Top-Forty-Gigs 2019, Culture-Forum-Edition: die erinnerungswürdigsten, am längsten nachhallenden Konzerte des vergangenen Jahres, selbstredend wie immer rein subjektiv gewertet. Unterstützen Sie Ihre lokalen Festival- und Konzertveranstalter, knausern Sie nicht rum, wenn der Hut rumgeht, haben Sie im neuen Jahr 2020 bitte Spaß mit den MusikantInnen Ihres Vertrauens, zur Not auch für über 1000 Taler im VIP-Bereich des Stadions bei einem aufgewärmten Rock’n’Roll-Derivate-Scheißdreck wie Gewehre n‘ Rosen: Jeder nach seiner Fasson, the show must go on…
Godspeed You! Black Emperor
Godspeed You! Black Emperor + Mette Rasmussen @ Technikum, München, 2019-11-24
„Luciferian Towers“, endlich auch live in München errichtet: Nachdem Godspeed You! Black Emperor die 2018-Tour zur konzertanten Aufführung ihres jüngsten, bereits vor über zwei Jahren veröffentlichten Meisterwerks großräumig an hiesigen Gefilden vorbeilotsten, konnte das veranstaltende Feierwerk am vergangenen Sonntag im Münchner Technikum ausverkauftes Haus bei der Präsentation der kanadischen Experimental/Postrock-Institution vermelden. Verdientermaßen, darf man anmerken, alles andere wäre einem Affront gegenüber der großartigen Kunst des achtköpfigen Musiker-Kollektivs aus Montreal gleichgekommen. Gitarrist Efrim Menuck begeisterte bereits im vergangenen Sommer zusammen mit Electronica-Duo-Partner John Doria im gemeinsamen Projekt „are SING SINCK, SING“, in der großen Besetzung des Mutterschiffs reihte er sich mannschaftsdienlich ein in die vielstimmige und komplexe Sinfonik des ureigenen GY!BE-Sounds, der in den hundert Minuten des Münchner Auftritts einmal mehr mit doppelter Bass- und Drums-Orchestrierung, Violine und drei Gitarren seine Einzigartigkeit wie die Ausnahmestellung der Band in der weiten Welt des Postrock untermauerte.
Drone, Noise und abstrakte Trance-Rituale überlagerten sich vielschichtig mit vertrautem Progressive-, Experimental- und Kraut-Rock, minimalistischer Neo-Klassik und melodischen Filmmusik-Sequenzen, in einer hypnotischen Klang-Intensität, in der das getragene, traurig-melancholische Element der atmosphärisch-diffusen Klangnebel, experimentelle Ausbrüche, euphorisierende Postrock-Hymnik und treibender Indie-Drive Hand in Hand gehen, in einer tonalen Dichte, wie sie in den Spielarten der instrumentalen Rockmusik nach wie vor ihresgleichen sucht. Dieses Kollektiv braucht keine großen Bühnen-Gesten, keine Applaus-heischenden Ansagen oder solistisches Protzen, um das Publikum völlig in den Bann zu ziehen. Was vor einem Vierteljahrhundert in einer Lagerhalle in Montreal als improvisierte Trio-Nummer startete, ist längst zu einem der renommiertesten, ernsthaftesten, konzeptionell stringentesten, fundamental einzigartigsten Live-Acts des experimentellen Postrock-Genres gereift.
Wie im Jahr zuvor begleitete die norwegische Free-Jazz-Saxophonistin Mette Rasmussen einen Teil der ausladenden „Luciferian Towers“-Nummern, die Band ergänzte das Set mit altbewährten Klassikern wie „The Sad Mafioso“ oder dem eingangs in Überlänge zelebrierten „Hope Drone“. Diverse, zuweilen parallel projizierte Super-8-Filme mit bewegten Bildern von Friedhöfen, brennenden Fabriken und amerikanischen Massendemonstrationen unterstrichen wie in der Vergangenheit zu jedem GY!BE-Auftritt die Dringlichkeit und wortlose, politische Aussage der Kompositionen, gipfelnd in einem minutenlangen, Konzert-beschließenden Feedback-Fade-Out, ein anarchistisches Statement gegen Globalisierung, soziale Gräben, Imperialismus und den militärischen Apparat.
Vermutlich werden Godspeed You! Black Emperor einst in nicht allzu ferner Zukunft als einsamer, leuchtender Turm in der kahlen Wüste der instrumentalen Rockmusik stehen: Wenn alle anderen Bands das immer Gleiche der Laut/Leise-Kontraste bis zum Erbrechen zu Tode geritten haben, wird der Kosmos der Band aus Quebec weiter in einer dunkel funkelnden und faszinierenden Vielfalt erstrahlen, ohne Worte mahnend und warnend vor den finsteren politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen der westlichen Zivilisation.
