Duke Garwood

Reingehört (278): Duke Garwood

DUKE GARWOOD @ Freiheiz München 2015-02-21 (8)
Duke Garwood – Garden Of Ashes (2017, Heavenly Records)

Zwei Jahre nach dem hochgelobten „Heavy Love“-Album ein Lebenszeichen vom britischen Blues-Grenzgänger Duke Garwood, der Mann aus London nimmt den Faden des Vorgängerwerks wieder auf und spinnt ihn weiter, ohne sich zu wiederholen, wo das 2015er-Werk noch erkennbar weit mehr in der Tradition der amerikanischen Rootsmusik beheimatet war, treibt Garwood auf „Garden Of Ashes“ seine Blues-Meditationen weiter in Richtung dunkel funkelnde, frei fließende, gedämpfte Elegien und tiefenentspannte Coolness und Abgeklärtheit, quasi eine Abstraktion des Genres, wie sie auch den ins Experimentelle neigenden Indie-Blues-Songs des viel zu früh verstorbenen Chris Whitley innewohnte. Der wesentliche Unterschied zum Ansatz des Amerikaners: Garwoods Songs strahlen wesentlich mehr Ruhe und Gelassenheit aus, auch in den düsteren Themen gibt er sich relaxt mit kühlem Kopf und ruhiger Hand in der tonalen Umsetzung. Wie in seinen Konzerten gestaltet der Engländer die Arrangements auf das Wesentliche beschränkt, geradezu spartanisch und streng muten manche Arbeiten an, im Geiste des Desert-Blues, wie ihn auch Garwood-Freund Mark Lanegan und in entfernterer Verwandtschaft die afrikanischen Tuareg-Musiker von Bands wie Tamikrest oder Tinariwen in ihrer jeweiligen Spielart zu pflegen wissen.
(**** ½ – *****)

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Abgerechnet wird zum Schluss: Die Platten des Jahres 2015

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„When I said you’re strange
It was a compliment, you know“
(Langhorne Slim & The Law, Airplane)

Irgendwie ein typisches „Es-war-schon-alles-da-in-der-Musik-darum-schon-wieder-kein-neues-‚Astral-Weeks‘-‚Zen-Arcade‘-‚Exile-On-Main-St‘-Wunderwerk“-Jahr, dafür aber ein Musik-Jahr mit überraschenden Comebacks, würdigen Alterswerken, spannenden Mixturen, ein paar erwarteten und etlichen unerwarteten Highlights, einigen gewichtigen Ausgrabungen aus den Archiven und einem ersten Platz, der das in der Gesamtheit nicht sonderlich rosige Jahr 2015 in seiner Grundstimmung einfängt.

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(01) Steve Von Till – A Life Unto Itself (2015, Neurot)
Das düstere Songwriting des Neurosis-Sängers/-Gitarristen: die Platte des Jahres 2015 im Kulturforum. Der passende Soundtrack für ein Jahr, von dem Bilder/Eindrücke unter anderem von gekenterten Flüchtlings-Booten, dem Terror-Anschlag auf einen Live-Club und allerhand politischen Verwerfungen bleiben werden, leider.

(02) Pops Staples – Don’t Lose This (2015, Anti)
Würdiges Alterswerk der Gospel-/Soul-Ikone, aus Rohfassungen von Tochter Mavis Staples und Wilco-Vorturner Jeff Tweedy behutsam zu einem guten Ende gebracht.

(03) Bang On A Can All-Stars – Field Recordings (2015, Cantaloupe/Naxos)
Im Bereich Experimental/Avantgarde/Klassik das Maß aller Dinge in 2015.

(04) Eleventh Dream Day – Works For Tomorrow (2015, Thrill Jockey/Rough Trade)
Tonträger-Comeback des Jahres. Die Alternative-Rock-Combo um Rick Rizzo und Janet Beveridge Bean aus Chicago/Illinois hat nichts verlernt und kracht wie eh und je.

(05) Bill Fay – Who Is The Sender? (2015, Dead Oceans)
Steht dem Songwriter-Wunderwerk ‚Life Is People‘ (Dead Oceans) von 2012 in nichts nach.

(06) The Unthanks – Mount The Air (2015, Soulfood)
Unthank ist der Welten Lohn, haha. English Folk Masterworks.

(07) Wrekmeister Harmonies – Night Of Your Ascension (2015, Thrill Jockey)
Ambient-Drone-Metal von JR Robinson und seinen Mitstreitern, Jahres-Top-Ten-Dauergast.

