So einfach kann die Welt sein:
Joe Pyne: „I guess your long hair makes you a woman?“
Frank Zappa: „So I guess your wooden leg makes you a table?“
(The Joe Pyne Show)
Joe Pyne: „I guess your long hair makes you a woman?“
Frank Zappa: „So I guess your wooden leg makes you a table?“
(The Joe Pyne Show)
„Dieses ganze geheimnisvolle Getue um diesen total abgefahrenen Kerl und all dieser Charles-Bukowski-Mist. Niemand war wirklich so. Im Grunde genommen war er ein Lehrersohn aus der Mittelklasse von San Diego. Und was er da vorführte, war seine Vorstellung davon, wie abgefahren arme Leute waren.“
(Robert Marchese)
Eine Kultfigur, die sich von der Öffentlichkeit abschottet, ist schwer greifbar, siehe Extrembeispiel J. D. Salinger, derart vollumfänglich radikal wie einst der „Fänger im Roggen“-Autor entzieht sich Ausnahmemusiker Tom Waits den Medien zwar nicht, die Adresse seiner Heimstatt ist für Außenstehende indes streng geheim, für den Autor der vorliegenden Biografie waren weder er noch sein näheres Umfeld für Gespräche und Hilfestellung bereit, somit also kein leichtes und risikofreies Unterfangen, den kalifornischen Barden, Songwriter und Schauspieler Waits zu porträtieren, der englische Musikkritiker Barney Hoskyns ist das Wagnis eingegangen und hat trotz der widrigen Umstände im Rahmen der Recherche durchaus Passables zu Papier gebracht.
Tom Waits kommt 1949 in Pamona im Los Angeles County als Kind eines Schullehrer-Ehepaars zur Welt, der Vater Jesse Frank Waits verlässt 1960 die Familie, dem Musiker bleibt in späteren Jahren vor allem die Alkoholsucht des Altvorderen als familiäres Erbe, erst im mittleren Alter wird er seine eigenen Probleme als regelmäßiger Trinker in den Griff bekommen. Geschichten aus dem persönlichen Umfeld und die speziellen Marotten der Verwandtschaft finden mehrfach thematisch in späteren Songtexten Eingang.
„Da ich ohne Vater aufwuchs, war ich ständig auf der Suche nach einer Vaterfigur. Diese Typen wurden so etwas wie Vaterfiguren für mich. Kerouacs „On the Road“ zu lesen, bereicherte meinen Alltag um ein aufregendes Quäntchen Mythologie und führte dazu, dass ich mich, angetrieben von Forscherdrang und voll Neugierde auf die Details des Lebens, selbst on the road begab.“
(Tom Waits)
Waits heuert im Alter von 21 Jahren beim Zappa-Manager Herb Cohen an, der bringt ihn 1972 beim Asylum-Label unter, der Plattenfirma von Bands und Musikern wie den Eagles oder Jackson Browne, deren Musik wie auch deren Lebensstil Waits völlig fremd sind. Der amerikanische Westcoast-Sound ist sein Ding nicht, eine bekannte Folk-Formation verspottete er als „Crosby Steals The Cash“, über die Cover-Version von „Ol‘ 55“ der Eagles, die ihm immerhin ordentlich Tantiemen in die Kasse spülte, rümpfte er verächtlich die Nase.
Für landesweite Konzertreisen schickt Cohen seinen Schützling zur Promotion als Eröffnungsnummer auf Tour mit Frank Zappa und den Mothers, Waits geht beim feindseeligen, extrem kritischen Zappa-Publikum durch eine harte Schule und stellt aufgrund der negativen und ablehnend Resonanz, die er aus diesem Lager erfährt, erstmals die Sinnfrage hinsichtlich seines künstlerischen Schaffens.
