„O Death Won’t you spare me over another year Well what is this that I can’t see With ice cold hands takin‘ hold of me Well I am Death, none can excel I’ll open the door to Heaven or Hell“ (O Death, Traditional)
I know it’s late in coming but it’s the only way it goes: Dr. Ralph Stanley ist vergangenen Donnerstag in Coeburn/Virginia im Alter von 89 Jahren gestorben.
Matthew Horan, der Sänger der Alternative-Country-Band Dead Bronco, hat die traurige Nachricht am Freitag beim Auftritt der Band im Rahmen der europäischen Ausgabe des Muddy-Roots-Festivals überbracht, im weiteren Verlauf die mehr als passende Veranstaltung zur Würdigung des Good Doctor.
Ralph Stanley wurde 1927 im US-Bundesstaat Virginia geboren, in den vergangen siebzig (!!!) Jahren hat er mit seinem charakteristischen Banjo-Spiel und seinem unverkennbaren Gesang mehrere Generation nachfolgender Bluegrass- und Old-Time-Folk-Musiker maßgebend beeinflusst. Bis 1966 trat er zusammen mit seinem Bruder Carter unter dem Duo-Namen Stanley Brothers auf und später als Bandleader der Clinch Mountain Boys.
Beeinflusst von der Bluegrass-Musik Bill Monroes entwickelte sich Stanley bald selbst zur Stil-prägenden Größe des Genres, seine Musik war unter anderem ein gewichtiger Einfluss für den überaus erfolgreichen Soundtrack zum „O Brother, Where Art Thou?“-Film der Coen-Brüder.
Für seine Verdienste um die amerikanische Volksmusik ist ihm 1976 die Ehrendoktor-Würde der Lincoln Memorial University in Harrogate/Tennessee verliehen worden.
2012 trat er beim US-Original des Muddy-Roots-Festivals in Cookeville/Tennessee als Headliner auf, Anfang des letzten Jahres hat er mit ausgesuchten Szene-Größen auf „Man Of Constant Sorrow“ (Cracker Barrel) eine Auswahl seines Repertoires nochmals neu interpretiert.
„When I said you’re strange It was a compliment, you know“ (Langhorne Slim & The Law, Airplane)
Irgendwie ein typisches „Es-war-schon-alles-da-in-der-Musik-darum-schon-wieder-kein-neues-‚Astral-Weeks‘-‚Zen-Arcade‘-‚Exile-On-Main-St‘-Wunderwerk“-Jahr, dafür aber ein Musik-Jahr mit überraschenden Comebacks, würdigen Alterswerken, spannenden Mixturen, ein paar erwarteten und etlichen unerwarteten Highlights, einigen gewichtigen Ausgrabungen aus den Archiven und einem ersten Platz, der das in der Gesamtheit nicht sonderlich rosige Jahr 2015 in seiner Grundstimmung einfängt.
(01) Steve Von Till – A Life Unto Itself (2015, Neurot)
Das düstere Songwriting des Neurosis-Sängers/-Gitarristen: die Platte des Jahres 2015 im Kulturforum. Der passende Soundtrack für ein Jahr, von dem Bilder/Eindrücke unter anderem von gekenterten Flüchtlings-Booten, dem Terror-Anschlag auf einen Live-Club und allerhand politischen Verwerfungen bleiben werden, leider.
(02) Pops Staples – Don’t Lose This (2015, Anti)
Würdiges Alterswerk der Gospel-/Soul-Ikone, aus Rohfassungen von Tochter Mavis Staples und Wilco-Vorturner Jeff Tweedy behutsam zu einem guten Ende gebracht.
