Tag für Tag versorgt der Blogger Eike Klien die geneigte, für Neues offene Leser- und Hörerschaft dieser Welt auf seiner hervorragenden Seite „Das Klienicum“ mit Aktuellem, oft erst zu Entdeckendem, immer aber höchst Hörenswertem aus dem weiten Feld der Genres Folk / Indie / Alternative Country / Experiment.
Und sporadisch packt ihn der Rappel, dann lädt er sich einen Schwung talentierte Musikanten ins Haus, zaubert zusammen mit seiner Familie ein tolle kulinarische Versorgung für Gäste und Artisten, lässt den sympathischen Konzert-Techniker Flo Paul das Licht und die Rauchmaschine installieren und gibt vor allem jedem Besucher zusammen mit seiner ebenso enorm herzlichen wie bezaubernd-sympathischen Frau Katrin das Gefühl, als Gast in ihren Gemäuern hochwillkommen zu sein.
Der weite Weg von München über die B12 nach Ampfing (not Anzing) war wie im Jahr zuvor ein äußerst lohnender, mit dem Barden Austin Miller aus den Staaten und unseren Münchner Vorzeige-Folkern von der Moonband stand ein mehr als respektables Doppelpack für die Freunde von Wandergitarre und Songwriter-Kunst auf dem Programm.
Solistisch eröffnete der Mann aus Orlando/Florida mit dem beeindruckenden Rauschebart den stimmigen Abend im zum heimeligen Folk-Club umfunktionierten Klien-Wohnzimmer, bei lecker Getränke- und Schnittchen-Versorgung ließ es sich gut lauschen zu den wohligen, angenehmst zu Gemüte gehenden Americana-Songs von Austin Miller, die mit viel Herzblut, engagiertem Gesang und gepflegtem Akustikgitarren-Anschlag vorgetragenen Nummern wussten einzunehmen und zu überzeugen. Perlen wie das beseelte „Bags At The Door“ vom im vergangenen März erschienenen Album ‚Engine‘ (2016, Eigenvertrieb), „Sittin‘ On Top Of The World“ als Reminiszenz an Bluegrass-Legende Doc Watson oder neue Nummern, die bisher ohne Titel auskommen müssen und bei denen Miller das Publikum um Vorschläge für die Benamung bat, der Künstler konnte mit der gesamten Bandbreite seines Materials in seiner ruhigen, aber nie unhumorigen Art vollends überzeugen.
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Im Rahmen seiner Europatournee ist Austin Miller heute und in den nächsten Tagen zu folgenden Terminen zu genießen: 12.04. Prag, Basement Bar 13.04. Dresden, Karambolage 14.04. Leipzig, Dr. Seltsam 15.04. Weimar, Kasseturm 16.04. Freiberg, Notendiele 17.04. Berlin, Vavien 18.04. Berlin, Mädchensalon 19.04. Berlin, Madame Claude 21.04. Halle, Peißnitzhaus 22.04. Halle, Cafe Ludwig 23.04. Kiel, Prinz Willy 24.04. Kiel, Konzertgarage
Den zweiten Teil des Konzertabends bespielten Münchens mithin ambitionierteste FolkerInnen von der Moonband: Oft sind sie an dieser Stelle schon gelobt worden, man darf sich da gerne wiederholen, die qualitative Entwicklung des Quintetts kennt auch mit dem neuen Bassisten nur eine Richtung, nachdem der Harmonie-Gesang, die leisen Töne, der Folk und der beschwingte Alternative Country der Band auf internationalem Niveau gefestigt eingependelt sind, lies sich an der ein oder anderen Stelle in Nuancen ein bereicherndes Element in Form von veritablem Folkrock im Klangbild der begnadeten MusikerInnen vernehmen, vereinzelt neues Material wusste ebenso zu begeistern wie die Glanzstücke vergangener Tage, das energiegeladene „Joe Stack“ in Formvollendung sei hier explizit erwähnt. Ausgewählte Fremd-Interpretationen von der letztjährigen Coverversionen-Sammlung ‚Back In Time‘ (Millaphon Records) wie „Shadow Of An Absent Friend“ oder der wunderbare „Fisherman’s Blues“ der Waterboys rundeten den beherzt-gelungenen Vortrag ab, über dem die Wohnzimmerlampe des Klienicum-Haushalts schwebte, sozusagen als künstlicher Mond, wie passend zum Namen der Band, die – Vollblut-Musiker eben – in trauter Runde genau so zu überzeugen weiß wie auf den mittlerweile weitaus größeren Bühnen.
