Hat bereits im Alter von 12 Jahren Gedichte und Songs geschrieben, hat seit Ende 2014 schon Etliches an Auftritten gespielt, zuhauf auf Festivals in München und Umland und auch im Vorprogramm wie etwa beim Keston Cobblers Club oder bei der renommierten ortsansässigen Songwriter-Formation Triska, die Münchner Song-Poetin Ella Josaline ist mit ihren immer noch jungen 17 Lenzen bereits auf ein paar Brettern, die die Welt bedeuten, herumgekommen, und am vergangenen Donnerstag konnte sie eine weitere Kerbe in ihre Wandergitarre einritzen, da eröffnete sie den Abend für Miss Kenichi mit ihrem stimmungsvollem Akustik-Folk, der irgendwo zwischen der amerikanischen und der britischen Spielart des Genres einzuordnen ist. Wenn’s hinsichtlich Songtexten in heimatlich-deutsche Gefilde geht, steige ich bei der Musike regelmäßig aus, da geht es mir mit anderen Künstlern aus dem Bereich ähnlich, aber ansonsten waren da schon ein paar Perlen dabei, die das Münchner Mädel aus dem Hut zauberte, vor allem dank ihrer ausdrucksstarken Stimme muss mit der hübschen Ella in Zukunft weiter fest gerechnet werden. Im November 2015 hat sie im Übrigen ihren ersten 5-Songs-Tonträger ‚freEP‘ beim hiesigen redwinetunes-Label veröffentlicht. Auch schön.
(*** ½ – ****)
Im Hauptteil der gut besuchten Glockenbachwerkstatt-Veranstaltung wurde es dann um einiges vielschichtiger und komplexer im Sound, die Wahl-Berlinerin Katrin Hahner aka Miss Kenichi und ihre beiden MitmusikerInnen an E-Cello, Slide-, National-Steel-, E-Gitarre und elektronischem Beiwerk entfachten ein betörendes Klangbild, das in der Presse gemeinhin unter dem Label Americana eingereiht wird, der düster-/leidenschaftlich-verhuschte Gesang, die vielzitierten dunkle Wälder und sonnentrockene Wüsten assoziierenden Soundlandschaften und die dezenten, Semi-Blues-artig angeschlagenen Akkorde auf der Halbresonanzgitarre lassen eintauchen in eine wunderbare Klangwelt, deren Schönheit filigran-geisterhaft schimmert, aber nie blendet und immer das Verstörend-abgründige hinter der nächsten Abzweigung vermuten lässt. Die akustische Ausnahme-Aufführung, die sich inhaltlich aus Träumen, Erwartungen und Lebensweisheiten der tiefgründigen Geschichtenerzählerin Katrin Hahner speist, bietet soviel mehr an hypnotischen Arrangements, Chanson-, Songwriter-, Desert-Blues- und Kammerpop-Einflüssen, als dass eine eindeutige Kategorisierung möglich wäre für diese rauschhafte, konzertante Erfahrung, die sich mit den großen Momenten der vermuteten Geistes-Schwestern Polly Jean Harvey und Cat Power messen darf.
Unbedingt erwähnenswert auch der A-Capella-Rausschmeißer in Form eines solo vorgetragenen, Schamanen-haften Blues, das hatte ganz große Klasse, lange nicht mehr ist man abschließend so vollumfänglich beglückt in den Abend entlassen worden, und mit der Anmoderation zu „Bobby Bacala“ über die guten Menschen, die immer eine Spur zu leise sprechen, die gegen das Böse ankämpfen und am Ende doch von den Umständen und den schlimmen Fingern auf die dunkle Seite gezogen werden, gab Miss Kenichi hinsichtlich der Southern-Gothic-Schriftstellerin Flannery O’Connor, die eben diese Thematik gebührend in ihren Erzählungen würdigt, einen gewichtigen Literatur-Tipp mit auf den Weg, „Die Gewalt tun“ wollte ich eh schon lange mal wieder lesen.
Wie meinte Katrin Hahner in ihrer Danksagung an das Publikum so herzergreifend: „Euer Besuch bedeutet mir viel“ – uns hat ihr Auftritt auch viel bedeutet, keine Frage, uns auch…
(***** – ***** ½)
Neben weiteren Terminen wird Miss Kenichi demnächst erneut in München auftreten, zusammen mit ihrem Partner, dem Tindersticks-Schlagzeuger Earl Harvin, mit dem sie 2014 ihr Album ‚The Trail‘ einspielte, am 11. März in den Kammerspielen, im Vorprogramm zu, genau, dem Konzert der Tindersticks.