Eingangs galt es am Sonntagabend, das enervierende Solo-Programm von Mette Rasmussen zu überstehen. Die Norwegerin tobte sich für eine halbe Stunde mit ihrem Saxophon im improvisierten Free Jazz aus, abgehackte Töne in das Auditorium trötend, ein gnadenloses Gelärme, dem selbstredend keinerlei Melodik innewohnte, allenfalls bisweilen ein rudimentär erkennbarer Rhythmus im erratischen Radikalausbruch, Kakophonie, die zu keiner Sekunde nach Gefälligkeit heischen mochte. Dem Geplärr des Holzblasinstruments ließ die Musikerin beizeiten das kurze Geschrei der eigenen Stimme folgen – das Nerven-anspannende, Genuss-freie Gewerk ein bebender, explosiver, gleichwohl erschreckend monotoner Ausbruch und für viele die Art von Gejazze, die den christlichen Radfahrer zum absteigen zwingen, die Skeptiker gewiss nicht für experimentelles Musizieren einnehmen und den gemeinen Jazz-Verächter in all seinen ablehnenden Vorurteilen bestätigen. Weitaus ansprechender, voluminös druckvoller und mehrdimensionaler wurde der Vortrag erst zum Ende hin, als sich zum Noten-freien Gebläse von Mette Rasmussen die GY!BE-Musiker Thierry Amar und Timothy Herzog an Bass und Trommel mit wuchtiger Taktgebung für die letzte Nummer ihres Konzerts in das Klangbild einbrachten, aber da war das Kind bereits im Brunnen und die Trio-Besetzung somit nur noch Rettungsweste gegen das komplette Absaufen dieses höchst überflüssigen Support Acts. Schade, dabei kann die Frau so viel mehr, wie ihr Musizieren im Verbund mit GY!BE an diesem Abend wie auch exemplarisch ihre experimentellen Duo-Aufnahmen mit dem Gitarristen Tashi Dorji unterstreichen.
Reingehört (522): Efrim Manuel Menuck & Kevin Doria
„WE LANDED IN MEXICO CITY LAST FALL, WROTE THIS RECORD QUICKLY WHILE THE POLICE DROVE ROUND AND ROUND. FIRST SONG IS SELF-EXPLANATORY. 2ND SONG A STATEMENT OF INTENT. THIRD SONG IS AN EMPTY SPACE BETWEEN TWO HIGHWAYS. FOURTH SONG IS ABOUT A MURDERED FOREST. FIFTH SONG INSISTS THAT WE WILL WIN. HOLD ON. THO THESE TIMES ARE DARK TIMES. HOLD ON. – E.M.M./K.G.D (SING, SINCK SING)“
Efrim Manuel Menuck & Kevin Doria – are SING SINCK, SING (2019, Constellation Records)
Zwischen dem Trash-Komödianten aus dem Weißen Haus und dem kanadischen Premier knirschten die Misstöne in jüngster Zeit im (wirtschafts)politischen Gebälk, im weiten Feld der experimentellen Musik ist es um den nachbarschaftlichen Austausch im nordamerikanischen Grenzverkehr um einiges besser bestellt, im mindesten auf der demnächst zur Veröffentlichung anstehenden Kollaboration von Efrim Menuck und Kevin Doria. Der in Montreal beheimatete Menuck, weithin bekannt als maßgebender Mitbegründer und Protagonist der hochverehrten kanadischen Postrock-Kollektive Godspeed You! Black Emperor und Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra, und der US-Amerikaner Kevin Doria von der in Brooklyn ansässigen Drone-Formation Growing gehen bereits seit geraumer Zeit gemeinsame Wege: Doria unterstützte den Kanadier bei den Live-Präsentationen seines 2018er-Albums „Pissing Stars“ und eröffnete die gemeinsamen Konzerte mit elektronisch-monotoner Electronica-Trance-Meditation unter seinem Pseudonym KGD, wie auch zu Gelegenheiten einige Auftritte von Efrim Menuck mit seiner GY!BE-Stammformation. Die gemeinschaftlichen Konzertreisen führten das Duo im vergangenen Herbst nach Mexico City, wo die Aufnahmen zu „SING SINCK, SING“ entstanden, der Titel des halbstündigen Debüts soll künftig auch als Band-Name für weitere Arbeiten der beiden profilierten Experimental-Musiker stehen.
