamen Formation in diversen anderen Bands engagiert, das mag zumindest in Teilen die unglaubliche Vielfalt an Einflüssen in der Musik der jungen Klangkünstler erklären. So reichhaltig die erkennbaren Musikgattungen in der experimentellen Ambient-Drone-Volksmusik der drei begnadeten Talente sind, so umfangreich ist ihr Instrumentarium, das tonale Feuerwerk in seiner ganzen Pracht entfaltete eine kontemplative Intensität zwischen Streich- und Saiten-Instrumente-dominierter Melodik von berückend-meditativer Schönheit bis hin zu Trance-artigen Perkussions-Experimenten, vorgetragen auf Gongs, Trommeln, Balafon, selbst entworfenen Klangkörpern und Schlagzeug. Ob in der Ethno-/Weltmusik-artigen Spielart des klagenden, schwermütigen Balkan-Folk/-Neoblues, in neoklassisch eingefärbter Experimental-Polyrhythmik, im Free-Jazz-Flow, Trance-verhafteter Minimal Music oder in sich auflösenden, abstrakten Drone-Strukturen, zu keiner Sekunde konnte sich das gebannte Publikum der Faszination dieses überbordenden, sich permanent ausdehnenden Klangkosmos entziehen. Was bei weniger versierten Musikern zu einem zusammengewurstelten Beliebigkeitsbrei verkommen kann, gestaltet sich bei Širom zu einem höchst stimmigen Austarieren der Möglichkeiten, hier sind Meister ihres Fachs am Werk, die sich ihrer ausgeprägten Fähigkeiten bewusst sind und diese völlig unerschrocken, unaufgeregt und uneitel zu einem akustischen Bravourstück zusammenfügen. Širom haben nichts weniger als eine eigene musikalische Sprache entwickelt.
Neben Werken des Širom-Debütalbums „I.“ kamen auch Arbeiten aus dem zweiten Tonträger der Band zum Vortrag, „Lahko Sem Glinena Mesojedka / I Can Be A Clay Snapper“ hat Walkabouts-Chef Chris Eckman im vergangenen Frühjahr in Ljubljana abgemischt und wird im September bei Glitterbeat/tak:til erscheinen.
(***** ½)

Unverhofft ging der Abend in eine dritte Runde: Kraut-/Weltmusik-Legende und Embryo-Gründer Christian Burchard besuchte gesundheitlich schwer angeschlagen zu vorgerückter Stunde die Veranstaltung, ihm zu Ehren formierten sich Širom, Josip Pavlov und einige Musiker der aktuellen Embryo-Besetzung zu einer spontanen, ausgedehnten Jam-Session – ein würdiger Ausklang für einen wunderbaren Konzert-Abend.

Very special thanks an Katrin und Eike Klien/das klienicum für Verpflegung sowie Annette und Klaus/The Almost Boheme für technischen Support.

Konzert-Vormerker: Ippio Payo + Širom

Ippio Payo + Širom: Experimentelles Instrumental-Doppelpack am 26. Juli in der Bergschmiede Sendling, Pfeuferstraße 38, Einlass ab 19.00 Uhr, Eintritt frei(willige Hutspende).

Josip Pavlov ist in der Münchner Musik-Szene THE man of many talents, Drummer bei den Grexits, Bass bei Majmoon, Gitarre bei Zwinkelman und Das weiße Pferd, Konzertveranstalter beim Maj Musical Monday in der Münchner Glockenbachwerkstatt, gibt kaum etwas an musikalischem Experiment in der Stadt, wo der rührige Multi-Instrumentalist nicht beteiligt wäre.
In der Bergschmiede, in der er bereits vor einer Weile zusammen mit seinem kongenialen Mitmusiker Dominik Lutter eine Kostprobe seiner akustischen Tonkunst mit Zwinkelman zum Besten gab, wird er am 26. Juli solo die Arbeiten seines Postrock-Projekts Ippio Payo vorstellen, die Vorstellung des demnächst bei Echokammer erscheinenden Debüt-Albums „All Depends On Nature“ findet sich hier.

Photo Copyright © by Nada Žgank

Den zweiten Teil des Abends wird die Band Širom aus Slowenien bespielen, die tonale Kunst des Trios bewegt sich in einem Spannungsfeld aus osteuropäischer Volksmusik und experimenteller, in Richtung Ambient driftender Instrumental-Klangwelten. Ana Kravanja, Iztok Koren und Samo Kutin beherrschen zusammen weit über zehn Instrumente und lassen die Inspiration und Erfahrung ihres jeweiligen Mitwirkens in anderen Bands wie ŠKM banda, Hexenbrutal, Najoua, Samo Gromofon und Horda grdih mit in ihre faszinierenden Tondichtungen einfließen. Ethno, World, Balkan-Folk und Experimental-Drone jenseits der ausgetretenen Pfade, man darf gespannt sein.

