Sunny Red

Ramonas, Diatoniks, Genyak @ Neujahrsempfang der „Löwen-Fans gegen Rechts“, Sunny Red, München, 2017-01-05

LÖWENFANS GEGEN RECHTS Neujahrsempfang 2015 (17)

Das Einläuten des neuen Konzertjahrs übernimmt seit Jahren traditionell die geschätzte 1860-Fan-Initiative „Löwen-Fans gegen Rechts“, in diesem Jahr fand die lautstarke Sause parallel zum im Farbenladen gezeigten Foto-Projekt „Sechzge, Oide! Mit Leib und Seele Löwin“ im benachbarten Sunny Red des Feierwerks statt.
Auch wenn der aktuelle Tabellenstand des TSV, das Vereins-interne Investoren-Tohuwabohu (irgendwie auch seit Jahren nichts Neues) und nicht zuletzt die allgemeine politische Lage derzeit wenig Anlass zum Feiern geben, ließen es sich die Organisatoren nicht nehmen und stellten ein beschwingtes Musikprogramm zur allgemeinen Hebung der Stimmung zusammen.

Den launigen Abend eröffnete der durch seine maßgebliche Beteiligung am „Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinn“ weithin bekannte Otto Göttler mit seiner Band Diatoniks, die Combo befeuerte die Stimmung und das Tanzbein mit einem beherzten Mix aus bayerischer Volksmusik, Balkan-Gipsy-Swing, Polka, Blues und Punk-Folk, einigen Kalauern aus dem Untergiesinger Alltagsleben und nicht zuletzt der Biermösl-Blosn-Nummer „Stolz von der Au“ mit der bejubelten Textzeile „Diese FC-Bayern-W******, haha, da muaß i lacha, Achtzehnhundertsechzig, de Burschen lassen’s kracha“, eine Nummer der Well-Brüder aus einer Zeit, als es die Burschen aus der Anhängerschaft in den Niederungen der Bayernliga tatsächlich regelmäßig krachen ließen und so wiederholte Male in Auswärts-Spielstätten für massiven Sanierungsbedarf im jeweiligen Gästeblock sorgten… ;-))

Ramonas-Schlagzeuger Alfons Hefter, der bereits beim Gig der Diatoniks die Trommelstöcke geschwungen hatte, merkte zum Einstieg seiner Stammformation lakonisch „Ab jetzt lafft’s anders, ihr Zipfen“ an, und schon war man drin im Münchner Erbe von Joey, Johnny, Dee Dee und Co., Fonse Hefter, Landy Landinger und Loni Lackschaden schrubbten versiert wie eh und je ihre Spaß-fördernde, energetische und höchst tanzbare Version des bayerischen Ramones-Punks zur ausgelassenen Freude des Publikums im zu dem Zeitpunkt dann proppenvollen Sunny Red herunter. Far Rockaway liegt in Minga am Feringasee, „I don’t wanna grow up“ bedeutet bei den Ramonas, dass sie nicht in die Fußstapfen des Altvorderen treten und schon gar nicht jedes Jahr an den Gardasee zum Urlauben wollen, die Nummer über die Flieger-Bombe unter der legendären und inzwischen verblichenen Kult-Kneipe „Schwabinger 7“ geht immer, wie eigentlich auch sonst alle Konzert-bewährten Live-Kracher des Trios, die selbst die Laune des griesgrämigsten „Löwen“-Fans zu heben wussten. Die Ramonas: immer wieder gern genommen, selbstredend auch für den lustig-beherzten Einschwung ins neue Jahr.

Das konzertante Programm beschloss das seit einiger Zeit in Giesing ansässige ungarische Trio Genyak, mit einem hemdsärmligen, kurzen Auftritt bediente die Combo alle Besucher, die an kompromisslosem, schnellem, unverstelltem Hardcore, Surf-Punk und sonstigen Spielarten der härteren Uptempo-Gangart irgendwo grob zwischen Suicidal Tendencies und Biohazard ihre Freude haben, beim Vortrag der Magyaren war ordentlich Wallung am Schiff, es trashte die Speedpunk-Gitarre, es wurde der Pogo gesprungen und es spritzte das Bier (gut, das Gebräu trinken war auch eine Alternative ;-)))

Würde die Gurkentruppe von der Grünwalder Straße 114 irgendwann mal wieder so Fußball spielen, wie die „Löwen-Fans gegen Rechts“ ihre Festivitäten, Aktionen und Ausstellungen gestallten, dürfte der Klassenerhalt heuer eigentlich nur Formsache sein und der Aufstieg in nächster… aber lassen wir das.

