aire – You Are Here (2014, Parabolics Records)
Ganz was Feines hat Blogger-Kumpel Andreas Guettel / Life Is Noisy da von seinem letzten Asien-Trip mitgebracht: Das Thai-/japanische Quintett aire besticht auf seinem 2014er-Album mit wunderbarem, instrumentalem Postrock, da mag der ein oder andere jetzt die Nase rümpfen und meinen, da brauch ich keinen Tonträger aus Fernost, da tut’s das hiesige Zeug genauso, weit gefehlt in dem Fall, was die Aufnahmen aus der Masse artverwandter Veröffentlichungen heraushebt, ist ein Erweitern und Bereichern des Klangbilds durch vertrackten Math-Rock und Progressive-Rock-Rhythmen, die man so allenfalls artverwandt auf entsprechenden Zappa- oder 80er-Jahre-King-Crimson-Meisterwerken finden konnte, wem bei wiederholtem Hören der sowohl beim amerikanischen Rock-Enfant-Terrible wie auch bei der Robert-Fripp-Combo beschäftigte Ausnahmemusiker Adrian Belew spontan als Bindeglied für die Gitarren-dominierten Instrumentalwerke in den Sinn kommt, mag damit nicht völlig falsch liegen.
Das Verweben von modernem Postrock, der im Fall von aire keinerlei internationale Vergleiche scheuen muss, mit experimentellen Strukturen der Rockmusik vergangener Tage ergibt ein komplexes Sound-Geflecht, das sowohl Rückbesinnung auf Tradiertes als auch in die Zukunft gewandte Weiterentwicklung in sich birgt und das ein konzentriertes Hinhören mehr als lohnt.
(*****)
Degaruda – Monstrous Victorious (2016, Degaruda Music)
Eine große Nummer in der Underground-Postcore-Szene von Bangkok sind die Herren Tega, Dega, Chega und Vega von Degaruda, die ihren Background selbst wie folgt beschreiben: We are a Bangkok-based rock band birthed from the spirit of D.C. hardcore punk, stoner metal, and Karen Carpenter.
Hinter dem Pseudonym des Drummers Vega verbirgt sich Van Lakarnchua, der auch den Bass bei aire bedient, die Tarasin-Brüder, die hier als Tega und Dega auftreten, sind dem Vernehmen nach alte Hasen im Umfeld diverser Thai-Indie-Bands.
Auf ihrem aktuellen Album bieten Degaruda einen beschwingten Mix aus bestechendem Hardcore-/Straight-Edge-Punk, griffigem Post-Metal und treibend-komplexem Post-Rock der härteren Gangart, in dem das melodische Element nicht zu kurz kommt und der den Hang zum Experimentellen wiederholte Male nicht scheut.
Ausnehmend schöne CD-Verpackung auch, wie heißt es so schön auf der bandcamp-Seite von Degaruda hinsichtlich des limitierten Tonträgers: Comes in beautiful hand drawn digitpak with lyrics booklet. Um es in der Landessprache zu formulieren: อ๋อ ใช่! วงซุปเปอร์…
(**** ½ – *****)
Lesenswertes Interview mit Andreas Guettel zum Thema Degaruda auf dem Bangkok-Musik-Blog von Rock Philosopher Dave Crimaldi.