Heyne Verlag

Reingelesen (79): Flo Hayler – Ramones. Eine Lebensgeschichte

Eine Synthese aus 60er-Teen-Melodien und 70er-Garagen-Power-Sound. RAMONES-Musik – das ist eine Verbindung von kurzen, gesellschaftsbezogenen Statements (was bedeutet es, Amerikaner zu sein) mit bissigem, schwarzem Humor. Realisiert mit ein paar Groschen.
(Harald inHülsen, Von Emotionen/Von Ideen. Eine persönliche New Wave-Discographie, in: Rock Session 4. Magazin der populären Musik, herausgegeben von Klaus Humann und Carl-Ludwig Reichert, Rowohlt, 1980)

Flo Hayler – Ramones. Eine Lebensgeschichte (2018, Heyne Hardcore)

Lokal wie Global, sie haben allerorts ihre Spuren hinterlassen im Rock-and-Roll-Business, wie wenige andere vor oder nach ihnen: die Ramones, the happy family aus der New Yorker Queens-Neighborhood Forest Hills – nahezu jede nachfolgende Punkrock-Kapelle hüben wie drüben des Atlantiks nannte sie als maßgeblichen Einfluss für ihr eigenes Krakeelen, Lemmy Kilmister und seine Motörhead-Lärmer zollten mit der Nummer „R.A.M.O.N.E.S.“ heftig und nachdrücklich Tribut, Punkrock-Lady Sheena wurde vom Münchner Indie-Radio-DJ k.ill und seinem One-Man-Band-Projekt The Almost Boheme leonardcohenisiert und von den großartigen Hüsker Dü final live abgefeiert, das Kölner Schwulen-Original Hans Jürgen Zeltinger hat den Strand von Far Rockaway aus Queens/NYC kurzerhand ins Müngersdofer Stadion seines geliebten FC verpflanzt, ganz zu schweigen von diversesten, zu Teilen fragwürdigen Reminiszenzen aus der Stadienrock-Hansel-Ecke, von Pathos-Schmalzer Springsteen, dem notorischen Heuchler Bono, dem nicht weniger unsäglichen Campino, bis hin zum Johnny-Ramone-Spezi Eddie Vedder, to name only a few. Ramones, wo man hinhört, allerorten, heute noch und immerdar.
Ein weiteres, in jeder Hinsicht gewichtiges Denkmal hat der US-Punk-Institution jüngst Autor Flo Hayler errichtet, seines Zeichens Gründer und Betreiber des Berliner Ramones-Museums, mit einer über zweieinhalb Kilo schweren, reich bebilderten, großformatigen Band-Biographie, die vor Kurzem mit verlegerischem Mut von Markus Naegele im Hardcore-Programm des Münchner Heyne-Verlags veröffentlicht wurde – wo auch sonst?

Wer ein Ramones-Konzert ohne Blutergüsse, Kratzer, zerrissene Klamotten und Hörsturz übersteht, war entweder nicht dabei, stand hinten oder ist im gut klimatisierten Palace von Los Angeles gelandet.
(Flo Hayler)

Im Oktober 1987 hat das auch nichts verhindert, das Hinten-stehen, in der Münchner Alabamahalle. Nachdem das bereits damals völlig belanglose „Grebo“-Kasperltheater der Gay Bikers On Acid ihr Vorprogramm hinter sich brachte und die Fast Four nach kurzer Umbaupause und dem obligatorischen Highspeed-Einzählen mit ihrem allabendlichen, furiosen 75-Minuten-Set loslegten, gab’s auch auf den hinteren Rängen kein Halten mehr in Sachen Pogo zum flotten Ami-Punk-Beschallen der Herren Joey, Johnny, Dee Dee und Marky, das war an dem Abend der Rhythmus, zu dem tatsächlich ausnahmslos jede/r mit musste.
Beim finalen Vorhang für die Band am 6. August 1996 in Los Angeles reichte es scheint’s nicht mal in den ersten Reihen für wilden Ausdruckstanz, so fehl am Platz war die Band für dieses Publikum, glaubt man den Ausführungen von Flo Hayler, und warum sollte man es auch anzweifeln, der gute Mann war vor Ort zum Abgesang seiner Helden, für die es dann unter diesen Umständen wohl auch höchste Zeit war für den Vorruhestand. Ein trauriges Ende für eine Band, die zuvor 22 Jahre lang zu den Top-Liveacts dieses Planeten zählte und allabendlich ablieferte, was der Fan von ihnen erwartete: den von bösen Zungen kategorisierten schnellen Uptempo-Kracher und die etwas langsamere Punk-Pop-Balladen-Variante, in ihren zahlreichen Inkarnationen, ohne große Ansagen an das Publikum, mit selten variierender Setlist und der einstudierten Bühnen-Choreographie in der Front Row inklusive hochgehaltenem Gabba-Gabba-Hey-Schild und dem überdimensionalen Banner mit dem berühmten Ramones-Logo im Hintergrund.

Richard Hell: Wir haben bloß versucht, Dee Dee einen Song beizubringen, aber er hat sich fürchterlich einen abgebrochen. Er sollte nur einen einzigen Akkord spielen, das war nämlich alles, was er drauf hatte. Man braucht nur einen Finger, um einen Griff zu spielen. Wir haben ihm gesagt: OK, das spielen wir in C. Und dann fing er an zu spielen, und wir sagten ihm wieder: C. Er sagte nur: O-oh! Und dann spielte er etwas völlig anderes. Es war ein einziges Probieren.
Dee Dee Ramone: Ich bin aus der Band geflogen, weil ich nicht gut spielen konnte.
(Legs McNeil und Gillian McCain, Please Kill Me. Die unzensierte Geschichte des Punk, Hannibal, 2004)

