Elektrik Kezy Mezy

Elektrik Kezy Mezy @ Viehhof-Kino Kultur-Festival, München, 2017-06-01

Das Open-Air-Kino im Viehhof hat am vergangenen Donnerstag im Münchner Schlachthof-Viertel zum siebten und und in diesem Jahr bedauerlicherweise letzten Mal für einen hoffentlich langen Biergarten- und Film-Sommer die Pforten am Areal an der Tumblingerstraße geöffnet, die Gentrifizierung schreitet in der Isar-Metropole unvermindert voran, künstlerische Freiräume und Begegnungsorte im öffentlichen Leben wie die Kino-Veranstaltung müssen sich alternativ ab 2018 einen neuen Austragungsort suchen, hinter den altehrwürdigen Schlachthof-Backsteingebäuden werden in kommenden Jahren die Baugruben ausgehoben, um darin ein weiteres Stück Münchner Subkultur zu beerdigen.
Als Festival-Eröffner lief der Dokumentarfilm „This Is Atomic Love“ von Heike Schuffenhauer und Marc Seibold über das – wie passend – leider vor einigen Jahren bereits dahingeschiedene Atomic Café, dem heimeligen Live-Club in der Münchner Innenstadt, in dem sich die durchreisenden internationalen wie auch lokalen Indie-Größen wie Pete Doherty, Wire, die Buzzcocks, The Wedding Present oder die Sportfreunde Stiller fast zwei Dekaden lang die Klinke in die Hand gaben.
Komplementär zur Film-Doku enterten vorab die beiden Musikanten von Elektrik Kezy Mezy die kleine Viehhof-Musikbühne zur Einstimmung in das Tages-Programm, ebenfalls ehemals im Atomic des Öfteren zur Beschallung unterwegs, mal wieder eine willkommene Gelegenheit zur Erbauung an der Trash-Kunst der Münchner Garagen-Beat-Institution.
Das Duo spakulierte dann auch nicht lange rum mit belanglosen Vorgeplänkel und stieg direktemang ein in die Herrlichkeit seiner energiegeladenen Aufführung, begleitet von wuchtigen Beats und sattem Saitenanschlag zelebrierte die Combo ihren herrlich zupackenden Versatz aus Garagen-Trash-Blues, der wie erwartet gekonnt und mit Liebe zum Detail die weiteren Einflüsse wie Tamla-Motown-Soul und verhallte Sixties-R’n’B-Anleihen, den Punk-Rotz der Combos aus dem Crypt-Records-Stall und den naturbelassenen Duett-Ansatz der Frühphase der Black Keys zitierte, Trommler Frank Feller schuf die solide Groove-Grundlage für die satten Licks, das virtuose Spiel mit den Wah-Wah-Pedalen im Hendrix-Stil und die intensive Stimm-Akrobatik von Sänger/Gitarrist Gregor Amadeus Böhm.
Feinstes Kezy-Mezy-Rock-and-Roll-Entertainment aus der Garage, das gerne die anberaumte Stunde an Konzertdauer hätte überschreiten dürfen. Bleibt abzuwarten, ob in diesem Sommer im Rahmen der Kino-Veranstaltung nochmal ähnlich Beherztes auf der Musik-Bühne vor dem Müllcontainer im Viehhof-Biergarten geboten wird…
(**** ½ – *****)

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Reingelesen (30)

christian ertl macht's den krach leiser

„München ist nicht Berlin oder Hamburg oder meinetwegen Köln. Braucht’s auch gar nicht, die anderen sind schließlich auch nicht München.“
(Christian Ertl, Macht’s den Krach leiser!)

Christian Ertl – Macht’s den Krach leiser! – Popkultur in München von 1945 bis heute (2010, Allitera Verlag)

My favourite Cheese-Dealer Christian Ertl, Münchner Käsestand-Betreiber und im richtigen Leben Disk-Jockey und kenntnisreicher Musik-Experte, hat im Rahmen der Münchner-STATTreisen-Reihe des Allitera Verlags ein informatives Buch für den Ortsansässigen wie für den „Zuagroastn“ und den temporären Besucher gleichermaßen zur Erkundung der Musikgeschichte nebst thematischer Nebenstränge in der Isar-Metropole geschrieben, gespickt mit zahlreichen Anekdoten, Tonträger-Tipps und Empfehlungen für das Eintauchen in das Musikgeschehen der Stadt, letztere nicht immer auf dem neuesten Stand, wie das Pop-Business itself sind die entsprechenden Kneipen, Hallen, Clubs und Tonträger-Läden in ihrer Existenz einem permanenten Wandel unterworfen, der das gedruckte Wort an mancher Stelle schnell zur historischen Quelle macht.