Autor Hoskyns widmet sich in seiner Waits-Biografie ausführlich den ersten Engagements des Sängers im Troubadour Nightclub in West Hollywood Anfang der Siebziger, den musikalischen wie literarischen Einflüssen, Dylan, Monk, Louis Armstrong, Dr. John, Howlin‘ Wolf auf der einen, explizit die Beat-Autoren Kerouac und Ginsberg plus Suff-Poet Bukowski auf der anderen Seite, bei letzterem stößt die Musik Waits‘ auf wenig Gegenliebe, erst kurz vor seinem Ableben wird der Underground-Schreiber mildere Worte für den geistesverwandten Songwriter finden. Seine Freundschaft zum Musiker-Kollegen Chuck E. Weiss und seine Affäre mit der Sängerin Rickie Lee Jones werden ausführlichst thematisiert, wie sein Abhängen im vermüllten Zimmer des Tropicana Motel, das er jederzeit der von ihm verachteten Laurel-Canyon-Szene um Joni Mitchell und David Crosby vorzog.
„Natürlich war sein Gehabe aufgesetzt, und natürlich rieb man sich daran und dachte: ‚Okay, dass er in Wahrheit kein Jazzbo-Beatnik aus den Fünfzigern ist, weiß jeder‘. Aber was er tat, hatte einfach Qualität.“
(Tom Nolan)
Hinsichtlich Plattenaufnahmen gelingt Waits mit einer feinen Bar-Jazz- und Folk-Balladen-Sammlung ein mehr als passabler Einstieg in die Musikindustrie, ergreifende Nummern wie das bereits erwähnte „Ol‘ 55“, „I Hope That I Don’t Fall in Love with You“, „Ice Cram Man“ und „Rosie“ tragen auf „Closing Time“ (1973, Asylum) zu einem exzellenten Debüt-Album bei, auf den folgenden Longplayern wird sich der Waits-Stil bis Anfang der Achtziger weg vom Folk, hin zum Piano-Jazz und Bar-Blues entwickeln, in den Texten thematisch permanent in einer Verbindung aus Tragik und Romantik zugange. Ab den späten Siebzigern ist Waits – oft nur in Nebenrollen – als Schauspieler in Kinofilmen zu sehen, diverse Male in Produktionen von Francis Ford Coppola, herausragend in seiner Karriere als Mime sind die Hauptrolle in Jim Jarmuschs Low-Budget-Klassiker „Down By Law“ aus dem Jahr 1986 an der Seite von Avantgarde-Jazz-Musiker John Lurie und dem italienischen Schauspieler Roberto Benigni und sein Auftritt in Robert Altmans Episoden-Film-Meisterwerk „Short Cuts“ im Jahr 1992.
Seine frisch angetraute Frau Kathleen Brennan bringt ihm Anfang der Achtziger die musikalische Welt des Blues-Avantgardisten und Zappa-Spezis Don Van Vliet aka Captain Beefheart näher, unter dem Einfluss der Arbeiten des unkonventionellen Experimental-Rock-Musikers und weiterer Outsider-Komponisten wie dem kalifornischen Musik-Theoretiker Harry Patch entwickelt Waits die Songs für sein Album „Swordfishtrombones“ und gibt damit gleichzeitig die stilistische Marschrichtung vor für weitere, folgende Ausnahme-Alben wie „Rain Dogs“, „Bone Machine“ oder seine musikalischen Kollaborationen mit dem experimentellen Theatermacher Robert Wilson. Elektra-/Asylum-Chef Joe Smith ist entsetzt vom neuen Material, es kommt 1982 zum endgültigen Bruch mit seinem angestammten Plattenlabel, das Werk erscheint auf dem Island-Label von Chris Blackwell, die Welt lernt den experimentierfreudigen Kunstmusiker Waits kennen, wie er ab diesem Zeitpunkt bis zum heutigen Tag in den Feuilletons dieser Welt abgefeiert wird, passe ist der von Thelonious Monk, Dr. John, Randy Newman und Charles Bukowski beeinflusste Bar-Blues und Jazz früherer Tage. Waits‘ weitere Alben sind geprägt vom Tüfteln auf kaputten Instrumenten, Kurt-Weill-Anlehnungen, exotischer Marimba-Rhythmik, New-Orleans-Beerdigungskapellen-Gebläse, schrägem Folk, Swamp-Blues und dem Avantgarde-Gitarrenspiel seines zukünftigen, langjährigen Kollaborateurs Marc Ribot.