„We’re the Ramones, this one’s called Rockaway Beach, OneTwoThreeFour“, und direktemang hinein ins Vergnügen geht es im Wälzer von Flo Hayder mit den Rabauken aus Queens, die in den Sixties nichts Vernünftiges mit sich anzufangen wussten, von Gelegenheits- oder – wie im Fall von Basser Dee Dee – Blow-Jobs an der Straßenecke 53rd and 3rd lebten, irgendwann über den Sound von Iggy und seinen Stooges, den Detroit-Proto-Punk von MC5 und die Glam-Nummern der New York Dolls aus der unmittelbaren Nachbarschaft stolperten und mit wenigen bis keinen musikalischen Talenten gesegnet ihre ersten eigenen gemeinsamen musikalischen Gehversuche in den frühen Siebzigern starteten, ihre Vorliebe für die Ronettes und anderen Sixites-Power-Pop, Horror-B-Movies, das Dritte Reich und aktuellere Geschichten aus dem Vietnam-Krieg in Klangbild und Texten mit verwursteten, zur richtigen Zeit am richtigen Ort, an der Bowery Downtown Manhatten, in Hilly Kristals ehemaligem Biker-Club CBGB, dem Epizentrum der New Yorker Punk- und New-Wave-Bewegung.
Hayler lässt in seinem Buch diese Ära wieder lebendig werden, erzählt daneben zahlreiche Tournee-, Aufnahmesession- und Privat-Anekdoten aus der Vita der Ramones, und hält auch mit den Eigenheiten der Herren Hyman, Cummings und Colvin nicht hinterm Berg, der notorischen Ungepflegt- und Unpünktlichkeit des zeitlebens von Zwangsstörungen geplagten Fast-2-Meter-Schlackses Joey, dem Kontrollwahn des rechts-konservativen Nazi-, Horror- und Elvis-Kram-Sammlers Johnny und den Tricksereien des schwerst Drogen-verseuchten Junkies Dee Dee, Extravaganzen, die irgendwann zum großen Familien-Zerwürfnis führten, die Combo aber mit wechselnden Drummern jahrelang stumpf im Dienste des Punkrocks und des Dollars zum Zwecke des Lebensunterhalts in Studio und Tour-Betrieb weiterwerkeln ließ.
Nicht zu kurz kommen im Buch die Rollen von Sire-Plattenlabel-Chef Seymour Stein, vom langjährigen Ramones-Manager Danny Fields, von Kreativ-Direktor und Ramones-Logo-Erfinder Arturo Vega, und last not least dem aus Budapest stammenden Tamás Erdélyi aka Tommy Ramone, Original-Drummer der Band, der als erster, führender Kopf der Kult-Kapelle maßgeblichen Anteil am frühen Erfolg der Ramones hatte und nach seinem entnervten Ausstieg 1978 weiter wertvolle Dienste für die Truppe im Management und als Co-Produzent für diverse Alben leistete.
Neben Tops wie den von Fachpresse wie Konsumenten hochgelobten ersten Alben, den frühen Tour-Erfolgen vor allem in Großbritannien und dem späten Superstar-Status der Ramones in Südamerika widmet sich der Autor auch ausführlich den weniger glänzenden Momenten und Aspekten der Bandgeschichte, etwa den holprigen, von fragwürdigen Erfolgen gekrönten Studio-Arbeiten mit Produzenten wie der Wall-of-Sound-Legende Phil Spector oder dem völlig Punk-fremden 10cc-Musiker Graham Gouldman. Hayler beleuchtet in Schlaglichtern eine Karriere, die vor allem in der amerikanischen Heimat nie zur vollen Blüte kommen mochte, er erzählt Geschichten von mangelndem Plattenfirmen-Engagement, zwischenmenschlichen Zerwürfnissen und diktatorischen Band-Hierarchien, erwachendem politischen Bewusstsein in der Reagan-Ära (ex Right-Wing-Johnny, logisch), angereichert mit seinen zahlreichen, selbst erlebten Eindrücken und Begegnungen mit den Musikern, Zitaten aus diversen (Auto-)Biografien, mehreren ausführlichen Interview-Passagen und einer kurzen Würdigung der Post-Ramones-Ära inklusive des frühen Ablebens mittlerweile fast aller zentralen Protagonisten.

Der schwere, 640 Seiten dicke Wälzer brilliert auf mehreren Ebenen, zum einen als launiger Erlebnisbericht eines altgedienten Ramones-Fans, der seinen Helden ab Anfang der Neunziger in zahlreichen Ländern auf mehreren ihrer Touren folgte, dafür Abiturprüfungen sausen ließ und prekärste Übernachtungsmöglichkeiten in Kauf nahm. Im Wesentlichen liest sich das Buch als stringent erzählte Band-Biografie, in der Autor und Devotee Hayler immerhin so viel kritische Worte in seinen Ausführungen zulässt, um auch die Schwachstellen diverser Ramones-Tonträger und die charakterlichen Defizite der einzelnen Musiker zu thematisieren, wenn ihm auch zu etlichen anderen Gelegenheiten der Gaul etwas zu sehr durchgeht beim Blick durch die rosa Fan-Brille, sei es bei einem gelinde gesagt fragwürdigen, im Buch hochgelobten cineastischen Machwerk wie der höchst albernen 1979er-Kino-Komödie „Rock ’n‘ Roll High School“, in der die Ramones eine wesentliche Rolle spielen, wie in seiner Heldenverehrung für C.J. Ramone, den späteren Bassisten der Combo, zu dem der Autor offensichtlich eine langjährige Freundschaft pflegt. Weitestgehend jedoch lässliche Sünden, den welchem Fan würde zum Objekt seiner Verehrung nicht ab und an das Herz überquellen – wer da ohne Sünde ist, der spucke als erstes auf die Bühne. Zumal Hayler aus seinem Vorhaben eines in erster Linie subjektiven Berichts nie einen Hehl macht.
Darüber hinaus wird der Prachtband schwer vermutlich in Zukunft als Katalog zur Dauer-Ausstellung zigfach über den Tresen des Berliner Ramones-Museum gehen, nicht zuletzt wegen der darin zahlreich abgebildeten Memorabilien und seltenen, zum Teil privaten Fotos aus der Kamera des ehemaligen Ramones-Managers Danny Fields.

Autor Flo Hayler, aufgewachsen in Helmstedt, kommt 1986 mit Punk in Berührung. 1990 sieht er die Ramones zum ersten Mal live, was sein Leben verändern wird. Jahrelang fährt er ihnen auf Konzerten hinterher und wird zum Sammler. 2005 eröffnet er das weltweit erste Ramones-Museum in Berlin. Nebenher war und ist er Journalist, Redakteur und Radiomoderator für Uncle Sally*s, Radio Fritz (RBB) und Visions.

Das Ramones-Museum inklusive Bar, Cafe und gelegentlicher Konzert-Bühne, 2005 aus der Taufe gehoben, residiert seit 2017 in seiner dritten Inkarnation in Berlin-Kreuzberg, Oberbaumstr. 5, es ist 365 Tage im Jahr von 10.00 – 22.00 Uhr geöffnet.

Flo Hayler geht mit seinem Ramones-Buch im Dezember auf Lese-Reise:

01.12.Frankfurt/Main – Feinstaub
02.12.Bonn – Bla
03.12. – Düsseldorf – Tube
04.12.Karlsruhe – Alte Hackerei
05.12.München – Schwarzer Hahn
06.12.Basel – Parterre
07.12.Dresden – Zille
08.12.Hamburg – Nachtasyl
10.12.Solingen – Waldmeister
11.12.Bielefeld – Movie
12.12.Köln – Die Wohngemeinschaft
13.12.Essen – Zeche Carl

Für mich waren die Ramones auch nicht anders als Status Quo. Sie waren spaßig, aber sie haben ihr Schema schnell ausgereizt. Das habe ich schon mal gehört. Zeigt mir was Neues! Entwickelt euch weiter! Es war ein schlauer Zug von ihnen, so zu tun, als wären sie geistlose Trottel. Das war schon ganz witzig, aber es erinnerte zu sehr an ‚Einer flog über das Kuckucksnest‘. Wenn man ein Spiel zu lange spielt, wird man genau wie das, was man vorgibt zu sein. Die New Yorker Szene bestand nur aus gammeligen, abgehalfterten, dreckigen alten Leuten. Während wir erst 17 waren, waren die 25.
(John Lydon, in: John Robb, Punk Rock. Die Geschichte einer Revolution, Heyne Hardcore, 2007)

