Jack White

Reingehört (218): Jack White

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Jack White – Acoustic Recordings 1998-2016 (2016, Third Man/Indigo)
In den Archiven Liegengelassenes, Alternativ-Versionen, Remixe, Rohfassungen von insgesamt 26 Songs im Doppel-CD-Format aus allen Schaffensphasen des musikalischen Wunderknaben Jack White, chronologisch aufbereitet und Sound-qualitativ ansprechend dargereicht.
Was als White-Stripes-Kracher funktionierte, geht auch mit Wandergitarre gut ins Ohr, der Indie-Garagen-Rock der Raconteurs besticht alternativ im Bluegrass-Gewand, viele Stücke kommen mit Orgel, Klavier und Getrommel ohnehin mit voller Band-Besetzung, allzu Lagerfeuer-romantisch wird es seltenst. Einige Nummern gehen mit Honky-Tonk-Piano als Soundtrack für den Westernsaloon durch (wer’s braucht), mehrheitlich glänzt White hier mit einem ureigenen Folk-Blues-Stilmix, den er gekonnt um den Geist der akustischen Aufnahmen des dritten Led-Zeppelin-Albums und Anklänge an den T-Rex-Glamrock der Frühsiebziger bereichert. Vorzeige-Musik-Kritiker Greil Marcus mag laut Linernotes zur Songsammlung Reminiszenzen an die Delta-Blues-Ikone Son House heraushören, der Country-, Folk- und Glam-Einschlag ist unüberhörbar und mitunter dominant.
Bereitet um ein Vielfaches mehr Freude als das zuletzt veröffentlichte Solowerk „Lazaretto“ (2014), das durch seine verfehlte Überproduktion im Nachgang zum vielversprechenden White-Solodebüt „Blunderbuss“ (2012, beide Third Man) mancherorts für lange Gesichter gesorgt hat.
(****)

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Reingehört (8)

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Bob Mould –Beauty & Ruin (2014, Merge)
Auf den Bob ist Verlass in Sachen ‘Stramme Rockgitarre’. Wer mit seinem bisherigen Schaffen glücklich war greife hier bedenkenlos zu.
(****)

The Black Keys – Turn Blue (2014, Nonesuch)
Die Black Keys und ich, richtig gute Freunde werden wir nicht mehr. Dienten ihre älteren Werke wie ‚Chulahoma‘ oder ‚Attack & Release‘ noch als brauchbare White-Stripes-Derivate, sind sie jetzt endgültig im Mainstream angekommen: Bombast + unerträgliches Soulgeseier.
Prognose: auf der nächsten Scheibe sind Deppen wie Sting oder Bono auf der Gästeliste …
(** ½)

Jack White – Lazaretto (2014, Third Man)
Mit ‚Blunderbuss‘ hat er 2012 die Messlatte ziemlich weit hochgelegt, hier unternimmt er nicht die geringste Anstrengung um drüberzuspringen. Wie auch den Black Keys ist dem guten Jack der Gaul in Richtung Überproduktion das ein oder andere Mal gehörig durchgegangen. Hier ein Keyboard zuviel und dort nervt schon wieder ein Synthie, das Robert-Plant-artige Genöle rettet wenigstens noch das Nötigste und ein paar Country-Rocker im Geiste Gram Parsons‘ lassen zwischendrin wieder hoffen, aber ansonsten hätten unbehandeltere, rohere Fassungen der dominierenden Blues-Monster-Stücke dem Werk wesentlich besser zu Gesicht gestanden. Schade.
(*** 1/2)