Barney Hoskyns hat von Seiten Waits/Brennan beim Verfassen seiner Biografie keinerlei Unterstützung in Form von Interviews, beantworteten Briefen oder telefonischen Gesprächen bekommen, darüber hinaus hat das Paar offensichtlich nichts unversucht gelassen, um den eigenen Inner Circle von einer Zusammenarbeit mit dem Autor abzuhalten, der im Anhang veröffentlichte Mail-Verkehr, unter anderem mit dem Management von Stones-Gitarrist Keith Richards und mit Rickie Lee Jones, dokumentiert das hinlänglich.
Hoskyns stützt sich in seiner Recherche auf wenige, Jahrzehnte-alte Interviews, die er in seiner Eigenschaft als Musikjournalist in der Vergangenheit mit dem Star führen durfte, und auf Erinnerungen von Zeitgenossen, denen das Wohlwollen des Musikers egal war oder die längst keinen Kontakt mehr zu Waits hatten.
Unter diesen Umständen ist die Arbeit von Hoskyns grundsätzlich zu loben, auch wenn der Leser aufgrund fehlender Informationen aus erster Hand die unterhaltsamen Anekdoten aus dem Leben des großen Musikers oft vergeblich sucht. Der Autor lässt seine eigenen Interpretationen und Eindrücke zur Waits-Musik und -Vita Revue passieren, dass ist nichts Verwerfliches, der deutsche Autor Christoph Geisselhart hat es mit diesem Ansatz zu einer dreibändigen, lesenswerten, 1.400-seitigen Dokumentation über die britische Rock-Institution The Who gebracht, auch im Fall von Hoskyns und Waits funktioniert diese Herangehensweise leidlich, zumal sie gespickt ist mit latent zur Ironie neigenden Spitzen des Autors in Richtung seines Helden, die jedoch nie sein Fan-Dasein verleugnen und die grundlegende Zuneigung zum verehrten Musiker erkennen lassen.
Die ausführliche Besprechung und Interpretation der kompletten Songs jeder einzelnen Waits-Veröffentlichung zelebriert der Autor bis zum Exzess, so genau mag man’s als Hörer oder Leser dann oft doch nicht wissen, und den Begriff der „Pastiche“, den Hoskyns bei seiner vergleichenden Beschreibung von einzelnen Waits-Songs weit über Gebühr bemüht, den mag man als Leser irgendwann auch nicht mehr durchgehen lassen, ohne aufkommende Verärgerung über diese auf Dauer unoriginelle Form der Referenz zu verspüren.
Anyway, ein willkommener Anlass, um den ein oder anderen Tonträger des Sängers mit der ruinierten Stimme aus dem Plattenschrank zu ziehen und abzutauchen in die wundersam-wirre Welt einer alkoholgetränkten, versponnenen Parallelwelt-Romantik ist die Lektüre des Hoskyns-Werks allemal.
Bezeichnend ist die Geschichte zum Schlusskapitel des Buchs: Barney Hoskyns wartet im verregneten schottischen Sommer 2008 nach einem Waits-Konzert im Edinburgher Playhouse am Tourbus auf seinen Star, um persönlich endlich ein paar Worte mit ihm zu wechseln, Waits indes sitzt bereits im Bus, ist dem Fan wieder einmal enteilt und bleibt für ihn weiter unerreichbar, eine bezeichnende Metapher für die Arbeitsgrundlage zu dieser Biografie.
„Wenn Sie heute wirklich etwas suchen müssen, dann den Ausweg.“
(Tom Waits)
Der Brite Barney Hoskyns ist Musikjournalist und Redakteur des Online-Musikarchivs Rock’s Backpages. Seine Artikel erschienen unter anderem in Fachpostillen wie Melody Maker, New Musical Express und Rolling Stone. In den neunziger Jahren war er US-Editor des renommierten Mojo Magazine. Hoskyns ist der Autor mehrerer Bücher über Themen wie Glamrock, die Laurel-Canyon-Szene, Haight-Ashbury und die englischen Hardrock-Pioniere Led Zeppelin. Barney Hoskyns und seine Familie leben in London, mit dem Ultravox-Musiker Midge Ure ist er verschwägert.
