Takaakira ‚Taka‘ Goto

Reingehört (506): Mono

Mono – Nowhere Now Here (2019, Pelagic Records)

Von den japanischen Postrock-Göttern Mono gibt es knapp zweieinhalb Jahre nach dem exzellenten 2016er „Requiem From Hell“-Album und der seinerzeit begleitenden Promotion-Tour etliches an Neuigkeiten zu vermelden: Mit dem New Yorker Multi-Instrumentalisten Dahm Majuri Cipolla als Ersatz-Drummer ist der erste Nicht-Asiate in der Band am Start, nachdem Gründungsmitglied Yasunori Takada Ende 2017 aus persönlichen Gründen die Segel strich, und damit nicht genug an Updates, auf der jüngst erschienen Single „Breathe“ debütiert die liebreizende Bassistin Tamaki Kunishi mit ihren Sangeskünsten in Reminiszenz an die deutsche Underground-Ikone Nico, der Song ist die Vorabveröffentlichung aus dem demnächst erscheinenden neuen Longplayer „Nowhere Now Here“, dem mittlerweile zehnten Studio-Album in der zwanzigjährigen Bandgeschichte. Und eine weitere Konzertreise steht auch an, Termine unten im Anschluss an Blabla, vor Sound und Video.
Takaakira ‚Taka‘ Goto hat die ein oder andere Idee an Electronica-Verzierungen aus der Zusammenarbeit mit John McEntire im Rahmen seines Solo-Projekts Behind The Shadow Drops für das jüngste Mono-Epos entlehnt, daneben findet sich nicht wenig an Erwartungs-Befriedigendem in den zehn neuen, weit ausholenden Kompositionen der Instrumental-Institution aus Tokio: Der orchestrale, sinfonische Ansatz der opulent mit Streichern arrangierten Glanztat „Hymn To The Immortal Wind“ aus dem Jahr 2009, die meditativen, melancholischen, im Extrem resignativen, dieser Welt entrückten Passagen aus früheren Werken wie die sich zu ungeahnten Höhen aufschwingenden, euphorischen Gitarren-Crescendi in ihrer ganzen Soundwand-Pracht, wie sie im Postrock neben Mono nur wenige zur prunkvollen Ausgestaltung bringen. Einmal mehr ein emotionales Wechselbad in seiner kompletten Intensitäts-Palette im fortwährenden Spiel von Licht und Schatten, von zutiefst betrübt bis himmelhoch jauchzend alles dabei an instrumentaler Befindlichkeits-Interpretation, was das Herz des Mono-Fans begehrt, zuweilen mit noch mehr Saiten-Kreischen der vehement traktierten Gitarren, dezent atonaler Verzerrung und Filtern des komplexen Sounds durch nebulös rauschende Hall-Schleier versehen als auf den Vorgänger-Arbeiten.
Stagnation im Austesten stilistischer Möglichkeiten, streng genommen? Mag sein, jedoch bei Mono auf unverändert hohem Niveau, das im Postrock allenfalls von einer Handvoll weiterer auserwählter Begnadeter erreicht wird.
„Nowhere Now Here“ erscheint am 25. Januar in Europa beim Berliner Indie-Label Pelagic Records und für den US-Markt und die mit Strafzöllen belegte Restwelt in Brooklyn bei Temporary Residence Limited.
(*****)

Mono sind im Frühjahr auf ausgedehnter Europa-Tournee unterwegs, zusammen mit der wunderbaren Experimental-Klassik-Cellistin Jo Quail und der norwegischen Noise/Metal-Band Årabrot. In München gibt die heilige Dreifaltigkeit am 29. April im Strom ihr Gastspiel. Weitere Termine im deutschsprachigen Raum:

14.04.Bochum – Rotunde
15.04.Berlin – BiNuu
20.04.Wien – Szene
28.04.Zürich – Bogen F
30.04.Karlsruhe – Jubez
02.05.Leipzig – UT Connewitz

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Abgerechnet wird zum Schluss: Die Platten des Jahres 2015

0_platten_des_jahres_2015

„When I said you’re strange
It was a compliment, you know“
(Langhorne Slim & The Law, Airplane)

