Thurston Moore – Rock N Roll Consciousness (2017, Ecstatic Peace / Caroline Records)
5 lange aus der altbewährten Sonic-Youth-Schule. Thurston Moore schrammelt sich zu Beginn des fast 12-minütigen Openers „Exalted“ für seine Verhältnisse gefällig in Früh-Feelies-Manier hinein in seine über Jahrzehnte bewährte Spielart des Indie-, Alternative- und Experimental-Rock, um für den Rest der gut 40 Minuten dann dort zu landen, wo ihn die altgediente Hörerschaft seit jeher am liebsten sieht/hört: wandernd im versierten, abgeklärten, psychedelisch funkelnden Gitarren-Noise und Postpunk-No-Wave, das charakteristische Musizieren geprägt in jungen Jahren vom Minimal-Gitarren-Avantgardisten Glenn Branca und gemeinsam weiterentwickelt mit ex-SY-Bandkollege Lee Ranaldo, die Moll-lastigen, elegant dahinfließenden Klangschichten und dezenten Feedback-Verzerrungen nur sporadisch durch diese für ihn typischen, cool-unemotionalen Gesangspassagen ergänzend.
Bedingt durch die langen Laufzeiten der einzelnen Stücke drängen sich Vergleiche zur nahezu spirituellen Eleganz von Werken wie „Teen Age Riot“ oder „Total Trash“ vom Sonic-Youth-Meilenstein „Daydream Nation“ auf, Thurston Moore tritt erneut den Beweis an, dass kontemplatives, meditatives Versenken mittels krachig gespielter Stromgitarre keine unmögliche Übung sein muss. James Sedwards als zweiter Gitarrist, My-Bloddy-Valentine-Bassistin Debbie Googe und ex-Sonic-Youth-Drummer Steve Shelley assistieren formvollendet wie beim letzten „The Best Day“-Album und der 2014er-Konzertreise, dahingehend darf man in der Besetzung auf ein weiteres intensives Gitarren-Hochamt am 30. Juni im Münchner Strom hoffen.
(**** ½ – *****)
The Afghan Whigs – In Spades (2017, Sub Pop)
Mit der unsäglichen Eröffnungsnummer „Birdland“ unternimmt Herr Dulli den verkrampft-linkischen Versuch, das Erbe des verstorbenen Prinzen Rogers Nelson mit brachialer Überdrehtheit anzutreten, der in die Schockstarre treibenden, artifiziell verzerrten, ungenießbaren Electro-Soul-Nummer folgt Gottlob im weiteren Verlauf Qualitäts-steigernd der von den Whigs erwartetete, bewährte, Beton-harte Alternative-Rock-Grunge, der sich gerne und wie bei der anderen Dulli-Combo The Twilight Singers wiederholt vernommen in der schweißtreibenden Schwere des R&B- und Sixties-Soul-Grooves sowie den Bläsersätzen einer gediegenen Horn-Sektion als belebenden Beigaben bedient, den eine Spur zu oft in Indie-Stereotypen und im allzu bekanntem Gitarren-Mainstream verweilenden Songs steht dies mehr als gut zu Gesicht. Greg Dulli setzt sich in beschwörendem Lamentieren und mit intensiver Eindringlichkeit mit der Sterblichkeit, gescheiterten Beziehungen und den Abgründen der Drogensucht auseinander, unterm Strich eine passable Arbeit, die hinsichtlich Songmaterial leider nur sporadisch an alte Perlen der Band heranreicht, im Verbund mit bewährten Hauern etwa von den „Gentlemen“-, „Black Love“– oder „1965“-Alben sollten die neuen Nummern am 8. August in der Münchner Backstage-Halle allemal für einen gepflegten Krach-Abend herhalten.
(****)