
Hanna Fearns – Sentimental Bones (2014, Songs & Whispers / Broken Silence)
Exzellente Alternative-Country-/Folk-Platte der Songwriterin aus Konstanz. Ein warmer Sound, angenehmer Gesang und eine Melodienvielfalt, die sich gewaschen hat, zeichnen diese Scheibe aus, die den internationalen Vergleich in Sachen Americana/Country/Folk weiß Gott nicht zu scheuen braucht. Ich wage zu behaupten: Ein Stück wie den Opener „You Stole My Crown“ hätte Rosanne Cash auch nicht besser hingekriegt. Es dominieren ruhige, nachdenkliche Töne, an manchen Stellen aufgelockert durch Chanson- und Cajun-Einflüsse. Wer mit den Walkabouts, Eleni Mandell oder auch Fairport Convention und den Richard-&-Linda-Thompson-Werken was anfangen kann, der greife hier beherzt zu, sie/er wird nicht enttäuscht werden. Versprochen.
(*****)
Tindersticks – Ypres (2014, City Slang)
Instrumental-Klassik. Die Tindersticks haben neoklassische Musik als Auftragsarbeit für eine Dauerausstellung über den ersten Weltkrieg im belgischen Museum „In Flanders Fields“ komponiert und mit Orchester eingespielt. Sechs zum Teil längere Stücke, an Michael Nyman und vor allem an Henryk Górecki geschulte Tondichtungen, dem Thema entsprechend schwermütig und sehr getragen im Vortrag. Für Fans der Streichquartette oder der dritten Sinfonie von Górecki eine unbedingte Empfehlung.
(*****)
Caribou – Our Love (2014, City Slang)
Sorry, da bin ich raus. Der gefällige Elektro-Pop mag ja noch ganz gut ins Gehör gehen, dieser Soft-Soul-artige Falsettgesang treibt mich jedoch in den Wahnsinn und lässt mich flux zum Ausschaltknopf springen, bevor das Ohrenschmalz ranzig wird…
(**)
O’Death – Out Of Hands We Go (2014, Northern Spy Records)
Die Alternative-Country-Combo aus Brooklyn pflegt auf der neuen Platte verstärkt die dunklen Herbsttöne. Das ruppige Element, wie es vor allem auf der „Broken Hymns, Limbs And Skin“ mitunter zelebriert wurde, rückt deutlich in den Hintergrund, es dominieren nachdenkliche Stimmungen. Greg Jamie‘s unnachahmlich-großartiger Jammergesang, gepaart mit Dark-Bluegrass-Appalachen-Folk: eine Kombination, der schwer zu widerstehen ist.
(**** ½)
Mark Olson – Good-Bye Lizelle (2014, Glitterhouse)
Mark Olson hat sich bei den Jayhawks mal wieder vom Acker gemacht und legt hier ein neues Solowerk vor, inklusive neuer Partnerin und runderneuertem Sound. Mit der norwegischen Musikerin Ingunn Ringvold nahm er ein Werk auf, das weit entfernt ist vom Reine-Lehre-Alternative-Country, wie er ihn mit den Creek Dippers und seiner Ex-Frau Victoria Williams pflegte. Die Scheibe startet mit einem Kammerpop-Stück, das den Geist der psychedelischen Sixties in die Jetztzeit transportiert, das Nachfolgende erinnert weiter an Sechziger-Jahre-Pop in Anlehnung an die Byrds und Country-Folkrock a la Gram Parsons, an der ein oder anderen Stelle versehen mit einer Prise orientalischen Vibes.
(**** ½)
Kevin Morby – Still Life (2014, Woodsist)
Zweites Soloalbum des ex-Woods-Musikers. Astreiner Ami-Folk-Rock, anständiges Songwriting, angenehmer Gesang, sehr überzeugend vor allem in den nachdenklichen und getragenen Passagen.
(****)
Sunn O ))) & Scott Walker – Soused (2014, 4AD)
Diese Kollaboration hat sich aufgedrängt, haben die Walker Brothers doch bereits 1966 „The Sunn O))) Ain’t Gonna Shine Anymore“ gesungen, hahaha … ;-))) Im Ernst: passt wie A… auf Eimer. Der von mir immer als ziemlich überschätzt angesehene Scott Walker singt seine durchgeknallten Opern-Arien zum größtenteils völlig entschleunigten Drone-Gedöns der Dark-Ambient-Doom-Metal-Sportsfreunde Sunn O))). Hätte ich vorab nicht gewusst, wer hier zugange ist, hätte ich auf ein ambitioniertes Neoklassik-Werk in Anlehnung an Britten’s „War Requiem“ getippt.
(**** ½)
Mono – Rays Of Darkness (2014, Pelagic)
Mono – The Last Dawn (2014, Pelagic)
Der begnadete österreichische Journalist, Musiker, DJ und Autor Fritz Ostermayer kommentierte einst in einer Ö3-Musicbox-Sendung eine Scheibe von Brian Eno wie folgt: „Wenn diese Platte in den Himmel kommt, will ich auch in den Himmel kommen.“ Im Fall der beiden neuen Alben der japanischen Postrock-Götter Mono frage ich: „Haben wir einen Deal, lieber Gott? Ich will in dem Fall auch nie wieder fluchen…;-)))“
„Rays Of Darkness“ startet extrem gedehnt, um sich dann ins Brachiale zu steigern, das im letzten Drittel in einen wahren Metal-Anfall gipfelt (mit Gesang !!!), um dann in tranceartigem Drone-Sound auszuklingen. Die Aufnahme hat das, was Sunn O)))/Walker weitestgehend fehlt: überbordende Vielfalt.
Auf „The Last Dawn“ wird die ruhigere/entspanntere/getragenere/orchestralere Spielart der Band zu Gehör getragen, ebenso empfehlenswert und großartig wie „Rays Of Darkness“.
Live am 16.12. im Hansa39, Feierwerk, München. Weihnachten dieses Jahr acht Tage früher. Ich freu mich schon wie Bolle.
(******)
Steve Reich – Radio Rewrite (2014, Nonesuch)
Neues vom Minimalist-Movement-Pionier. Repetitive, meditative Minimal Music trifft moderne Klassik. Zwei Stücke sind inspiriert von der britischen Band Radiohead, deren Gitarrist Jonny Greenwood bei der Einspielung des Werks beteiligt war. Feine Sache.
(*****)
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