Der München-Pop nahm, wie an vielen anderen Orten Deutschlands auch, so richtig Fahrt nach Ende des 2. Weltkriegs auf, bedingt durch den Jazz, Swing und Rock and Roll der frühen Tage, den die amerikanischen Besatzer im Süden der jungen Republik bekannt machten. Musiker wie der jüngst verstorbene Saxophonist Max Greger oder die Rock’n’Roller Peter Kraus und Paul Würges prägten die damalige Szene.
In späteren Jahren war vor allem der Stadteil Schwabing im Fokus des Interesses, die legendäre Ranz-Kneipe „Schwabinger 7“, der „Schwabinger Bräu“, in dem die Ramones, die Clash und AC/DC in ihren Anfangstagen in München Halt machten, oder das „Blow Up“, das psychedelische Pink-Floyd-Auftritte sah, sind heute leider längst Geschichte. Die über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus bekannten „Schwabinger Krawalle“, an denen auch der damals noch unpolitische, spätere RAF-Terrorist Andreas Baader beteiligt war, dürfen im Pop-historischen Kontext der Stadt nicht fehlen, wurden sie doch durch ein Straßenmusiker-Verbot ausgelöst.
Amon Düül, die Spider Murphy Gang, Deep Purple, Queen und viele andere internationale Größen im Musicland-Studio, Uschi Obermaier und Jimi Hendrix im „Big Apple“, welcher hier angeblich erstmals sein Arbeitsgerät zerlegte (aber das behaupten wahrscheinlich alle Clubs, die der Meister vor Start der Weltkarriere beehrte), der „Munich Disco Sound“, Fun-Punks wie die United Balls und die lokalen Ska-Heroen von Bluekilla, Größen aus der Münchner Peripherie wie die Weilheim-Connection um die großartigen Notwist-/Acher-Brüder, Isarindianer Willy Michl, die Freaky Fuckin‘ Weirdoz und die Sportfreunde Stiller, Gerner Zipfeklatscher, G. Rag, Elektrik Kezy Mezy und Jonathan Fischer, das alles und noch viel mehr packt Christian Ertl an Erwähnenswertem in lesenswerte Geschichten und versehen mit launig-treffenden Kommentaren zwischen die beiden Buchdeckel.

Sehr schön auch die Schilderungen über das sagenhafte alte X-Cess, damals in der Jahn-/Ecke Kolosseumstraße beheimatet, genau so hat es sich seinerzeit zugetragen, Nacht für Nacht, in dem stets bis Anschlag überfüllten Club vom Isi Yilmaz, permanent mit musikalischen Überraschungen auftrumpfend, hat eh jeden Abend ein anderer aufgelegt, und total entspannt-stressfrei, obwohl Dir der Vordermann praktisch permanent auf den Vorderfüßen stand, schneller bist Du nirgends mit wildfremden Leuten ins Gespräch gekommen, ja was glaubst Du denn…

Bei den Substanz-Geschichten hat es bei der Recherche etwas gehackt, zur Nummer, nach der Angus Young in seinem Musik-Club am Tresen saß, meint Wirt Jürgen Frank lakonisch „Ja, wär schon toll gewesen, wenn der mal da gewesen wäre, aber das wüsste ich…“
So ähnlich, wie die Geschichte im Buch beschrieben wird, hat sie sich mehr oder weniger aber tatsächlich zugetragen, statt dem AC/DC-Angus war allerdings die Proto-Punk-Ikone Iggy Pop der Hauptdarsteller des Abends, der sich später beim Wirt bedankte, dass er in der Isarvorstadt in Ruhe ein paar Bier trinken konnte. Und Nick Cave gab auch nie ein Konzert im Substanz, aber mit der Strech-Limo ist er vor einigen Jahren vorgefahren und hat ein Geschenk am Tresen abgegeben, aber das ist eine andere Geschichte…

Auch Thomas Diener vom „59:1“-Fanzine wird gewürdigt, nach dem Blatt wurde in späteren Jahren ein feiner Musik-Club in der Sonnenstraße benannt (gibt’s leider auch nicht mehr), in dem unter anderem Gaslight Anthem ihre ersten München-Konzerte gaben, schade, dass Dieners größter Coup im Buch nicht Erwähnung findet, wäre auch eine Geschichte wert gewesen: 1987 hat er es in der Muffathalle beim 59:1-Festival zustande gebracht, dass sowohl das oberbayerische Post-Punk-Quartett Animal Crackers, die Berliner Lolitas mit der heutigen Stereo-Total-Sängerin Françoise Cactus als auch der grandiose John Cale das Eröffnungsprogramm für seine unsägliche Combo Tokyo Schwanstein bestritten, muss ihm auch erst mal einer nachmachen…

