Tim Buckley – Lady, Give Me Your Key: The Unissued 1967 Solo Acoustic Sessions (2016, Light In The Attic)
Archivmaterial aus zwei Aufnahme-Sitzungen des viel zu früh verstorbenen Folk-Innovators Tim Buckley, eingespielt 1967 im Laurel Canyon im Heim von Buckley-Produzent Jerry Yester und in den Midtown-Studios Manhattan. Tim Buckley pur, seine einzigartige Stimme zur Wandergitarren-Begleitung, der Geist des Sechziger-Jahre-US-Folk, ohne die späteren, Genre-erweiternden, Spannung-steigernden Jazz-Rock-Beigaben, die psychedelische Pracht und den Acid Folk folgender Jahre bereits andeutend.
Entstanden/eingespielt in Vorbereitung zum herausragenden zweiten Buckley-Album „Goodbye And Hello“ (1967, Elektra).
Ein gefälliger Gitarrenanschlag und intensiver, opulenter Sanges-Vortrag zwischen stürmischer Euphorie, klagender Verzweiflung und gesetzter Balladen-Ergriffenheit, zwischen traditionellem English Folk, Folk-Blues und frei fließender Form zeigen Tim Buckley auch als Solomusiker auf der Höhe seiner Kunst. „Six Face“, „Contact“, „Marigold“ und „She’s Back Again“ gibt es nur hier, „Once Upon A Time“ und „Lady, Give Me Your Key“ wurden später mit Band im Psychedelic-Folk-Rock-Gewand neu eingespielt, ein Teil der dokumentierten Rohentwürfe fand sich naheliegend später in ausgereifter Form auf „Goodbye And Hello“ wieder.
Buckley war zum Zeitpunkt der Aufnahmen gerade mal 20 Jahre alt, sein Können zeugt von uraltem Verständnis für die Strömungen der amerikanischen Folk-Tradition.
Dargereicht in nostalgisch angestaubtem, aber jederzeit gut hörbarem Sound, produziert vom Heyday-Labelgründer, Mushroom-Bandgründer und Musikjournalisten Pat Thomas, der älteren Spex-Lesern eventuell als Kompilierer des äußerst gelungenen Spex-Neofolk-Samplers „Hit Me With A Flower. New Sounds Of San Francisco“ (1993, Normal Records) bekannt sein könnte.
(**** ½)