Ebbot Lundberg

Ebbot Lundberg & The Indigo Children @ Substanz, München, 2016-10-13

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Das Unplugged-Vorspiel im Optimal-Plattenladen tags zuvor machte bereits ordentlich Laune, beim offiziellen München-Gig im Substanz gingen Schwedens Indie-Rock-Urgestein Ebbot Lundberg und seine Jünger von den Indigo Children dann für neunzig Minuten elektrisch verstärkt beschwingt und beherzt in die Vollen. Das neue Material mit den Psychedelic-Pop-Nachwuchsmusikern wusste wie auf Tonträger zu überzeugen, Glückshormone ausschüttend wurde es in den Passagen, in denen die Band vehement in die Saiten griff, die schwere Garagenrock-Orgel ertönen ließ, Guru Ebbot das Bad in der Menge suchte und die eigene Vergangenheit mit gewichtigen Garagenrock-Perlen wie „Golden Age“, „Second Life Replay“, „Chameleon Ride“ oder „Mantra Slider“ aus seeligen Union-Carbide-Productions- und Soundtracks-Of-Our-Lives-Tagen würdigte. Geradezu überiridische und lange in der Form nicht mehr erlebte Momente durften genossen werden, die daran erinnerten, dass nicht zuletzt dank dieser schwedischen Indie-Institutionen Alternative Rock einst einen glänzenden Ruf genoss.
Die fünf jungen Leute von den Indigo Children haben The Soundtracks Of Our Lives bereits in früheren Jahren konzertant als Vorband bereichert, die inwendige Vertrautheit mit dem Songmaterial war geradezu greifbar, und so bildete das Quintett die ideale Begleitung für den intensiven Vortrag des altvorderen Idols.
Viel herübergerettet wurde an dem Abend, aus der Vergangenheit, sowohl aus der eigenen als auch der Pop-Historischen, und der Beweis wurde erbracht, dass dieser Ansatz bei entsprechend engagiertem Vortrag, Spaß an der Freude und einem untrüglichen Gespür für die Dramatik der Rockmusik auch heute noch keinen Staub angesetzt hat, die Verneigung vor dem großen Syd Barrett mit „Arnold Layne“ gelang formvollendet wie die Wunschnummer „Light My Fire“ zum Geburtstag der Gitarristin Rebecka Rolfart, in der Lundberg den Sangeskünsten von Mr Mojo Risin erstaunlich nahe kam, und so konnte man an der Stelle dann auch den Schmerz verwinden, dass einem die Doors kraft zu später Geburt live nie gegönnt waren…
Perfekter Indie-Rock-Rausch.
(***** – ***** ½)

Very special thanks an Jürgen Franke.

Ebbot Lundberg & The Indigo Children @ Optimal Records, München, 2016-10-12

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Schwedens Alternative-Rock-Legende Ebbot Lundberg und seine Psychedelic-Folk-Jungspunde The Indigo Children haben am vergangenen Mittwoch im Vorfeld zum anstehenden Münchner-Substanz-Konzert (Bericht kommt morgen) einen spontan anberaumten Akustik-Gig in einer der letzten Bastionen des gut sortierten Münchner Tonträgerhandels gespielt, Optimal Records im Glockenbach-Viertel (sind schon lange vorher dort gewesen, ehe die Nachbarschaft schick/gentrifiziert wurde) war Gastgeber für einen beschwingten Unplugged-Auftritt in gehobener Straßenmusiker-Qualität, zwischen Regalen mit ausgesuchtem Vinyl, CDs, Second-Hand-Tonträgern und handverlesener Pop-Literatur gaben Lundberg & Co mit schönem Folk-Geschrammel in einer überschaubaren Auswahl an Songs des aktuellen Albums „For The Ages To Come“ einen Vorgeschmack auf das Tags darauf terminierte Konzert im Lieblings-Wohnzimmer. Ein paar handsignierte Longplayer haben sie im Nachgang dann auch noch unter’s Volk gebracht, die Schweden, wie sich das halt so ziemt in den Räumlichkeiten eines honorigen Old-School-Plattendealers, einem der letzten seiner Art, den die übermächtige Konkurrenz von Amazon und Konsorten noch nicht in die Knie gezwungen hat…
(****)

Reingehört (210): Ebbot Lundberg & The Indigo Children

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Ebbot Lundberg & The Indigo Children – For The Ages To Come (2016, Akashic Records)
Den Kennern der skandinavischen Indie-Szene etwas über Ebbot Lundberg zu erzählen, ist wie das sprichwörtliche Tragen der nachtaktiven Vögel in die griechische Hauptstadt. Gründungsmitglied der schwedischen Kult-Garagenrocker Union Carbide Productions und der vielleicht wichtigsten/besten Alternative-Rock-Band des Landes, The Soundtracks Of Our Lives, zig Kollaborationen mit allen möglichen MusikantInnen des nördlichen Europa, man könnte inzwischen ein Buch über den Mann schreiben. Legende Hilfsausdruck, wieder mal danke an Wolf Haas.
Auf seinem neuen Projekt mit den Indigo Children, einer Schar von Jungspunden, die dem Alter nach tatsächlich seine Kinder sein könnten, schaltet er tempomäßig einen Gang zurück und begibt sich mit dem Kollektiv auf popmusikalische Spurensuche in den psychedelisch schwer angehauchten Spätsechzigern.
Der Einstieg in den Tonträger gerät noch etwas holprig, das im Refrain TV-Werbungs-artige Titelstück erinnert tendenziell an Sgt.-Pepper-hafte Plattheiten, die fälschlicherweise auch nach fast fünfzig Jahren immer noch für große Kunst gehalten werden, die folgenden neun Song-Perlen orientieren sich dann dankenswerter Weise an Klassikern aus der Zeit wie „Younger Than Yesterday“ von den Byrds oder dem Stones-Werk „Their Satanic Majesties Request“ und glänzen durch leicht-beschwingtes Songwriting, große Pop-Melodien, krachigen Fuzz-Gitarren-Einsatz, wunderschöne Harmoniegesänge, herrliche Bläsersätze und den dezenten Einsatz diverser, in die damalige Zeit passende Instrumentarien wie die indische Sitar. Eine gelungene Zeitreise, in der es die Band meisterhaft versteht, viel von dem zugedröhnten, Melodie-verliebten Sixties-Kram in ihren Eigenkompositionen in die Jetztzeit herüberzuretten. Der Ebbot bleibt ein Großer, da gibt’s nix.
(**** ½ – *****)

Ebbot Lundberg & The Indigo Children live-konzertant und in psychedelisch verschwurbelter Farbe am 13. Oktober im Münchner Substanz, wir suchen schon jetzt verzweifelt das Batik-T-Shirt im Kleiderschrank… ;-)))