HEADS. – Collider (2018, This Charming Man Records / Corpse Flower Records / Heart Of The Rat Records)
Sie haben vor gut zwei Jahren im Vorprogramm zum München-Gig der US-amerikanischen Neo-Postpunk-Truppe Protomartyr mit einer schwergewichtigen, intensiven Aufführung einen hochanständigen und nachhaltigen Eindruck hinterlassen, mit dem neuen Werk „Collider“ nimmt sich das nicht anders aus: Das Trio HEADS. zeigt für Anfang April die Veröffentlichung des zweiten Longplayers nach dem selbstbetitelten Band-Debüt vom Mai 2015 an. Chris Breuer, seines Zeichens Crazysane-Records-CIO und ehemaliger Bassist beim ex-Berliner/jetzt-Schweizer-Postmetal-Kollektiv The Ocean, Ed Fraser an Gitarre/Gesang und Drummer Peter Voigtmann lassen in den zehn neuen Songs mit partieller Unterstützung von Kevin Whitley (Cherubs), Luc Hess (Closet Disco Queen), Emilie Zoé (Autisti) und Fabian Bremer (Radare) eine geballte Ladung an Einflüssen aus allen möglichen Genres der härteren Rockmusik-Gangart erkennen, ohne je ins Beliebige, Diffuse, Undefinierte abzudriften oder eine klare, eigene, stringente Handschrift missen zu lassen. Mehr als die Summe ihrer Zutaten, wie man immer so schön sagt, und in jedem Fall ein homogenes, stimmiges, ausgereiftes und höchst anregendes Gesamtwerk, dass die Stärken der Band zu einem gewichtigen, tonalen Argument bündelt. Unverstellt, mit einer geradezu entwaffnenden Direktheit lassen HEADS. Postpunk-Gitarren durch die Betonwüsten der Großstädte heulen, alarmierenden Sirenen gleich, die Luft schneidend, begleitet von dröhnenden Bässen und hypnotischen Trommel-Anschlägen die Pein der Entfremdung in kräftigen Klangfarben skizzierend – eine völlig abgeklärte, in sich ruhende, zu keiner Gelegenheit aggressiv auftretende, sich nie in hysterischer Verzweiflung überschlagende Spielart der ureigenen Noiserock-Kunst, die trotz geschliffener Härte der Beigaben aus Postmetal/Postrock-Soundwänden, Art-Rock-/Progressive-Finessen und bezwingender Sludge-Wucht ohne Schmerzen hörbar/konsumierbar unbeirrt ihren Weg in die Gehörgänge und Hirnwindungen findet und sich dort für die nächste Zeit höchst willkommen einnistet. Wer den gedehnten, illusionslosen und latent morbiden Gesang des US-Schmerzensmanns Mark Lanegan zu schätzen weiß, wird den ruhigen und dunklen Vortrag von Ed Fraser lieben: Ein gleichmütiges, in Tonlage wie Inhalt tiefgreifendes Erzählen über die Unzulänglichkeiten und Unmöglichkeiten des Daseins.
Auf dem Zweitwerk der Berlin/Hamburg/Melbourne-Connection findet alles seinen angestammten Platz, raffiniertes Spiel mit der Laut/Leise-Intensität, das kontrolliert Brachiale, die nüchterne Gelassenheit. Dabei genügt der Band ein überwiegend angezogenes Midtempo-Mäandern, um ihre gesamte tonale Wucht zu entfalten, nur selten lassen die Musiker den Höllenhund losgelöst von der Leine. Das Titelstück selbst weist gar in eine völlig andere Richtung, eine rudimentär von akustischer Gitarre begleitete, lakonische, resignierte Ballade, in der Sänger Fraser die Bandbreite seiner emotionalen Gemütslage wie seiner stimmlichen Fähigkeiten auslotet, ein kurzes Innehalten und Reflektieren vor dem letzten, die Messe beschließenden Noise-Hammer „Youth“.
Das neue HEADS.-Album „Collider“ kommt am 6. April über das Münsteraner Indie-Label This Charming Man in die Schallfolien-Handlungen, in Nordamerika über Corpse Flower Records und Down Under über das australische Label Heart Of The Rat.
(*****)
Live sind HEADS. in nächster Zeit zu folgenden Gelegenheiten zu genießen:
11.04. – Hamburg – Astra Stube – w/Tera Melos (USA)
13.04. – Wiesbaden – Kreativfabrik – w/Tera Melos (USA)
14.04. – Berlin – Collider Release Show – Badehaus – w/Gewalt
15.06. – Saarbrücken – Studio 30 – w/The Yellow King
16.06. – Mannheim – Maifeld Derby Festival