The Rolling Stones

Soundtrack des Tages (124)

Erich vom mannigfaltiges-Blog hat vor Kurzem ein Gedicht von Erich Mühsam gepostet, das hat mich direktemang nach vielen Jahren mal wieder die Scheibe ‚Fluche Seele Fluche‘ von Pannach & Kunert aus dem Plattenregal fischen lassen, der Titelsong ist die Vertonung eines Mühsam-Gedichts, das Album enthält neben Reminiszenzen an Sonny Terry & Brownie McGhee, Joan Miró, eigenkomponiertem Liedgut von Gerulf Pannach und Christian Kunert und der deutschen Version des Elton-John-Klassikers „Country Comfort“ („Ach, wie gut ist’s auf’m Land“) mit „Hinterhof-Gör“ auch eine gelungene Adaption der Rolling-Stones-Nummer „Factory Girl“ vom ‚Beggars Banquet‘-Album (1968, Decca).

Das Album ‚Fluche Seele Fluche‘ ist 1982 bei mood-Records erschienen, einem Musiker-eigenen Independent-Label aus Heidelberg, dessen Platten in erster Linie vom Tonträger- und Bücher-Versender Zweitausendeins vertrieben wurden und das neben den Werken der bayerischen Cash-Cow Biermösl Blosn vor allem unverdaulich-dröges Deutsch-Jazzer-Zeug veröffentlichte.

Die ostdeutschen Liedermacher Gerulf Pannach und Christian Kunert wurden 1976 im Nachgang zu Protesten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns von Mitarbeitern der Staatssicherheit der DDR verhaftet, nach neun Monaten Internierung und Verhören sind sie zusammen mit dem Schriftsteller und Bürgerrechtler Jürgen Fuchs im August 1977 nach West-Berlin ausgewiesen worden.
Gerulf Pannach ist im Mai 1998 im Alter von 49 Jahren gestorben, Christian Kunert arbeitete weiter als Musiker, unter anderem mit der Klaus Renft Combo. In den letzten Jahren ist er bei Lesungen mit neuen Texten und bei Veranstaltungen zur kritischen Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur aufgetreten.

Der Anarchist und Dichter Erich Mühsam war im April 1919 maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, in der Nacht des Berliner Reichstagsbrandes wurde er 1933 von der SA verhaftet und am 10. Juli 1934 von Angehörigen der SS-Wachmannschaft im Konzentrationslager Oranienburg ermordet.

Werbung

Reingehört (104)

0__reingehoert_nov_2015_x_DSCF2187

Gov’t Mule – Stoned Side Of The Mule Vol. 1 & 2 (2015, Mascot / Rough Trade)
Der ex-Allman-Brothers-Ausnahmegitarrist und Viel-Produzierer Warren Haynes, dessen Arbeitstag ungefähr 40 Stunden haben muss, hat mit seiner Hauscombo Gov’t Mule ausgewählte Glanzstücke der Rolling Stones aus der Hochphase der Jagger/Richards-Kapelle eingespielt, das Ergebnis ist noch weitaus erfreulicher als die Übung, die sie mit Pink-Floyd-Material im Vorjahr auf ‚Dark Side Of The Mule (Mascot) praktizierten.
Die Stücke wurden bei einem Konzert am Halloween-Abend 2009 im Tower Theater in Philadelphia mitgeschnitten, die Band ist in absoluter Spiellaune und präsentiert unter anderem „Wild Horses“ und den Schmachtfetzen „Angie“ im gut sitzenden Blues-Gewand, Klassiker wie „Paint It, Black“, „Play With Fire“ und „Under My Thumb“ mit einer ureigenen Southern-Rock-Note, ohne den Stücken ihren zeitlosen Charakter zu rauben, „Shattered“ mit einem Drive, wie in die Autoren der Stücke dieser Tage kaum mehr bewerkstelligen können und „Monkey Man“, einen der größten Stones-Songs ever, in einer dem Original an Intensität in nichts nachstehenden Version, insbesondere das Slide-Gitarren-Solo ergreift wie beim ‚Let It Bleed‘-Original, wie dort zuckt die Hand wiederholt zur Repeat-Taste.
Randle Patrick McMurphy/Jack Nicholson bringt es im „Kuckucksnest“ auf den Punkt: „Rollender Stein setzt kein Moos an…“
(*****)

