„Schau auf den Bund; denn die dunklen Winkel des Landes sind Stätten voller Gewalt…
Vergiss nicht das Geschrei deiner Feinde; das Toben deiner Widersacher wird je länger, je größer.“
(Psalm 74)
LLNN – Deads (2018, Pelagic Records)
„We are red, we are white, we are danish dynamite“ krakeelten die Supporter der dänischen Fußball-Nationalmannschaft 1992 im Überschwang nach dem überraschenden wie verdienten Europameisterschafts-Endspielsieg gegen die deutschen Rumpler im schwedischen Göteborg, bei den Landsmännern der Kopenhagener Formation LLNN ist es mit herkömmlichen Dynamit-Stangen bei weitem nicht mehr getan, mit ihrem experimentellen Post-Metal holt das Quartett auf dem angekündigten, zweiten Volle-Länge-Tonträger „Deads“ in Nachfolge zum 2016er „Loss“-Debüt zum flächendeckenden nuklearen Vernichtungsschlag aus, schwere Industrial-Drones, Intensivst-Brachial-Noise/Postcore, gewichtige Doom-/Post-Metaller-Riffs und atmosphärisches Synthie-Rauschen aus der cineastischen Horror-/SciFi-Beschallung entsprungen durchdringen das rasende, permanent ins Atonale kippende, am offenen Nerv bohrende Wüten, das Visionen vernichtender Druck- und Schallwellen wie die nachfolgende planetare Entvölkerung in düsterer Schwärze heraufbeschwören, in Töne gegossene Endzeitvisionen zwischen lärmendem Atom-Pilz und verstörender Klang-Wüste, die musikalisch/tonal/atonale Apokalypse in Reinkultur.
Die Krönung der Weltuntergangs-Messe findet sich im Vortrag der schwerst verständlichen Songtexte: Das illusionslose und sich in finaler Verzweiflung ergehende Geschrei von Gitarrist und, nun ja, „Sänger“ Christian Bonnesen wertet altgediente Hardcore-Brüller vom Schlag eines Henry Rollins oder David Yow ungefähr auf dem Level des „Alle meine Entchen“-trällernden Vorschul-Chors vom katholischen Kindergarten Sankt Anna neu ein, mehr Verausgabung in Richtung artikulierter Wahnsinn scheint nicht denkbar.
Wer bei Postmetal-Heroen wie Amenra oder Neurosis kein Fracksausen bekommt, sollte dem neuen Werk von LLNN unbedingt die ungeteilte Aufmerksamkeit mit beiden Ohren leihen und sich hineinwagen in diese in weiten Abschnitten unwirtlichen Klanglandschaften, wohl wissend, dass dort die Schutzzonen rar sind, die Bereitschaft zum Experiment ausgeprägt sein muss und hinter jeder Ecke ein vom Irrsinn zerrütteter, kahlgeschorener Marlon Brando lauern kann, der sein berühmtes „The Horror…The Horror…“ vor sich hinbrabbelt…
„Deads“ erscheint weltweit am 27. April beim Berliner Label Pelagic Records.
Ab Ende April wird die Band ihren düsteren und experimentellen Post-Metal auf der gemeinsamen Europa-Tour mit der kanadischen Band Bison live präsentieren, unter anderem beim Roadburn Festival im niederländischen Tilburg am 22. April neben Exzellenzen wie Godspeed You!Black Emperor, Godflesh, Wrekmeister Harmonies, Wear Your Wounds oder Kikagaku Moyo und beim Label-eigenen Pelagic Fest am 19. Mai in Berlin.
(**** ½ – *****)