Tom Waits veröffentlicht sporadisch weiterhin Alben, zuletzt im Jahr 2011 den sehr hörenswerten Experimental-Blues-Longplayer „Bad As Me“ beim kalifornischen Indie-Label ANTI-. Etliche Mainstream-Artisten wie Rod Stewart und Bruce Springsteen haben in der Vergangenheit Coverversionen seiner Songs interpretiert und somit, durch die Verkaufszahlen bedingt, einen nicht unerheblichen Anteil an der Vermögensbildung des Kultmusikers.
Zum Wiegenfest meines treuen Konzert-Begleiters. Carolina Hardcore Ecstacy…
„That’s fantastic that you’re passionate about cardboard and listening to music on multi colored plastic
You’re a collector of rare vinyl, a total fanatic, that’s completely absolutely hip, motherfucking fantastic
But I’m more concerned with how I feel“
(Jesu/Sun Kil Moon, Good Morning My Love)
Tonträger-Ranking 2016. Eine rein subjektive Zusammenstellung, die keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt und selbstredend viele Lücken aufweist, man kann bei weitem nicht alles hören und gebührend würdigen, was von Interesse wäre.
Weg von der klassischen Songstruktur, hin zu instrumentalen Klang-Epen, so die individuelle Hörer-Tendenz im dahinscheidenden Jahr. Viele alte Helden haben sich reihenweise mit im besten Fall uninspirierter Durchschnittsware in die Belanglosigkeit verabschiedet, eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen war Leonard Cohen mit seinem finalen „You Want It Darker“-Werk, aber der hat sich dann leider postwendend nach Veröffentlichung endgültig ganz woanders hin verabschiedet.
Kulturforum-Top-100 2016, ein paar Scheiben auch noch aus 2015, aufgeteilt in die Sparten Reguläre, Sampler, Bergungskommando, here we go:
Die Regulären:
(01) William Tyler – Modern Country (2016, Merge)
Instrumentaler Country und Ambient-Folk vom Lambchop-Saiten-Meister. Da stand 2016 nix drüber.
(02) Pelican – Live At Dunk!Fest 2016 (2016, Dunk!Records)
Postmetal-Hochamt, live mitgeschnitten beim belgischen Dunk!-Festival. Und dann durfte man die geballte Wucht auch noch selber vor Ort erleben…
(03) Sun Kil Moon & Jesu – Sun Kil Moon/Jesu (2016, Rough Trade)
Indie-Folk trifft Drone-/Postmetal. Mark Kozelek und Justin Broadrick, die fruchtbarste Kooperation des Jahres.
(04) Wrekmeister Harmonies – Light Falls (2016, Thrill Jockey)
JR Robertson macht jedes Jahr ein paar Plätze gut mit seinem Drone-Metal-Ambient-Projekt. Auch heuer wie in den Jahren zuvor: Begeisterung pur.
(05) Mono – Requiem For Hell (2016, Pelagic Records)
Die japanischen Postrock-Götter waren auch 2016 auf Tonträger wie konzertant wieder eine Klasse für sich.
(06) Hochzeitskapelle – The World Is Full Of Songs (2016, Gutfeeling Records)
Daheim ist es oft am Schönsten… Weltklasse-Worldbeat, direkt vor der Haustür.
(07) Swans – The Glowing Man (2016, Young God/Mute)
Der Mono-Spruch (siehe oben) zieht auch bei Michael Gira & Co.
(08) Lambchop – FLOTUS (2016, City Slang / Merge)
Der Wagner Kurtl und seine Mischpoke mixen den Country-Soul mit spannender Electronica, und das machen sie richtig gut.
(09) Russian Circles – Guidance (2016, Sargent House)
Das Postmetal-Trio aus Chicago bleibt eine verlässliche Größe des Genres und liefert mit „Guidance“ eine ihrer bis dato besten Arbeiten ab.
(10) Lou Rhodes – theyesandeye (2016, Nude Records)
Die Lamb-Lady mit sensationell guten Ambient-Electronic-Folk-Solo-Aufnahmen.
(11) Rhyton – Navigating By Starlight (2016, Mie)
Grateful-Dead-Dark-Star-Gedächtnis-Psychedelic.
(12) Richmond Fontaine – You Can’t Go Back If There’s Nothing To Go Back To (2016, Decor)
Unaufgeregtes, grundsolides Alternative-Country-Songwriter-Kleinod.
