Go

Reingehört (525): Robert Forster, She Keeps Bees

Robert Forster – Inferno (2019, Tapete Records)

Der alte Go-Betweens-Held mit neuer Platte. Nicht allzu tiefschürfende Lebensweisheiten eines in die Jahre gekommenen Indie-Granden zu gefälliger Folk/Pop-Nonchalance, hinsichtlich musikalischer Finessen oft eine Spur zu simpel gestrickt. Man vermisst weitgehend die einzigartige Go-Bes-Songwriter-Kunst, die erhebenden Indie-Pop-Momente und Balladen seiner großartigen Solo-Alben „Danger In The Past“ oder „The Evangelist“ in diesem entspannten und zuweilen auch austauschbaren Geplätscher. Forster verkauft sich über weite Strecken des neuen Werks völlig unter Wert. Erst zum Ende hin, in „One Bird In The Sky“, da lässt der Mann aus Brisbane sein Talent für einfache, elegante, umso wirkungsvollere, ergreifende Momente aufscheinen, aber an der Stelle ist die Messe bereits abschließend gelesen und das Volk der Gläubigen längst weggedöst oder zu einer anderen Kirche konvertiert. Wo’s auf Tonträger aktuell mitunter arg hapert, wird’s beim anstehenden konzertanten Vortrag gewiss wieder zur ein oder anderen erbauenden Interpretation aus dem reichhaltigen Forster-Fundus kommen, das „Inferno“-Material muss zu der Gelegenheit ja nicht über Gebühr strapaziert werden.
(*** ½)

Robert Forster live am 9. Mai im Münchner Feierwerk, des Weiteren zu folgenden Gelegenheiten:

30.04.Berlin – Festsaal Kreuzberg
01.05.Hamburg – Knust
03.05.Münster – Gleis 22
04.05.Bielefeld – Forum
05.05.Bonn – Harmonie
07.05.Frankfurt – Zoom Club
08.05.Schorndorf – Manufaktur
10.05.Wien – Theater Akzent
11.05.Linz – Posthof

She Keeps Bees – Kinship (2019, BB*Island)

Fluch des Schicksals oder Ungnade der späten Geburt: Die Formation She Keeps Bees und hier im Besonderen Sängerin Jessica Larrabee müssen sich permanent Vergleiche mit den dargebotenen Vokal-Künsten prominenter Kolleginnen wie Chan Marshall/Cat Power, Polly Jean Harvey oder Aimee Mann gefallen lassen. Ein Manko, zweifelsohne, auch wenn die gute Frau aus Washington DC und ihr mit Drummer Andy LaPlant in Brooklyn formiertes Duo nichts für diesen Umstand können. Epigonenhaft, belang- oder gar substanzlos ist das demnächst zur Veröffentlichung anstehende Material vom neuen Longplayer „Kinship“ – wie auch frühere Einlassungen – deswegen weiß Gott nicht, es muss nur diesem andauernden Parallelen-Ziehen standhalten. Mit den neuen Songs dürfte das für die Band ohne weitere Anstrengungen zu ertragen sein. Dunkle Neo-Blues-Balladen, der Tanz der Wüstengeister und Highway-Dämonen, das latent Morbide der Zigarettenrauch-gegerbten Nacht-Bars, das sich in Larabees geheimnisvoller, unterkühlt erotischer Soul-Stimme wiederfindet wie im Nachhall des herrlich aus der Zeit gefallenen Keyboard-Grooves, dazu erzählt das gemischte Doppel von eigenen Verlusten, den sozialen Verwerfungen und den Wunden der Natur, in einem mächtig drängenden, hypnotischen Flow an Nummern, einem Fluss hinein in das Zwielicht der mitternächtlichen Melancholie.
Hier wäre sie mal wieder, in formvollendeter Güte und erhabener Schönheit, die vielzitierte atmosphärische Dichte, die so manchem Werk der eingangs erwähnten Ladies gut zu Gesicht gestanden hätte.
„Kinship“ erscheint am 10. Mai beim Hamburger Indie-Label BB*Island.
(**** ½ – *****)

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