Mit dem ersten Wurf aus fünf neuen, weitgehend formlosen Klanggebilden errichtet Kevin Doria eine tonale Klagemauer aus Ambient-Drones für das durch Hall und elektronische Filter verfremdete Lamentieren Menucks, mit dem er den empfundenen Schmerz und Missmut irgendwo zwischen resignierter Verzweiflung und hoffnungsvollem Aufruf zum Widerstand auslebt. Die fiebrig lichternden Trance-Drones, das aus Synthies, Oszillatoren und Amps entlockte Electronica-Zirpen mit gezielt dissonanter Sampling- und Loop-Behandlung an synthetisch erzeugten Abstrakt-Sounds liefert den freigeistigen Rahmen der Orchestrierung fern aller gängigen Song-Strukturen für den lyrischen, entrückten Vokal-Flow von Efrim Manuel Menuck – einem nahezu mystisch verbrämten, Kirchenlied-verwandten Sermon, von der anti-kapitalistischen Kritik im Widerstand zum industriell-militärischen Komplex und den pazifistisch-anarchistischen Anschauungen des Songschreibers geprägt.
In „Fight The Good Fight“ gewinnt der Sänger den Kampf gegen den permanent nach vorne drängenden und überlagernden Elektro-Smog, die Nummer schwingt sich zur nahezu ergreifenden Trance-Hymne auf und ragt als Leuchtturm der Hoffnung aus der Tempo-reduzierten, amorphen Ambient- und Drone-Masse, die einzige Nummer, in der Menuck eine an Euphorie angelehnte Stimmung aufkommen lässt in der diffusen Klang-Ambivalenz zwischen Licht und Schatten, selbst die schemenhaften Electronica-Wallungen der Maschinen erinnern zuweilen an synthetisch generiertes, erhebendes Dudelsack-Sturmgebläse und fügen sich damit einmalig in eine vertraute Form.
Die Single-Auskopplung „Fight The Good Fight“ wird am 23. April über die bekannten Streaming-Dienste veröffentlicht, das komplette Album „are SING SINCK, SING“ erscheint am 10. Mai beim kanadischen Indie-Label Constellation Records.
(**** ½ – *****)
Efrim Manuel Menuck und Kevin Doria werden am 31. Mai den zweiten Tag des dunk!Festivals im belgischen Zottegem als Headliner auf großer Zelt-Bühne beschließen, des Weitern sind sie im alten Europa zu folgenden Gelegenheiten zu sehen:
25.05. – Biarritz – Festival Usopop
27.05. – Limoges – Le Phare
01.06. – Amsterdam – Best Kept Secret Festival
02.06. – Barcelona – Primavera Festival
03.06. – Poznan – LAS
04.06. – Berlin – Arkaoda
06.06. – Brussels – Botanique Rotonde
07.06. – Diksmuiden – 4AD
09.06. – Paris – Villette Sonique
Abgerechnet wird zum Schluss: Die Konzerte des Jahres 2018
Die Kulturforum-Konzerte des Jahres 2018, in ein Ranking gepresst, das hinsichtlich Subjektivität nicht mehr zu über- oder unterbieten ist, je nach dem. So hat’s halt ausgeschaut, im dahinschwindenden Jahr, an dieser Stelle. Andere mögen das anderes erlebt haben, soll jede/r ihre/seine eigene Liste basteln und nach individuellem Gusto glücklich werden.
Die vorderen Ränge: im Sport würde man von Wimpern-Schlägen oder Hundertstel-Sekunden-Entscheidungen sprechen, so eng waren sich die MusikerInnen in ihrer Großartigkeit auf den Fersen. Wer die Platte des Jahres abliefert, findet sich auch hier nicht überraschend weit vorne (Auflösung morgen). Und dass das Konzert des Jahres den krönenden Abschluss des weltallerbesten Open Airs am Riegsee and elsewhere lieferte, könnte auch nicht passender zusammentreffen. Raut-Oak Fest 2019 ist bereits fest gebucht, der ein oder andere Gig im kommenden Jahr lässt auch schon Vorfreude verspüren, ansonsten bleibt wie immer die Hoffnung auf viele große und kleine Überraschungen, opulente Großveranstaltungen wie intime Club-Konzerte und alles mögliche an Formaten dazwischen.
Huge Thänx & Praises an alle, die Festivals, Konzerte, Club-Gigs, private Shows bespielt, veranstaltet, organisiert, beworben und bewirtet haben, und wie immer ein großes und herzliches Danke an alle, die als BesucherInnen mit dabei waren und ihre alles andere als unwesentliche Meinung zum Geschehen geteilt wie das ein oder andere Bier mitgetrunken haben. Man sieht sich in 2019, so Gott will. Nach dem Konzert ist vor dem Konzert, hat schon der alte Herberger gewusst. Oder so ähnlich.