Shovels & Rope – Busted Jukebox: Volume 1 (2015, Dualtone)
Shovels & Rope sind ein Alternative-Country-/Folk-Duo aus Charleston/South Carolina, das sich aus den Eheleuten Michael Trent und Cary Ann Hearst zusammensetzt, auf ihrem vierten Longplayer präsentieren sie ausschließlich Fremdmaterial in beherztem Prärie-Americana-Outfit und beseeltem Rock’n’Roll-Geschepper, wir hören so unterschiedliche Komponisten wie Emmylou Harris, Allen Toussaint, Nine Inch Nails, die Kinks oder Lou Reed, „What’s So Funny ‚Bout) Peace, Love, and Understanding“ wird Elvis Costello zugeschrieben, der hat zwar die bekannteste Version der Nummer veröffentlicht, geschrieben hat das Stück aber nach wie vor Nick Lowe, egal, auch in der getragenen Country-Fassung macht die in diesen finsteren Zeiten wieder hochaktuelle Nummer eine gute Figur, „Perfect Day“ kommt als Bar-Crooner und der Country-Shuffle „Boys Can Never Tell“ von einem gewissen J Roddy Walston, der hier auch persönlich mitschmettert, ist alleine die Anschaffungskosten wert.
(**** ½)

Disappears – Low: Live In Chicago (2015, Sonic Cathedral)
Die Lücke, die sich immer dann auftut, wenn die Diskrepanz zwischen gut und gut gemeint ein zu großes Ausmaß annimmt, hier ist sie unüberhörbar. Die Indie-/Kraurock-Band Disappears aus Chicago/Illinois, bei der zwischenzeitlich auch mal der ex-Sonic-Youth-Drummer Steve Shelley zugange war, hat in ihrer Heimatstadt das bahnbrechende Bowie-Werk ‚Low‘ (1977, RCA) im November 2014 komplett von hinten bis vorne durchgespielt und von Spacemen-3-Spezi Peter Kember/Sonic Boom remastern lassen, die ein oder andere Nummer mag etwas mehr in Richtung Indie-Rock getrimmt sein, vor allem im zweiten Teil, dessen Instrumental-Parts Bowie zusammen mit Brian Eno komponierte, werden die Analog-Synthie-Passagen vermehrt durch Gitarren-Soundlandschaften ersetzt, aber unterm Strich fügt diese Bearbeitung dem Original wenig Neues hinzu.
Bei der Fremdinterpretation des ‚Low‘-Stoffs bleibt die ‚Symphony No. 1/Low Symphony‘ (1993, Universal) von Philip Glass der Maßstab.
(***)

Reingelesen (23)

REINGELESEN Robert Gordon - Muddy Waters

„I really heard myself for the first time. I’d never heard my voice. I used to sing just how I felt, ‚cause that’s the way we always sang in Mississippi. But when Mr. Lomax played me the record I thought, man, this boy can sing the blues…“
(Muddy Waters)

„Diese Musik wurde vor einhundert Jahren Blues genannt. Aber die Musik handelt von einem Gefühl, und Gefühle fingen nicht erst vor einhundert Jahren an. Gefühle entstehen in Menschen, und aus diesem Grund ist der Blues universal, glaube ich. Weil er ein Teil von jedem ist. Muddy ist wie ein Arm, der sich tröstend um die Schulter legt. Weißt du, das brauchst du nämlich. Dort unten kann es sehr dunkel sein, Mann.“
(Keith Richards, Vorwort zu ‚Robert Gordon: Muddy Waters: Pate des Electric Blues‘)

„Der Bluessänger hat kein großes Interesse am Himmel und für die Erde nicht viel Hoffnung.“
(John Work III)

Robert Gordon – Muddy Waters: Pate des Electric Blues (2003, Hannibal)
Heuer hätte sich sein hundertster Geburtstag gejährt, eventuell war’s auch schon vor zwei Jahren soweit, da gehen die Meinungen und insbesondere die relevanten Dokumente etwas auseinander, anyway, bereits 2003 hat der amerikanische Musikjournalist Robert Gordon mit der vorliegenden Biografie Muddy Waters, dem Vater des Chicago Blues, ein würdiges Denkmal gesetzt.
Chronologisch thematisiert werden Herkunft, Kindheit und Ursprung des Künstlernamens, den sich der in Stovall/Mississippi in der Nähe von Clarksdale aufgewachsene McKinley Morganfield gab, jenem Clarksdale, in dem unter anderem John Lee Hooker, Son House und Sam Cooke geboren wurden, Bessie Smith nach einem Autounfall starb und vor dessen Toren der legendäre Bluesmusiker Robert Johnson angeblich dem Teufel seine Seele als Gegenleistung für sein begnadetes Gitarrenspiel verkaufte, womit wir mit Son House und Johnson bereits bei den prägenden musikalischen Einflüssen des jungen Muddy Waters angelangt sind.
Die frühen Library-Of-Congress-Aufnahmen, die der amerikanische Ethnologe Alan Lomax Anfang der vierziger Jahre mit Muddy Waters einspielte, werden kritisch gewürdigt, wobei die Tatsache nicht unerwähnt bleibt, dass der Weiße Lomax seinen schwarzen Begleiter John Work III wegen persönlicher Differenzen in späteren biografischen Schriften totschwieg, obwohl Work einer der ganz wenigen schwarzen Forscher war, der zu der Zeit Feldaufnahmen mit schwarzen Künstlern machte.
Der Umzug nach Chicago und das dortige Fußfassen ist selbstredend ein wichtiges Thema des Buchs, bildeten sie doch die Grundlage für Muddy Waters‘ Entwicklung seiner Musik vom ländlichen Folk-Blues hin zur urbanen, elektrisch verstärkten Variante dieser Musik.

