The Thermals

Reingehört (148)

#immer besser - immer reicher ---DSC00368

The Thermals – We Disappear (2016, Saddle Creek)
Das Trio aus Portland/Oregon bietet auf seinem siebten Studio-Album die gewohnt ausgewogene Kost aus entfesseltem Ami-Punk und schmissigem Indie-Rock, versehen mit einem untrüglichen Gespür für Melodie und Pop-Appeal, abgerundet durch ein paar Midtempo-Nummern, und zum Finale hören wir mit „Years In A Day“ gar eine Ballade.
Auch inhaltlich schwanken die Texte wie gehabt zwischen Romantik und Realismus, Fatalismus und Hoffnung, was soll man sagen, großes Gefühls-Kino halt. Der neuen Scheibe mag im Zweifel mangels eindeutiger Ohrwürmer wie „Born To Kill“ oder „You Will Be Free“ nicht das ganz große Hit-Potential wie dem Vorgänger ‚Desperate Ground‘ (2013, Saddle Creek) innewohnen, das beherzte Geschrammel von Kathy Foster und Westin Glass und insbesondere der verzweifelt-euphorische Gesang von Hutch Harris, dem Tobey Maguirre der amerikanischen Indie-/Alternative-Szene, sollten auch mit dem neuen Material immer noch für einen überbordend-entfesselten Konzertabend reichen, wie wir ihn hier zuletzt 2013 im Hansa39 des Münchner Feierwerk genossen, welches nach der Show vom Schweiß der pogenden Tänzer und von den vielen verschütteten Bieren nur so triefte…
(**** – **** ½)

The Thermals, Maxwells, Hoboken/New Jersey, 2013-03-09 @ nyctaper.com

Bob Mould – Patch The Sky (2016, Merge)
Die alte Indie-Ikone Bob Mould packt in das neue Werk alles rein, was bei ihm – zumindest in seiner Post-Hüsker-Karriere – seit jeher gut und richtig war, die thematische Schwere („death, relationships ending, life getting shorter„) und musikalische Dramatik seines ‚Workbook‚-Solo-Debüts (1989, Virgin), die Energie, das konsequent auf den Punkt gebrachte Gitarrenspiel und die über jeden Zweifel erhabene, grundsolide Produktionsarbeit, wie sie vor allem auf seinen Arbeiten der zwischenzeitlichen Sugar-Phase und den jüngeren Werken zu vernehmen waren, neue Akzente im Mould-Werk sucht man jedoch vergeblich, genau so wie diese herausragend-erhabenen, treibenden, verzerrt-übersteuerten Flying-V-Gitarrenwände, mit Hilfe derer er zu Hüsker-Dü-Zeiten latent langweilige Beatles-Melodien und einen vielfach interessanteren Byrds-Psychedelic-Folkrock in bis dahin ungeahnte Hardcore-Punk-Gefilde transformierte, die in den verflossenen Achtzigern das Trio aus Saint Paul/Minnesota für ein paar Jahre zur besten Band der Welt machten (for those who know sind sie es wohl bis heute).
Wessen Plattenregal in Sachen Mould nur schwach bis gar nicht bestückt ist, macht mit dem Einfangen von ‚Patch The Sky‘ gewiss nichts falsch, für alle anderen ist das ein Frage des wohlüberlegten Abwägens und der bedingungslosen Fan-Treue.
(****)

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