(001) Possessed By Paul James @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-10
Resolve all my demons. Underground-Folk als Erweckungserlebnis, mit der rohen Energie des Punk und der Spiritualität des Gospel, vom groß- und einzigartigen Konrad Wert aka Possessed By Paul James solistisch auf die Bühnen-Bretter gestellt, beim groß- und einzigartigen Raut-Oak Fest von Christian Steidl am schönen Riegsee. Neuauflage/Pflichttermin Ende Juni 2019. Be there or be scheintot.
(002) Poppy Ackroyd @ Einstein Kultur, München, 2018-05-17
So stand Ende Mai an dieser Stelle zur solistischen, neoklassischen Experimental-Erbauung von Poppy Ackroyd zu lesen: „Sollte dieses Konzert nicht unter den persönlichen Jahres-Top-Five landen, stehen für die nächsten Monate kaum eintretende, exorbitante Wunder wie ein John-Cale-Privatkonzert im heimischen Wohnzimmer oder die Hendrix-Wiederauferstehung an“. John Cale kam nicht vorbeigeschneit und Hendrix ist immer noch tot, insofern…
(003) Godspeed You! Black Emperor @ Batschkapp, Frankfurt/Main, 2018-04-24
Die weltbeste Postrock-Band mit dem Postrock-Konzert des Jahres. Pessimistische Prognose: In ein paar Jahren, wenn alles andere in dem Genre längst tot gespielt und an Soundwänden aufgebaut und wieder niedergerissen ist, wird das kanadische Kollektiv als letzter relevanter Monolith weiterhin felsenfest in der Klanglandschaft stehen.
(004) Amenra @ Hansa39, München, 2018-05-06
Church Of Ra at its best. Wahnsinn, Exorzismus, Kontemplation, Katharsis, mit der belgischen Postmetal-Institution.
(005) Kama Aina + Hochzeitskapelle @ Lothringer13, München, 2018-07-27
Die Plattentaufe zum ost-westlichen Wunderwerk „Wayfaring Suite“. Hat bereits beim Probelauf Ende 2017 beim frameless15-Konzert völlig überwältigt, bei der offiziellen Premiere nicht minder. Japanische Minimal-Herrlichkeiten treffen auf beseelten Münchner Rumpeljazz. Crossover für Feinschmecker.
(006) King Crimson @ Philharmonie, München, 2018-07-16
Das Konzert, von dem man nahezu sein gesamtes Prog-Rock-Fan-Leben träumte, hat alle Erwartungen mehr als erfüllt. Art/Progressive/Psychedelic/Experimental-Klassiker galore. Robert Fripp ist immer noch Gott. Zwar nicht der einzige, aber immerhin…
(007) Charlie Parr @ Vintage Pub, München, 2018-02-12
Ein Hoch auf Mike Nagl, seinen Pub und seine Drinks. Und auf seine sichere Hand beim Engagement großartiger Songwriter, wie etwa dem einzigartigen Charlie Parr, der eine exzellente Country-Blues-Show in intimer Runde im schönen Untergiesing ablieferte.
(008) Jo Quail @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
Das dunk!-Highlight 2018: Die schöne wie hochtalentierte Jo Quail mit ihrer solistischen Cello-Performance im spannungsgeladenen Grenzgebiet zwischen minimalistischer Neoklassik und experimenteller Electronica auf der magischen Waldbühne.
(009) The Rural Alberta Advantage @ Hansa39, München, 2018-03-05
Indie-Folk und -Pop waren nicht unbedingt das Lockmittel, vom heimischen Ofen weg hinein in den Konzertsaal, im Jahr des Herrn 2018. The RAA, das grandiose Uptempo-Trio aus dem kanadischen Toronto, war da eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen.
(010) Lonesome Shack @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
Transzendenz-Blues der US-Ostküsten-Musiker Todd, Berman und Garrard beim Raut Oak im ultra-entspannten Flow, zwischen Delta-Tradition und Reminiszenzen an den hypnotischen Tuareg-/Desert-Sound. Der Live-Mitschnitt „City Man“ seither ungebremst in heimischer heavy rotation.
(011) Low @ Ampere, München, 2018-06-25
Slowcore-Elegien und eruptive Lärm-Ausbrüche als emotionales Wechselbad und offene Wunde zelebriert, kann niemand besser als Alan Sparhawk, seine Gattin Mimi Parker und Co. So geht Indie, und so geht Indie leider zunehmend mehr viel zu selten.
(012) James Leg @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
Lifetime-Dauerangestellter beim Raut-Oak Fest, Lifetime-Dauergast in den Kulturforum-Konzert-Jahresbestenlisten, unzweifelhaft und immer wieder aufs Neue hochverdient. Mehr Energie geht nicht, weder im Fender Rhodes Punk Blues noch sonstwo.
