Meredith Monk

Reingehört (251): Meredith Monk

KULTURFORUM Skull & Bones (2)

Meredith Monk – On Behalf Of Nature (2016, ECM New Series)
Die New Yorker Avantgarde-Pionierin Meredith Monk, seit nahezu einem halben Jahrhundert zugange in Sachen Komposition, Performance und experimentellem Gesang, hat mit „On Behalf Of Nature“ einen weiteren Mosaikstein in ihr komplexes wie faszinierendes Gesamtwerk eingefügt.
Die Künstlerin lotet mit dem neoklassisch dominierten Werk einmal mehr die Grenzen der menschlichen Stimme aus, düster-sakrale Grundstimmungen, experimentelle Verspieltheit und das angstvolle Klagen des minimalistischen Vokal-Kosmos Monks werden eingerahmt, geerdet und behutsam getragen von einem mehrstimmigen Chor-Ensemble und stimmigen Instrument-Einsätzen wie Holzbläsern, Harfe, Perkussion und Keyboard-Anschlag.
Meredith Monk, spätestens seit ihrem ersten Werk „Dolmen Music“ für das Münchner Avantgarde-Label ECM aus dem Jahr 1981 ein Fixstern im Kosmos der klassischen Avantgarde, zelebriert die Lehren der Minimal Music bevorzugt mit ihrer Sangesstimme, das, was Kollegen wie Philip Glass oder John Adams mit großem Orchester, Streichquartetten oder streng konzipierten Piano-Arbeiten umsetzten, findet bei ihr zuvorderst durch menschliche Laut-Äußerung und -Malerei Ausdruck.
Die aktuelle Arbeit basiert auf dem Essay „Writers And The War Against Nature“ des Poeten, Umweltaktivisten und praktizierenden Buddhisten Gary Snyder, der Autor lotet in seinen Gedanken die Rolle des Künstlers als Sprachrohr der Natur aus, Meredith Monk stellt die Frage, wie Kunst Themen der Ökologie und des Klimawandels ansprechen und Musiker ein Werk schaffen können, das nicht zusätzlichen Abfall in der Welt produziert, hinsichtlich musikalischem Gehalt sind diese Gedanken im Bezug auf „On Behalf Of Nature“ erfreulicherweise völlig hinfällig. Meredith Monk beschreibt den Entstehungsprozess als Wachsen des fertigen Werks aus Rohmaterial, Fragmenten und Notebook-Skizzen, ein abstrahierter Prozess der Wiederverwertung und Weiterentwicklung ohne zusätzliche Ressourcen und eine kompositorische Übung zur grundsätzlichen Frage, wie aus der Nutzung von bereits Vorhandenem Neues entstehen kann.
Meredith Monk ist im Novemer 74 Jahre alt geworden, ihre Lust am musikalischen Grenzgang und minimalistischen Experiment zeugt ungebrochen von jugendlicher Frische und euphorischem Elan.
(*****)

Reingehört

meredith monk KULTURFORUM MÜNCHEN www.gerhardemmerkunst.wordpress.com

 
Bruce Brubaker, Ursula Oppens – Meredith Monk Piano Songs (2014, ECM New Series)
Minimalistische Klavierstücke der New Yorker Komponistin. In gewohnt exzellenter ECM-Qualität (*****)

Protomartyr – Under Color Of Official Right (2014, Hardly Art / Cargo Records)
Ami-Postpunk aus Detroit. Der Vergleich zu „Entertainment!“ von Gang Of Four drängt sich gelegentlich auf. Treibend, energiegeladen. Im August im Ampere. (****)

Simone Felice – Strangers (2014, Team Love / Indigo)
Hat sich beim Vorgänger leider schon stellenweise angedeutet: jetzt wird es mainstreamig. Schade. Konzertant hoffe ich weiter auf ihn. Am 07.05. im ‚Unter Deck‘ (***)

Malawi Mouse Boys – Dirt Is Good (2014, Irl / Rough Trade)
Afrikanischer Gospel aus Malawi. Wunderschön, wie auch die Vorgängerscheibe ‚He Is #1‘ (**** 1/2)

The Afghan Whigs – Do To The Beast (2014, Sub Pop / Cargo Records)
Greg Dulli reaktiviert sein Mutterschiff. Comebackscheibe nach 16 Jahren. Anfangs noch etwas dröge, ab ‚It Kills‘ groovt der zentnerschwere Rock/Grunge/Soul-Mix aber wie in alten ‚Gentlemen‘- und ‚Black Love‘-Zeiten. Genehm. (****)

T-Bone Burnett – Tooth Of Crime (2008, Nonesuch / Warner)
Schlafmittel (**)