Kulturhistorisch Wichtiges aus Gesellschaft, Film- und Sport findet bei Ertl in Randnotizen gebührend anekdotenhafte Erwähnung wie die Dietl- und Fassbinder-Mischpoke, die Münchner Comic-Szene, die ewige Dauerfehde zwischen den 1860-Pleitegeiern und der roten Schmiergelder-/Steuerhinterzieher-Bande, in Sachen Münchner Fußball wird der von mir noch nie geschätzte DJ Hell als charakterloser Überläufer zu den Roten geoutet, er soll sich nach gut informierten Quellen in letzter Zeit des Öfteren bei meinem Sendlinger Lieblings-Libanesen rumtreiben, da wär mal ein Lokalverbot angezeigt… ;-))

Richtig rund machen das feine Büchlein Christian Ertls Tipps zu Platten-Läden, Musik-Kneipen, turnusmäßigen Veranstaltungen, und seinen zahlreichen Empfehlungen hinsichtlich Tonträgern von Münchner MusikerInnen kannst eh blind vertrauen, da spricht wie gesagt der Fachmann…

Abgerechnet wird zum Schluss: Konzerte des Jahres

Um es vorwegzunehmen: es war ein hervorragendes Konzertjahr, eines der Besten seit langem, so rundum zufrieden mit den dargebrachten konzertanten Aufführungen war ich lange nicht mehr. Entsprechend groß ist die Liste, von den folgenden Konzerten möchte ich kein einziges missen, ich bin glücklich und dankbar, dass ich das erleben durfte ;-)) – here we go:

Mono & Helen Money @ Hansa39, München, 2014-12-16
Konzert des Jahres, Teil 1: Keine große Überraschung für die regelmäßigen Leser dieses Blogs. Helen Money mit einem intensiven Cello-Solo-Vortrag, zwischen Experimental-Klassik und Avantgarde-Punk als Opener, die japanischen Post-Rock-Götter Mono mit einem furiosen Konzert, das die Grenzen des Genres bisweilen weit überschritt und in ganz große Kunst gipfelte. An dem Abend hat alles gepasst. Wunschlos glücklich. Reviews und Fotos hier und hier.

mono + helen money

Elvis Costello @ Circus Krone, München, 2014-10-13
Konzert des Jahres, Teil 2: Der Großmeister der britischen Songwriter alleine und insgesamt zwei Stunden und vierzig Minuten auf der Bühne des Circus Krone, zum Schluss unterstützt von den beiden Ladies von Larkin Poe, die das Vorprogramm bestritten. Teilweise ohne Mikrophon hatte Costello sein Publikum mit Solo-Arrangements seiner besten Songs wie „Alison“, „Shipbuilding“, „Oliver’s Army“ oder „Every Day I Write The Book“ und extrem unterhaltsamen Anekdoten aus seinem reichen Erfahrungsschatz von Anfang an in seinen Bann gezogen. Gegen Ende des Konzerts dachte ich bei mir: „Jetzt noch ‚What’s So Funny About Peace, Love And Understanding‘, dann bin ich glückseelig geplättet“ und Ihr erratet sicher, was dann kam… Weiter Bilder guckst Du hier.

elvis costello

Swans @ Hansa39, München, 2014-11-01
Katharsis und Kontemplation gehen Hand in Hand. Meditatives Wogen im schönsten und lautesten Lärm, den Du Dir vorstellen kannst. Michael Gira als Zeremonienmeister und seine Mitstreiter in Höchstform. Den kompletten nächsten Tag war ich taub. Fotos vom akustischen Stahlbad hier.

swans

Thee Silver Mt Zion Memorial Orchestra @ Hansa39, München, 2014-02-28
Großartiges Konzert der experimentellen Prog-/Post-/Art-Rocker aus Montreal um den Gitarristen und Sänger Efrim Menuck, der wie seine Mitmusikanten Thierry Amar und Sophie Trudeau auch für die kanadische Post-Rock-Band Godspeed You! Black Emperor musiziert. Zum dritten Mal gesehen/gehört und wie die Konzerte davor völlig beseelt aus der Halle gewankt.