(08) James McMurtry – Complicated Game (2015, Blue Rose Records)
James McMurtry hat den Folk für sich entdeckt.

(09) Melbourne Cans – Moonlight Malaise (2014, Lost & Lonesome)
Australische Indie-Perle.

(10) Houndmouth – Little Neon Limelight (2015, Rough Trade)
US-Wohlklang-Pop mit allen guten Zutaten aus den Sixties.

(11) Die Buben im Pelz & Freundinnen – Die Buben im Pelz & Freundinnen (2015, Konkord)
Den Violinen-Drone aus „The Black Angel’s Death Song“ haben sie nicht hingekriegt, sowas bleibt natürlich nur Musikern wie dem Gott-ähnlichen John Cale vorbehalten, ansonsten haben sie wirklich alles richtig gemacht, die Buben im Pelz und ihre Schicksen, mit ihrer Wiener Adaption eines der wichtigsten Alben der Pop-Historie. Total leiwand, eh kloa…

(12) Nathaniel Rateliff – Nathaniel Rateliff & The Night Sweats (2015, Stax / Caroline)
Der ehemalige Alternative-Country-/Folk-Crooner liefert die Soul-Scheibe des Jahres ab. Schade, dass er sich beim Münchner Auftritt hinsichtlich Konzertdauer so geziert hat.

(13) Alela Diane & Ryan Francesconi – Cold Moon (2015, Soulfood)
Atemberaubende Schönheit, in Töne gegossen. Mehr Folk-Wohlklang geht glaub ich nicht.

(14) The Echo Bombs – King Of Uncool (2014, Rubber Brother Records)
Garagen-Trash vom Feinsten aus Phoenix/Arizona. Crypt-Records-Ehrenmedaille, sozusagen.

(15) Yo La Tengo – Stuff Like That There (2015, Matador)
‚Fakebook‘, revisited. Was wäre eine Jahresbesten-Liste ohne Yo La Tengo?

(16) Danny And The Champions Of The World – What Kind Of Love (2015, Loose Music / Rough Trade)
Allein schon wegen „Precious Cargo“ und „This Is Not A Love Song“…

(17) Waves – Stargazer (2015, Waves)
Mit das Interessanteste in Sachen Post-Rock kam heuer aus München. Meine Hardcopy fange ich mir beim Konzert am 14. Januar im Backstage ein und dann folgt auch eine ausführliche Besprechung. Versprochen.

(18) Eric Pfeil – Die Liebe. Der Tod. Die Stadt. Der Fluss (2015, Trikont)
Intelligent-gewitzter deutscher Songwriter-Pop. Gibt’s nicht? Eric Pfeil hören…

(19) The Lonesome Billies – It’s Good To Be Lonesome (2015, Stay Lonesome Records)
Alternative Country aus Oregon, mit Punk-Rock-Hintergrund. Da kann nix schiefgehen.

(20) The Moonband – Back In Time (2015, Millaphon Records / Broken Silence)
Wie bereits im Vorjahr waren die Münchner Vorzeige-Folker sowohl konzertant als auch auf Tonträger eine Bank. Eine Coverversionen-Sammlung vom Feinsten.

(21) Low – Ones And Sixes (2015, Sub Pop)
Bis dato das reifste Werk des Slowcore-Trios.

(22) Duke Garwood – Heavy Love (2015, Heavenly / Rough Trade)
Grandioser Düster-Blues im Geiste von Nick Cave und Hugo Race vom Londoner Duke Garwood.

(23) Langhorne Slim & The Law – The Spirit Moves (2015, Dualtone)
„Airplane“, mehr sag ich nicht…

(24) Binoculers – Adapted To Both Shade And Sun (erscheint im Juni 2015, Insular)
Psychedelischer Indie-Wohlklang aus Hamburg.

(25) A Forest – Grace (2014, Analogsoul / Broken Silence)
Ultra-cooler Elektro-Soul aus dem deutschen Osten. Kam schon letztes Jahr raus, was mir wegen der exzellenten Qualität der Platte herzlich egal ist.

(26) Ryley Walker – Primrose Green (2015, Dead Oceans)
Aus der Zeit gefallener Prog-Folk, der Neues mit alten Meistern wie Tim Buckley und Nick Drake verbindet.

(27) Takaakira ‘Taka’ Goto – Classical Punk And Echoes Under The Beauty (2015, Pelagic / Cargo Records)
Exzellente Neoklassik-Übung des Mono-Gitarristen.

(28) Ralph Stanley & Friends – Man Of Constant Sorrow (2015, Cracker Barrel)
The good Bluegrass-Doctor mit prominenter Unterstützung.

