Dort, wo sonst von unsereinem der allwöchentliche Masochismus der Zweitliga-Löwen-Niederlagen durchlitten wird, gab’s zur Abwechslung am vergangenen Donnerstag Er- und Aufbauendes in Form von Schweizer Folk und schwedischem Indie-/Songwriter-Sound. Den konzertanten Abend im Substanz eröffnete ein junger Musiker aus Basel, der Schweizer Frederyk Rotter ist im Nebenberuf Frontmann der Doom-/Death-/Black-Metal-Band Zatokrev, mit seinem Solo-Projekt The Leaving ist er im anderen Extrem zugange, zur akustischen Gitarre trug er seine spartanischen, völlig entschleunigten, filigran gestrickten Psychedelic-Folk-Songs vor. Das Klangbild, das in den ersten Tönen gepflegtes Füßeeinschlafen befürchten lies, belehrte die aufmerksame Hörerschaft sehr schnell eines Besseren und entwickelte einen nicht erwarteten Sog, die ruhigen, kontemplativen, sanft angeschlagenen und besonnen-zurückhaltend besungenen Lieder entfalteten eine einnehmende Kraft, die das In-sich-Ruhen des Musikers auf das Publikum zu übertragen vermochte.
(**** ½)
Letztes Jahr begleitete er mit seiner Stromgitarre seinen Kumpel Kristoffer Hedberg und dessen Band Easy October, dankenswerter Weise auch in unseren Gefilden beim Ortstermin in der Glockenbachwerkstatt, dieses Jahr war Kristofer Åström wieder selbst Chef im Ring und bot beim Konzert im Substanz zusammen mit seiner vierköpfigen, exzellent eingespielten Band großes Kino für Gemüt, Herz und Seele.
Die Setlist zu großen Teilen mit Werken des aktuellen Albums ‚The Story Of A Heart’s Decay‘ (2016, Startracks) bestückt, zogen die fünf Schweden die ZuhörerInnen im gut gefüllten Club-Saal von Anfang an in ihren Bann, der von amerikanischen Einflüssen geprägte Folk-, Roots- und Country-Rock, die melodisch-stramme Indie-Gitarre und diese formvollendet-runde, scheinbar die ganze Welt umarmende Stimme Åströms trugen weit – fort vom nasskalten Münchner Frühling, der dem in Schweden wohl nicht unähnlich sein dürfte, hin zur Sonne Kaliforniens, denn auch dieses Element ist im Klangbild der Musikanten aus dem hohen Norden unüberhörbar: die alte 70er-Jahre-US-Westcoast-Schule, aufgrund gewisser Protagonisten nicht unumstritten, die skandinavische Variante dieser Spielart ist bei Åström und Co jedoch in guten Händen und über jeden Zweifel erhaben.
Aufgrund der zu berücksichtigenden Nachtruhe der Nachbarschaft war Punkt 22.00 Uhr Zapfenstreich für die feine Darbietung, dem langanhaltenden, dankbaren Applaus zufolge wäre im Saal wohl niemand über eine Verlängerung unglücklich gewesen.
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Kristofer Åström spielt heute im Kulturzentrum Schlachthof in Wiesbaden, weitere Termine der Tour: 12.04. Münster, Gleis 22 / 13.04. Hamburg, Nochtspeicher.