Mogwai @ Backstage, München, 2014-02-05
Mit ihrer 2014er-Scheibe „Rave Tapes“ konnten mich Mogwai – selten kommt’s vor bei der Band – nicht restlos überzeugen, konzertant ist dies den schottischen Post-Rock-Göttern wie immer spielend und mühelos gelungen, zumal auch die neuen Stücke wesentlich dynamischer als auf Platte dargeboten wurden. Absoluter Höhepunkt war wie bei jedem Mogwai-Konzert, dass ich in den letzten Jahren besucht habe, „Mogwai Fear Satan“ – wenn Du dieses Stück live in der entsprechenden Lautstärke hörst, glaubst Du an einen Herrgott, believe me.


Bob Dylan @ Tollwood, München, 2014-07-01
An dieser Stelle gilt es, meinem treuen Konzertbegleiter Anton Dank zu sagen. Dank dafür, dass er mich lange genug bearbeitete, bis ich dem Dylan-Konzertbesuch zustimmte. Obwohl seit bestimmt drei Jahrzehnten Fan von Bob dem Meister, habe ich ihn bis zu diesem Tag nie live gesehen, die Zeit dafür war vor etlichen Jahren für meine Begriffe abgelaufen, zu viele negative Konzertberichte habe ich von den jüngsten Auftritten der Ikone aus Freundes- und Bekanntenkreis vernommen, und so hatte ich mich damit abgefunden, dass ich dereinst in die ewigen Jagdgründe eingehe, ohne Bob Dylan je in einem Konzert erlebt zu haben.
Wie gesagt, dank Anton war ich dann heuer doch vor Ort und ich habe es keine Minute bereut, ein gut aufgelegter Bob Dylan und seine perfekt eingespielte Band zelebrierten den Country-Blues- und Western-/Folk-Swing der jüngsten Dylan-Werke auf’s Angenehmste, lediglich die Swing-Version von „Blowin‘ In The Wind“ war überflüssig wie ein Kropf – ansonsten: alles richtig gemacht an dem Abend, sowohl der Bob wie auch der Anton und ich.


Attwenger @ Herzkasperl-Festzelt, Oktoberfest, München, 2014-09-21
Tu felix Austria! Attwenger sind die Band, die ich neben Dead Moon und John Cale bisher am öftesten gesehen habe, und wenn es so weitergeht, wird das österreichische Duo diesbezüglich irgendwann in den nächsten Jahren den alleinigen Spitzenplatz einnehmen. Attwenger auf der „Oidn Wiesn“ – passt wie Arsch auf Eimer. Mit ihrer Uptempo-Volksmusik brachten die beiden das Zelt zum Kochen – und Kaklakariada wird mir erzählen, dass das nix war! Party des Jahres! Buidl: do schaust.

KULTURFORUM Auf einen Schnaps mit Hans-Peter Falkner  www.gerhardemmerkunst.wordpress.com

Wovenhand @ Ampere, München, 2014-09-14
David Eugene Edwards, der Hohepriester des Southern Gothic, hat die bösen Geister auf das Intensivste beschworen und vertrieben, noch direkter, heftiger und krachiger als die Jahre davor. Wovenhand goes Gun Club + Jon Spencer Blues Explosion. Ein Weg, den ich gerne mitgehe. Bilder vom Konzert: hier.

wovenhand

Thurston Moore @ Ampere, München, 2014-11-19
Es lebt sich auch ganz gut ohne Sonic Youth. Konzertbericht + Fotos gibt es hier.

thurston moore + steve shelley

Postrock-Festival mit Nasmyth, Waves und Kerretta @ Glockenbachwerkstatt, München, 2014-09-28
Ein geniales Post-Rock-Paket mit den Neuseeländern Kerretta und den Münchner Lokalmatadoren Nasmyth und Waves. Letztere sind mir bereits 2013 im Vorprogramm von Russian Circles äußerst positiv aufgefallen. Ein toller Abend für Freunde diese Genres (wie mich), der keine Wünsche offen ließ. Obwohl eine lange Nacht, hab ich mich nicht eine Sekunde gelangweilt. Bitte demnächst mehr davon. Bilder: hier, hier und hier.

KULTURFORUM Kerretta @ Glockenbachwerkstatt München 2014-09-28 www.gerhardemmerkunst.wordpress.com (34)

Mdou Moctar @ Unter Deck, München, 2014-11-18
Weltklasse-Touareg-Blues aus dem Niger – weitere Ausführungen und Bilder hier.

mdou moctar

Crippled Black Phoenix @ Backstage, München, 2014-05-14
Zweieinhalb Stunden Vollbedienung in Sachen britischer Progressive Rock. Das aktuelle Album hat nicht unbedingt überzeugt, konzertant zieht die Band um Justin Greaves mit dem neuen schwedischen Sänger Daniel Änghede nach wie vor alle Register. Immer wieder gern gesehen. Bilder: guckst Du hier.