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Die Moonband ist in nächster Zeit zu folgenden Gelegenheiten live zu sehen: 28.04. Dresden, GrooveStation 10.05. München, Feierwerk-Kranhalle
Wir sagen erneut herzlichst Dankeschön an Katrin und Eike für die Einladung, die tolle Organisation und Präsentation der beiden Konzerte, die köstliche Bewirtung und die herzliche Aufnahme in ihren heiligen Hallen.
„When I said you’re strange It was a compliment, you know“ (Langhorne Slim & The Law, Airplane)
Irgendwie ein typisches „Es-war-schon-alles-da-in-der-Musik-darum-schon-wieder-kein-neues-‚Astral-Weeks‘-‚Zen-Arcade‘-‚Exile-On-Main-St‘-Wunderwerk“-Jahr, dafür aber ein Musik-Jahr mit überraschenden Comebacks, würdigen Alterswerken, spannenden Mixturen, ein paar erwarteten und etlichen unerwarteten Highlights, einigen gewichtigen Ausgrabungen aus den Archiven und einem ersten Platz, der das in der Gesamtheit nicht sonderlich rosige Jahr 2015 in seiner Grundstimmung einfängt.
(01) Steve Von Till – A Life Unto Itself (2015, Neurot)
Das düstere Songwriting des Neurosis-Sängers/-Gitarristen: die Platte des Jahres 2015 im Kulturforum. Der passende Soundtrack für ein Jahr, von dem Bilder/Eindrücke unter anderem von gekenterten Flüchtlings-Booten, dem Terror-Anschlag auf einen Live-Club und allerhand politischen Verwerfungen bleiben werden, leider.
(02) Pops Staples – Don’t Lose This (2015, Anti)
Würdiges Alterswerk der Gospel-/Soul-Ikone, aus Rohfassungen von Tochter Mavis Staples und Wilco-Vorturner Jeff Tweedy behutsam zu einem guten Ende gebracht.
(11) Die Buben im Pelz & Freundinnen – Die Buben im Pelz & Freundinnen (2015, Konkord)
Den Violinen-Drone aus „The Black Angel’s Death Song“ haben sie nicht hingekriegt, sowas bleibt natürlich nur Musikern wie dem Gott-ähnlichen John Cale vorbehalten, ansonsten haben sie wirklich alles richtig gemacht, die Buben im Pelz und ihre Schicksen, mit ihrer Wiener Adaption eines der wichtigsten Alben der Pop-Historie. Total leiwand, eh kloa…
(17) Waves – Stargazer (2015, Waves)
Mit das Interessanteste in Sachen Post-Rock kam heuer aus München. Meine Hardcopy fange ich mir beim Konzert am 14. Januar im Backstage ein und dann folgt auch eine ausführliche Besprechung. Versprochen.
Das soll’s gewesen sein von meiner Seite für 2015. Rutscht gut rüber ins neue Jahr, ich wünsche Euch alles Gute, Glück und vor allem Gesundheit für 2016, uns wird es vermutlich auch im neuen Jahr im Großen und Ganzen wieder besser ergehen als 99% vom Rest der Welt, in diesem Sinne, weil Sylvester ist und weil gleich die Böller und Sektkorken knallen, soll das letzte Wort im alten Jahr an dieser Stelle Nathaniel Rateliff gehören: „Son of a Bitch, give me a Drink !!!!“ ;-)
(01) And So I Watch You From Afar @ Ampere, 2015-05-23
War bereits im Frühjahr offensichtlich, dass der Auftritt schwer zu toppen sein wird. Die nordirische Band, die auf Tonträgern seltsamerweise eher weniger überzeugt, zog konzertant alle Register des Post- und Prog-Rock. Hat die Nase natürlich auch deshalb hauchdünn vorne, weil der Robert, der Anton, der Wojciech und ich unverhofft in einer Doku von ‚Delayed Cinema!‘ über die Band zu Kurzauftritten kamen. Noch nicht Hollywood, aber immerhin… ;-)
(02) Godspeed You! Black Emperor @ Freiheiz, München, 2015-04-09
Nochmal sechs Sterne für die Gattung Postrock: Weit über 10 Jahre haben wir in München warten müssen, bis die kanadische Speerspitze des Genres sich wieder die Ehre gab, im April wurde die elendigliche Warterei fürstlich belohnt.