Irgendwie ein typisches „Es-war-schon-alles-da-in-der-Musik-darum-schon-wieder-kein-neues-‚Astral-Weeks‘-‚Zen-Arcade‘-‚Exile-On-Main-St‘-Wunderwerk“-Jahr, dafür aber ein Musik-Jahr mit überraschenden Comebacks, würdigen Alterswerken, spannenden Mixturen, ein paar erwarteten und etlichen unerwarteten Highlights, einigen gewichtigen Ausgrabungen aus den Archiven und einem ersten Platz, der das in der Gesamtheit nicht sonderlich rosige Jahr 2015 in seiner Grundstimmung einfängt.

steve_von_till_2015

(01) Steve Von Till – A Life Unto Itself (2015, Neurot)
Das düstere Songwriting des Neurosis-Sängers/-Gitarristen: die Platte des Jahres 2015 im Kulturforum. Der passende Soundtrack für ein Jahr, von dem Bilder/Eindrücke unter anderem von gekenterten Flüchtlings-Booten, dem Terror-Anschlag auf einen Live-Club und allerhand politischen Verwerfungen bleiben werden, leider.

(02) Pops Staples – Don’t Lose This (2015, Anti)
Würdiges Alterswerk der Gospel-/Soul-Ikone, aus Rohfassungen von Tochter Mavis Staples und Wilco-Vorturner Jeff Tweedy behutsam zu einem guten Ende gebracht.

(03) Bang On A Can All-Stars – Field Recordings (2015, Cantaloupe/Naxos)
Im Bereich Experimental/Avantgarde/Klassik das Maß aller Dinge in 2015.

(04) Eleventh Dream Day – Works For Tomorrow (2015, Thrill Jockey/Rough Trade)
Tonträger-Comeback des Jahres. Die Alternative-Rock-Combo um Rick Rizzo und Janet Beveridge Bean aus Chicago/Illinois hat nichts verlernt und kracht wie eh und je.

(05) Bill Fay – Who Is The Sender? (2015, Dead Oceans)
Steht dem Songwriter-Wunderwerk ‚Life Is People‘ (Dead Oceans) von 2012 in nichts nach.

(06) The Unthanks – Mount The Air (2015, Soulfood)
Unthank ist der Welten Lohn, haha. English Folk Masterworks.

(07) Wrekmeister Harmonies – Night Of Your Ascension (2015, Thrill Jockey)
Ambient-Drone-Metal von JR Robinson und seinen Mitstreitern, Jahres-Top-Ten-Dauergast.

(08) James McMurtry – Complicated Game (2015, Blue Rose Records)
James McMurtry hat den Folk für sich entdeckt.

(09) Melbourne Cans – Moonlight Malaise (2014, Lost & Lonesome)
Australische Indie-Perle.

(10) Houndmouth – Little Neon Limelight (2015, Rough Trade)
US-Wohlklang-Pop mit allen guten Zutaten aus den Sixties.

(11) Die Buben im Pelz & Freundinnen – Die Buben im Pelz & Freundinnen (2015, Konkord)
Den Violinen-Drone aus „The Black Angel’s Death Song“ haben sie nicht hingekriegt, sowas bleibt natürlich nur Musikern wie dem Gott-ähnlichen John Cale vorbehalten, ansonsten haben sie wirklich alles richtig gemacht, die Buben im Pelz und ihre Schicksen, mit ihrer Wiener Adaption eines der wichtigsten Alben der Pop-Historie. Total leiwand, eh kloa…

(12) Nathaniel Rateliff – Nathaniel Rateliff & The Night Sweats (2015, Stax / Caroline)
Der ehemalige Alternative-Country-/Folk-Crooner liefert die Soul-Scheibe des Jahres ab. Schade, dass er sich beim Münchner Auftritt hinsichtlich Konzertdauer so geziert hat.

(13) Alela Diane & Ryan Francesconi – Cold Moon (2015, Soulfood)
Atemberaubende Schönheit, in Töne gegossen. Mehr Folk-Wohlklang geht glaub ich nicht.

(14) The Echo Bombs – King Of Uncool (2014, Rubber Brother Records)
Garagen-Trash vom Feinsten aus Phoenix/Arizona. Crypt-Records-Ehrenmedaille, sozusagen.

(15) Yo La Tengo – Stuff Like That There (2015, Matador)
‚Fakebook‘, revisited. Was wäre eine Jahresbesten-Liste ohne Yo La Tengo?

(16) Danny And The Champions Of The World – What Kind Of Love (2015, Loose Music / Rough Trade)
Allein schon wegen „Precious Cargo“ und „This Is Not A Love Song“…

(17) Waves – Stargazer (2015, Waves)
Mit das Interessanteste in Sachen Post-Rock kam heuer aus München. Meine Hardcopy fange ich mir beim Konzert am 14. Januar im Backstage ein und dann folgt auch eine ausführliche Besprechung. Versprochen.