KULTURFORUM MÜNCHEN Crippled Black Phoenix 19  gerhardemmerkunst.worpress.com

The Felice Brothers @ Strom, München, 2014-11-11
Die gut aufgelegten Brüder rockten das Haus von der ersten Minute an mit ihrem mitreißenden Folk-Rock-/Alternative-Country-Mix, wesentlich traditioneller als beim letzten Konzert im Freiheiz, als sie wegen ihrer dezent eingesetzten elektronischen Experimente von der Journaille zum Teil heftige Kritik einstecken mussten. Fotos: guckste.

the felice brothers

Simone Felice @ Unter Deck, München, 2014-05-07
Auch Felice-Bruder Simone konnte mit kleinem Ensemble (Zweite Gitarre + Cello) wieder restlos überzeugen mit seinen hochmelodischen, teils sehr nachdenklichen Folk-Songs. Inclusive gelungenem Bruce-Cover „Atlantic City“. Weinen möchte man, so schön war’s…. Weitere Konzertfotos hier.

simone felice

The Moonband @ Theatron, München, 2014-08-18
Mit einer exzellenten Mixtur aus Alternative Country, Folk und Bluegrass überzeugten die jungen Münchner beim diesjährigen Sommer-Theatron. Klasse Songwriting, perfekte Beherrschung der Instrumente und ein beseelter Vortrag – Folkie, was willst Du mehr? Weitere Bilder vom Konzert gibt es hier.

the moonband

Owls By Nature @ Sunny Red, München, 2014-10-23
Das Beste vom Springsteen, den Pogues, Gaslight Anthem und Dropkick Murphys, gut geschüttelt und dezent beschleunigt, dann hast Du ungefähr eine Vorstellung der genialen Gute-Laune-Musik des kanadischen Quintetts. Ging ab wie Bolle. Konzertfotos: hier.

KULTURFORUM Owls By Nature @ Sunny Red M 2014-10-23 www.gerhardemmerkunst.wordpress.com (55)

The Rural Alberta Advantage + PS I Love You @ Atomic Café, München, 2014-12-04
Wunderbarer Doppel-Kanadier bei meinem persönlichen Abschied vom Atomic Café (am 1. Januar ist endgültig Schluss), ausführliche Berichte samt Bildern gibt es hier und da.

rural alberta advantage

Rauschangriff @ Südstadt, München, 2014-12-12
Vorbei war’s endgültig mit der „staaden Zeit“ beim Live-Comeback der Münchner Punkrock-Institution Rauschangriff am 12. Dezember in der Südstadt – und das war gut so. Zukünftig gibt’s wieder „Pogopunk im Altenheim“ – das nächste Mal beim Neujahresempfang der „Löwenfans gegen Rechts“ am 5. Januar in der (zugegeben ziemlich g’schissenen) neuen Stadionwirtschaft des Grünwalder Stadions – was soll’s: Punx not dead! Verrotzte Bilder und einen ausführlichen Bericht aus der Südstadt gibt es hier.

rauschangriff

Ken Stringfellow & Hanna Fearns @ Glockenbachwerkstatt, München, 2014-10-15
Wunderbares Folk-Konzert in kleinem Rahmen von Ken Stringfellow (of Posies-/Big-Star-/R.E.M.-Fame) und der Konstanzer Songwriterin Hanna Fearns, sympathische Menschen alle beide und grandiose Musiker obendrein. Bilder dieses intensiven Abends: guckst Du hier.

hanna fearns + ken stringfellow

The Great Crusades @ Orangehouse, München, 2014-05-29
Manchmal muss man sich für das Münchner Konzertpublikum einfach nur schämen: Für ein schmales Geld hat sich eine der versiertesten Rockbands Chicagos den Allerwertesten abgespielt – und dann kommen gerade mal an die vierzig zahlende Gäste. Shame on you, In-Crowd !!! Die Band hat es mit Humor genommen und alle Anwesenden per Handschlag am Ende des Konzerts verabschiedet. In der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, aber ehrlich gesagt: mich könnte München bei der nächsten Tour kreuzweise bei der lausigen Nachfrage… Bilder für alle Daheimgebliebenen: hier.

www.gerhardemmerkunst.wordpress.com  KULTURFORUM GERHARD EMMER the great crusades 22

Liberty String Revival @ Kunstbunker, Kunst in Sendling, München, 2014-10-09
Was für Bluegrass-Feinschmecker! Aus meiner Nachbarschaft! Beherzter Gesang trifft technisch perfektes und beseeltes Handwerk. Dank an Reinhold Rühl, den Mitinitiator von „Kunst in Sendling“, dass er diese tolle Combo für das Eröffnungsprogramm der diesjährigen Ausstellungsreihe ausgewählt hat. In der Regel spielen bei derartigen Veranstaltungen ungenießbare, stinklangweilige Jazz-Blöd-Tröter – allein dafür Dank, dass mir das erspart blieb.
Bilder der Sendlinger Bluegrass-Giganten gibt es hier.