Den Unkenrufen vom übellaunigen Dauer-Ungustl Johnny Rotten zum Trotz, Etliches braucht’s auch heute noch von den Ramones: Das obligatorische T-Shirt mit dem Band-Logo, eh klar. Gibt’s heutzutage Massen-kompatibel sogar bei H&M, man muss dafür nicht mehr nach New York jetten, zumal das CBGB oder der Laden umme Ecke am St. Mark’s Place sowieso schon längst seine Pforten für immer dicht gemacht hat.
Sonst, ernsthaft? Die ersten vier Studio-Alben aus den Jahren 1976 bis 1978, „Ramones“, „Leave Home“, „Rocket To Russia“, „Road To Ruin“, mit allen frühen, ohne Zweifel total wichtigen „Hits“, in ihrer unverstellten, billigen Do-It-Yourself-Produktion, so, wie vernünftige Punk-Schlager eben klingen sollten, und wie die Ramones immer am besten funktionierten, damals wie heute. Und selbstverständlich zuforderst die erste Live-Scheibe, „It’s Alive“, 28 Nummern in knapp 54 Minuten, die wenigsten die 2-Minuten-Grenze überschreitend, vor fast 40 Jahren veröffentlicht, mitgeschnitten am Sylvester-Abend 1977 im Londoner Rainbow-Theatre, einer englischen Hochburg der Band – eines der besten Live-Alben, das bis dato im Rock’n’Roll-Universum veröffentlicht wurde, mit einem zeitlosen Songmaterial, das heute hinsichtlich Speed, Energie und Spielfreude die Funken noch genauso zum Schlagen bringt wie seinerzeit, in den seligen Hochzeiten des Punk-Rock – I’m a teenage lobotomy, yeah!

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Reingelesen (78): Alan Parks – Blutiger Januar

„I never have the bloody Hammer“
(Roky Erickson, Bloody Hammer)

Alan Parks – Blutiger Januar (2018, Heyne Hardcore)

Auftakt zu einer Krimi-Reihe mit einem abgewrackten Detective Inspector als Hauptdarsteller und seinen Verbindungen zur Unterwelt als zentrales Thema, dazu Polizei-Korruption und permanent schlechtes Wetter in der schottischen Großstadt als Rahmen für die Handlung, wem würde da nicht Ian Rankin und seine mit über zwanzig Teilen inzwischen recht umfangreiche Roman-Serie über den Edinburgher Cop John Rebus in den Sinn kommen?
Kaum jemandem, der sich die Lektüre des Debütromans „Blutiger Januar“ von Alan Parks zu Gemüte führt, soviel dürfte feststehen. Wo es bei Rankin in den Dialogen gerne mal humorig wird und das Hinterzimmer wie auch der Tresen im Vorraum der Oxford Bar zum heimelig-gemütlichen Verweilen einladen, präsentiert Parks im tristen, kalten Winter im heruntergekommenen Glasgow des Jahres 1973 die ungeschliffene Härte des Lebens in Edinburghs großer hässlicher Schwester, für literarische Parallelen mag da allenfalls das düstere und trostlose „Red Riding Quartett“ von David Peace herhalten, und selbst dieser Vergleich hinkt, wo Peace gerne vage bleibt, mit Sprache experimentiert und vieles der Interpretation und Phantasie der Leser überlässt, bleibt bei Parks auf Dauer wenig unverschleiert, er schreibt direkt, schnörkellos und unverblümt und tritt der Leserschaft damit direkt frontal in die Magengrube.

„They all say, someday soon, my sins will all be forgiven“
(Warren Zevon, The Indifference Of Heaven)

Detective Harry McCoy als schottischer Zwilling der Clint-Eastwood-Filmfigur Dirty Harry, Anfang Dreißig, bereits schwer vom Leben gebeutelt, ist einer dieser typischen Anti-Helden des modernen Romans, eine komplexe Figur, die das Gute will und doch mindestens bis zu den Knöcheln im eigenen Morast der charakterlichen Defizite und mittelschweren kriminellen Verstrickungen steckt, zugange im Polizei-Büro wie in fragwürdigen Etablissements und dunklen Ecken der maroden Stadt am River Clyde. Der junge Polizist hat in seinem noch kurzen Leben bereits Einiges hinter sich: Misshandlungen von katholischen Priestern im Erziehungsheim, eine gescheiterte Beziehung inklusive plötzlichen Kindstodes des gemeinsamen Sohnes, wobei sich zusehends im Verlauf der Geschichte der Verdacht aufdrängt, dass das Paar aufgrund eines rauschhaften, exzessiven Lebenswandels am Ableben des Kindes mindestens eine Teilschuld trifft; aktuell zur Zeit der geschilderten Ereignisse schleppt McCoy ein veritables Alkohol- und Drogen-Problem als den berühmten Affen auf dem Buckel mit, sein halbwegs noch stattfindendes Sexualleben funktioniert nur mit Prostituierten, dazu on top seine dubiosen Verbindungen zu einem ehemaligen Schulfreund und Leidensgenossen aus dem Kinderheim, der mittlerweile eine große Nummer im Glasgower Drogen- und Mädchen-Handel ist.

„Blutiger Januar“ steigt unvermittelt ins Geschehen ein mit einem Besuch des Cops im Gefängnis, zu dem ihn ein Informant vor einem Mord an einer jungen Frau warnt, die dann auch prompt auf offener Straße vor den Augen der Öffentlichkeit exekutiert wird, mit unmittelbar nachfolgendem Selbstmord des Killers. Die Ermittlungen führen den Detective und seinen noch relativ unbedarften Adlatus aus der Provinz in die Etablissements und Villen der schottischen Upper Class und Industriellen, zu gekauften Politikern, willfährigen Polizeipräsidenten und gestrandeten Strichern, Prostituierten und Junkies am unteren Ende einer Nahrungskette, die das Menschenmaterial in einer korrupten Gesellschaft für die dummen Streiche der Reichen liefert – zähe Ermittlungen in einer bizarren Welt von SM-Sexorgien, Aleister-Crowley-Satanismus und geisteskranken Exzessen, Ermittlungen, zu denen McCoy nicht wenige Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommt von all jenen, die mit ihm aus früheren Zeiten noch eine Rechnung offen haben. Parks zeichnet damit das Bild eines fragilen sozialen Geflechts, das für alle Schichten die eindeutige Schwarz-Weiß-Schablone ins Leere laufen lässt.

