Viele Schiffe treiben über deinen Ozean
und werden einst das Land sein,
unter dem du liegst.
(D. H. Ottn, Viele Schiffe)
Gepriesen sei der Herr, dafür, dass er alljährlich seinen unermüdlichen Keller-Gospler Dirk Otten gen Süden schickt zur Erbauung und Errettung der Seelen, gepriesen sei die Andachtskapelle des KAP37 an den Gestaden des Münchner Westermühlbach, dass sie dem landauf, landab als wanderpredigende One-Man-Band The Dad Horse Experience bekannten Barden Kanzel und Herberge in ihren heiligen Hallen gewährt für seine aus den holprigen Tiefen und modrigen Sümpfen des Lebens gegriffenen Predigten. Und gepriesen seien die Messdiener des KAP fürderhin für das Reichen des göttlichen Mannas in Form von erlesenen Spirituosen an die nach Trost und Wahrheit dürstenden Gläubigen.
Gelobt sei der Musikant selbst, der alljährlich den Hort seiner „Schule 21“ verlässt und den beschwerlichen, steinigen Weg vom fernen Bremen in den Sündenpfuhl des Isar-Dorfs auf sich nimmt zur Vertreibung der herbstlichen Schwermut, gelobt sei er für altbewährte, Gemüts-schüttelnde Gospel-Klagen über die windschiefen Abzweigungen, Plagereien und Unbilden des irdischen Daseins, über die inwendigen Tätowierungen, die so manche schmerzhafte Erfahrung auf das Seelengeflecht zeichnet. Gebenedeit sei die Dad Horse Experience für ihre Lieder über – Gottlob – gescheiterte Selbstmordversuche, über das eigene Unperfekte, über die Liebe, die im schlimmsten Fall keine Schmetterlinge im Bauch fliegen lässt, vielmehr als zermürbender Fleischwolf die Grundfeste der Existenz zerrüttet – Lieder, die uns immer wieder daran erinnern, dass traurig nirgendwo anders so lustig ist als in den gelesenen und gesungenen Messen des geläuterten Predigers aus Kirchweyhe, wie ein schreibender Ministrant einst andernorts so treffend anmerkte.
Gesegnet sei der Sänger mit dem scheppernden Banjo für den neuen Weg, den er in diesen finsteren Tagen zwecks unzweideutiger Botschaft im landessprachlichen Idiom beschreitet: Wo der Gospel und seine Souterrain-Ausgabe nur im amerikanischen Slang funktionieren, bereichert The DHE nun mit brandneuem, bis dato noch nicht veröffentlichtem Songschreiben das deutsche Liedgut, in dem sich scheinbar unzusammenbringbare Charaktere wie Peter Kraus und Aleister Crowley in einer schlaflosen Nacht am Landungssteg von Cuxhafen treffen, darauf ein mehrstimmiges Hallelujah.
Mit Fürbitten bedacht sei der Herr, um international renommierte Auszeichnungen für die Kurz-Gedichte, die Dad Horse dieser Tage zur geistigen Labsal zwischen seinen Songs einstreut. Bevor sowas wieder an politisch zweifelhafte Langweiler aus Österreich vergeben wird, oder einen kauzigen Bänkelsänger aus Duluth/Minnesota für sein kryptisch-unverständliches Gekrächze, sollte diese selbst nicht unbescholtenen Kopeiken von der Schwedischen Akademie vor dem nächsten Fehlgriff einen Blick in die diversen Ausgaben des Sargasso-Breviers werfen oder – noch weitaus besser – den konzertanten Vorträgen des Walking Dad mit gebührend offenem Herz und Verstand lauschen. Aber nachdem dieses irdische Jammertal ein ungerechtes, stolprig-holpriges und mit Knüppel-schmeißen zwischen die Beine kaum zurückhaltendes Theater ist, wird’s wohl eher auf den belanglosen, vielfach seit Jahren geforderten Japaner rauslaufen, demnächst.
Nebst dem Flehen nach Erlösung, der Abwendung des bösen Blicks und der Verschonung vor schlecht gebrauten Bieren sei der Allmächtige gebeten, das er die Wege seines treuen Dieners im Geiste Dad Horse Ottn auch im kommenden Kirchenjahr zwecks Läuterung und Innehalten vor dem Unausweichlichen einmal mehr in unsere Gefilde lenken möge.
Amen.