(013) Slim Cessna’s Auto Club @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-08
Alternative-Country-Hochamt, Bekehrung der abtrünnigen Seelen, Taufe, Trost, Absolution und großes Gospel-Entertainment, all in one. Wie immer, und wie immer grandios & großartig. Just like Munly. Just like Slim.
(014) Russian Circles @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
Die Postmetal-Speerspitze aus Chicago ist live nach wie vor eine Bank. Letzter Intensivst-Schub wie krönender Abschluss bei der diesjährigen Postrock-Vollversammlung im belgischen Zottegem.
(015) We Stood Like Kings @ Kinocafé, Taufkirchen/Vils, 2018-10-07
Haben 2017 mit der Neuvertonung des Film-Klassikers „Koyaanisqatsi“ eine der erhebendsten Postrock-Instrumental-Arbeiten des Jahres abgeliefert, live funktionierte „USA 1982“ als Soundtrack zur beklemmenden Experimental-Dokumentation nicht weniger exzellent. Auch dank genehmster Kino-Örtlichkeit ein rundum gelungener, unkonventioneller Konzert-Abend.
(016) Wackelkontakt @ Köşk, München, 2018-02-09
So schön können Krach und abstrakte Drones sein: das israelische Trio Wackelkontakt mit einer Hörgewohnheiten erweiternden Grenzerfahrung. Multimedia-Noise-Aufführung des Jahres, mit dringender Bitte um baldige Wiederholung.
(017) Eugene Chadbourne, Schroeder & Titus Waldenfels @ Stragula, München, 2018-09-13
Freak-Out-Folk, Ultra-Schräg-Blues, großes Underground- und Improvisations-Entertainment, alle Jahre wieder im Stragula mit The Good Doctor Chad plus kongenialen compañeros Schroeder from Freiburg und Titus Waldenfels from Hometown Minga. 2019-Termin ist für den 19. September bereits fest eingeplant. Same place, different style & setlist.
(018) James Leg @ Asta, Rosenheim, 2018-11-30
Siehe (012).
(019) Philip Bradatsch @ Tollwood, München, 2018-11-28
Von den Siebzigern geprägter US-Southern-Folkrock in 2018? Geht sowas noch? Und wie. Funktioniert famos, dank dem Gitarren-Virtuosen und begnadeten Songwriter Philip Bradatsch aus dem Allgäu.
(020) MC50 @ Backstage Halle, München, 2018-11-23
MC5-Gitarrero Wayne Kramer wollte es nochmal wissen, mit dem Material des mittlerweile ein halbes Jahrhundert alten Protopunk-Klassikers „Kick Out The Jams“. Läuft nach wie vor als mitreißendes Programm, nicht zuletzt dank furios aufspielender Indie-Rock-Allstar-Begleitung aus den Häusern Fugazi, Soundgarden & Co.
(021) Los Gatillos @ Polka Bar, München, 2018-09-12
(022) Nekropolis @ Import/Export, München, 2018-10-18
(023) DAS Hobos & Franz Dobler @ Remembering Nico, Polka Bar, München, 2018-12-05
(024) Hochzeitskapelle @ Abgesägter Baum an der Isar, München, 2018-09-20
(025) God Is An Astronaut @ Hansa39, München, 2018-05-04
(026) Chelsea Wolfe @ Hansa39, München, 2018-07-30
(027) Canto dei sass‘ @ Köşk, München, 2018-03-08
(028) Wang Wen 惘闻 @ Import/Export, München, 2018-01-25
(029) Ippio Payo @ Import/Export, München, 2018-03-01
(030) Grails @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(031) Embryo feat. Ahmed Ag Kaedi, Abathar Kmash, Ramdan Mohcine, Orion Congregation @ Mali Maghreb Mashrek Festival, Köşk, München, 2018-08-02
(032) Telepathy @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(033) Lawrence English @ frameless17, Einstein Kultur, München, 2018-04-25
(034) The Dead Brothers @ Import/Export, München, 2018-03-15
(035) Nekropolis @ Krauthammer Vol. 1, Milla, München, 2018-01-11
(036) Bucky Halker @ Vintage Pub, München 2018-06-29
(037) Eugene Chadbourne & Steven De Bruyn @ Furtner, Freising, 2018-09-28
(038) VLMV @ Maj Musical Monday #89, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-10-15
(039) Fred Raspail @ Café Schau Ma Moi, München, 2018-06-28
(040) Toc @ Maj Musical Monday #88, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-09-17
(041) Guadalupe Plata @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-08
(042) G.Rag Y Los Hermanos Patchekos @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-10
(043) Father Sky Mother Earth @dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
(044) Left Lane Cruiser @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
(045) Sascha Henkel @ Köşk, München, 2018-03-21
(046) Giant Sand @ Hansa39, München, 2018-05-28
(047) Earth Tongue @ KAP37, München, 2018-10-04
(048) The Bones Of J.R. Jones @ Unter Deck, München, 2018-10-16
(049) Duane Betts @ Backstage Club, München, 2018-08-30
(050) Asa-Chang & Junray @ frameless18, Einstein Kultur, München, 2018-10-11
