Peter Buck

Reingehört (105)

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Wrekmeister Harmonies – Night Of Your Ascension (2015, Thrill Jockey)
JR Robinson aus Chicago/Illinois hat wie in den Jahren zuvor mit ‚You’ve Always Meant So Much To Me‘ (2013) und ‚Then It All Came Down‘ (2014, beide Thrill Jockey) erneut eine grandiose, markerschütternde Großtat vollbracht. Wie auf den Vorgängerwerken nimmt er sich auf ‚Night Of Your Ascension‘ viel Zeit für die Entfaltung des finalen Dark-Drone-Metals, das Titelstück präsentiert in 32 Minuten seine ganze Pracht, beginnend mit meditativem Ambient-Drone, ätherischen Gesängen, sakral-getragener Neo-Klassik, ergänzt um düstere Trauer-Chöre, strebt die Nummer ihrem brachial-tonalen Ausbruch in Form metallisch-harter, Postrock-instrumentaler Intensiv-Ausbrüche entgegen, gleichzeitig Höhepunkt und Schluss eines erschütternden Sound-Trips, der dem geneigten Hörer einiges an Konzentration abverlangt, ihn letztendlich aber beglückt und reich beschenkt in die 16-minütige Nummer „Run, Priest, Run“ übergibt, in der der Meister aufgrund der verkürzten Laufzeit in Sachen Industrial/Drone/Post-Metal wesentlich weniger episch, deutlich druckvoller auf den Punkt kommt.
Das Titelstück basiert auf dem Madrigal “Ahi Dispietata e Cruda” des italienischen Spät- Renaissance-Komponisten Carlo Gesualdo (1566 – 1613).
Mitgewirkt haben auf dem diesjährigen Wrekmeister-Harmonies-Wunderwerk unter anderem Größen wie Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten, die Experimental-Harfenistin Mary Lattimore und der Come-Gitarrist Chris Brokaw.
Kaum jemand hat in den vergangenen Jahren meditative Stille und Kontemplation effektiver, exzellenter und mitunter auch verstörender mit der geschliffenen Härte/Brutalität des Post-/Doom-Metal im Geiste von Bands wie Sunn O))), Earth oder Godflesh gepaart als JR Robinson aka Wrekmeister Harmonies.
(*****)

Peter Buck – Warzone Earth (2015, Mississippi / Cargo Records)
Peter Buck singt davon, dass er sein Leben hasst und die Art, wie er es lebt, dabei sollte er mehr als glücklich sein dieser Tage, ist ihm doch mit ‚Warzone Earth‘ ein recht trashig-schepperndes Garagen-Rock-Teil gelungen, in denen er die Lehren aus seiner gemeinsamen Baseball-Project-Zusammenarbeit mit Steve Wynn zieht und auf dem er dem geneigten Hörer beweist, dass er im Kontrast zum Weichspüler-Sound seiner dahingeschiedenen Stamm-Kapelle R.E.M. nicht verlernt hat, wie man stramm in die Gitarren-Saiten greift.
Angereichert wird der Lieder-Reigen mit Studenten-Radio-tauglicher Folk-Psychedelic, die es in der Garagenrock-Rumpelkammer mitunter recht genehm spucken lässt.
(****)

Guided By Voices – Briefcase 4: Captain Kangaroo Won the War (2015, Guided By Voices)
22 Stücke zwischen 0:50 und 2:32 Minuten Laufzeit als Konzentrat aus der 4-Disc/100-Stücke-Outtakes-Sammlung ‚Suitcase Four‘ (2015, Guided By Voices) der LoFi-Indie-Pioniere, aus der Band-Historie zwischen 1992 und 2012, in denen Robert Pollard und Co. in jeweils knapp bemessenen, einzelnen Indie-Rockern und obskuren LoFi-Übungen oft mehr Ideen-Vielfalt kreieren als so manche Kollegen in der kompletten Longplayer-Distanz.
(****)

The Most Serene Republic – Mediac (2015, Fontana North)
Viertes Volle-Länge-Album der Indie-Pop-Kanadier aus Milton/Ontario, seit dem schönen 2005er-Arts-&-Craft-Debüt ‚Underwater Cinematographer‘ aus dem Broken-Social-Scene-Umfeld hat sich im Sound des Sextetts auch nach vierjähriger Pause erstaunlich wenig verändert, verspielter, vertrackter, an manchen Stellen das Verkopfte etwas überstrapazierender Indie-Wohlklang schmeichelt sich wie gehabt ins Ohr. Schimpft sich „Baroque Pop“, sowas, im Fachjargon, und gestaltet sich über weite Strecken doch angenehmer als diese schwülstig anmutende Bezeichnung befürchten lässt…
(*** 1/2 – ****)

Jason Boland & The Stragglers – Squelch (2015, Proud Souls Entertainment / Alive)
Hardcore Honky Tonk Country aus Stillwater/Oklahoma, kompromisslos mit Pedal-Steel und Fiedel zugange, den ein oder anderen Country-Rocker und Tränen-Zieher im Repertoire, und ganz ehrlich, was soll man auch groß Argumente gegen eine Band suchen, die so schöne Titel wie „I Guess It’s Alright To Be an Asshole“ am Start hat?
(****)

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