Die Reihe um Cop McCoy könnte ein großer Wurf vom Format der historischen „L.A. Quartet“– oder „Underworld USA“-Serien von Hardboiled-Großmeister James Ellroy über politische und Polizei-Korruption, die dunklen Seiten der Wirtschaft und der Macht im 20. Jahrhundert werden, der Auftakt bringt alles mit, was einen rasant zu lesenden und gut erzählten, harten Krimi-Stoff auszeichnen: Lakonische Dialoge, eine stimmige Handlung, schwergewichtige Themen, ungeschönte Schilderungen von Gewalt, authentische Schauplätze mit dem entsprechenden Lokalkolorit, im Gesellschafts-historischen Kontext dabei völlig Nostalgie-befreit und in der Darstellung von Wut, Leid und Schmerz ohne falsche Sentimentalitäten. Der Fußball wird für einen Glasgow-Roman erstaunlich rudimentär thematisiert, irgendwo eine knappe Anmerkung zu Partick Thistle, das war’s dann auch schon, andererseits wird im Rahmen der Ermittlungen in der Befragung eines Priesters mehr als deutlich, dass einem vom Glauben abgefallenen ex-Katholiken wie McCoy diese ewige Celtic/Rangers-Fehde zwischen unionistischen Protestanten und den Nachfahren irischer Auswanderer am Allerwertesten vorbeigeht. Dafür darf sich die Pop-affine Leserschaft über einen kurzen Auftritt des Glam-Heroen David Bowie freuen, thematisch ins Bild passend als bleicher, ausgemergelter Ziggy-Stardust-Junkie. Kritik ist kaum angebracht an diesem als Kriminalroman konzipierten Sittengemälde, allenfalls der Jungbrunnen-hafte, rasante Heilungsprozess des wiederholt gewaltsam attackierten Cops geht zielstrebig völlig an der Realität vorbei, dieses postwendende Wiedereingreifen ins Geschehen nach kurz zuvor erlittenen Stich-/Schuss-Verletzungen und Mobilitäts-einschränkenden Knochenfrakturen hat bereits in seiner fragwürdigen James-Bond-Manier in den ansonsten sehr lesenswerten Jo-Nesbø-Romanen über den norwegischen „Dirty Harry“ Hole das ein oder andere Stirnrunzeln bei der Lektüre hervorgerufen.

Alan Parks wurde 1963 geboren und wuchs in der Nähe von Glasgow auf. Dort studierte er an der Universität Philosophie, nach dem Studium zog er nach London und arbeitete im Musikbusiness bei London Records und Warner als Creative Director. Er betreute unter anderem Bands wie New Order und The Streets.
„Blutiger Januar“ ist sein Debüt-Roman. „February’s Son“ als zweiter Teil der Harry-McCoy-Reihe erscheint Anfang 2019 in Großbritannien.

Alan Parks liest am 14. Oktober im Rahmen des Münchner Krimifestivals in der Polka Bar aus seinem Werk, Pariser Straße 38, Eingang Gravelottestraße, 20.00 Uhr.

Reingelesen (74): Donald Ray Pollock – Die himmlische Tafel

„After Appomattox they were on the loosing side
So no amnesty was granted
And as outlaws they did ride
They rode against the railroads,
And they rode against the banks
And they rode against the governor
Never did they ask for a word of thanks“
(Warren Zevon, Frank and Jesse James)

Donald Ray Pollock – Die himmlische Tafel (2018, Heyne Hardcore)

Bereits mit den ersten Sätzen in Donald Ray Pollocks zweitem Roman „Die himmlische Tafel“ wird klar: Gemütlich wird’s sicher nicht in dieser Geschichte, und hinsichtlich erbaulicher, schöngeistiger Literatur wäre man bei vielen anderen Autoren als Leser_In gewiss weitaus besser aufgehoben, diejenigen jedoch, die sich vor einigen Jahren an „Das Handwerk des Teufels“ labten, dem Roman-Debüt des Autors, einem von psychopatischen Serienkillern, religiösen Fanatikern und korrupten Polizisten bevölkerten Southern-Gothic-Death-Metal-Grosswurf in Buchform, diejenigen werden auch am Zweitwerk des spätberufenen Krimi-Schreibers aus Ross County/Ohio ihre helle – oder vielmehr finstere – Freude haben.

„Von da ab, und das ist nun schon fast vierzehn Jahre her, hat er des Nachts seinen Kopf auf diesen Sack gebettet; er sollte ihn auch daran erinnern, dass nichts in diesem weltlichen Leben gewiss ist, nur der Tod.“
(Donald Ray Pollock, Die himmlische Tafel, Kapitel 3)

Die himmlische Tafel, das ist das mit Leckereien bestückte Buffet, an dem sich die geschundene Kreatur nach entbehrungsreichen Jahren und finalem Ableben endlich satt essen darf, und es ist das Sinnbild der Erlösung und anvisierte Ziel des bitterarmen Pachtfarmers Pearl Jewett und seiner drei Söhne Cane, Cob und Chimney, die in Georgia im Jahr des Herrn 1917 buchstäblich von der Hand in den Mund leben und der Laune eines Leute-schindenden Großgrundbesitzers ausgeliefert sind. Prekäre Verhältnisse, die andernorts zur selben Zeit eine bolschewistische Revolution auslösten, in den Südstaaten der US of A hingegen nach einer individuellen Outlaw-Nummer drängen, in einem Land, dessen Geschichte und Kultur im jungen 20. Jahrhundert geprägt ist vom noch nicht lange zurückliegenden Sezessions-Krieg, von Rassismus, Selbstjustiz und dem Recht des Stärkeren, in dem die individuellen Probleme bis zum heutigen Tag nicht zuletzt dank entsprechender Gesetzgebung und verfassungsmäßig garantierter Rechte bisweilen mit der Schnellfeuerwaffe im Anschlag geklärt werden, und das zum Zeitpunkt der Geschichte kurz vor dem Eintritt in den ersten Weltkrieg steht, wenn auch kaum einer der Roman-Protagonisten weiß, wo genau dieses ominöse Deutschland eigentlich sein soll, nicht zuletzt davon wird im weiteren Verlauf der Geschichte ausführlich die Rede sein.
Nachdem der Altvordere völlig ausgezehrt das Zeitliche segnet, befreien sich die jungen Jewett-Hinterwäldler aus der kargen Lohnsklaverei, plündern und morden sich mittels gestohlener Waffen und Pferde durch Feudalherren-Farmen, Banken und Laden-Lokale in Richtung kanadische Grenze – „Shoot Your Way To Freedom“, wie Grant Hart, Gott hab ihn selig, vor Jahrzehnten so anarchistisch wunderbar einen seiner Songs betitelte.

„Er liebte es, so lange gegen sie zu sticheln, bis sie etwas Dummes sagten oder nach ihm ausholten, damit er eine Ausrede hatte, sie in die Hintergasse zu zerren und sie durchzuprügeln; viele Jahre lang hatte ihm das genügt.“
(Donald Ray Pollock, Die himmlische Tafel, Kapitel 12)

