“Reality Is The Altar Of Those Without Vision.”
Der deutsch-/südafrikanische Filmemacher Marc A. Littler hat bereits vor seiner sagenhaften Doku „Hard Soil“ aus dem Jahr 2014 über das Muddy-Roots-Festival und seine Protagonisten eine wunderbare Meditation über den amerikanischen Country-Folk aus dem Herzen der amerikanischen Wastelands produziert, in der er den aus Florida stammenden Folkmusiker und Multiinstrumentalisten Konrad Wert aka Possessed By Paul James und seinen Kumpel Scott H. Biram beim Touren durch die Bars und Kneipen der US-Provinz von Louisiana bis Texas begleitete, dabei schöne und berührend tiefe Bilder einfing vom ländlichen, vergessenen und abgewrackten Hinterland-Amerika und die Musiker bei ihren Reflexionen zu amerikanischer Politik, Spiritualität, Auffassung von Religion, der Bedeutung von Musik und der Einstellung zum Alkohol und zu den inneren Dämonen belauschte.
Konrad Wert wird dabei gepeinigt von der Angst, seine Frau und sein noch ungeborenes Kind nicht vom Ertrag seiner Musik ernähren zu können, gleichzeitig erscheint er als wahrhaft Getriebener und Suchender, der die Musik als kraftvolle und Kraft spendende Ausdrucksform und Ventil benötigt wie die Luft zum Atmen, fernab von gängigen Trends und hippen Folk-Revivals. Neben einem bewegenden Musiker-Portrait ist der Film vor allem auch eine schöne und wahrhaftige Dokumentation über die Quellen des Country-Folk, über Besessene, die die Niederungen des Lebens am eigenen Leib erleben, die wissen, wovon sie predigen, das Herz dennoch am richtigen Fleck haben und im Vertrauen auf eine höhere Macht den einmal eingeschlagenen Weg, sei er auch noch so steinig, weiter verfolgen.
“Durch das Teilen unseres Schmerzes können wir Trost finden.”
(Scott H. Biram)
Das einstündige Bonusmaterial der DVD bietet tiefsinnige Gespräche über Gott und, nein, nicht die Welt, sondern den Satan und seine Bedeutung im Leben des religiösen Amerika. Darüber hinaus kommen einige beseelte, tief anrührende und von ganz unten kommende Country-Folk-Balladen diverser Protagonisten wie Soda und Jimmy Rocket unter Mitwirkung von Konrad Wert sowie einige Trash-Blues-Perlen seines Kumpels Steve „Ghostwriter“ Schechter zum Vortrag, die dem Wort Authentizität vielleicht nicht eine gänzlich neue Bedeutung, so doch einen tieferen Sinn verleihen.
Wer denkt, Heuler-Bands wie beispielsweise die Decemberists, Mumford & Sons oder die Fleet Foxes wären authentischer Folk, sollte sich zwingend diesen Film als Erweckungserlebnis angedeihen lassen. Those who know werden ihn kennen oder schnellstmöglich diese Lücke schließen.
Die DVD „The Folk Singer – A Tale Of Men, Music & America“ von M. A. Littler ist beim Münchner Independent-Label Trikont erschienen.