(29) Ty Segall Band – Live In San Francisco (2015, Drag City)
Krachiger US-Indie-Rock der angenehmen Sorte.

(30) Damo Suzuki & Mugstar – Start From Zero (2015, Salted)
Der ehemalige Can-Sänger und die britischen Space-Rocker mit einem hypnotischen Live-Album.

(31) Rhett Miller – The Traveler (2015, ATO Records)
Der Old-97’s-Vorsteher auf Solopfaden als Indie-/Alternative-Country-Grenzgänger.

(32) Joe Crookston – Georgia I’m Here (2014, Milagrito)
1a-Ami-Folk-Album.

(33) Hans Theessink & Terry Evans – True & Blue (2015, Blue Groove / in-akustik)
Der holländische Blues-Gitarrist und der Ry-Cooder-Spezi live in Wien.

(34) Robert Pollard – Faulty Superheroes (2015, Fire Records)
Gibt es überhaupt schlechte Robert-Pollard-/Guided-By-Voices-Platten? Mir ist noch keine untergekommen.

(35) The Rheingans Sisters – Already Home (2015, Rootbeat)
Altertümlicher englisch-französischer Folk und Klassik-Elemente ergeben eine bestechende Mixtur.

(36) The Revolutionary Army Of The Infant Jesus – Beauty Will Save The World (2015, Occulation)
Überraschendes, unerwartetes Experimental-Folk-Comeback.

(37) Warren Haynes feat. Railroad Earth – Ashes & Dust (2015, Mascot / Rough Trade)
Gov’t-Mule- und ex-Allman-Brothers-Ausnahme-Gitarrist Haynes hat zusammen mit der Bluesgrass-Jam-Combo Railroad Earth ein handwerklich perfektes Werk in die Landschaft gestellt.

(38) Robin Williamson – Trusting in the Rising Light (2015, ECM)
Keltischer Experimental-Folk des ex-Incredible-String-Band-Harfenspielers auf höchstem Niveau.

(39) Wire – Wire (2015, Pink Flag / Cargo Records)
Auf die englische Art-Punk-Institution ist auch nach 37 Jahren uneingeschränkt Verlass.

(40) Steph Cameron – Sad-Eyed Lonesome Lady (2014, Pheromone Recordings / Fontana North)
Jack Kerouac als kanadische Folk-Frau. Bereits von 2014 und heuer noch genauso gut wie in 10 Jahren.

***

Außer Konkurrenz – Thematische Sammlungen / Best-Of-Sampler / Aus den Archiven / Wiederveröffentlichtes / „Oldies But Goldies“:

(01) V.A. – Senegal 70: Sonic Gems & Previously Unreleased Recordings From The 70’s (2015, Analog Africa / Groove Attack)
Senegal-Funk-Soul-Juju-Afro-Cuban-Dub-Trance-Jazz-Crossover, die 70er Jahre…

(02) V.A. – Strange & Dangerous Times – New American Roots – Real Music For The 21st Century (2014, Trikont)
Muddy-Roots-Soundtrack, mustergültigst kompiliert von „Shadow Cowboy“ Sebastian Weidenbach.

(03) V.A. – Rastafari: The Dreads Enter Babylon – 1955-83: From Nyabinghi, Burro and Grounation to Roots and Revelation (2015, Soul Jazz Records)
Religious Rastaman Vibration und die jamaikanische Volksmusik, ein weites Feld…

(04) The Dad Horse Experience – Best Of – Seine schönsten Melodien 2008 – 2014 (2015, Sacred Flu Productions)
Die besten Predigten über die Schattenseiten des Lebens von unserem liebsten Reverend Dad Horse Ottn. Kellergospel of the Walking Dad since 2006.

(05) Pere Ubu – Elitism For The People 1975-1978 (2015, Fire Records)
Das Frühwerk der Post-Punk-Avantgarde-Pioniere, wichtiger geht’s eigentlich nicht mehr.

(06) The Velvet Underground – The Complete Matrix Tapes (2015, Polydor)
Nachdem es von ihnen nicht allzu viel brauchbares Live-Material gibt, nimmt man das hier mit Kusshand.

(07) Dead Moon – Tales From The Grease Trap, Vol. 1: Live At Satyricon (2015, Voodoo Doughnut Recordings / Broken Silence)
Aus den Live-Archiven der Garagen-Trash-Götter.

(08) Gil Scott-Heron – Small Talk At 125th And Lenox (Reissue 2015, Ace Records / Soulfood)
Polit-Proto-Rap vom Meister seines Fachs.