Auf ihrer Schleifspur der Gewalt begegnen die Jewetts so manchem Zeitgenossen, der entweder selbst vom Schicksal über Gebühr gebeutelt wurde oder in seinen charakterlichen Ausprägungen, Abarten und Obsessionen jeder besseren Freak-Show zur Ehre gereicht hätte, hier überzeichnet Pollock seine Figuren ab und an gehörig über Gebühr, dem Unterhaltungswert der finsteren Moritat tut es indes kaum Abbruch, wenn Serien-killende, psychopathische Gastronomen, professionelle Latrinen-Entleerer, minderjährige Prostituierte, schwule Offiziers-Anwärter oder der Farmer Ellsworth Fiddler als weiterer Hauptdarsteller des Romans den Weg der Bande kreuzen. Für den einfältigen Landwirt und seine Frau, die ihr gesamtes Erspartes an einen Trickbetrüger und den einzigen Sohn vermeintlich an die Armee und tatsächlich an den Alkohol verloren, gerät das Einlassen mit den White-Trash-Amateur-Gangstern unverhofft zum persönlichen Segen, der die prekäre Misere des hart arbeitenden Ehepaaars beendet.
Die großen Experten sind die Jewett-Brüder weder beim Ausrauben noch beim Flucht-Organisieren, jeder der drei frönt weitaus lieber seinen präferierten Gelüsten, der Älteste als einziger des Lesens Befähigter seinem Hang zur Literatur, wobei ihm die Auseinandersetzung mit Shakespeare oder einem Groschenroman einerlei ist, von den beiden Analphabeten-Brüdern der Ältere der Weiberei, der Jüngere der Völlerei, wer weiß schon, ob die Nummer mit der himmlischen Tafel am Ende nicht ein Luftschloss ist, da haut man sich den Wanst bei Gelegenheit schon mal im Diesseits ordentlich voll, vom Rumhuren des anderen Experten ganz zu schweigen.
Der Mensch denkt, Gott lenkt, und so ist es ausgerechnet der Junior mit dem offensichtlich kleinsten Spatzenhirn, der halbwegs unbeschadet aus der Nummer herauskommt und weiter von der Öffentlichkeit unbemerkt sein Dasein fristen darf, für viele andere Hauptdarsteller endet die Geschichte so, wie sie in den Erzählungen bei Pollock gerne endet: mit durchsiebten Eingeweiden, vor dem Henker, mit abgetrennten Gliedmaßen, einsam wie Vince Vaughn im Abgesang der zweiten „True Detective“-Staffel in der Einsamkeit der Prärie vor sich hin verreckend oder publikumswirksam vom Arm des Gesetztes zur Strecke gebracht.
Das harte Leben im Pollock-Roman ist ausweglos und brutal, ein irdisches Jammertal, in dem das Schicksal letztendlich nur fatalistisch angenommen werden kann, weil ein Dagegen-Ankämpfen kaum der Mühe wert ist und letztendlich zu keiner versöhnlichen Auflösung führt.

„Obwohl Homer in nahezu jeder Hinsicht unfähig war, hatte er zumindest gelernt, dass das Beste, was ein Politiker tun konnte, um zu überleben, darin bestand, absolut nichts zu tun.“
(Donald Ray Pollock, Die himmlische Tafel, Kapitel 22)

In den Rahmen des klassischen Kriminalromans mögen die 430 Seiten nicht passen, die Geschichte ist weitaus mehr Sozialstudie und Sittenbild, in der der tägliche Kampf ums Überleben, soziale Ausgrenzung und Bildungsmangel, sadistische Gewalt, Totschlag und andere Verbrechen allgegenwärtig sind. Was den harten Broterwerb anbelangt, davon weiß Pollock dank eigener Vita, wovon er spricht. Bevor 2008 sein erster Erzählband „Knockemstiff“ erschien, verdiente sich der Autor jahrzehntelang den Lebensunterhalt als Lastwagenfahrer und Arbeiter in einer Fleischfabrik.
Die nüchterne, illusionslose Sprache, die kaum Hoffnung aufkeimen und diese dann sicher wie das Amen in der Kirche zum Ende sterben lässt, mit der Pollock seine rabenschwarze, düstere Geschichte im „Handwerk des Teufels“ erzählt, diesen Slang lässt der zweite Roman-Wurf weitgehend vermissen, der Autor schlägt hier wiederholt den Sound der Groteske, der Satire und der keineswegs unfreiwilligen Komik an, was der exzellent erzählten, prallen Geschichte hinsichtlich Unterhaltungswert sicher nicht abträglich ist, das Buch aber um ein Alleinstellungsmerkmal beraubt und es in eine Reihe mit den ausgesucht schrägen, schwarzhumorigen, Gewalt-triefenden Trash-Splatter-Spätwestern wie „Das Dickicht“ oder „Kahlschlag“ von Joe R. Lansdale und die historischen, satirischen Antihelden-Romane von T. C. Boyle stellt, selbstredend beileibe nicht die schlechtesten Referenzen für dieses literarische Horror-Panoptikum. Und wer einst bei Paul Newman und Robert Redford im Geiste mitrannte und mit den beiden in ihren Rollen als Butch Cassidy und The Sundance Kid den Gesetzeshütern, Militärs und Kopfgeldjägern zu entfleuchen trachtete, wird an dieser Geschichte sowieso wenig zu bemäkeln haben.

Die amerikanische Originalausgabe ist 2016 unter dem Titel „The Heavenly Table“ beim Verlag Doubleday in New York erschienen. Im selben Jahr wurde auch die gebundene deutsche Erstausgabe in der Münchner Verlagsbuchhandlung Liebeskind publiziert. 2017 zeichneten die Juroren „Die himmlische Tafel“ mit dem ersten Platz des Deutschen Krimi-Preises in der internationalen Kategorie aus.

Donald Ray Pollock wurde 1954 in Knockemstiff/Ross County im US-Bundesstaat Ohio geboren, die Ortschaft, die seiner ersten Kurzgeschichten-Sammlung den Namen gab, ist heute eine entvölkerte Geisterstadt. Im Alter von 45 Jahren reichte Pollock seine erste Short Story bei einer Zeitschrift für englische Literatur an der Ohio State University ein, woraufhin ihn eine Herausgeberin des Blattes zum Studium für kreatives Schreiben an der Hochschule überredete.
Die New York Times veröffentlichte während der US-Präsidentschaftswahl 2008 regelmäßig seine Reportagen zum Wahlkampf in Ohio. Neben dem Deutschen Krimi-Preis wurden seine Arbeiten mit diversen renommierten Literatur-Auszeichnungen in Frankreich und den Vereinigten Staaten geehrt.