(03) Great Lake Swimmers @ Hauskonzerte, München, 2015-10-04
Kanada, die zweite: Mehr Holzveranda-/Lagerfeuer-Seeligkeit geht nicht als in der Live-Präsentation des Rundumglücklich-Folk-Pakets der Great Lake Swimmers aus Toronto/Ontario.
(04) Hochzeitskapelle + Thisell @ Maximiliananlagen, München, 2015-08-03
Mundpropaganda-Konzert, auf die Beine gestellt von innen.aussen.raum: Ein perfekter Sommerabend und vielleicht das schönste Open Air seit Jahren, dank herrlichem Sommerwetter, einem wunderbaren Flecken Grün an der Isar, einigen gekühlten Bieren und zwei Musik-Kapellen der Sonderklasse: der Notwist-/Zwirbeldirn-Ableger Hochzeitskapelle und der schwedische Ausnahme-Folker Peter Thisell mit seinen hochsympathischen Begleitern. Die musikalische Krönung eines Jahrhundert-Sommers, nicht weniger.
(08) Steve Wynn @ Südstadt, München, 2015-02-28
Die Dream-Syndicate-Legende und eine Gitarre, mehr braucht es nicht für einen rundum gelungenen Konzert-Abend im ‚Südstadt‘. Und wenn dann auch noch der Publikumswunsch Gehör findet…
(13) Sleaford Mods @ Hansa39, München, 2015-04-28
Der hingerotzte Elektro-Punk aus Nottingham hat im Vorfeld nicht zuviel versprochen. Andrew Fearn und Jason Williamson halten die Fahne der Arbeiterklasse hoch und das Genre am Leben.
(18) Ryan Lee Crosby + Thisell @ Klienicum Hauskonzerte, Ampfing, 2015-03-16
Eike vom Klienicum-Blog und seine bezaubernde Frau Katrin haben in die gute Stube eingeladen und nebst exzellenter Verköstigung einen feinen musikalischen Doppelpack präsentiert: den schwedischen Folker Thisell, den wir im Sommer nochmals im Freien genießen durften, siehe oben, sowie den amerikanischen Blues-Musiker Ryan Lee Crosby, der den depperten Spruch widerlegte, nach dem der weiße Mann keinen Blues singen könne…
(20) Eric Pfeil @ Südstadt, München, 2015-06-16
Kaum jemand beherrscht die mit feinsinnigen Pointen gewürzte deutsche Liedermacherei lakonisch-relaxter als der Rheinländer Eric Pfeil.
Das Schlusswort zum Konzertjahr 2015 soll dem Mafioso gehören, der vor kurzem seinen 100. Geburtstag feierte (wo auch immer) – „It was a very good year!“:
Einen wunderbaren Abend haben uns am Montag die Konzertveranstalter von innen.außen.raum und die beiden in dem Rahmen musizierenden Bands, die Schweden-Folker von Thisell sowie die ortsansässige Hochzeitskapelle, in den Parkanlagen nahe der Isar zwischen Maximilianeum und Friedensengel beschert, die feine Veranstaltung fand lobenswerter Weise hinsichtlich zahlreichem Erscheinen der Musikinteressierten viel Zuspruch, und so stand einer lauschig-musikverzauberten Sommernacht, unter anderem unter wohlwollend-geneigter Begutachtung von Blogger-Prominenz wie dem diesjährigen Thisell-Hauskonzerte-Veranstalter Eike Klien sowie Münchner Songwriter-Koryphäen von der Moonband und The Almost Boheme, nichts mehr im Wege.
Den Reigen eröffnete die Hochzeitskapelle, eine Art bayerische Supergroup, bestehend aus Mitgliedern der Combos Zwirbeldirn, Millipede und The Notwist, letztere vertreten durch die rührigen Weilheimer Brüder Micha und Markus Acher. Das Quintett begeisterte von der ersten Sekunde an mit ungewöhnlicher Instrumentierung – Geige, Posaune, Tuba, Banjo, Schlagzeug und diversen Nebengeräuschen – und zauberte einen höchst angenehm anzuhörenden Mix aus Polka, Klezmer, Walzer, Dixie und Hillbilly auf die Wiese, für den Oktoberfest-Rausch genau so geeignet wie für’s verkopfte Zuhören. Das Publikum war begeistert und freute sich über die Ankündigung eines zweiten Sets nach dem Thisell-Auftritt.