liberty string revival

The Pretty Things @ Backstage, München, 2014-05-25
Hab sie das letze Mal vor 15 Jahren im Vorprogramm von Van Morrison in Nürnberg gesehen, sie waren damals schon alt und sehr gut, inzwischen dürften sie eigentlich längst in Rente gehen – aber sie haben es immer noch drauf. Im Gegensatz zur Walking-Dead-Nummer der Stones leben die Pretty Things nach wie vor den dreckigen, messerscharfen Rhythm and Blues längst vergangener Londoner Beat-Keller-Tage und das machen sie auch im 51. Jahr ihrer Bandgeschichte immer noch verdammt gut. Bilder vom Konzert der lebenden Legenden gibt es hier.

the pretty things

Gerner Zipfeklatscher @ Viehhof Open Air Kino, München, 2014-07-29
Bayerische Wirtshausmusik meets Woodstock. Der Himmel öffnete seine Pforten, es goss in Strömen, und doch haben die Hüter der bayerischen Wirtshausmusik, die Gerner Zipfeklatscher, ein formidables Konzert hingelegt. Ein paar „Sonnen“-Schirme zusammengerückt und ab ging die Luzi. Wer auf richtig gute bayerische Gstanzl, aufgelockert durch folkloristische Bearbeitung von „Teenage Kicks“ und „The Roof Is On Fire“, steht, ist bei den Zipfeklatschern goldrichtig. Von mir bereits des Öfteren konzertant besucht und immer für gut befunden. Bilder dieses verregneten Abends gibt es hier.

KULTURFORUM Gerner Zipfeklatscher www.gerhardemmerkunst.wordpress.com (28)

Elektrik Kezy Mezy @ Theatron, München, 2014-08-19
Das Münchner Trash-Blues-Duo hat an dem Abend den Hanseln von den White Stripes, den Black Keys und von Left Lane Cruiser gezeigt, wo der Hammer hängt. Einpacken, Amis! Bilder vom furiosen Auftritt: checkst Du hier.

elektrik kezy mezy

The Marble Man @ Theatron, München, 2014-08-18
Die Traunsteiner begeisterten an dem Abend das sehr gut besuchte Amphitheater des Theatron mit einem tollen Progressive-Pop-Konzert der Extraklasse. Ich habe sie im Oktober nochmals im Rahmen des DigitalAnalog-Festivals gesehen, auch da haben sie auf der großen Bühne des Carl-Orff-Saals im Gasteig ein sehr versiertes Set hingelegt. Bilder von den beiden Auftritten: hier und hier.

the marble man

The Dad Horse Experience @ Stil-Wirt, Wolnzach, 2014-11-25
Unser liebster Bremer Wanderprediger Dad Horse Ottn hat uns wieder auf’s Erbaulichste die Leviten gelesen, beim Stil-Wirt zu Wolnzach. Ausführliche Messe inklusive Heiligenbilder: hier.

dad horse experience + special guest muskel

The Builders & The Butchers + Turbo Pefecto @ Kranhalle, München, 2014-06-03
Die Brachial-Folker aus Portland, Oregon inklusive phänomenalem Instrumental-Prog-Rock-Ableger Turbo Perfecto als Vorprogramm – ein Rundum-Glücklich-Paket, dass in der Form gerne wieder antanzen darf. Fotos hier und hier.

KULTURFORUM MÜNCHEN The Builders & The Butchers  Live München Kranhalle www.gerhardemmerkunst.wordpress.com

Panda Bear @ Strom, München, 2014-07-21
Noah Benjamin Lennox zelebrierte seine neopsychedelischen Elektro-Experimental-Hymnen auf absolut überzeugende Weise. Generell eher nicht mein Sound, an dem Abend habe ich gerne eine Ausnahme gemacht. Doku in Bildern: hier.

KULTURFORUM Panda Bear @ Strom 2014-07-14 www.gerhardemmerkunst.wordpress.com (22)

Chelsea Wolfe @ Hansa39, München, 2014-07-31
„Specific Brand of Drone-Metal-Art-Folk“ – früher hätte man das halt einfach Postpunk genannt, was die kalifornische Songwriterin in betörender Weise vorträgt, aber der Spezifikation dient die Bezeichnung allemal. Schöner Abend für alle Siouxsie-and-The-Banshees- und Jox-Division-Nostalgiker. Düsteres Bildmaterial: tastest Du Dich hier vor.