Robert Forster @ Buchhandlung Dombrowsky, Regensburg, 2017-11-09

Der Heyne-Verlag hat in der Stadt seinen Firmensitz, trotzdem ist München bei der Lesereise zu Robert Forsters kürzlich erschienener, lesenswerter Autobiografie „Grant & Ich. The Go-Betweens und die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft“ leer ausgegangen, für die renommierte Regensburger Buchhandlung Dombrowsky hingegen war es ein leichtes, die australische Indie-Legende für eine ausgedehnte Abendveranstaltung zu engagieren, langjährige persönliche Beziehungen des Songwriters zum Buchladen und nicht zuletzt die Herkunft von Forsters Ehefrau Karin Bäumler aus dem Regensburger Umland spielen dahingehend eine gewichtige Rolle.
Nach einer kurzen wie charmanten, von persönlichen Erinnerungen geprägten Einführung durch Ladeninhaber Ulrich Dombrowsky übernahm Rolling-Stone-Schreiber Maik Brüggemeyer die Moderation des Abends. Der Rock-Journalist, der auch für die Übertragung der Forster-Erinnerungen ins Deutsche verantwortlich zeichnet, merkte an, den Original-Titel „Grant & I“ habe er kongenial in „Grant & Ich“ übersetzt, und beim Rest hätte er sich auch nicht wesentlich mehr Mühe gegeben, wer das Buch bereits gelesen hatte, mochte an der Stelle zwar den verdienten Lacher anbringen, aufgrund einiger holpriger Passagen im Text aber nicht widersprechen.
Brüggemeyer trug einen kurzen Abschnitt aus dem Werk vor, damit war der Vorlese-Teil der Veranstaltung bereits abgehandelt, anschließend gesellte sich der Star des Abends auf die Bühne und beantwortete ausführlichst, humorig wie einnehmend die Fragen des Rolling-Stone-Redakteurs, die sich neben der nahe liegenden Bandbiografie der Go-Betweens und der jahrzehntelangen Freundschaft und Arbeits-Beziehung Robert Forsters zum 2006 verstorbenen Go-Betweens-Co-Songwriter Grant McLennan um Themen wie literarische Vorlieben, Images in der Rockmusik, die Ratlosigkeit eines 18-jährigen hinsichtlich beruflicher Zukunft inklusive eines im Keim erstickten Ansinnens einer Friseur-Ausbildung, das Fehlen jeglicher Kreativität im Hochschul-Fach „Creative Writing“, die Herkunft von Robert Forsters zweitem Vornamen „Derwent“, grauenvolle Autorenfotos, die Humboldt-Universität in (Ost-)Berlin und gutes Songwriting als beste Musik-Kritik drehte.
Auf die Frage Brüggemeyers, ob Robert Forster bei der literarischen Aufarbeitung seiner Beziehung zum Freund McLennan von Patti Smiths Buch „Just Kids“ beeinflusst wurde, in dem die New Yorker Punk-Ikone ihr Verhältnis zum 1989 verstorbenen Fotografen Robert Mapplethorpe in den Mittelpunkt stellt, meinte der australische Indie-Musiker, das Buch hätte sicher bei der Arbeit an seinem Werk eine Rolle gespielt, grundsätzlich wäre er aber seit jeher von künstlerischen Beziehungen wie der von Lennon/McCartney, Picasso/Braque oder der Zusammenarbeit der jamaikanischen Reggae-Stars Bob Marley und Peter Tosh fasziniert gewesen, insofern war es auch ein Glücksfall, dass er und McLennan sich über gemeinsame Interessen zu einer gedeihlichen wie freundschaftlichen Kooperation fanden.
Und einmal mehr bestätigte sich eine der Binsenweisheiten der Rock-Historie, diejenige zum ersten Velvet-Underground-Album, die besagt, dass der Meilenstein zwar seinerzeit kaum gekauft wurde, aber jeder, der ihn erwarb, im Nachgang eine Band gründete. Forster betonte, dass er noch vor dem Hören der Platte vom VU-Bandfoto völlig angetan war hinsichtlich der Präsenz der Teutonen-Schönheit Nico und der androgynen Drummerin Maureen Tucker neben den drei Kerlen, ihm und Grant wäre von Beginn an klar gewesen, dass mit Lindy Morrison eine Frau an den Go-Betweens-Drums sitzen musste, mit dem Einstieg von Amanda Brown als fünftes Bandmitglied war für ihn 1986 das Besetzungs-Ideal erreicht.
Robert Forster garnierte und bereicherte den launigen Literatur-Abend zur großen Freude der zahlreich anwesenden Musik-Freunde mit einer Auswahl seiner Songs, neben einer brandneuen Nummer kamen Stücke wie das längst zum Klassiker gereifte „Clouds“ vom „16 Lovers Lane“-Album der Go-Betweens, „Darlinghurst Nights“, das in Regensburg entstandene „Surfing Magazines“ und das autobiografische „Born To A Family“ zum Vortrag, zu letzterem merkte Forster schmunzelnd an, der Song würde in ein paar Minuten seine ganze Biografie enthalten, die er im Buch auf über 350 Seiten ausbreitet.
Einer der großen Indie-Pop-Songwriter hat sich zu der Gelegenheit unaufgeregt wie liebenswert präsentiert, ganz bei sich und augenscheinlich mit seinem Leben im Reinen, entsprechend angenehm strahlte diese Zufriedenheit auf die Zuhörerschaft aus.
Die ausverkaufte Veranstaltung fand ihren Ausklang nach langanhaltendem und dankbarem Applaus mit individueller Buchsignatur und persönlichem Plausch mit dem Künstler.
Wie eingangs erwähnt, mit einer Lesung in München hat es nicht geklappt, dafür gibt es in ein paar Wochen mehr als würdigen Ersatz in Form eines Konzerts von Robert Forster mit Band, am Freitag, den 15. Dezember, im Feierwerk/Hansa39. Vorweihnachtsfreude pur, hingehen, toppt jedes noch so beseelte Adventssingen.

Very special thanx an Christian Strätz.

Robert Forster und Maik Brüggemeyer präsentieren „Grant & Ich“ mit Lesung, Interview und Konzert noch zu folgenden Gelegenheiten:

28.11.Sulzbach-Rosenberg – Capitol
29.11.Wien – Akzent Theater

Reingelesen (70): Christof Meueler mit Franz Dobler – Die Trikont-Story: Musik, Krawall & andere schöne Künste

„Im Übrigen meinen wir, dass nicht die Musik in der Krise ist, sondern ihre industrielle Verwertung und das ständige Schielen nach dem statistischen Durchschnitt. Deshalb nehmen wir uns die Freiheit nach allen Seiten zu schauen und immer noch und immer wieder die Musik ins Zentrum unserer Arbeit zu stellen.
Und vor allem: Wir machen weiter.“
(Eva Mair-Holmes und Achim Bergmann, Trikont-Katalog 2015)

Christof Meueler mit Franz Dobler – Die Trikont-Story: Musik, Krawall & andere schöne Künste (2017, Heyne Hardcore)

Im bisher noch nicht völlig zu Tode gentrifizierten Münchner Arbeiterviertel Obergiesing, an der Tegernseer Landstraße, findet sich die alternative Kneipe „Café Schau ma moi“, einen Steinwurf entfernt von der ersten deutschen McDonalds-Filiale, von der Kultur-/Öko-Freifläche Grünspitz und dem Städtischen Stadion an der Grünwalder Straße, der Heimat der Münchner „Löwen“, vor und in der schmalen Bar tummelt sich an Regionalliga-Spieltagen die links-alternative Fanszene der „Sechziger“, etlichen aus dem treuen Haufen dürfte durchaus geläufig sein, dass sich im Hinterhof zur Kneipe seit 1977 die Heimat des ältesten deutschen – vielleicht sogar weltweit ältesten – Independent-Labels findet, und für die, die es nicht wissen, gibt der große Trikont-Schaukasten am winzigen Biergarten der Wirtschaft und Portraits von Querdenkern wie Oskar Maria Graf, Karl Valentin oder Erich Mühsam an der Wand der Café-Bar unübersehbare Hinweise auf die unmittelbare Nachbarschaft in der Kistlerstraße.

Die unvergleichlich feine Münchner Plattenfirma Trikont feiert in diesem Jahr 50-jähriges Gründungsjubiläum, und das ist mindestens genauso viel Grund zum Jubeln wie die Rückkehr der „Löwen“-Kicker an die innig geliebte Spielstätte in der Nachbarschaft, gebührend gewürdigt wird der runde Geburtstag nebst einiger „Trikont wird 50!“-Konzerte mit einem opulenten Prachtband zur Label-Historie der beiden Autoren Christof Meueler und Franz Dobler, dieser Tage im Heyne-Verlag im Hardcore-Programm erschienen.