(18) Eric Pfeil – Die Liebe. Der Tod. Die Stadt. Der Fluss (2015, Trikont)
Intelligent-gewitzter deutscher Songwriter-Pop. Gibt’s nicht? Eric Pfeil hören…

(19) The Lonesome Billies – It’s Good To Be Lonesome (2015, Stay Lonesome Records)
Alternative Country aus Oregon, mit Punk-Rock-Hintergrund. Da kann nix schiefgehen.

(20) The Moonband – Back In Time (2015, Millaphon Records / Broken Silence)
Wie bereits im Vorjahr waren die Münchner Vorzeige-Folker sowohl konzertant als auch auf Tonträger eine Bank. Eine Coverversionen-Sammlung vom Feinsten.

(21) Low – Ones And Sixes (2015, Sub Pop)
Bis dato das reifste Werk des Slowcore-Trios.

(22) Duke Garwood – Heavy Love (2015, Heavenly / Rough Trade)
Grandioser Düster-Blues im Geiste von Nick Cave und Hugo Race vom Londoner Duke Garwood.

(23) Langhorne Slim & The Law – The Spirit Moves (2015, Dualtone)
„Airplane“, mehr sag ich nicht…

(24) Binoculers – Adapted To Both Shade And Sun (erscheint im Juni 2015, Insular)
Psychedelischer Indie-Wohlklang aus Hamburg.

(25) A Forest – Grace (2014, Analogsoul / Broken Silence)
Ultra-cooler Elektro-Soul aus dem deutschen Osten. Kam schon letztes Jahr raus, was mir wegen der exzellenten Qualität der Platte herzlich egal ist.

(26) Ryley Walker – Primrose Green (2015, Dead Oceans)
Aus der Zeit gefallener Prog-Folk, der Neues mit alten Meistern wie Tim Buckley und Nick Drake verbindet.

(27) Takaakira ‘Taka’ Goto – Classical Punk And Echoes Under The Beauty (2015, Pelagic / Cargo Records)
Exzellente Neoklassik-Übung des Mono-Gitarristen.

(28) Ralph Stanley & Friends – Man Of Constant Sorrow (2015, Cracker Barrel)
The good Bluegrass-Doctor mit prominenter Unterstützung.

(29) Ty Segall Band – Live In San Francisco (2015, Drag City)
Krachiger US-Indie-Rock der angenehmen Sorte.

(30) Damo Suzuki & Mugstar – Start From Zero (2015, Salted)
Der ehemalige Can-Sänger und die britischen Space-Rocker mit einem hypnotischen Live-Album.

(31) Rhett Miller – The Traveler (2015, ATO Records)
Der Old-97’s-Vorsteher auf Solopfaden als Indie-/Alternative-Country-Grenzgänger.

(32) Joe Crookston – Georgia I’m Here (2014, Milagrito)
1a-Ami-Folk-Album.

(33) Hans Theessink & Terry Evans – True & Blue (2015, Blue Groove / in-akustik)
Der holländische Blues-Gitarrist und der Ry-Cooder-Spezi live in Wien.

(34) Robert Pollard – Faulty Superheroes (2015, Fire Records)
Gibt es überhaupt schlechte Robert-Pollard-/Guided-By-Voices-Platten? Mir ist noch keine untergekommen.

(35) The Rheingans Sisters – Already Home (2015, Rootbeat)
Altertümlicher englisch-französischer Folk und Klassik-Elemente ergeben eine bestechende Mixtur.

(36) The Revolutionary Army Of The Infant Jesus – Beauty Will Save The World (2015, Occulation)
Überraschendes, unerwartetes Experimental-Folk-Comeback.

(37) Warren Haynes feat. Railroad Earth – Ashes & Dust (2015, Mascot / Rough Trade)
Gov’t-Mule- und ex-Allman-Brothers-Ausnahme-Gitarrist Haynes hat zusammen mit der Bluesgrass-Jam-Combo Railroad Earth ein handwerklich perfektes Werk in die Landschaft gestellt.

(38) Robin Williamson – Trusting in the Rising Light (2015, ECM)
Keltischer Experimental-Folk des ex-Incredible-String-Band-Harfenspielers auf höchstem Niveau.