(11) Die Buben im Pelz & Freundinnen – Die Buben im Pelz & Freundinnen (2015, Konkord)
Den Violinen-Drone aus „The Black Angel’s Death Song“ haben sie nicht hingekriegt, sowas bleibt natürlich nur Musikern wie dem Gott-ähnlichen John Cale vorbehalten, ansonsten haben sie wirklich alles richtig gemacht, die Buben im Pelz und ihre Schicksen, mit ihrer Wiener Adaption eines der wichtigsten Alben der Pop-Historie. Total leiwand, eh kloa…
(17) Waves – Stargazer (2015, Waves)
Mit das Interessanteste in Sachen Post-Rock kam heuer aus München. Meine Hardcopy fange ich mir beim Konzert am 14. Januar im Backstage ein und dann folgt auch eine ausführliche Besprechung. Versprochen.
Das soll’s gewesen sein von meiner Seite für 2015. Rutscht gut rüber ins neue Jahr, ich wünsche Euch alles Gute, Glück und vor allem Gesundheit für 2016, uns wird es vermutlich auch im neuen Jahr im Großen und Ganzen wieder besser ergehen als 99% vom Rest der Welt, in diesem Sinne, weil Sylvester ist und weil gleich die Böller und Sektkorken knallen, soll das letzte Wort im alten Jahr an dieser Stelle Nathaniel Rateliff gehören: „Son of a Bitch, give me a Drink !!!!“ ;-)
Ralph Stanley & Friends – Man Of Constant Sorrow (2015, Cracker Barrel)
Der seit 1946 (!) aktive Dr. Ralph Stanley, der inzwischen auch schon 87 stolze Jahresringe zählt und seit Jahrzehnten durch seinen unverkennbaren Gesang und sein Banjo-Spiel eine feste Größe in der amerikanischen Bluegrass-Szene ist, hat illustere Gäste für sein neues Album geladen, von den 13 Stücken zelebriert er nur eine Nummer solo und eine weitere mit seiner festen Band, den Clinch Mountain Boys. Beim Großteil der Einspielungen wird „The Good Doctor“ von stilsicheren Gästen wie Elvis Costello, Robert Plant, Buddy Miller, Del McCoury, Gillian Welch und Dave Rawlings unterstützt, alles durch die Bank Künstler, die sicher mehr als nur eine Ahnung von guter Musik haben. Heraus kam ein mit vielen Traditionals gespicktes, wunderbares Bluegrass-Album im Sinne der reinen Lehre, ohne modischen Firlefanz oder überflüssige Experimente, direkt auf den Punkt gebracht.
Seinen Ehrendoktor der Musik bekam Ralph Stanley 1976 von der Lincoln Memorial University in Harrogate, Tennessee – hört man diese neue Scheibe: völlig zu Recht !! ;-))
Die Songs im Einzelnen – guckst Du hier:
01. “We Shall Rise,” Ralph Stanley and Josh Turner with The Clinch Mountain Boys
02. “I Only Exist,” Ralph Stanley and Dierks Bentley with The Clinch Mountain Boys
03. “We’ll Be Sweethearts in Heaven,” Ralph Stanley and Ricky Skaggs with The Clinch Mountain Boys and Ronnie McCoury
04. “Rank Stranger,” Ralph Stanley and Nathan Stanley with The Clinch Mountain Boys
05. “I Am the Man, Thomas,” Ralph Stanley, Buddy Miller and Jim Lauderdale with The Clinch Mountain Boys and Ronnie McCoury
06. “White Dove,” Ralph Stanley and Lee Ann and Aubrie Sellers with The Clinch Mountain Boys and Ronnie McCoury
07. “Red Wicked Wine,” Ralph Stanley and Elvis Costello with The Clinch Mountain Boys
08. “Pig in a Pen,” Ralph Stanley and Gillian Welch and Dave Rawlings with Paul Kowert
09. “Two Coats,” Ralph Stanley and Robert Plant
10. “Brand New Tennessee Waltz,” Ralph Stanley and Del McCoury with The Clinch Mountain Boys and Ronnie McCoury
11. “Short Life of Trouble,” Ralph Stanley and Old Crow Medicine Show
12. “Hills of Home,” Ralph Stanley
13. “Man of Constant Sorrow,” Ralph Stanley and The Clinch Mountain Boys