(051) Ippio Payo @ KAP37, München, 2018-10-04
(052) FACS @ Maj Musical Monday #90, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-11-19
(053) Molly Gene One Whoaman Band / Doomblues @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
(054) The Glücks @ Backstage, München, 2018-10-17
(055) Philip Bradatsch @ Ois Giasing! 2018, München, 2018-09-08
(056) Caspian @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(057) The Brian Jonestown Massacre @ Technikum, München, 2018-09-30
(058) Kamikaze Girls @ Kranhalle, München, 2018-03-26
(059) Toundra @ DOK, Gent, Belgien, 2018-05-09
(060) The Sonics @ Backstage, München, 2018-10-17
(061) Daniel Blumberg @ Ampere, München, 2018-06-25
(062) Astodan @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(063) EF @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(064) NAQ @ Köşk, München, 2018-04-05
(065) Besides @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(066) Jeffk @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
(067) G.Rag/Zelig Implosion Deluxxe @ Café Schau Ma Moi, München, 2018-02-08
(068) Howie Reeve @ Café Schau Ma Moi, München, 2018-10-30
(069) Deafheaven @ Kranhalle, München, 2018-10-09
(070) The Grexits @ Ois Giasing! 2018, München, 2018-09-08
(071) The Almost Boheme @ In The Attic Private Show, München, 2018-12-21
(072) G.Rag/Zelig Implosion Deluxxe @ Remembering Nico, Polka Bar, München, 2018-12-05
(073) Emma Ruth Rundle @ Milla, München, 2018-10-21
(074) Brutus @ Hansa39, München, 2018-07-30
(075) Dame Area @ Pension Noise #11, Köşk, München, 2018-06-07
(076) Waves @ Glockenbachwerkstatt, München, 2018-05-24
(077) Leonie Singt @ Remembering Nico, Polka Bar, München, 2018-12-05
(078) Ippio Payo @ Ois Giasing! 2018, München, 2018-09-08
(079) Stems @ Maj Musical Monday #87, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-04-16
(080) Gun Outfit @ Unter Deck, München, 2018-02-26
(081) Santamuerte @ Maj Musical Monday #85, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-02-19
(082) Pabst @ Orangehouse, München, 2018-09-06
(083) Zwinkelman @ Maj Musical Monday #87, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-04-16
(084) Verstärker @ Glockenbachwerkstatt, München, 2018-05-24
(085) Freight Train Rabbit Killer @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
(086) Lera Lynn @ Unter Deck, München, 2018-12-06
(087) Reverend Deadeye @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-10
(088) Wyatt E. @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(089) Wellbrüder aus’m Biermoos @ Sommerabend am Sendlinger Kirchplatz, München, 2018-06-30
(090) Lloyd Williams @ Kulturstrand, München, 2018-06-20
(091) Black Patti @ Ois Giasing! 2018, München, 2018-09-08
(092) Haikkonen @ Maj Musical Monday #85, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-02-19
(093) Donkeyhonk Company @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-10
(094) Karaba @ Import/Export, München, 2018-10-18
(095) Pelo Mono @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-10
(096) The Lumes @ Orangehouse, München, 2018-09-06
(097) Anthony D’Amato @ Vintage Pub, München 2018-11-04
(098) Futuro de Hierro @ Pension Noise #11, Köşk, München, 2018-06-07
(099) Inter Arma @ Kranhalle, München, 2018-10-09
(100) Chicos de Nazca @ Import/Export, München, 2018-03-01
(101) The Bonnevilles @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
(102) 4Shades @ Café Schau Ma Moi, München, 2018-10-30
(103) Donkeyhonk Company @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
(104) Radare @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(105) Gamut Inc @ frameless16, Einstein Kultur, München, 2018-04-10
(106) Zhaoze 沼泽 @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
(107) Udo Schindler & Johannes Öllinger @ Köşk, München, 2018-03-21
(108) Au Revoir @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(109) Appalaches @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
(110) The Devon Allman Project @ Backstage Club, München, 2018-08-30
(111) Rosetta @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(112) I Am Wolves @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(113) aswekeepsearching @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
(114) [ B O L T ] @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(115) WhåZho @ Maj Musical Monday #90, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-11-19
(116) Wiegedood @ Kranhalle, München, 2018-05-30