Den zweiten Abschnitt bestritt der Schwede Peter Thisell, derzeit auf Kurztour durch ausgewählte Städte unseres Landes, diese Mal verstärkt durch Sandra the Salmon, Peter the Playboy und Nicodemus Maximus.
Wie hieß es so schön in der Ankündigung: „Peter Thisell ist ein Schreiber von Songs und ein Held des Schweifens durch die Prärie – selbst wenn sie eigentlich in Schweden liegt. Ein aufmerksamer durch Strophe, Refrain und alles was sonst noch verklingt. Mit Gitarre, Tasteninstrumenten und Violine, mit Ideen aus Amerikas Westen. Und der Melancholie, die sprießt, wenn im Norden ein Sommer vergeht. Klingt wie: Am Fluss sitzen und der Zeit beim Vergehen zuhören. Ein Funkeln Musik, das ihr euch anhören solltet.“
So ist das wohl. Wunderschön und herzanrührend war er jedenfalls wieder, wie zuletzt gehört bei Eike’s feinem Hauskonzert, der von Herzen kommende Folk der Schweden, es war ja eh eine laue Sommernacht, ansonsten hätte spätestens das aus den Tiefen der Seele kommende Songwriting der Skandinavier für wohlige Wärme gesorgt – und das, obwohl die tiefmelancholischen Songs Thisells noch besser zu einem glasig-klaren Herbstabend passen.
Nach dem Vortrag der eigenen Song-Perlen ließ das Quartett das vielbeklatschte Set stilsicher und formvollendet mit einer Fremdkomposition des großen Townes Van Zandt ausklingen.
Wie angekündigt brachte die Hochzeitskapelle den über die Maßen gelungenen Konzertabend im Grünen mit einer zweiten Runde zum Abschluss, Bernd und ich haben bei einem besonders schönen Stück ewig gerätselt, vom wem das Original stammt, wir legten uns irgendwann auf Neuseeland/Flying Nun fest und schwankten zwischen der Jean Paul Sartre Experience und The Clean, der Bernd hat sich dann von der Band eines Besseren belehren lassen, es handelte sich um ein Stück der Weilheimer Elektro-Pop-Band Lali Puna (eigentlich naheliegend bei Markus Acher…), aber das „Isarmärchen“ der großartigen Münchner Volkssängerin Bally Prell, das Geigerin Evi Keglmaier als würdigen Abschluss des tollen Abends zu unserer besonderen Freude vortrug, das haben wir beide sofort und fehlerfrei erkannt, und so fiel das anschließende Heimradeln an der Isar entlang Richtung Ober- bzw. Untersendlinger Heimat besonders beseelt aus… ;-))
Schön war’s.
Wie sagt Tscharlie Häusler im Kult-Western „Der lange Weg nach Sacramento“ aus der Helmut-Dietl-Kultserie „Münchner Geschichten“, ebenfalls an der Isar sitzend, gar nicht weit vom montäglichen Austragungsort entfernt: „So schee war’s überhaupt no nia.“
(Ganz klarer ******-Abend, ohne Abstriche)
Nach einjähriger Pause veranstalten die ‚Urbanauten‘ unter dem Motto „We’re back, Baby!“ heuer wieder den Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen auf der Praterinsel, direkt gegenüber vom ‚Deutschen Museum‘, Schirmherr ist der zweite Bürgermeister Seppi Schmid (von der CSU, ausgerechnet!), geboten werden neben dem ‚Pavillion der guten Dinge‘ (Flüchtlingshilfe, etc.) diverse hochkarätige Konzerte, wohlgemerkt bei freiem Eintritt, am vergangenen Freitag haben meine Münchner Lieblings-Folkies von der Moonband aufgespielt und die zahlreich erschienen Strandbesucher in relaxter Freitagabend-Open-Air-Atmosphäre mit ihrem wie immer höchst angenehmen Bluegrass-/Alternative-Country-Mix aus Eigenkompositionen und dem gelungenen Coverversionen-Material ihres neuen Tonträgers „Back In Time“ beglückt, das auch zu dem Anlass wieder angezeigte Loben und Preisen spar ich mir heute mal im Detail, gab’s ja in den letzten Wochen schon hier und hier und genau so wunderbar war’s dieses Mal auch wieder.
Heute spielen Ebi, Supi und Co. von den Gerner Zipfeklatschern ihre herrliche bayerische Wirtshausmusik am Strand und morgen tritt die Formation Goya Royal mit formidablem Deutsch-Indie-Pop/-Rock auf. Badeschlappen und Badematte raus und hingehen!