Black Friday heute mit einer Ausgabe von Stefan Haase vom Hamburger Freiraum-Blog in Gedenken an den vor fünfzig Jahren ermordeten amerikanischen Bürgerrechts-Aktivisten und Baptisten-Pastor Martin Luther King Jr.
1968 war weltweit ein Jahr, das für Aufbruch und Befreiung stand, besonders für Amerika war es ein prägendes Jahr, über das es wenig Erfreuliches zu berichten gibt. Im Herbst wählten die Amerikaner den Republikaner Richard Nixon zu ihrem neuen Präsidenten. Er gewann die Wahl unter anderem, weil er versprach, für Recht und Ordnung zu sorgen. Martin Luther King hingegen befürchtete in früheren Reden, dass sich die Republikaner in eine Partei des Weißen Mannes verwandeln werden. Er sollte Recht behalten.
Am 4. April 1968 um 18.01 Uhr wurde Martin Luther King auf dem Balkon des Lorraine Motels in Memphis (Tennessee) erschossen. Danach kam es in über 100 Städten Amerikas zu teils massiven Ausschreitungen. Heute im Soul Family Tree: ein „I Have A Dream“-Mix, anlässlich des 50. Todestages von Martin Luther King. Musik, die von King und der damaligen Zeit und Stimmung inspiriert wurde.
1991 veröffentlichten die legendären Politrapper von Public Enemy den Song „By The Time I Get To Arizona“. Im Fokus des Song stand der damalige Gouverneur Fife Symington. Die Band protestierte im Text gegen die Weigerung des Gouverneurs, den Bürgerrechtsaktivisten mit einem Feiertag zu würdigen. Die Hauptrolle im Video spielte Martin Luther King, der sich 1968 vehement gegen den Vietnamkrieg stellte. Public Enemy ließen für das Video die Bürgerrechtsbewegung von damals wieder auferstehen und bauten Originalaufnahmen mit ein. Die Schlussszene sorgte für einen Skandal. Sie zeigte in Zeitlupe die Ermordung von King und Kämpfer, die ein Attentat auf den Gouverneur verüben. Das Video und der Song wurden damals in Amerika verboten. Trotzdem verkaufte sich das Album „Apocalypse 91…“ sehr gut und kletterte auf Platz eins der R&B Charts. Denn Public Enemy traf eine ganze Generation mitten ins Herz. Themen wie Rassismus, Armut, Arbeitslosigkeit gehörten zum festen Repertoire. Bereits 1988 veröffentlichten sie mit ihrem Album „It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back“ eines der wichtigsten Alben der HipHop-Geschichte.
Bei „By The Time I Get To Arizona“ ein Gitarrenriff der Band Mandrill und ein Loop der Jackson Five zu hören. Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre stand keine andere Band mehr für Widerstand als Public Enemy.
Nina Simone fragte, nur wenige Tage nach der Ermordung an King, „What will happen, now that the King is dead?“ und schrieb den Song „Why? (The King Of Love Is Dead)“.
James Brown wurde der Held der Stadt Boston. Einen Tag nach dem Attentat sollte er in der Stadt an der US-Ostküste spielen. Der Bürgermeister befürchtete Unruhen und plante, das Konzert abzusagen. Doch Brown wollte spielen, und es wurde vermutlich sein schwierigster und wichtigster Auftritt seiner Karriere. Als Zuschauer auf die Bühne kamen und niemand wusste, was passieren würde, blieb James Brown ruhig, beschwichtigte die Menge und setzte sein Konzert fort. Niemand wurde verletzt. Hier ein kleiner Ausschnitt. Das ganze Konzert wurde live mitgeschnitten und später veröffentlicht.
Muddy Waters, Otis Spann, Harmonica Master Little Walter und der Bassist Willie Dixon kamen im Mai 1968 nach Washington, um dort ein Benefiz-Konzert für „Poor People“ zu spielen. Otis Spann ist der vielleicht größte Blues-Pianist gewesen und stand für den Chicago-Blues. 1968 schrieb er zwei berühmte Songs: „Blues For Martin Luther King“ und „Hotel Lorraine“. Mehr zu diesem denkwürdigen Konzert kann man hier nachlesen: Blues For Martin Luther King.
America is essentially a dream
It is a dream of a land where men of all races
of all nationalities and of all creeds
can live together as brothers…
Bobby Womacks Alben „Poet I“ und „Poet II“ sind nach wie vor großartige Aufnahmen. Im Song „American Dream“ gibt es zu Beginn einen Auszug aus der berühmten „I Have A Dream“-Rede von Martin Luther King.
Black, god damn, I’m tired my man
Don’t worry bout what color I am
Because I’ll show you how ill, this man can act
It could never be fiction cause it is all fact…
Auch im HipHop und Rap inspiriert King bis heute viele Künstler. Run-D.M.C. waren Pioniere des HipHop. Ihr 1986er Album „Raising Hell“ erreichte Platinstatus. 2002 endete die Karriere abrupt. DJ Jam Master Jay wurde in einem Plattenstudio von einem Unbekannten erschossen. Danach lösten die verbliebenen Bandmitglieder die Formation auf. Aus ihrem Platinalbum kommt nun „Proud To Be Black“:
Die Liste mit von King inspirierten Songs könnte man lange weiterführen. Wer mag, sollte u.a. Sam Cooks „A Change Is Gonna Come“ hören und/oder die Cover-Versionen von Solomon Burke und Baby Huey (von Curtis Mayfield produziert). Dann wären da noch Gil Scott-Herons „Winter In America“ oder James Brown mit „Cold Sweat“ und natürlich Muddy Waters 1968er Album „Electric Mud“.
1968 war nicht nur für die USA ein wechselhaftes Jahr. Wenige Monate nach der Ermordung von King kam der damalige Justizminister Robert Kennedy ums Leben. Und in Deutschland wurde im April Rudi Dutschke schwer angeschossen. Dazu kommen weitere Unruhen und Demonstrationen in Frankreich und nicht zu vergessen der „Prager Frühling“ in der damaligen CSSR. 1968 war ein bewegtes Jahr.
Peace and Soul.
Stefan aka Freiraum.