„Muddy Waters war achtundreißig, und nun fingen die besten Jahre seiner Plattenkarriere an. Hier in Chicago, das zur zweiten Heimat der Deltabewohner geworden war und von wo neue belebende Impulse für den Geist der Harlem-Renaissance ausgingen, hier, wo die Feuer in den Fabriken Tag und Nacht brannten, begann Muddy seinen Beitrag bei der Formung der modernen Musik zu leisten.“
(Robert Gordon, Muddy Waters: Pate des Electric Blues, All-Stars, 1951-1952)

Persönliches aus dem Umfeld des Musikers bleibt nicht unerwähnt, Trinkgewohnheiten, Schürzenjägerei und daraus resultierende uneheliche Kinder, Drogenprobleme der Verwandtschaft, Muddy Waters hatte kein leichtes Leben und hat sich’s selber oft auch schwer gemacht, darf man den zahlreichen im Buch zitierten Quellen aus der unmittelbaren Verwandtschaft Glauben schenken.
Das Finanzielle blieb zeitlebens ein leidiges Thema und wird hier ausführlich dokumentiert, mit Urheberrechten und Tantiemen-Zahlungen nahm es das amerikanische Musikbusiness gerade auch im Bezug auf schwarze Musiker alles andere als genau, selbst Muddy Waters‘ jahrzehntelange Zusammenarbeit mit Chess Records ging im Unfrieden in die Brüche, nachdem die Firmengründer Leonard und Phil Chess das Firmenheft aus der Hand gaben beziehungsweise das Zeitliche segneten.

Anfang der sechziger Jahren, als der Blues in den Staaten das Feld für den Rock ’n‘ Roll räumen musste, erfuhr er speziell in England bei Fans und Musikern die verdiente Anerkennung, Alexis Korner, Eric Burdon und später die Rolling Stones bereiteten das Feld für die Muddy-Waters-UK-Tourneen, die der spätere Labelchef und Musikproduzent Joe Boyd als damaliger Tourmanager hier wie in seinem eigenen, sehr lesenswerten Buch „White Bicycles: Musik in den 60er Jahren“ (2009, Heyne) wie folgt beschreibt: „…aus meiner Sicht war es während meiner gesamten Karriere im Musikgeschäft schwer, diesen ersten Auftrag zu überbieten. Man hat mich eigentlich nie wieder mit irgendetwas zusammengebracht, das diese Tour geschlagen hätte.“

Zurück ins Rampenlicht in den Staaten kam Muddy vor allem durch das Engagement junger Bluesrock-Musiker wie Michael Bloomfield oder Johnny Winter, die sich ihrer musikalischen Wurzeln besannen und sich um die Karriere des großen alten Manns des Chicago-Blues verdient machten. Überhaupt ist die Liste derer, die Muddy Waters auf seiner Reise mit dem Blues begleiteten, überwältigend: hier finden sich renommierte Namen der alten Garde wie sein langjähriger Pianist Otis Spann, die Bluesharp-Spieler Little Walter, James Cotton, Charlie Musselwhite, des weiteren Jimmy Rodgers, Willie Dixon, Sunnyland Slim, Junior Wells, Pinetop Perkins, Buddy Guy oder Charlie Patton ebenso wie die junge Adepten Rory Gallagher, Steve Winwood, Eric Clapton, Rick Gretch und Mitch Mitchell.
Der Einfluss seiner Musik auf die Entwicklung von Blues, Rhythm and Blues, Rock ’n‘ Roll, den Hard Rock der End-Sechziger und Siebziger Jahre, Folk, Jazz und Country kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