(13) Moon Bros. – These Stars (2016, Western Vinyl)
Traurig-schöne Americana-LoFi-Ergriffenheit.
(14) Syndrome – Forever And A Day (2016, Consouling Sounds)
Der Belgier Mathieu Vandekerckhove mit bezwingendem Gitarren-Instrumental-Drone.
(15) Myrkur – Mausoleum (2016, Relapse Records)
Das Black-Metal-Werk „M“ der Dänin Amalie Bruun als Vokal-Aufführung, ohne Black Metal.
(16) Meredith Monk – On Behalf Of Nature (2016, ECM New Series)
Die New Yorker Avantgarde-Großmeisterin mit einem Konzeptwerk über Kunst und Ökologie.
(17) Wire – Nocturnal Koreans (2016, swim ~)
Der intelligente Londoner Post-Punk, seit Jahrzehnten frisch wie eh und je.
(18) The Third Sound – Gospels Of Degeneration (2016, Fuzz Club)
Feine Düster-Psychedelic und finsterer Großstadt-Blues.
(19) Pictures From Nadira – Nadira (2016, Bandcamp)
Exzellentes Instrumental-Postrock-Debüt aus München.
(20) Driftmachine – Colliding Contours (2016, Umor Rex)
Electro-Drone-Trance mit erhöhtem Suchtpotenzial aus Berlin.
(21) Steve Gunn – Eyes On The Lines (2016, Matador)
(22) Tom Brosseau – North Dakota Impressions (2016, Crossbill Records)
(23) Jóhann Jóhannsson – Orphée (2016, Deutsche Grammophon)
(24) Nick Cave & The Bad Seeds – Skeleton Tree (2016, Bad Seed Ltd)
(25) Leonard Cohen – You Want It Darker (2016, Columbia)
(26) Wovenhand – Star Treatment (2016, Glitterhouse / Sargent House)
(27) Heron Oblivion – Heron Oblivion (2016, Sub Pop)
(28) 20 Watt Tombstone & Left Lane Cruiser – Death Blues vs The Dirty Spliff EP (2016, 20 Watt Tombstone / Left Lane Cruiser)
(29) Those Poor Bastards – Sing It Ugly (2016, Tribulation Recording Company)
(30) Verein Freude – Schnappschuss EP (2016, Bandcamp)
(31) Antun Opic – Shovel My Coal EP (2015, Antuned / Traaxx Music)
(32) Thee Oh Sees – A Weird Exits (2016, Castle Face)
(33) Black Bombaim & Peter Brötzmann – Black Bombaim & Peter Brötzmann (2016, Shhpuma Records)
(34) Donkeyhonk Company – Honkrock EP (2016, Eigenvertrieb)
(35) The Dad Horse Experience – Eating Meatballs On A Blood-Stained Mattress In A Huggy Bear Motel (2016, Sacred Flu)
(36) Sarah Mary Chadwick – Roses Always Die (2016, Rice Is Nice)
(37) Dinosaur Jr. – Give a Glimpse Of What Yer Not (2016, Jagjaguwar)
(38) Ebbot Lundberg & The Indigo Children – For The Ages To Come (2016, Akashic Records)
(39) Medicine Boy – Kinda Like Electricity (2016, Medicine Boy / Roastin‘ Records / Permanent Record)
(40) Teho Teardo & Blixa Bargeld – Nerissimo (2016, Specula Records / Rough Trade)
(41) Degaruda – Monstrous Victorious (2016, Degaruda Music)
(42) Buzz Rodeo – Sports (2016, Fidel Bastro / Broken Silence)
(43) Dungen – Häxan (2016, Smalltown Supersound)
(44) Right Hand Left Hand – Right Hand Left Hand (2016, Jealous Lovers Club)
(45) Trembling Bells & Bonnie ‘Prince’ Billy – The Bonnie Bells Of Oxford (2016, Tin Angel Records)
(46) The Bones Of J.R. Jones – Spirit’s Furnace (2016, Tone Tree Music)
(47) The Notwist – Superheroes, Ghostvillains + Stuff (2016, Alien Transistor)
(48) United Bible Studies – The Ale’s What Cures Ye (2015, Mie)
(49) polemica – Keep Your Laws Off My Mind (2016, Polemica/Bandcamp)
(50) Adam Torres – Pearls To Swine (2016, Fat Possum Records)
