Matt Schneider

Reingehört (187): Moon Bros.

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Moon Bros. – These Stars (2016, Western Vinyl)
Getragen-traurige, völlig aus der Zeit gefallene LoFi-Americana-/Country-Balladen und schönen, entschleunigten Folk präsentieren die Moon-Brüder aus Chicago/Illinois auf ihrem dritten Longplayer, garniert mit viel Slide-Gitarren-Schmalz, fein gezupften Gitarren und herzerweichend-klagendem Gesang, der andernorts schon mal mit den Sangeskünsten des hochverehrten Nick Drake verglichen wurde. Lagerfeuer-sitzen-Viel-trinken-Herzausschütten-Musik.
Vor allem wegen der Calexico-artigen Instrumental-Nummern würde man das Projekt weit mehr süd-westlicher in den Staaten verorten, „El Conejo“ und „Corrido“ glänzen mit atmosphärischen Tex-Mex-Ingredienzen, das schlicht betitelte „Blues“ ist frei fließender, improvisierter Bluegrass-Folk.
Warum das Stück „AC/DC“ – vermutlich – nach der australischen Proll-Brüller-Band benannt wurde, erschließt sich dem Hörer weder musikalisch noch aus dem Text, vielleicht soll eine Brücke zur „What’s Next To The Moon“-Nummer der Schuluniform-Rabauken geschlagen werden, Mond-Querverbindung Hilfsausdruck.
Hinter den Moon Bros. verbirgt sich im Wesentlichen der Chicagoer Postrock-Veteran Matt Schneider, unterstützt wird er auf dem aktuellen Album an Bass, Trommel und Lap Steel von Musikanten der Bands Tortoise, Iron And Wine und The Cairo Gang.
Das Material der ersten drei geplanten Moon-Bros.-Longplayer ist für immer verloren, Schneider, der im Nebenerwerb als Zimmermann arbeitet, bewahrte es unsachgemäß in einem Werkzeugkasten auf, es ist dem Zeug nicht gut bekommen. Die beiden zuvor veröffentlichten Alben „Dancehall Sound“ und „Frijolillo“ (beide 2013) mit zum Teil wesentlich experimentelleren Arbeiten finden sich bei Bandcamp.
„These Stars“ kann man sich schon mal getrost auf den Merkzettel für die Jahresbestenlisten kritzeln.
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