„Jimi Hendrix‘ Privatsekretär erzählte Pete Cosey später, dass Hendrix, bevor er auf die Bühne ging, zur Inspiration immer erst „Herbert Harper’s Free Press News“ laufen ließ. ‚Der erste Gitarrist, den ich bewusst wahrnahm, war Muddy Waters‘, sagte Hendrix. Ich hörte mir als kleiner Junge eine seiner alten Platten an und erschrak zu Tode, denn ich hörte all diese Klänge. ‚Mann, was ist das denn bloß alles?'“
(Robert Gordon, Muddy Waters: Pate des Electric Blues, Rollin‘ Stone: Der Stein kommt ins Rollen, 1967-1969)

In den letzten Jahren kam Muddy Waters vor allem durch die Zusammenarbeit mit Bluesrock-Albino Johnny Winter und den daraus resultierenden, kraftvollen und größtenteils völlig unbehandelten Alben (siehe unten) sowie durch seinen Auftritt im „Last Waltz“-Film-Projekt von Regisseur Martin Scorsese über den letzten Auftritt von The Band, den er neben Gasteinlagen von Größen wie Bob Dylan, Van Morrison oder Neil Young mit seiner Präsenz bereicherte, zu späten, verdienten Ehren.

„Kinky Friedman versicherte Muddy, dass ‚Juden den Blues lieben‘. Er trug ein weißes Smokingjackett aus Satin mit blauem Davidsstern und gestickten Kreuzigungsszenen darauf. Muddy lächelte einfach einem weiteren Irren zu, der Unsinn erzählte.“
(Robert Gordon, Muddy Waters: Pate des Electric Blues, Hart Auf Hart, 1976-1983, Anmerkungen, The Last Waltz)

Am 30. April 1983 ist Muddy Waters in Westmont/Illinois in der Nähe von Chicago im Alter von 70 (oder 68) Jahren an den Folgen seiner Lungenkrebserkrankung gestorben.
Der Mann, der zeitlebens nicht richtig lesen und schreiben konnte, der mit seinem Song „Rollin‘ Stone“ einer großen Band, einem wichtigen Musikmagazin und einer großartigen Bob-Dylan-Platte den Namen lieferte und der mit Fug und Recht kraft seines anhaltenden Einflusses auf Blues, Rock und Jazz als einer der nachhaltigsten und wichtigsten Musiker des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden kann, erhält durch das Buch von Robert Gordon die ihm gebührende Würdigung. Das Werk zeichnet sich aus durch gute Lesbarkeit, detailliertes Fachwissen, fundierte Quellen-Recherche und weiterführende, Themen-bezogene Anmerkungen im Nachgang zu jedem Kapitel.
Vorbildlich gestaltet sich auch der Anhang-Teil mit der Dokumentation der Reiseroute von Alan Lomax‘ und John Works Feldforschungen für die Library Of Congress 1941 bzw. 1942, einer ausführlichen Diskographie und dezidierter Besprechung wichtiger Aufnahmen Muddy Waters‘, ein Gesamtverzeichnis sämtlicher Chart-Platzierungen seiner Hits sowie einem ausführlichen Medienverzeichnis im Bibliographie-Teil.

„Duke Ellington schafft eine gebildet-urbane Stimmung. Das Werk von Harry Belafonte fängt den Ursprung des afrikanischen Einflusses auf die westliche Musik ein. Louis Armstrong steht für den Schmelztiegel Amerika. Doch Muddys Errungenschaft ist der Triumph des Bauern, der sein Land selbst bestellt. Seine Musik hat einer Kultur zu Anerkennung verholfen, die als Müll abgetan wurde. Seine Musik hat letztendlich allen wütenden Menschen, die einen Wandel fordern, zu einer Stimme verholfen. In diesem Dreck steckt eine Kraft.“
(Robert Gordon, Muddy Waters: Pate des Electric Blues, In diesem Dreck steckt eine Kraft)

Muddy Waters Hard Again

Muddy Waters – Tonträger – Eine Auswahl:

One More Mile (1997, Chess)
Mustergültige Doppel-CD-/Mehr-oder-weniger-Best-Of-Sammlung mit Aufnahmen des langjährigen Muddy-Waters-Hauslabels Chess, mit vielen repräsentativen Klassikern des Meisters unter Beteiligung seiner wichtigsten Mitmusiker aus den vierziger bis siebziger Jahren.

The Complete Plantation Recordings (1993, Chess)
Enthält die ersten Field-Recordings-/Country-Blues-Aufnahmen, die Alan Lomax auf seiner Suche nach dem legendären Robert Johnson 1941/42 mit dem jungen McKinley Morganfield für die Library Of Congress mitschnitt und auf Acetatplatten presste. Inklusive diverser Interviews.