(51) Luther Dickinson – Blues & Ballads, A Folksinger’s Songbook: Volumes I & II (2016, Pias UK / New West Records)
(52) Guided By Voices – Please Be Honest (2016, Guided By Voices / Fire Records)
(53) Puts Marie – Masoch I-II (2015, Two Gentlemen / Rough Trade)
(54) Spain – Carolina (2016, Glitterhouse Records)
(55) Conor Oberst – Ruminations (2016, Nonesuch)
(56) Unknown Connection Failure – Ships Will Sink EP (2015, Unknown Connection Failure)
(57) Mike & The Melvins – Three Men And A Baby (2016, Sub Pop)
(58) Melvins – Basses Loaded (2016, Pias / Rough Trade)
(59) Philip Bradatsch – When I’m Cruel (2015, Off Label Records)
(60) Æthenor – Hazel (2016, VHF)
(61) Emma Ruth Rundle – Marked For Death (2016, Sargent House)
(62) Oneida & Rhys Chatham – What’s Your Sign? (2016, Northern Spy Records)
(63) Van Der Graaf Generator – Do Not Disturb (2016, Esoteric Antenna)
(64) Griswold – Glue EP (2015, Hometown Music / Bandcamp)
(65) Mercy – Mercy EP (2016, Bandcamp / Mercy)
(66) Chuck Johnson – Velvet Arc (2016, Trouble In Mind Records)
(67) Kal Marks – Life Is Alright, Everybody Dies (2016, Run For Cover / Exploding in Sound Records)
(68) The Men – Devil Music (2016, We Are The Men Records)
(69) Ironing Board Sam – Super Spirit (2015, Big Legal Mess / Rough Trade)
(70) Waco Brothers – Going Down In History (2016, Bloodshot / Rough Trade)
(71) Tedeschi Trucks Band – Let Me Get By (2016, Concord / Universal)
(72) Witching Waves – Crystal Cafe (2016, Soft Power Records)
(73) The Dead Tongues – Montana (2016, 601610 Records DK2)
(74) The Lavender Flu – Heavy Air (2016, Meds)
(75) The Burning Hell – Public Library (2016, BB*ISLAND)
(76) Antonymes – (For Now We See) Through A Glass Dimly (2016, Hidden Shoal)
(77) Mogwai – Atomic (2016, PIAS UK / Rough Trade)
(78) John Duncan – Bitter Earth (2016, Ideal)
(79) Esben And The Witch – Older Terrors (2016, Season Of Mist)
(80) Stein Urheim – Strandebarm (2016, Hubro)
(81) Vatican Shadow – Media In The Service Of Terror (2016, Hospital Productions)
(82) Iggy Pop, Tarwater & Alva Noto – Leaves Of Grass EP (2016, Morr / Indigo)
(83) Bitchin Bajas & Bonnie “Prince” Billy – Epic Jammers and Fortunate Little Ditties (2016, Drag City)
(84) Big Business – Command Your Weather (2016, Joyful Noise)
(85) Kid Congo & The Pink Monkey Birds – La Araña Es La Vida (2016, In The Red)
(86) Hugo Race Fatalists – 24 Hours To Nowhere (2016, Glitterhouse)
(87) Ruxpin – We Become Ravens (2016, n5MD)
(88) Lori McKenna – The Bird & The Rifle (2016, CN Records)
(89) Seth Lakeman – Ballads Of The Broken Few (2016, Cooking Vinyl)
(90) John Doe – The Westerner (2016, Cool Rock Records / Alive)
Die Sammlungen:
(01) V.A. – Day Of The Dead (2016, 4AD)
(02) V.A. – Rough Guide To Gospel Blues (2016, Harmonia Mundi)
(03) V.A. – Joy Of Living: A Tribute To Ewan MacColl (2015, Cooking Vinyl)
(04) V.A. – God Don’t Never Change: The Songs Of Blind Willie Johnson (2016, Alligator / in-akustik)
(05) V. A. – Studio One Showcase: The Sound Of Studio One In The 1970s (2016, Soul Jazz)
Die gehobenen Schätze:
(01) Tangerine Dream – The Official Bootleg Series Volume One: Reims Cathedral December 1974 & Mozarthalle, Mannheim October 1976 (2015, Reactive)