(09) Grateful Dead – 30 Trips Around the Sun: The Definitive Live Story 1965-1995 (2015, Rhino)
Live waren sie immer in ihrem Element: Das Motto „Aus jedem Jahr ein Stück“ ergibt eine repräsentative Werkschau, der selbst altgediente Dead-Heads noch einiges abgewinnen können.

(10) Beat Happening – Look Around (2015, Domino)
Best-Of-Werkschau der Indie-Stoiker.

***

Das soll’s gewesen sein von meiner Seite für 2015. Rutscht gut rüber ins neue Jahr, ich wünsche Euch alles Gute, Glück und vor allem Gesundheit für 2016, uns wird es vermutlich auch im neuen Jahr im Großen und Ganzen wieder besser ergehen als 99% vom Rest der Welt, in diesem Sinne, weil Sylvester ist und weil gleich die Böller und Sektkorken knallen, soll das letzte Wort im alten Jahr an dieser Stelle Nathaniel Rateliff gehören: „Son of a Bitch, give me a Drink !!!!“ ;-)

Mark Lanegan Band, Duke Garwood, Lyenn @ Freiheiz, München, 2015-02-21

Nach langer Zeit mal wieder ein interessantes Konzert im Freiheiz, ich war da Jahre nicht mehr. Schade eigentlich, ist eine tolle Konzerthalle direkt an der Münchner S-Bahn-Stammstrecke, ideal für Veranstaltungen mittlerer Größe – also genau das richtige für Mark Lanegan und seine Band samt Support-Programm.
Den bunten Abend durfte ein Songwriter namens Lyenn mit seinem spartanischen, reduzierten E-Gitarren-Spiel und seinen klagenden, kaum abwechslungsreichen Weisen eröffnen, die bei mir auf wenig Gegenliebe trafen, zu eindimensional-langweilig war der Vortrag, dankenswerter Weise wurde der Auftritt zeitlich kurz gehalten und es würde mich sehr wundern, wenn wir diesen Supertramp-Reserve-Jesus einst on the Cover of the Rolling Stone erblicken würden. Zu seiner Ehrenrettung sei angemerkt, dass er seinen Job als Basser der Mark Lanegan Band im weiteren Verlauf des Abends ohne weitere Beanstandungen verrichtet hat.
(**)

Ein ganz anderes Kaliber betrat im Anschluss die Bühne, ich freute mich riesig und zurecht auf den Auftritt von Duke Garwood, der mit seiner halbakustischen Gitarre und verstärkt durch den kongenialen Drummer Paul May eine exzellente Dark-Blues-Beschwörung mit viel Soul in seiner dunklen Stimme hinlegte und damit den hervorragenden Eindruck, den er bei mir vor einigen Wochen mit seiner wunderbaren neuen Platte „Heavy Love“ (das Kulturforum berichtete) hinterlassen hatte, auch konzertant mehr als bestätigte. Das Publikum dankte es den beiden Briten mit frenetischem Applaus und bei einem Teil der Konzertgänger an diesem Samstagabend dürfte der nächste, dann hoffentlich Headliner-Auftritt Duke Garwoods fest vorgemerkt sein.
(*****)

Duke Garwood / Homepage

Der große Schweiger Mark Lanegan eröffnete seinen Set mit einigen reduzierten Balladen, bei denen er nur von seinem Gitarristen unterstützt wurde, seine dunkle, morbide Stimme kam hier besonders zum Tragen, ehe sich dann die gesamte Band auf der Bühne einfand und das Set fortsetzte mit astreinem Grunge-Rock, wie man ihn von Lanegans jüngsten Werken und aus seinen Gutter-Twins- und Screaming-Trees-Zeiten kennt. Den Hauptanteil an der Setlist hatten erwartungsgemäß die Songs des neuen Albums „Phantom Radio“, die im Live-Vortrag wesentlich besser funktionierten und dynamischer beim Hörer ankamen als sie dies in ihren überproduzierten, durch elektronische Sperenzchen verpfriemelten Tonträger-Fassungen tun (Kulturforum-Besprechung der Platte: guckst Du hier).
Das letzte Mal sah ich Mark Lanegan vor circa fünf Jahren, im Münchner Backstage gab er ein musikalisch ansprechendes, durch einen Akustik-Gitarristen unterstütztes Duo-Konzert, an diesem Abend hatte er kein einziges Wort übrig für die Zuhörer, kein „Thank You“, kein „Fuck You“, keine Worte zum Abschied, garnix. Am vergangenen Samstag war er dagegen für seine Verhältnisse ein sprudelnder Wasserfall an Konversation, er stelle die Band vor und bedankte sich gar das ein oder andere Mal mit seiner völlig abgewrackten Tom-Waits-Stimme für den enthusiastischen Applaus.
Zum Ausklang des wunderbaren Konzertabends gesellte sich nochmal Duke Garwood für die Zugaben zur Mark Lanegan Band auf die Bühne und setzte so einen würdigen Schlusspunkt.
Um das Maß an Publikums-Zugewandtheit voll zu machen, durften sich die Fans am Merch-Stand im Anschluss an das Konzert ihre Mark-Lanegan-Devotionalien vom Meister höchstselbst signieren lassen… ;-))
(**** ½)