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Buzz Rodeo @ Sunny Red, München, 2016-11-19

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Manchmal hat das Leben was anderes mit einem geplant, da machste nix. Das Stuttgarter Noiserock-Trio Buzz Rodeo steht seit der Veröffentlichung ihres 2016-Bretts „Sports“ (2016, Fidel Bastro / Broken Silence) weit oben auf der Wunschkonzert-Liste, am vergangenen Samstag sind sie im Rahmen der sporadisch im Feierwerk stattfindenden Zombie Sessions für schlappe 2 Euro inklusive dreier zusätzlicher Lärm-Combos aus dem näheren Umkreis in München aufgeschlagen – und wer war wegen anderweitiger privater Termine verhindert? Genau. Sehr ärgerlich.
Immerhin war der Nachwuchs aufgrund allgemeiner Begeisterung über den Buzz-Rodeo-Sound vor Ort, hat ein paar Fotos geschossen und seine Eindrücke kurz und prägnant zum Besten gegeben:
F: „Wie war der Publikumsandrang?“
A: „War gut, ziemlich volles Sunny Red.“
F: „Und wie sind Buzz Rodeo vom Publikum aufgenommen worden?“
A: „Sind super angekommen, es waren einige Leute auch am abdancen.“
F: „Wie hat’s Dir selber gefallen?“
A: „Ich fand’s echt richtig gut, würde ich mir sofort wieder geben, meine Freunde und ich haben uns am Merch auch alle die rote Vinylpressung eingefangen von der „Sports“-Scheibe, für zehn Öre total fairer Preis übrigens, Musik war hart, zupackend, intensiv, nie langweilig. Die Band ist total sympatisch rübergekommen. Der Bassist und der Bartmann haben eine gute Show abgezogen, sehr schade, dass Buzz Rodeo wegen dem festen Programmablauf keine Zugaben gespielt haben.“
F: Wieviele Sterne würdest Du vergeben, kennst ja die Wertungen z.B. von Mono, Modern Day Babylon, etc.?
A: „Schon (*****), doch, unbedingt.“

Fotos © Xaver Emmer

Buzz Rodeo / Bandcamp

Brian Lopez & Gabriel Sullivan @ Sunny Red, München, 2015-12-16

Bei der Frage, ob man sich am vergangenen Mittwoch-Abend das vorhersehbare Pokal-Gewürge der Münchner ‚Löwen‘ oder doch lieber gepflegtes Tex-Mex-Crooner-Songwriting einverleiben sollte, fiel die Wahl nicht weiter schwer.
Das Antanzen bei den beiden Giant-Sand-Teilzeitkräften Brian Lopez und Gabriel Sullivan aus Tucson/Arizona war umso mehr die richtige Entscheidung, da es zum einen für die Gurkentruppe von der Grünwalder Straße hinsichtlich sportlicher Leistung inzwischen nicht mal mehr für einen biederen Haufen wie den VfL Bochum im Achtelfinale des DFB-Pokals reicht und zum anderen im Feierwerk-Keller tatsächlich jede Frau und jeder Mann gefragt war, sage und schreibe 12 (!!!) Eintritt zahlende Menschen haben sich zum Liederabend in das Sunny Red verlaufen, man kommt nicht umhin, sich einmal mehr für das Münchner Konzertpublikum abgrundtief zu schämen, zumal das Programm der beiden Sänger/Gitarristen nicht weniger als allerfeinst zu bezeichnen war.
Lopez und Sullivan nahmen die widrigen Umstände mit Humor, gestalteten die Show zu einem intimen Liederabend und beglückten die wenigen Anwesenden mit exzellentem, vom Flamenco und mexikanischer Mariachi-Volksmusik geprägtem Gitarrenspiel, zumeist die akustische Variante, und einfühlsam-beseeltem Gesang, hier vermehrt Wohlklang von Seiten Lopez‘, dort ausgeprägt-grollender Bariton im Vortrag von Gabriel Sullivan, Brian Lopez beschreibt den eigenen Stil im Übrigen wie folgt: „Retro-psychedelischer Kammerpop mit etwas Klapperschlange“… ;-)))
Der charakteristische, staubtrockene Wüsten-Alternative-Country, in den die beiden jungen Männer ihre Geschichten einbetten, wurde bereichert durch fremdes Liedgut wie einer intensiven Version der Springsteen-Nummer „The Ghost Of Tom Joad“, „Between The Bars“ von Elliott Smith und dem als finalen Rausschmeißer in Tom-Waits-Manier vorgetragenen Hank-Williams-Klassiker „Ramblin‘ Man“.
Einen unkonventionell-charmanten Ausklang nahm der Abend an der Theke des Sunny Red, Brian Lopez stellte vor den anstehenden Zugaben die Frage: „Encore or a Beer together at the Bar?“, worauf der schüchterne Vorschlag „Maybe both?“ aus dem Off mit einem beherzten „Let’s do this!“ beantwortet wurde, eine Runde Getränke war schnell bestellt und so gaben die beiden Südstaatler die letzten Lieder ihres Sets in trauter Runde am Tresen zum Besten und hauten so in absolut origineller Manier den Deckel drauf auf das Kulturforums-Konzertjahr 2015.
Als frommer Wunsch für’s neue Jahr sei eine verdientermaßen weitaus größere Besucherzahl genannt, sollten sich die Herren Lopez und Sullivan nochmal für ein Gastspiel in unsere Breitengrade verirren, für die eingangs erwähnten Münchner ‚Löwen‘ indes hilft vermutlich selbst ein Stoßgebet nicht mehr…
(**** ½ – *****)

Nasmyth, Waves, Colaris @ Sunny Red, München, 2015-07-19

Für das Grummeln über das Ende vom Wochenende blieb am Sonntagabend weder Zeit noch Raum, luden doch die Lokalmatadore Nasmyth und Waves zum Postrock-Hochamt in das Sunny Red im Feierwerk-Gelände und präsentierten bei der Gelegenheit als dritte Combo im Bunde ihre Brüder im Geiste von Colaris aus dem pfälzischen Pirmasens.