„Wir schrappen immer wieder an so einem Grat entlang und wissen nicht, wie lang wir uns da noch halten. Aber wenn du Spaß dran hast, willst Du nicht aufhören! Uns trägt immer noch das Gefühl: Wir können euch Musik zeigen, die ihr sonst nicht findet.“
(Eva Mair-Holmes, in: Trikont, Interview mit Petra Kirzenberger, curt. Stadtmagazin München #87, Sommer 2017)

„Die Trikont-Story“ dokumentiert chronologisch die wechselvolle Geschichte der heute weit über Münchens Stadtgrenzen hinaus bekannten Indie-Institution, die ihren Anfang nahm in den Studenten-bewegten, Autoritäten anzweifelnden, rebellischen Sechzigern, in denen die heutige Platten-Firma als linker Sponti-Buchverlag mit Publikationen wie der Mao-Bibel, Schriften vom nordvietnamesischen Onkel Hồ, dem „Bolivianischen Tagebuch“ des im Jahr der Trikont-Gründung ermordeten lateinamerikanischen Guerillaführers Ernesto ‚Che‘ Guevara und der von der Staatsanwaltschaft verbotenen Autobiographie „Wie alles anfing“ des ausgestiegenen ex-Terroristen Bommi Baumann auf sich aufmerksam machte. Die Musik kam erst später ins Programm, anfangs trat der Trikont-Verlag nur als Vertrieb für den Deutsch-Rock von Ton Steine Scherben in Erscheinung, in späteren Jahren dann mit eigen-eingesungenen Arbeiterliedern der Label-Betreiber zur Unterstützung von Streiks in den Münchner BMW-Werken, als Label für Folk-Musik und Protest-Songs aus dem Bereich der indigenen Völker, des linken europäischen Untergrunds und Widerstands gegen die Diktaturen in Spanien, Griechenland oder Chile, und nicht zuletzt als Soundtrack-Lieferanten der in den Siebzigern aufkommenden Anti-Atomkraft-Bewegung.

Mit den Jahren wechselte die Verlags- und Plattenfirma-Führung, wo zu Beginn der Schriftsteller Herbert Röttgen und die heutige Grünen-Politikerin Gisela Erler mit Achim Bergmann die Geschicke bei Trikont lenkten und sich später der daraus hervorgegangene Dianus-Trikont-Verlag unter der Ägide von Röttgen vermehrt mit esoterischer Literatur beschäftigte und daran auch pleite ging, haben Bergmann und Eva Mair-Holmes mit dem 1980 abgespaltenen Trikont-Plattenlabel „Unsere Stimme / Our Own Voice“ bis heute fast fünfhundert Tonträger auf den Markt gebracht. Darunter finden sich mutige Musik-verlegerische Glanztaten wie eine neun-teilige Samplerreihe zur Cajun- und Zydeco-Musik Louisianas, die vom Münchner Künstler und Journalisten Jonathan Fischer herausgegebenen, größtenteils politischen Schwerpunkt-Sampler zum Thema Soul, das gesammelte gesprochene Wort vom bayerischen Urgestein des absurden Theaters Karl Valentin, exzellente Dokumentationen von FSK-Musiker, Autor und Radio-DJ Thomas Meinecke über die von texanischen Polka-Bands jenseits des Atlantiks fortgeführte bayerisch-böhmische Musiktradition, die Begleitmusik zur eigenen Beerdigung aus den „Dead & Gone“-CDs, zusammengestellt vom hochverehrten Wiener (was Wunder bei dem Thema?) Ö3-Musicbox-Moderator Fritz Ostermayer, die beiden grandiosen DVDs „Hard Soil“ und „The Folk Singer“ von Slowboat-Filmemacher und Sargasso-Herausgeber M. A. Littler und der hierzu ergänzende, nicht minder gelungene CD-Sampler „Strange & Dangerous Times“ von Sebastian Weidenbach zum Thema Muddy Roots/US-Folk-/Blues-Underground wie auch tonale Feldforschungen über vietnamesische Straßenmusik, äthiopischen Funk, die Wurzeln und Ausblicke in der jüdischen Klezmer-Musik oder den Rembetiko-Underground der griechischen Hafen-Spelunken – um nur einige ausgewählte Glanzlichter des Trikont-Backkatalogs zu nennen, die in ihrer Vielfalt ein weites, globales wie heterogenes musikalisches Feld abdecken, sich aber durch die Bank durch hohe Qualität und bei den Themen-Sammlungen durch erschöpfend-umfängliche Zusammenstellungen und in den beigelegten, mit Liebe und Herzblut verfassten Booklets durch kenntnisreiches Detail-Wissen und Einordnen in einen größeren gesellschaftlichen Kontext auszeichnen. Und nicht selten werden durch die jeweiligen Sampler Querverbindungen zu anderen Musikgattungen offen gelegt und Einflüsse thematisiert, die sich auf den ersten Blick bzw. das erste Hören so nicht offenbaren wollen. Die im Bezug auf die ausgeprägte Trikont-Compilation-Kultur seit jeher angestimmten Lobpreisungen etwa von BBC-Kult-DJ John Peel oder aus der versammelten in- wie ausländischen Presselandschaft kommen nicht von ungefähr.

Daneben hatte das Label stets Auflagen-starke Einzelkünstler und Bands unter Vertrag, früher die in jeder Schul-Aula progressiver Gymnasien präsenten Deutsch-Anarcho-Rocker Schroeder Roadshow, später den Bayernrock-musizierenden Oberarzt Georg Ringsgwandl und die Pioniere der neuen Volksmusik-Bewegung, La Brass Banda und Kofelgschroa, über die Qualitäten der beiden letztgenannten Formationen darf man durchaus geteilter Meinung sein, wie auch über die brachial-derben und oft ausfälligen Ansagen und Songs von CSU-Intimfeind Hans Söllner, über den man viel sagen kann, aber nicht, dass er sich je von Trends, politischen Opportunitäten oder gar richterlichen Beschlüssen hätte verbiegen lassen, und damit hat er viel gemein mit den Trikont-Machern und somit auch jederzeit seine Existenzberechtigung beim Münchener Vorzeige-Label. Über jeden Zweifel erhaben hingegen  der großartige Alpenbeat-/Punkfolk-/Hiphop-Crossover des bis heute unvergleichlichen oberösterreichischen Duos Attwenger und das Deutschpop-Philosophen-Songwriting von Eric Pfeil, der in seinen unnachahmlich geistreichen Ausführungen im Buch unter anderem auch zum letztjährigen Literaturnobelpreisträger-Witz zu Wort kommt und damit den Leitfaden zum unverkrampften Umgang mit vermeintlichen Mega-Stars gibt: „Bob Dylan ist wirklich der seltsamste Popstar, den es gibt. Er hat auf seinen Platten jahrelang nur mit Tom-Waits-Stimme gegrunzt, und auf einmal fängt er wieder an zu singen – ausgerechnet bei Frank-Sinatra-Songs. Ich glaube, bei Dylan ist man immer gut beraten, wenn man ihn als Komiker begreift. Das hilft extrem. Wenn man ihn so sieht, dann kann man sehr viel Spaß haben, und dann nimmt man ihn nicht so ernst.“