(02) Muddy Waters – Hoochie Coochie Man: Live At The Rising Sun Celebrity Jazz Club (2016, Justin Time Records)
(03) Frank Zappa – The Crux Of The Biscuit (2016, Zappa Records)
(04) Roscoe Holcomb – San Diego State Folk Festival 1972 (2015, Tompkins Square)
(05) Bunny Wailer – Solomonic Singles 1: Tread Along 1969-1976 (2016, Dub Store Records)
Das war’s für 2016. Kein schlechtes Musikjahr. Der schmutzige Rest in der realen Welt: Für die Zukunft viel Luft nach oben, keine Frage. Gerhard Polt würde sagen: „Wir stehen vor schwierigen Herausforderungen, die sehr schwierig sind.“
Kommt gut rüber ins neue Jahr, ich wünsche Euch für 2017 nur das Beste, bleibt auf Sendung, habt Glück und bleibt vor allem gesund. Danke an alle, die hier mitgelesen haben, danke für die Rückmeldungen, Anmerkungen, Kritik und Ergänzungen in den Kommentaren. Highly appreciated. Und jetzt hoch die Tassen…
Frank Zappa – The Crux Of The Biscuit (2016, Zappa Records)
Archiv-Ausgrabungen, „Alternate Version“-Zweitverwertung oder ganz einfach Leichenfledderei auf hohem Niveau: was beim „King Of Rock ’n‘ Roll“ und im ganz großen Stil bei der Cosmic-American-Music-Institution The Grateful Dead läuft, funktioniert ab und an auch beim Bürgerschreck der amerikanischen Rockmusik.
Im Herbst 1973 feierte Frank Zappa mit dem Album „Over-Nite Sensation“ Erfolge, bereits ein halbes Jahr später schob er das bei den selben Aufnahmesessions entstandene Prog-/Jazz-Rock-Meisterwerk „Apostrophe (´)“ (1974, beide DiscReet Records) nach, dessen ausgefeilte Musik durch den dumpfbackigen Humor der Texte oft in den Hintergrund gedrängt wurde, wie Barry Miles in seiner Biografie „Zappa“ (2005, Rogner & Bernhard) treffend anmerkte.
Den Rest vom Schützenfest zum Meilenstein „Apostrophe (´)“ liefert nach über vierzig Jahren Archivierung die rundum gelungene Outtake-, Interview- und Liveaufnahmen-Sammlung „The Crux Of The Biscuit“.
Highlights der Zusammenstellung sind eine alternative Version seiner Abrechnung mit der Guru-Gläubigkeit jener Zeit, „Cosmic Debris“, die allerdings nur im Intro differiert, inklusive schwerem Gitarren-/Keyboard-Prog-Rock, das Titelstück als Neun-Minuten-Version, ein australisches Radiointerview mit dem Meister zum Hintergrund von „Don’t Eat The Yellow Snow“ („Watch out where the huskies go“ ;-))) und eine 1973 in Sydney live mitgeschnittene 19-Minuten-Kombi aus eben jenem Stück und „St. Alfonzo’s Pancake Breakfast“.
Das auf dem regulären Album nicht vertretene „Energy Frontier“ mit Jack Bruce am Bass ist in drei verschiedenen Versionen vertreten, Zappa selbst kam seinerzeit mit der Arbeitsweise des Ausnahmebassisten nicht klar: „I found it very difficult to play with him; he’s too busy. He doesn’t really want to play the bass in terms of root functions; I think he has other things on his mind. But that’s the way jam sessions go.“
In allen Einspielungen ist die Meisterschaft und hochkonzentrierte, komplexe Abstimmung der Musiker untereinander unüberhörbar, Könner wie der spätere Beefheart/Magic-Band-Posaunist Bruce Lambourne Fowler, der französische Jazz-Geiger Jean-Luc Ponty oder der Ausnahmedrummer Ansley Dunbar und langjährige Zappa-Wegbegleiter wie George Duke und das Ehepaar Underwood machten’s möglich.
(**** – *****)