Stein Urheim

Reingehört (260): Stein Urheim, Rainforest Spiritual Enslavement

KULTURFORUM Portugal II www.gerhardemmerkunst.wordpress.com 29

Stein Urheim – Strandebarm (2016, Hubro)
Das norwegische Hubro-Label ist, wie Sacred Bones Records aus Brooklyn im Indie-Bereich oder die Münchner ECM-Klassik/-Jazz-Firma von Manfred Eicher, stets ein Quell der Freude und Garant für Qualität, spannenden, Neugier-erzeugenden Stoff und inspiriertes Musizieren, so auch hier mit dem dritten Soloalbum des Musikers Stein Urheim aus Bergen. Frei fließende Gitarren und orientalisches Saiteninstrumente-Spiel zwischen Klassik, expressivem Blues, Ambient und Free Jazz der leichter verdaubaren Art, zu großen Teilen rein instrumental gestaltet, dezent unterlegt mit experimentellen Sphären-Drones, die das Werk in einer tragfähigen Balance zwischen organischem Sound und digitalen Beigaben halten, wer sich für die Instrumental-Arbeiten Ry Cooders begeistern kann, darf hier auch Erfüllung finden, der „Paris, Texas“-Soundtrack und die Zusammenarbeit des Kaliforniers mit dem indischen Slide-Gitarristen Vishwa Mohan Bhatt dienen in ausgedehnten Passagen als Bezugspunkte. Im finalen „Berlin Blues“ lässt Urheim den Jazz-Swing längst vergangener Tage im Geiste Coco Schumanns aufleben, eine weitere Facette im Rahmen der stilistischen, stimmigen Bandbreite dieser Aufnahmen.
(**** ½)

Rainforest Spiritual Enslavement – Green Graves (2016, Hospital Productions)
Ambient-Seitenprojekt von Vatican-Shadow-Techno-Pionier Dominick Fernow. Acht ausgedehnte Klangmeditationen zwischen abstrakten Düster-Drones und Regenwald-Field-Recordings. Der Amerikaner Fernow hat gekonnt verhallte Tierschreie und das Prasseln des Platzregens aus der grünen Hölle mit gedehnten Elektrobeats, hypnotisch groovendem, gedämpftem, dunklem Trance-Triphop gesampelt, eine gelungene wie irritierende Symbiose aus verhalten-befremdlicher Maschinenmusik und jahrtausendealten Naturklängen. Bereits Anfang des Jahres extrem limitiert auf Tape veröffentlicht, jetzt einem breiteren Publikum zugänglich. Ergreifend-schöne Natur-Psychedelic, die als Soundtrack zum Ziehen des Schiffs mit Werner Herzog und Klaus Kinski durch den südamerikanischen Amazonas-Urwald genau so getaugt hätte wie seinerzeit die Beschallung der deutschen Sakral-Kraut-Experimentierer Popol Vuh.
(**** – **** ½)

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