Binoculers @ Bienenorden, München, 2017-04-09

„Ein Traum in Moll“ stand an dieser Stelle im Mai 2015 zur anstehenden Veröffentlichung des Binoculers-Albums „Adapted To Both Shade And Sun“ als staunende Schwärmerei über den Zauberwald-Pop der Hanseaten zu lesen, verbunden mit der Hoffnung auf ein baldiges konzertantes Aufführen der feinen Tonkunst des Hamburger Duos in Münchner Gefilden, die IsarstädterInnen mussten sich dann doch noch etliche Monde gedulden bis zur Erfüllung dieses Begehrs, Blogger-Freund Eike Klien vom Klienicum-Blog hat’s nun möglich gemacht und das ursprünglich angedachte Wohnzimmerkonzert in seinem Ampfinger Refugium spontan als Wild Honey Concert umgewidmet und die Veranstaltung in der wunderbaren Örtlichkeit des Sendlinger Bienenordens (ehemals Atelier gUT) angesiedelt.

Nadja Rüdebusch und ihr musikalischer Wegbegleiter Daniel Gädicke haben seit einem Monat ein neues Album am Start, dementsprechend reichhaltig war der Anteil der einzelnen Werke aus „Sun Sounds“ (Insular) beim gut besuchten Konzertabend im Sendlinger Künstleratelier von Denis Stepanovic am vergangenen Sonntagabend, das Duo verstand es auf entspannte und äußerst charmante Art, den herrlichen Sonnentag angenehmst mit ihrer individuellen Spielart der Indie-Pop-Harmonien zu krönen.
Die Binoculers-Klangwelt erstreckte sich in einem äußerst stimmigen Gesamtbild von melancholischen, Chanson-haften Kleinoden hin zu nonchalanten Kammer- und Dream-Pop-Kostbarkeiten, Rüdebusch und Gädicke glänzten mit dezent platzierten Beigaben aus dem Desert Blues und der experimentellen Psychedelic, die im Grundton entschleunigte, zurückgenommene, oft dezente Tondichtung erfuhr mit Perlen wie „The Cities“ oder „Same Sun“ punktuelle Uptempo-Einschübe, die in frisch-unverkrampftem Nach-Vorne-Abgehen gar Hit-Potential offenbarten.
Herausragende Charakteristika im Vortrag der beiden hochsympathischen Hanseaten sind neben dem Einsatz zurückgenommener Electronica, dem reduzierten Gitarrenanschlag und der in homöopathischen Dosen zur Krautrock-Progressive-Psychedelia neigende Keyboard-Klang vor allem anderen die Gebirgswasser-klare, gleichsam verträumt-erotisch wie rein klingende Singstimme von Nadja Rüdebusch, die von Konzertbeginn weg in den Bann schlug, und das virtuose Schlagwerk-Spiel Daniel Gädickes, das trotz zurückhaltender Unaufdringlichkeit jederzeit ausgeprägte Könnerschaft erkennen lässt und mit seiner Rhythmik dem ureigenen Sound der Band den stimmigen Rahmen gibt.
So, wie das aufmerksame, kundige Publikum vom Vortrag des Duos ergriffen wurde, so begeistert waren die beiden Künstler von der schmucken Lokalität in Sendling, gerne kommen wir beizeiten auf das Ansinnen und das Versprechen der Band zurück, hier bei Gelegenheit ein Freiluft-Konzert im schönen Bienenorden-Hof zu spielen, time will tell…
(*****)

Very special thanks an Katrin Klien für das feine Catering, das wie immer einem rundum gelungenen Abend die spezielle Note verlieh.

Das nächste Wild Honey Concert im Bienenorden findet am 19. Mai statt, auftreten wird das Duo Wayne Graham aus Whitesburg/Kentucky mit äußerst gepflegtem US-Indie-Folk und Alternative Country, wir freuen uns schon wie Bolle.

Binoculers treten heute im Zing in Saarbrücken auf, weitere Termine der laufenden Tour:

12.04.Darmstadt – Zucker
13.04.Würzburg – Cafe Wunschlos Glücklich
14.04. – Neukirchen – Adorf
15.04.Chemnitz – Aaltra
16.04.Hof – Hauskonzert
19.05.Braunschweig – Nexus
20.05.Hannover – Galeria Lunar Goes Underground
25.05.Ulm – Hudson Bar

Chris Brokaw + Zwinkelman @ gUT-Art, München, 2017-02-12

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Zweite Ausgabe der gemeinsam von Klienicum-Hauskonzerte, gUT-Art und Kulturforum veranstalteten Konzerte in der Sendlinger gUT-Galerie, nach dem schönen Schweden-Folk von Thisell im vergangenen Dezember durfte kein Geringerer als die amerikanische Indie- und Slowcore-Legende Chris Brokaw präsentiert werden, über Ryan Lee Crosby nahm Brokaw Kontakt zum Blogger und Hauskonzerte-Organisator Eike Klien zwecks möglichem München-Termin auf, die Musiker des Münchner Instrumental-Duos Zwinkelman als erklärte Fans des ehemaligen Come- und Codeine-Musikers boten sich zur Eröffnung des Abends an, und so war hinsichtlich perfektem konzertanten Wochenendausklang am vergangenen Sonntag in den sehr gut besuchten Atelier-Räumlichkeiten am Sendlinger Berg alles gerichtet.