(117) Patsy’s Rats @ Hansa39, München, 2018-05-28
(118) Xenon Field @ Hansa39, München, 2018-05-04
(119) Raw By Peppers 로바이페퍼스 @ Import/Export, München, 2018-04-13
(120) La Bestia de Gevaudan @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(121) Yen Tzu Chang @ frameless16, Einstein Kultur, München, 2018-04-10
(122) Trrmà @ Köşk, München, 2018-04-05
(123) The Hooten Hallers @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-10
(124) Pretty Lightning @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-08
(125) LeVent @ Technikum, München, 2018-09-30
(126) Girl On Catfish @ Milla, München, 2018-07-05
(127) Honkytonk Movement @ Ois Giasing! 2018, München, 2018-09-08
(128) Myrkur @ Hansa39, München, 2018-05-06
(129) One Trip Pony @ Krauthammer Vol. 1, Milla, München, 2018-01-11
(130) Shotgun Sawyer @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-08
(131) The Oilbirds @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-08
(132) Sebastian Dega @ Unter Deck, München, 2018-10-16
(133) Antti Tolvi @ frameless17, Einstein Kultur, München, 2018-04-25
(134) Saroos @ Import/Export, München, 2018-01-25
(135) L.A. Witch @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-08
(136) Nonsun @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(137) Jaye Jayle @ Milla, München, 2018-10-21
(138) Hopeless Jack @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
(139) Cranial @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
(140) Maudlin @ DOK, Gent, Belgien, 2018-05-09
(141) Damo Suzuki & Karaba feat. Marja Burchard + Peter Frohmader @ Milla, München, 2018-04-26
(142) The World Is A Beautiful Place And I Am No Longer Afraid To Die @ Kranhalle, München, 2018-03-26
(143) Das Weiße Pferd @ Ois Giasing! 2018, München, 2018-09-08
(144) Bosch @ Maj Musical Monday #88, Glockenbachwerkstatt, München, 2018-09-17
(145) The Ills @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-12
(146) Lethvm @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(147) The Ocean @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(148) Mimi Kawouin @ Köşk, München, 2018-04-05
(149) Karaba @ Krauthammer Vol. 1, Milla, München, 2018-01-11
(150) Wynchester @ Backstage Club, München, 2018-08-30
(151) Thot @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(152) Ranges @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(153) Hemelbestormer @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(154) Ohgod @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-11
(155) Taskete! @ Backstage Halle, München, 2018-11-23
(156) Da Bang 大棒 @ Import/Export, München, 2018-04-13
(157) Tortuganónima @ dunk!Festival 2018, Zottegem/Velzeke, Belgien, 2018-05-10
(158) Avalanche Party @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-08
(159) Arturas Bumšteinas @ frameless18, Einstein Kultur, München, 2018-10-11
(160) Odd Couple @ Raut-Oak Fest 2018, Riegsee, 2018-06-09
(161) Yukon Blonde @ Hansa39, München, 2018-03-05
(162) Lorette Velvette & The Hellcats @ Milla, München, 2018-07-05
Godspeed You! Black Emperor @ Batschkapp, Frankfurt/Main, 2018-04-24
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss der Prophet zum Berg pilgern, in diesem Sinne. Kanadas Postrock-Giganten Godspeed You! Black Emperor haben München auf der jüngsten Europa-Tournee wie bereits bei einigen Reisen in jüngster Vergangenheit großräumig umschifft, und so blieb am vergangenen Dienstag für die konzertante Erbauung nichts weiter als Karre starten und ins nächstgelegene Dorf des Geschehens pesen, die Finanzmetropole am Main war weiß Gott nicht der schlechteste Austragungsort für die Multimedia-Statements gegen Kapitalismus, Post-Kolonialismus, ökologische Zerstörung und Polizeistaat im inhaltlichen Kontext der Arbeiten des Instrumental-Kollektivs aus Montreal.
Bevor GY!BE ihre „Luciferian Towers“ virtuell ein paar Kilometer von den wolkenkratzenden Türmen der Hochfinanz entfernt im Frankfurt Batschkapp errichten konnten, durfte ein unangekündigter Sound-Künstler, der auch im weiteren Verlauf des Abends nicht namentlich vorstellig wurde, das Programm eröffnen, seine Anonymität war zu verwinden, die durch den Synthie gejagten und durch entsprechendes Einstellungen-Justieren vor sich hin lärmenden, abstrakten Trance-Space-Drones fanden letztendlich nie den Ausweg aus der Monotonie, das halbstündige Experimentieren am elektronischen Gerät hat man in der Form oft und vor allem weitaus inspirierter und Facetten-reicher gehört.