(39) Wire – Wire (2015, Pink Flag / Cargo Records)
Auf die englische Art-Punk-Institution ist auch nach 37 Jahren uneingeschränkt Verlass.

(40) Steph Cameron – Sad-Eyed Lonesome Lady (2014, Pheromone Recordings / Fontana North)
Jack Kerouac als kanadische Folk-Frau. Bereits von 2014 und heuer noch genauso gut wie in 10 Jahren.

***

Außer Konkurrenz – Thematische Sammlungen / Best-Of-Sampler / Aus den Archiven / Wiederveröffentlichtes / „Oldies But Goldies“:

(01) V.A. – Senegal 70: Sonic Gems & Previously Unreleased Recordings From The 70’s (2015, Analog Africa / Groove Attack)
Senegal-Funk-Soul-Juju-Afro-Cuban-Dub-Trance-Jazz-Crossover, die 70er Jahre…

(02) V.A. – Strange & Dangerous Times – New American Roots – Real Music For The 21st Century (2014, Trikont)
Muddy-Roots-Soundtrack, mustergültigst kompiliert von „Shadow Cowboy“ Sebastian Weidenbach.

(03) V.A. – Rastafari: The Dreads Enter Babylon – 1955-83: From Nyabinghi, Burro and Grounation to Roots and Revelation (2015, Soul Jazz Records)
Religious Rastaman Vibration und die jamaikanische Volksmusik, ein weites Feld…

(04) The Dad Horse Experience – Best Of – Seine schönsten Melodien 2008 – 2014 (2015, Sacred Flu Productions)
Die besten Predigten über die Schattenseiten des Lebens von unserem liebsten Reverend Dad Horse Ottn. Kellergospel of the Walking Dad since 2006.

(05) Pere Ubu – Elitism For The People 1975-1978 (2015, Fire Records)
Das Frühwerk der Post-Punk-Avantgarde-Pioniere, wichtiger geht’s eigentlich nicht mehr.

(06) The Velvet Underground – The Complete Matrix Tapes (2015, Polydor)
Nachdem es von ihnen nicht allzu viel brauchbares Live-Material gibt, nimmt man das hier mit Kusshand.

(07) Dead Moon – Tales From The Grease Trap, Vol. 1: Live At Satyricon (2015, Voodoo Doughnut Recordings / Broken Silence)
Aus den Live-Archiven der Garagen-Trash-Götter.

(08) Gil Scott-Heron – Small Talk At 125th And Lenox (Reissue 2015, Ace Records / Soulfood)
Polit-Proto-Rap vom Meister seines Fachs.

(09) Grateful Dead – 30 Trips Around the Sun: The Definitive Live Story 1965-1995 (2015, Rhino)
Live waren sie immer in ihrem Element: Das Motto „Aus jedem Jahr ein Stück“ ergibt eine repräsentative Werkschau, der selbst altgediente Dead-Heads noch einiges abgewinnen können.

(10) Beat Happening – Look Around (2015, Domino)
Best-Of-Werkschau der Indie-Stoiker.

***

Das soll’s gewesen sein von meiner Seite für 2015. Rutscht gut rüber ins neue Jahr, ich wünsche Euch alles Gute, Glück und vor allem Gesundheit für 2016, uns wird es vermutlich auch im neuen Jahr im Großen und Ganzen wieder besser ergehen als 99% vom Rest der Welt, in diesem Sinne, weil Sylvester ist und weil gleich die Böller und Sektkorken knallen, soll das letzte Wort im alten Jahr an dieser Stelle Nathaniel Rateliff gehören: „Son of a Bitch, give me a Drink !!!!“ ;-)

Reingehört (53)

KULTURFORUM Reingehört 53
 

Tamikrest – Taksera (2015, Glitterhouse / Glitterbeat Records)
Limitierte LP-Veröffentlichung zum heurigen Record-Store-Day. Toller Live-Mitschnitt eines Auftritts der Touareg-Blueser beim letztjährigen Burg-Herzberg-Festival. Großes Improvisationstheater der Band aus Mali, wie immer stehen die treibenden Gitarren im Zentrum des Vortrags, die hypnotischen Grooves tun ihr Übriges, um den Hörer innerhalb kürzester Zeit in einen beglückenden Wüsten-Blues-Flow zu versetzen. Acht von den Studio-Alben der Band bekannte Stücke, die hier oft in beschleunigten, mehr in Richtung Rock getrimmten und ausgedehnteren Fassungen auf die Bühne gebracht wurden.
(**** ½)