Das Duo Zwinkelman setzt sich zusammen aus Dominik Lutter, der parallel mit seinem Soloprojekt Domhans zugange ist, und dem umtriebigen Multiinstrumentalisten Josip Pavlov, der in München zwischen Majmoon und den Grexits – um nur einige Bands zu nennen – so ziemlich an allem beteiligt ist, was im Bereich Indie und Postrock große Freude bereitet. Zwinkelman beschreiben ihre Tonkunst als Akustik-Postrock, der Stil referenziert in seinem experimentellen Fluss der Gitarren auf die Chicagoer Schule, den beiden Musikern gelingt das Kunststück, mit nahezu meditativen Klängen zwischen Kammermusik-artiger Minimal-Klassik-Struktur und freiem Improvisationsfluss das Publikum in kürzester Zeit gekonnt in den Bann zu ziehen, die Hörerschaft sollte es sich jedoch nie zu gemütlich machen in den Klanggebilden des Duos, die instrumentalen Epen fordern Aufmerksamkeit und bekommen durch punktuelles, scheinbar willkürlich dissonantes Greifen auf den Saiten ein spannungsförderndes, experimentelles Element als Beigabe. Die beiden Ausnahmemusiker überzeugten in ihrem halbstündigen Vortrag auf das Angenehmste, das zugewandte Publikum zollte nicht zuletzt durch konzentriertes Hören Respekt und Hochachtung.
(**** ½ – *****)

Zwinkelman spielen am 5. April zusammen mit der südkoreanischen Postrock-Band Jambinai im Münchner Import/Export, auch eine schöne Kombi. Josip Pavlov wird zuvor an gleichem Ort am 25. März mit The Grexits plus G.Rag/Zelig Implosion das Releasekonzert zum neuen Tonträger der Band bestreiten.

Chris Brokaw bot mit seinen auf der Akustikgitarre vorgetragenen Instrumental-Folk-Klängen zur Eröffnung seines Solokonzerts die perfekte wie behutsame Überleitung vom Vortrag des Münchner Duos in seinen ureigenen, gefangen-nehmenden musikalischen Kosmos. Im weitaus größeren, Song-lastigen Teil seines Konzerts präsentierte Brokaw eine stimmige Auswahl seiner schier unüberschaubaren Arbeiten, im Neo- und Indie-Folk-Gewand kredenzte er anregendes Liedgut wie „She’s A Fucking Angel“, das sperrige „California“, „Blues For The Moon„, eine Gun-Club-Fans mehr als nur beglückende, gespenstisch-schöne Sadcore-Version des All-Time-Favorites „Mother Of Earth“ und seine Fassung des Country-Klassikers „Streets Of Baltimore“, die in ihrem ergreifenden Vortrag bar jeglichen Cowboy-Musik-Schmalzes einem Townes Van Zandt zur Ehre gereicht hätte. In vielen Werken stellte Brokaw eindrucksvoll unter Beweis, dass er nach wie vor zur Speerspitze der Songwriter-Zunft im amerikanischen Indie-Bereich zu zählen ist, in einigen kurzen Stücken deutete er diese Qualitäten nur an, Songs, die in ausgedehnter Form ihre ganze bezwingende Pracht entfalten würden, beließ er im Rohentwurf und brachte diese zu einem unvermittelten und schnellen Ende, sich seiner eigenen Könnerschaft selbst gewiss, ohne diese im jeweiligen Song ausleben zu müssen.
Im Schlussteil seines die Zuhörerschaft völlig einnehmenden Konzerts wechselte Brokaw zur elektrischen Gitarre und demonstrierte vehement, dass er neben dem melodisch-feinen Pinselstrich des Indie-Folk-Songwriting und des emotional-sonoren Gesangs auch die gröberen Klangfarben des beherzten Indie-Rock beherrscht. Nach einer kurzen Zugabenrunde waren ihm der wohlverdiente, langanhaltende Applaus und gute Geschäfte am Merchandising-Stand gewiss, ein für Musiker, Publikum und Veranstalter rundum gelungener Konzertabend fand bei anschließenden angeregten Gesprächen plus Verköstigung seinen entspannten Ausklang.
(***** – ***** ½)

Very special thanks an Katrin Klien für das leckere Catering sowie Klaus Ilg/The Almost Boheme für das Equipment.

Chris Brokaw spielt im Rahmen seiner Europa-Solo-Tour weitere Deutschland-Konzerte zu folgenden Terminen:

15.02.Berlin – Schokoladen
16.02.Darmstadt – Venue tba
17.02.Oberhausen – AKA 103
19.02.Düsseldorf – Kassette