Eckhard Henscheid
Eckhard Henscheid @ Bayern 2-Diwan, Gasteig, München, 2014-12-02
Der Schriftsteller und Satiriker Eckhard Henscheid gab dieser Tage Knud Cordsen vom Bayerischen Rundfunk im Rahmen des Münchner Literaturfests ein launiges Live-Interview auf dem „Bayern 2-Diwan“ zu seiner Neuveröffentlichung „Dostojewskis Gelächter: Die Entdeckung eines Großhumoristen“. Das Gespräch drehte sich – wie sollte es anders sein – um die humorige Seite des russischen Großautors, die auf den ersten Blick nicht jedermann ins Auge springt. Henscheid monierte, dass Dostojewski oft von jungen Literaturfreunden verschlungen und dann in späteren Jahren nicht mehr angefasst wird, womit dem späteren (und geübteren) Leser der feine Witz seiner Sprache verborgen bleibt, was Moderator Cordsen (und auch ich für mich) bestätigen konnte. Parallelen wurden hergestellt zu Karl Valentin und Gerhard Polt, der sonst von Henscheid wenig verehrte Thomas Mann wurde hinsichtlich seiner Darstellung Dostojewskis als großen Humoristen ausdrücklich gelobt, wohingegen er für das Dostojewski-Essay Stefan Zweigs nur vernichtende Worte fand. Die verdiente D.-Übersetzerin Swetlana Geier wurde auch gerügt, hat sie doch den unverzeihlichen Fauxpas begangen, das bayerische „Grund- und Boden-Spiel“ Schafkopf mit „Schafskopf“ zu übersetzen.
Im Nachgang zu diesem recht unterhaltsamen Gespräch stellt sich mir die Frage: Soll ich mal wieder „Die Dämonen“ von Dostojewski anpacken oder doch lieber die „Trilogie des laufenden Schwachsinns“ von Henscheid selbst, beides gewichtige Brocken und auf ihre jeweilige Art höchst unterhaltsam?
And now something completely different: Eckhard Henscheid ist unter anderem auch ein ausgewiesener Kenner des deutschen Fußballs, aus Anlass der diesjährigen Weltmeisterschaft hat er dem Magazin 11FREUNDE im Sommer ein lesenswertes Interview gegeben – hier ein kurzer Auszug zum Genießen:
11FREUNDE: Sie bestreiken die Spiele der deutschen Nationalmannschaft seit 1990, warum eigentlich?
Eckhard Henscheid: Es hatten sich damals einige Gründe aufgetürmt. Dazu gehörten eine gewisse Gelangweiltheit mit ihrem Spiel und die völlige strategisch-zerebrale Bescheuertheit des damaligen Nationaltrainers Beckenbauer. Da hat sich im Laufe der Jahre aber schon einiges geändert. Zuletzt wurde ich durch das dämliche Gerede des allseits gelobten Herrn Löw in meiner Haltung bestätigt.
11FREUNDE: Das haben Sie im April dieses Jahres in einem Interview mit der »Süddeutschen Zeitung« auch öffentlich gemacht: »Löw ist zweifellos ein besonders inferiorer Kopf. Wenn man seine Interviews und Ansprachen googelt, kann man erfahren, dass er jeden Tag, ja manchmal pro Satz mindestens zweimal ›Wahnsinn‹ sagt. Ein Sprachschatz wie ein zurückgebliebenes zehnjähriges Kind.« Starker Tobak.
Eckhard Henscheid: Vor der WM hat das sogar zugenommen, da kamen »Wahnsinn« und »unheimlich« noch häufiger vor. Löw hat auch bei der Weltmeisterschaft, wenn man es allein auf der sprachlichen Ebene betrachtet, viel dummes Zeug geredet. So hat er seinen Spielern empfohlen, sich zu »fokussieren«, was immer das heißen mag. Allerdings hat er auch einige passable Sachen gesagt, so etwa, dass wir uns nach dem Spiel gegen Brasilien zur »Demut« entschließen sollten. Es war sehr überraschend, dass ein moderner Fußballtrainer einen solchen altchristlichen Begriff benutzt. Ich muss mein strenges Urteil über Löw also etwas modifizieren.
(Aus: Er hat viel dummes Zeug gequasselt, Eckhard Henscheid über die DFB-Elf und Jogi Löw, 11FREUNDE, September 2014)