Takaakira ‚Taka‘ Goto – Classical Punk And Echoes Under The Beauty (2015, Pelagic / Cargo Records)
“It didn’t sound like Mono, so I left it as a trail to my envisioned world, as my personal collection.” sagt Mono-Gitarrist Takaakira Goto über sein aktuelles Solo-Album, dessen Material er bereits 2003 komponierte und einspielte. Am ehesten noch mit dem Mono-Klassiker „Hymn To The Immortal Wind“ (2009, Temporary Residence Limited) vergleichbar, beschreitet Goto hier Neo-klassizistische Pfade, die nur partiell mit Post-Rock-Versatzstücken versehen sind und in ihrer getragenen Erhabenheit musikalisch weit mehr beim zeitgenössischen Klassik-Komponisten Henryk Górecki als im japanischen Post-Rock-Heimathafen Mono zu verorten sind. Und doch: ähnlich wie die beiden jüngsten Mono-Wunderwerke „The Last Dawn/Rays Of Darkness“ (2014, Temporary Residence Limited) ein akustischer Rausch von betörender Schönheit.
(*****)

Valentina Lisitsa – Plays Philip Glass (2015, Decca)
Gelungene Doppel-CD-Sammlung mit werkübergreifenden Interpretationen repräsentativer Stücke des New Yorker Minimal-Meisters Philip Glass, eingespielt von der ukrainischen Klassik-Pianistin Valentina Lisitsa, die kurioserweise durch ihre hochgeladenen Videos auf youtube zum Star in der Szene avancierte.
Die Stücke „Mad Rush“, „Wichita Sutra Vortex“ und den „Methamorphosis“-Zyklus hat Glass himself bereits auf seiner CD „Solo Piano“ (1989, Sony) eingespielt, des weiteren werden Klavier-Bearbeitungen von Stücken aus den Soundtracks zu „Mishima“, „The Truman Show“ und „The Hours“ sowie Interpretationen aus „Glassworks“ und „How Now“ zu Gehör gebracht, welche diese Minimal-Music-Perlen in völlig neuem Licht erscheinen lassen. Wo Philip Glass die Originale mit seinem Ensemble opulent und durch elektronische Keyboards dominiert einspielte, glänzen die Neubearbeitungen mit weitaus puristischeren Ton-Deutungen. Eine schöne Platte, die dem Werk von Philip Glass durchaus neue Facetten hinzufügt.
(**** ½)

Catherine Feeny & Chris Johnedis – Catherine Feeny & Chris Johnedis (2015, Fluff & Gravy Record)
Die aus Portland, Oregon stammende Folk-Songwriterin Catherine Feeny, die sich bereits ihre Tour-Meriten im Vorprogramm von Größen wie Suzanne Vega, Dr. John und John Prine erworben hat, ging für diese Produktion eine Kollaboration mit dem Jazz-Drummer Chris Johnedis ein, die am ehesten an Free-Folk-Werke Fiona Apples erinnert, mir jedoch an vielen Stellen hinsichtlich Jazz-Einfluss des Guten dann doch zuviel ist. Grundsätzlich für jedes Experiment offen, geht mir die Nummer gehörig auf den Zeiger. Als Einfluss nennt Catherine Feeny unter anderem Joni Mitchell, und damit habe ich für mich einen hinlänglich ausreichenden Erklärungsansatz gefunden, warum ich gegen die vorliegende Scheibe eine derartige Aversion hege…
(**)

Van Halen – Tokyo Dome Live In Concert (2015, Warner)
Hätte hier wahrscheinlich keiner erwartet, schon klar. In die Nummer hat mich die Neugier in Reminiszenz an meine verpfriemelte Hard-Rock-Jugend reingetrieben.
Erste Live-Scheibe mit David Lee Roth, dem Ur-Sänger von Van Halen, der seit 2006 wieder in der Band mitmischt. Das Material besteht dementsprechend zu großen Anteilen aus Stücken der Frühphase der Combo, vereinzelte Hauer wie „Dance The Night Away“, „Unchained“ oder das Kinks-Cover „You Really Got Me“ grooven nach wie vor recht putzig und Eddie Van Halen ist unter technischen Gesichtspunkten weiterhin Gitarren-Weltmeister, aber ganz ehrlich: die Zeiten des Griffbrett-Onanierens sind irgendwie doch lange vorbei, wie meine Jugend halt auch… ;-)))
(** ½)