At Newport 1960 (1960, 2001 remastered, Chess / MCA / Universal)
Exzellenter, kraftvoller Live-Mitschnitt des Auftritts beim Newport Jazz Festival vom 3. Juli 1960, unter anderem mit Otis Spann am Piano und James Cotton an der Bluesharp. Gilt als eines der ersten Blues-Live-Alben und enthält hervorragende Versionen von „Hoochie Coochie Man“, „Got My Mojo Working“ und die Big-Bill-Broonzy-Nummer „I Feel So Good“. Rang 348 der Rolling-Stone-Liste „The 500 Greatest Albums of all Time“. Hat die Stones, Hendrix, Led Zeppelin nachhaltig beeinflusst.

Electric Mud (1968, Cadet Records)
Dem Zeitgeist geschuldete, mit psychedelischen Elementen versetzte Blues-Rock-Neueinspielungen diverser Muddy-Waters-Klassiker, an denen sich die Geister scheiden. Die Platte ist besser als ihr Ruf und enthält mit „Let’s Spend The Night Together“ eine hörenswerte Interpretation des Stones-Klassikers.
1969 verpasste das Chess-Unterlabel Cadet diversen Howlin‘-Wolf-Preziosen mit ‚The Howlin‘ Wolf Album‘ die gleiche Behandlung, auf dem Cover dieses Outputs ist zu lesen: „This Is Howlin‘ Wolf’s new album. He doesn’t like it. He didn’t like his electric guitar at first either.“ Damit ist eigentlich alles gesagt.

Fathers And Sons (1969, Chess)
Spannende Live- und Studio-Aufnahmen, die Muddy Waters, Otis Spann und Sam Lay mit den damals jungen, aufstrebenden Blues-Rock-Pionieren Michael Bloomfield und Paul Butterfield, dem Booker T & the MG’s-Bassisten Donald „Duck“ Dunn und dem zeitweiligen Hendrix-Drummer Buddy Miles einspielten. Sehr auf die reine Lehre des Chicago Blues getrimmt und Vorspiel zur grandiosen Zusammenarbeit mit Johnny Winter.

Hard Again (1977, Blue Sky)
Von Johnny Winter aufgenommener und produzierter Electric-Blues-Klassiker, der neben einigen neuen Stücken auch Interpretationen alter Waters-Standards enthält, unter anderem die ultimative Version von „Mannish Boy“ in einer rohen, unbehandelten, hart zupackenden Studioversion. Neben der Tourband Muddy Waters‘ – unter anderem James Cotton, Bob Margolin, Willie ‚Big Eyes‘ Smith und dem hervorragenden Pianisten Pinetop Perkins – ist der Albino selbst an der Gitarre zugange. Eine der besten Muddy-Waters-Aufnahmen und somit völlig zurecht Grammy-Gewinner in der Kategorie „Best Ethnic or Traditional Folk Recording“.

I’m Ready (1978, Blue Sky)
Ebenfalls von Johnny Winter produziert und nahezu mit der selben Besetzung eingespielt wie ‚Hard Again‘ – gleiches Konzept und in ähnlich exzellenter Güte realisiert.

Muddy „Mississippi“ Waters – Live (1979, Blue Sky)
Das Livealbum zu den Winter-Platten, enthält neben einer netten Pinetop-Perkins-Boogie-Einlage im Wesentlichen das Material der beiden Vorgänger-Scheiben in vernünftigen konzertanten Versionen. Hat ebenfalls einen Grammy eingesackt.

Live At The Checkerboard Lounge, Chicago 1981 (2012, Eagle Vision)
Sammlung von Waters-Klassikern, live eingespielt in einem Blues-Club in der South Side in Chicago/Illinois, der zu jener Zeit von Buddy Guy geführt wurde, eben jener glänzt auch an der Gitarre, Junior Wells bläst die Bluesharp, als Gäste dürfen die rollenden Steine Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und der „sechste Stone“ Ian Stewart ihr großes Vorbild begleiten.

Eine Kerze für Bobby Keys

tumblr_luzkw1fU0U1qav75co1_1280
Bobby Keys / wikipedia

Der langjährige Freund von Keith Richards und altgediente Saxophon-Spieler der Rolling Stones ist gestern im Alter von 70 Jahren in Franklin, Tennessee, verstorben. Keys hat mit seinem Gebläse viele Stones-Tourneen begleitet, seine bekanntesten Beiträge auf Tonträger sind das Sax-Solo auf „Brown Sugar“ (The Rolling Stones, „Sticky Fingers“, 1971) und seine Beteiligung an dem John-Lennon-Stück „Power To The People“.