
The Bats – The Deep Set (2017, Flying Nun Records)
In den Achtzigern gab es einen mittelgroßen, nicht unberechtigten Hype im Indie-Bereich zum Thema „Pop-Musik aus Neuseeland“ im Allgemeinen und um das Flying-Nun-Label im Besonderen, losgetreten durch einen längeren Artikel im Fachblatt Spex, Tonträger-Würdigungen im britischen New Musical Express und nicht zuletzt den herrlichen Sampler „Tuatara – A Flying Nun Compilation“ aus dem Jahr 1985 mit tollen Bands vom anderen Ende der Welt wie den Sneaky Feelings, The Clean, den Chills oder den Verlaines und eben auch den Bats, das Quartett glänzte wie die genannten Kollegen mit dem Stück „I Go Wild“ in Sachen Indie-Rock und Gitarren-Pop im für das Umfeld typischen „Dunedin Sound“ und machte schwer Laune auf Alben wie die „By Night“-EP oder das 1987er-Werk „Daddy’s Highway“.
Velvet-Underground-beeinflusstes Gitarrengeschrammel, überschaubare Komplexität bei Bass-Spiel und Getrommel und ansprechendes, der Melodie zugewandtes Songwriting bestimmte das Klangbild der Combo aus Christchurch, die sich 1982 als Quartett formierte und seitdem personell unverändert mit einer zwischenzeitlich längeren Auszeit zwecks Familiengründungen und anderen lebenswichtigen Dingen sporadisch ihre Tonträger und Konzerte bespielte.
Auf „The Deep Set“ mag es ein wenig an Ecken und Kanten fehlen, welche Werke früherer Dekaden vor allzu viel Wohlklang bewarten, der Biss der Jugend ist dieser in die Jahre gekommenen Band zwangsläufig wie so vielen anderen auch etwas abhanden gekommen, für ein ansprechend-behagliches Indie-Gitarrenpop-Album im Geiste der Go-Betweens, „16 Lovers Lane“-Phase, Grant-McLennan-Abteilung, reicht es allemal noch, die Rein- und Schönheit der Melodie bricht sich in nahezu allen zwölf Stücken Bahn, ohne in saumseeligen Dreampop zu verkommen, und solange feinstes Liedgut wie das eindringliche, Ohrwurm-taugliche „Antlers“ oder melancholische Kleinode wie die Eröffnungsnummer „Rooftops“ ein Bats-Album zieren, muss man sich um die Band im Jahr 2017 keine Sorgen machen.
Wie schön, dass es in dieser sich ständig schneller drehenden Welt noch Dinge von Bestand gibt.
The Bats sollen laut Gerüchten im kommenden Sommer für einige Konzerte auch in Deutschland aufschlagen, man darf gespannt sein.
(**** ½)
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