KULTURFORUM Chelsea Wolfe @ Hansa39, 2014-07-31 www.gerhardemmerkunst.wordpress.com (15)

Slim Cessna’s Auto Club @ Hansa39, München, 2014-01-26
Anfangs wirkte Jello Biafra’s liebste Alternative-Country-Band ungewohnt lustlos, im weiteren Fortgang des Konzerts brannte die Combo aus Denver, Colorado, dann doch das erwartete Wanderprediger-Southern-Gothic-Live-Feuerwerk ab. An guten Abenden dank der beiden Rampensäue Slim Cessna und Munly Munly eine der besten Live-Bands weit und breit, an dem Abend waren sie immer noch sehr passabel dabei. Beim nächsten Mal wieder volles Programm, würde ich vorschlagen.

Slim Cessna's Auto Club

 

G I V E   T H E    G I F T    O F    M U S I C   ! ! ! !

Soundtrack des Tages (30)

Das Band – Zorniger junger Mann


 
Katie Smokers Wedding Party – Winnie Too


 
Elektrik Kezy Mezy – Live @ Theatron Munich


 
G.Rag & Zelig Implosion – Just Got Back


 
Ramonas – Klärwerk / How To Buy A Ramonas CD At Saturn


 
Rauschangriff – Too Old To Run (Live)


 
Donkeyhonk Company – No Limb To Shake


 
The Moonband – Marta Says (Live)

Reingehört (18) – München Spezial

KULTURFORUM Reingehört München Spezial X www.gerhardemmerkunst.wordpress.com

The Moonband – Atlantis (2014, Rockville Music)
Asche über mein Haupt: als ich die Band erstmals vor etlichen Jahren im Vorprogramm von Willard Grant Conspiracy sah, dachte ich noch naserümpfend „CSN für Arme“, irgendwann liefen sie mir nochmal im Rahmen eines Giant-Sand-Auftritts über den Weg, da war ich mir meines despektierlichen Urteils bereits nicht mehr so sicher und spätestens seit dem Theatron-Auftritt in diesem Jahr kann ich nicht mehr anders, als diese Band über den Schellenkönig loben. Vom Saulus zum Paulus, so kann’s gehen… Alle Achtung, da haben sich talentierte junge Menschen musikalisch prächtig entwickelt. Sowohl Live-Darbietung als auch die neue CD „Atlantis“ brauchen den Vergleich mit bekannten Alternative-Country- und Acoustic-Folk-Größen nicht zu scheuen. Die neue Platte besticht durch einen tollen Mix an einfühlsamem Alternative-Country- und Folk-Songwriting, flottem Roots-Rock („Joe Stack“ !!!), äußerst gelungenen Bluegrass-Beimischungen und einem glasklaren Sound. Das Jahr neigt sich ganz langsam dem Ende entgegen, insofern hänge ich mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich die Scheibe schon mal für die vorderen Plätze meiner persönlichen Jahrescharts einplane.
(*****)

Nasmyth – 2012 / EP (2014, Eigenvertrieb)
Münchens Newcomer in Sachen instrumentaler Postrock/Postmetal. 6 fulminante Stücke, die Freunde von Caspian oder Russian Circles beglücken dürften. Live eine dicke Empfehlung, das Konzert vor kurzem in der Glockenbachwerkstatt hat keine Wünsche offen gelassen.
(**** ½)

Waves – Lights & Colors (2012, Eigenvertrieb)
Nochmal instrumentaler Postrock aus München, hiermit dürften sich geneigte Mogwai- und Explosions-In-The-Sky-Hörer rundum wohl fühlen. Haben mich erstmals letztes Jahr im Vorprogramm von Russian Circles aufhorchen lassen und haben vor kurzem in der Glockenbachwerkstatt den exzellenten ersten Eindruck mehr als bestätigt.
(**** ½)

Das Band – Zorniger junger Mann / Single (2012, Little Teddy Recordings)
Mein Song des Jahres 2013. Zaubert jedem Griesgrämigen ein Grinsen ins Gesicht. Auf der B-Seite gibt’s flotten Trash-Punkrock. Live wusste das Trio im vergangenen Dezember im Vorprogramm der Thermals mit deutschem Indie-Gitarrenrock zu überzeugen, stilistisch ist die Combo irgendwo zwischen rotzigen Ton Steine Scherben und frühen Fehlfarben zu verorten.
(******)