Den feinen Instrumental-Abend eröffnete die München-/Augsburg-Postrock-Kooperation Nasmyth, ich vermute größtenteils mit Stücken, die sie für ihre derzeit laufenden Tonträger-Einspielungen verwenden, konzertant funktioniert das Material schon mal formidabel, in mittlerweile schon gewohnt exzellenter Qualität tarierte das Quartett facettenreich das weite Feld zwischen Post- und Progressive Rock aus, ergänzt durch pointierte Metal-Einsprengsel, die dem hypnotisch-intensiven Klangbild der Band die besondere Würze verleihen.
Hinsichtlich musikalischer Bühnenpräsentation ist die lokale Formation längst in Gefilde vorgedrungen, in denen sie die internationale Konkurrenz wie Caspian oder Explosions In The Sky, um nur einige Größen des Genres zu nennen, nicht scheuen braucht. „Bereit für die großen Bühnen des Post-Rock, wenn Sie es sind“, würde Hannibal Lecter an der Stelle wohl sagen… ;-))
Auf die demnächst anstehende CD-Veröffentlichung darf man nach der wunderbaren Live-Präsentation mehr als gespannt sein.
(*****)

Nasmyth / Loft / 2015-04-12
Nasmyth / Glockenbachwerkstatt / 2014-09-28
Nasmyth / Facebook

Den Mittelteil des flotten Post-Rock-Dreiers bestritten Colaris aus Pirmasens, einer 40.000-Seelen-Kleinstadt aus der Südwest-Pfalz, die mir offen gestanden das letzte Mal Mitte bis Ende der siebziger Jahre in Form des damaligen Zweitligisten FK Pirmasens unterkam, der seinerzeit am Ende der Saison 1974/75 in der Aufstiegs-Relegation zur ersten Fußball-Bundesliga an Bayer Uerdingen scheiterte, gegen den meine ‚Löwen‘ in insgesamt sechs Pflichtspielen immerhin auch zweimal den Kürzeren zogen und der heute in den Niederungen der viertklassigen Regionalliga Südwest kickt – unnützes Wissen am Rande, ich gebe es unumwunden zu… ;-))
Alles andere als unterklassig war der Vortrag des Trios aus der Pfalz, das seinen Stil selbst als „Brachialromantik“ bezeichnet, der zupackende Mix aus Progressiv-Psychedelic und Heavy-Rock beeinflussten Instrumental-Gitarrenwänden wusste das Publikum im gut besuchten Sunny Red durchaus zu überzeugen, an der ein oder anderen Stelle geriet der Vortrag, an große Vorbilder wie Russian Circles gemahnend, etwas zu metal-belastet eintönig, aber die Band verfügt über genügend musikalisch-dramaturgisches Potential, um diese Klippe immer wieder gekonnt zu umschiffen.
(**** ½)

Colaris / Bandcamp

Den krönenden Abschluss des Abends lieferte das ortsansässige Post-Rock-Quartett Waves, mittlerweile geformt durch zahlreiche Live-Auftritte, unter anderem im Vorprogramm des vorletzten Münchner Auftritts der besagten Postmetal-Heroen Russian Circles aus Chicago. Die vier jungen Münchner gaben den poetischen Teil des Abends, wo Nasmyth und noch viel mehr Colaris in diesem Rahmen oft zupackend-direkt und mit geschliffener Härte auf den Punkt kommen, entwerfen Waves weite, ausladende Sound-Landschaften, die leidenschaftlichen Gitarren-Kaskaden, druckvoll in Form gebracht von Bass und Schlagzeug, entfalteten am Sonntag zu fortgeschrittener Stunde eine fast meditative Kraft.
Die Stücke wurden in einem einzigen langen Fluss vorgetragen, ohne Pause, mit nahtlosem Übergang, Old Neil Young höre ich an der Stelle seinen „It’s all one Song“-Sermon husten, der hier in keinster Weise greift, waren die herrlichen Instrumental-Epen doch weitaus vielschichtiger und  ausdifferenzierter, mit der uns die Band zur Geisterstunde in die Gewitterwolken-verhangene Münchner Nacht entließ…
(*****)

Erneut bleibt mir nach diesem wunderbaren Abend – gerade in Bezug auf unsere ortsansässigen Vorzeige-Bands – festzustellen: Beim Post-Rock samma guad dabei, in Minga… ;-))

Waves / Glockenbachwerkstatt / 2014-09-28
Waves / Homepage