Den Punk mag das Label weitestgehend verschlafen haben, kurzfristige Moden waren sowieso nie das Ding von Trikont, dafür sind über die Jahre bis heute anhaltende Beziehungen zu den Künstlern gewachsen wie riesige Themensammlungen aufgebaut worden, ob das eine mehrteilige CD-Dokumentation mit 83 Variationen über die Ursonate des Pop „La Paloma“ ist oder ein inzwischen riesiger, grenzen-erweiternder Fundus zur bayerischen Musik, der von alten Schellack-Aufnahmen Münchner Volkssänger_Innen, Best-Of-Doppel-CD-Sammlungen von Ausnahmekünstler_Innen wie der einzigartigen Bally Prell und dem Bayern-Krautrock von Sparifankal bis hin zur um Chanson und modernes Liedgut erweiterten neuen Traditionsmusik von Mrs. Zwirbl reicht – ausgerechnet ein linker Musikverlag wurde damit zum Vorreiter und Erneuerer in Sachen Bayerische Volksmusik.

„Trikont macht komische Sachen. Das Ganze funktioniert nur wegen der Leidenschaft, die drinsteckt. Es geht nicht nur um den kommerziellen Erfolg. Man ist hier gut aufgehoben und bekommt zu jeder Zeit alles.“
(Eric Pfeil, in: Stimmen über Trikont, curt. Stadtmagazin München #87, Sommer 2017)

„Die Trikont-Story“ funktioniert als Buch auf mehreren Ebenen, zum einen als opulente, Kilo-schwere, robust gebundene Festschrift zum Jubiläum eines großartigen Platten-Labels, wie auch als gut zu lesende Geschichte der APO, linker Sponti-Aktionen, alternativer gesellschaftlicher wie subkultureller Gegenentwürfe und daraus entstandenen Musik-historischen Trends und Bewegungen, die bereichert wird durch zahlreiche Abbildungen, Schlaglicht-artige Statements und Ausführungen der Labelmacher, Musiker und weiterer Zeitzeugen aus dem kulturellen wie historischen Kontext im Stile des maßgeblichen Standardwerks zum US-Punkrock „Please Kill Me: The Uncensored Oral History of Punk“ von Legs McNeil und Gillian McCain.
Aufgrund der ausführlichen Dokumentation jeder einzelnen Trikont-Tonträger-Veröffentlichung inklusive abgebildeter Plattencover und Anekdoten um Musiker, Auftritte, den thematischen, Musik-historischen und/oder gesellschaftspolitischen Kontext, dem Bezug der Label-Chefs zu den Künstlern und dem jeweils individuellen Verhältnis zur Musik, zur Entstehungsgeschichte der Aufnahmen und den Geschichten, wie sie letztendlich bei Trikont gelandet sind, ist das gewichtige Werk selbstredend auch ein umfassender und sorgfältig gestalteter Plattenkatalog geworden, und sollte man dann nach Stunden der Muße und des Quer-Checkens mit der Wunsch-Liste zur Schließung der Lücken im eigenen Plattenschrank fertig sein, kann man den Wälzer nochmal von vorne aufschlagen und die Zitate-Sammlung, die sich wie ein Endlos-Laufband am unteren Ende jeder Buchseite findet, in einem Rutsch von vorne bis hinten durchackern und genießen, Zitate-Daumenkino, quasi.
Als Einblick in zahlreiche Musiker-Biografien taugt es nicht minder, wie auch als weitere Leseanregung, wem etwa die 3 Seiten über das unfassbare Leben des Berliner Swing-Gitarristen Coco Schumann nicht ausreichen, die oder der greift weiterführend zur Autobiografie „Der Ghetto-Swinger. Eine Jazzlegende erzählt“ des musizierenden KZ-Überlebenden – „Theresienstadt, Auschwitz, Dachau – das glaubst du mir sowieso nicht…“

Wie wichtig Engagement, Einmischen, Querdenken gerade auch in diesen Tagen wieder sind, hat kürzlich der tätliche Angriff auf Trikont-Chef Achim Bergmann bei der Frankfurter Buchmesse durch einen Vertreter der sogenannten „Neuen Rechten“ nach einer kurzen, kontroversen Diskussion gezeigt, Ausführlicheres hierzu auf der Label-Homepage.

Der Journalist und Soziologe Christof Meueler wurde 1968 geboren und lebt in Berlin. Er gab in den 80er-Jahren das Noisepop-Fanzine „Rat Race“ heraus und schrieb in den 90er-Jahren unter anderem für das Hardcore-Magazin „Zap“. Seit 2001 ist er Ressortleiter für Feuilleton und Sport bei der linken Tageszeitung „junge Welt“. Meueler ist Autor von Biografien über den ex-Terroristen Bommi Baumann und den Indielabel-Betreiber Alfred Hilsberg.

Franz Dobler, Jahrgang 1959 , lebt in Augsburg. Er ist als Journalist, Schriftsteller und DJ tätig. Die Welt hat ihm neben seinen mit dem deutschen Krimi-Preis ausgezeichneten Büchern „Ein Schlag ins Gesicht“ und „Der Bulle im Zug“ sowie weiterer Prosa und Sammlungen kürzerer Texte die grandiose Johnny-Cash-Biografie „The Beast In Me“ zu verdanken. Bei Trikont hat er die mehrteilige Sampler-Serie „Perlen deutschsprachiger Popmusik“ herausgegeben, die 1995 mit „Wo ist zuhause Mama?“ startete, 2002 kompilierte er für das Label den Johnny-Cash-Tribute-Sampler „A Boy Named Sue“, für die wunderbare Doppel-CD-Dokumentation „Sonntag“ über den legendären Kraudn-Sepp hat er den kundigen Text zum Beiheft verfasst und das bei Trikont verlegte Buch „Bloss a Gschicht“ von Hans Söllner ins Hochdeutsche übersetzt. Der grandiose Franz Dobler halt… (um den Ball mal wieder zurückzuspielen ;-))

Herzlichen Dank an Gabi Beusker von Heyne Hardcore für das Rezensionsexemplar.

Konzertant werden 50 Jahre Trikont zu folgenden Gelegenheiten gefeiert:
Am 15. November im Bi Nuu in Berlin, Kreuzberg, Im U-Bahnhof Schlesisches Tor, ab 19.00 Uhr, mit Konzerten von Bernadette La Hengst, Lydia Daher, Textor & Renz und Kofelgschroa.
Und am 30. November am Münchner Feierwerk-Gelände, Hansastraße 39 – 41, im Farbenladen und im Hansa39, ab 18.00 Uhr, auftreten werden die grandiosen Attwenger, der großartige Eric Pfeil, die wunderbare Mrs. Zwirbl, Coconami, die Express Brass Band und die Zitronen Püppies.

Das Kulturforum hebt das Glas mit Hans-Peter Falkner von Attwenger
auf die nächsten 50 Jahre Trikont.

Prost & Alles Gute!