V.A. – Minga Calling – A Munich Pop Underground Compilation / Single (2012, Little Teddy Recordings)
Mit den Combos Das Band (siehe oben), Katie Smokers Wedding Party (mit einer charmanten Lo-Fi-Popnummer im Stil Young Marble Giants/Television Personalities) und Productionerror (Deutschpunk im Geiste der Aufbruchjahre).
(****)

Elektrik Kezy Mezy – Simple Pleasures (2013, Flowerstreet Records)
Holen Dich an der Stelle ab, an der sich Jack und Meg White das letzte Mal geküsst haben, die Black Keys nicht mehr weiterwissen und Fredrick Joe Evans IV von Left Lane Cruiser besoffen vom Stuhl fällt und zeigen Dir, wie Trash Blues funktioniert. Laute, enthusiastische, verzerrte Gitarren, treibendes Getrommel, 2 Mann, mehr braucht’s nicht, live kaum zu toppen. Inklusive gelungenem Spandau-Ballet-Cover „Gold“.
(*****)

Ramonas – Isar-Punk (2012, Rough Trade)
Ramonas – Isarlive (2014, Rough Trade)
Der “Do-bin-i-dahoam”-Landi und seine Rabauken pflegen den Ramones-Punk der frühen Tage (was Wunder bei dem Namen) und treiben das ganze textlich ins Lustig-Bayerische. Aus „Rockaway Beach“ wird der „Feringasee“, aber Unterföhring ist halt nicht Brooklyn. Punk, wie er in den ursprünglichen Tagen mal war: rotzfrech, flott, tanzbar, manchmal ordinär und ausfallend, mit riesigem Spaßfaktor – Back to the Roots!
(****)

Rauschangriff & Michael Biggs – Free Ronnie Biggs / Single (2004, VPS Records)
Bei Trikont gibt es noch 30 Exemplare, allein schon deswegen soll diese schon etwas ältere Benefiz-Single in dieser Rubrik Erwähnung finden. Der Sohn von Ronnie Biggs hat zusammen mit den Münchner Alt-Punks Rauschangriff seinerzeit fünf Nummern über den weltberühmten Posträuber und Teilzeit-Sex-Pistol aufgenommen, um seine Freilassungskampagne zu unterstützen. Inklusive „Trainrobber“, einer Adaption des Clash-Klassikers „Bankrobber“. Die Benefiz-Nummer hat sich inzwischen leider erledigt, der gute Ronnie ist letztes Jahr im Alter von 84 Jahren in die ewigen Jagdgründe eingegangen.
(**** ½)

The Almost Boheme – Loss – man, woman, men & women (2013, Der Präsident Geht Fremd)
Wurde in diesem Blog ja schon mal erwähnt, exzellenter Songwriter-Pop, cooler, reduzierter Vortrag. Grummeliger Herrensprechgesang trifft angenehmen Damenbackgroundgesang. Unter anderem wird über die Punk-Rockerin Sheena in einer extrem entschleunigten Version erzählt, man kennt die Geschichte irgendwoher ;-)) Für die relaxten Stunden. Ich leg noch einen halben Stern drauf.
(**** 1/2)

4Shades / G.Rag & Zelig Implosion – Split EP (2014, Gutfeeling Records)
Jeweils 4 Stücke der beiden Münchner Combos, die vor kurzem konzertant bei ihren Theatron-Auftritten rundum überzeugen konnten.
4Shades glänzen mit gitarrenlastigem Songwriter-Pop/-Rock, der die Velvet-Underground-Einflüsse nicht verleugnet und mitunter an die frühen Go-Betweens oder an psychedelische Belle & Sebastian erinnert.
G.Rag & Zelig Implosion nennen ihre Musik No Wave, mich läßt dieser mäandernde, gitarrenlastige Sound an den stoischen Bluesrock der Jon Spencer Blues Explosion denken, was ja weiß Gott nicht die schlechteste Referenz ist.
(**** ½)

Donkeyhonk Company – Long Way Home (2012, Reverbnation)
Streng genommen nicht aus München, aber die Hallertau ist in unserer globalisierten Welt ja praktisch umme Ecke. Ein zeitloses, rohes Banjo-Blues-Folk-Honkytonk-Meisterwerk, hätte so auch in den 30er Jahren aus den Sümpfen Louisianas kommen können. Mit großem Sinn für Dramatik zelebriert Sänger Lametto seinen Tom-Waits-ähnlichen Gesang (muss man auch erst mal hinkriegen, ohne dass es peinlich wirkt), Freunde von eben jenem oder von Seasick Steve und dem kanadischen Agnostic Mountain Gospel Choir (da hab ich die mal im Vorprogramm entdeckt) dürften mit der Scheibe ihre helle Freude haben.
(*****)