Godspeed You! Black Emperor holten nach Abbau der verkabelten Maschinen des Vorprogramm-Artisten im Folgenden wie erwartet zum tonalen Großwurf aus, in zwei Stunden untermauerten die Kanadier mit drei Gitarren, zwei Bässen, zwei Drum-Kits und einer Violine einmal mehr ihren unangefochtenen Status an der Weltspitze des Postrock, der bei dieser Band um so Vieles mehr ist als Gitarrenwände und das minutenlange Mäandern im Trance-artigen Flow, GY!BE sind die Symphoniker und das großartig-herausragende Orchester des Genres schlechthin, die den euphorisierenden Progressive- und Indie-Rock in ihren ellenlangen Intensiv-Tondichtungen genau so ausleben und integrieren wie lautmalerische Drones, Feedbacks, Samples und die Heftigkeit des Noise-Rock, dunkle Ambient-Mystik und eine fein austarierte, organische, eine hypnotische Kraft entfaltende Neoklassik- und Minimal-Music-Ästhetik, die unvermindert von großen avantgardistischen Klang-Visionen zeugt. Eine Differenzierung nach U- und E-Musik-Elementen macht bei GY!BE ohnehin seit jeher keinen Sinn, der kompositorische Ansatz und das inhaltliche Konzept der Band dienten noch nie dem vordergründigen Entertainment, der kolossale Sound ist Klang gewordene Hinterfragung und kritische Anprangerung der sogenannten westlichen Werte, der Politik und der militärisch/wirtschaftlichen Machenschaften, wo ein Frank Zappa sich mit Statements wie „Government is the Entertainment division of the military-industrial complex“ noch schwarzhumorig einen abfeixte und musikalisch entsprechend umsetzte, kennen GY!BE keinen Spaß in ihren tonalen/atonalen und visuellen Ansagen, die oft düsteren, dunkel funkelnden, nur partiell in hellere Gemütslagen driftenden, überwältigenden Kompositionen werden bei den Konzerten entsprechend mit großflächiger Video-Installation inhaltlich untermauert, wer mit der abstrakten Instrumental-Kunst des Kollektivs Interpretationsschwierigkeiten hat, findet die Intention und Aussage der Werke in eindeutigerer Form unterstrichen durch bewegte, in der Ästhetik an Amateur-Aufnahmen angelehnte, oft verfremdete Experimental-Bilder von verschneiten, kalten Wohn-Ghettos, weitläufigen Friedhöfen, gewaltsamen Demonstrationen und riesigen Abraum-Müllhalden. Dabei lässt die Band die Hoffnung durchaus nicht sterben, wie zur Intensivierung der helleren Klangfarben flackert sporadisch das riesig hingepinselte Wort „Hope“ im gleichnamigen Drone über die Großbildleinwand, neben Tier-, Natur- und Landschafts-Aufnahmen die Konzert-Besucher in der Konfrontation mit den finsteren Aussichten und schwergewichtigen Themen nicht allein lassend.
Für die Nummern „Fam/Famine“ und „Undoing A Luciferian Towers“ vom aktuellen Album wurden Godspeed an dem Abend von der dänischen, im norwegischen Trondheim ansässigen Jazz-/Improvisations-Saxophonistin Mette Rasmussen unterstürzt, ein ohnehin voluminöser Klangkörper erfuhr durch das Gebläse der jungen Frau weitere Ausdehnung, Fläche, Aspekt, und in dem Fall eine diffus orientalische Note, die von der Band bis dato so nicht durchexperimentiert wurde.
125 Minuten, acht Instrumental-Epen in der ganzen GY!BE-Pracht, quer durch die Bandhistorie, nach finalem Feedback-Drone keine Zugaben, keine Wünsche und Fragen mehr offen, Publikums-fordernd, -bedienend, -erschöpfend und die beiwohnenden Zeugen mit der Gewissheit eines erlebten, großartigen Gesamtkunst-Genusses zurück- und in den Abend ent-lassend. Konzert des Jahres, wahrscheins, Stand heute.
Dass die Umwelt-Bilanz dieses Auswärts-Spiels eine verheerende ist, liegt auf der Hand, und über den Schlafentzug muss sowieso kein weiteres Wort verloren werden, insofern selbstredend eine an sich schon Kritik-würdige Aktion, aber dann müssen sich die Damen und Herren Trudeau, Menuck, Pezzente, Moya, Amar, Bryant und Konsorten halt mal wieder ins schöne München bequemen, hilft alles nix…