Mark Lanegan / Homepage

Reingehört (38)

Pascal-Comelade

Pascal Comelade + Les Limiñanas – Traité de guitarres triolectiques (2015, Because Music)
Der französische Multiinstrumentalist Pascal Comelade hat in seiner langen Karriere nahezu 30 Tonträger veröffentlicht, erstmals fiel er mir mit seinen minimalistischen Kompositionen für Kinderklavier vor einigen Jahrzehnten auf, zwischenzeitlich habe ich ihn leider immer wieder aus den Augen verloren, was wohl einem unverzeihlichen Fehler ob der Güte seiner Werke gleichkommt. Comelade, der bereits mit Größen wie Robert Wyatt, PJ Harvey und Faust zusammenarbeitete, veröffentlichte dieser Tage ein Album, dass er mit dem Psychedelic-/Trash-/French-Pop-Duo Les Limiñanas aus dem französischen Perpignan einspielte und überrascht mit treibendem, originellem Indie-Garagengeschrammel, psychedelischem Georgel und Ennio-Morricone-Soundtracks für den Casio, das gesamte Werk ist größtenteils rein instrumental gestaltet. Erfrischend!
(**** ½)

Andrew Bird – Echolocations: Canyon (2015, Wegawam Music Co.)
Der aus Lake Forest, Illinois, stammende Songwriter Andrew Bird hat vor allem Mitte bis Ende der Nuller-Jahre mit seinen drei hervorragenden Alben „Andrew Bird & the Mysterious Production of Eggs“, „Armchair Apocrypha“ und „Noble Beast“ das Indie-Folk-Publikum beglückt, jetzt legt er eine von gängigen Songstrukturen völlig losgelöste Ambient-/Folk-/Neue-Klassik-Kompositions-Sammlung vor, das Werk ist eine Auftragsarbeit für eine dreimonatige Ausstellung im Institute of Contemporary Art in Boston und wird dort im Rahmen einer Installation von 36 Lautsprechern aufgeführt. Beruhigend + Entspannend.
(****)

Duke Garwood – Heavy Love (2015, Heavenly / Rough Trade)
Der Mark-Lanegan-Spezi Duke Garwood aus London, der zusammen mit Lanegan die 2013er-Scheibe „Black Pudding“ veröffentlichte und auch an seinem aktuellen „Blues Funeral“-Album beteiligt war, hat die beste Mark-Lanegan-Platte produziert, die Lanegan selbst seit Jahren in der Form und Qualität nicht mehr hinkriegt. Hat er ihm bei besagten Kollaborationen die Ideen geklaut? Stimmlich sowieso sehr nahe am Amerikaner angesiedelt, zelebriert Garwood die Alternative-/Düster-Blues-Variante, spartanisch und sparsam arrangiert, oft in rohen Akustikgitarren-Versionen mit dem zum Sound passenden Nick-Cave-Pathos dargereicht. Der Soundtrack für Deine finsteren und morbiden Gedanken.
Gérard vom Pop-Polit-Blog beschreibt Euch die einzelnen Stücke der Platte, guckt Ihr hier.
(**** ½ – *****)

Mecca Normal – Empathy For The Evil (2014, M’lady’s Records)
Das Duo Jean Smith und David Lester aus dem kanadischen Vancouver lässt nach über acht Jahren auch mal wieder was hören. Mecca Normal, neben Beat Happening und Bikini Kill die wichtigsten Vertreter des DIY/Indie-Rock/Riot-Grrrl-Movements, taten sich mit Produzenten-Legende Kramer (Shockabilly, Bongwater, Half Japanese, Butthole Surfers, Galaxie 500, Low etc.) zusammen und fabrizierten ein herrliches Gebräu aus Schepper-Indie, mit Punk-Attitüde vorgetragenem Gesang und düsteren, nachdenklichen Alternative-Moritaten in Moll. Ein schönes Comeback!
(**** – **** ½)