„In a world that grows louder by the day, Thisell’s music is a place of refuge, sanctuary, retreat. It is made to nourish the soul.“ (Ryan Lee Crosby, Liner Notes for „II“)
Im letzten Jahr ein gern gesehener Gast in unseren Breitengraden, in den sommerlichen Isarauen und beim Hauskonzert von Blogger Eike Klien im oberbayerischen Ampfing, gab sich Peter Thisell auf einem Zwischenstopp in Richtung Italien-Tournee erneut durch Initiative des Klienicum-Betreibers Eike die Ehre in bajuwarischen Gefilden, bei seinem Auftritt am vergangenen Freitag im lauschigen Ausstellungsraum des Sendlinger gUT-Art-Areals brachte er mit David Odlöw und Tomas Larsson zwei neue Gesichter als begleitende Mitmusiker mit an den Start, auf die Frage, wo denn die bekannten GefährtInnen vom letzten Jahr abgeblieben wären, meinte Thisell sinister im Bezug auf unterstützendes Künstlervolk: „I kill them after a while!“…
Eine Aussage, die so gar nicht zum bezaubernden Folk-Wohlklang des Trios passen mag, zumal die faszinierende Mixtur des bärtigen Songwriters aus dem nordschwedischen Malå mit dem völlig entschleunigten Gitarrenanschlag auf der Halbakustischen, dem bittersüßen, klassisch geprägten Violinenspiel und den dezent unterlegten Akkordeon-Klängen der jungen Männer Odlöw und Larsson neue, bereichernde musikalische Komponenten im Geiste dieser einzigartigen, erhabenen Musik erfuhr.
Thisells Innenleben präsentierte sich in einer dräuenden Entrücktheit, die in den ergreifendsten Momenten nicht von dieser Welt zu sein scheint, in einer einzigartigen Kombination aus Elementen der traditionellen schwedischen Volksmusik und den dunklen Momenten des amerikanischen Alternative Country/Folk kehrt der Musiker den eigenen Seelenzustand nach außen, Befindlichkeiten zeichnend, Geschichten erzählend von Liebe und Sehnsucht, die alltägliche Pein vergessen lassend, transportiert durch eine geradezu schüchterne, dezent-weiche Stimme, die neben der atmosphärisch-zeitlosen Soundlandschaft das wesentliche Alleinstellungsmerkmal dieser wunderschönen Musik ausmacht.
Der für sich gesehen glänzende Konzertvortrag aus mittlerweile vertrauten Songperlen wie dem Opener des Debüt-Albums „I“, „A Town Of Windows“, neuen Werken vom „II“-Nachfolgewerk (alle: JellyFant Records) oder der Townes-Van-Zandt-Coverversion „Rake“ wurde eingerahmt durch die faszinierenden Licht- und Objektinstallationen von Robbl aka Herrn Klein, die in ihrer bewegten, getragenen, in sich ruhenden Illumination die perfekte optische Ergänzung und eine latent psychedelische Note zum melancholischen Thisell-Folk setzten.
Herzlichen Dank an die Musiker, den Lichtkünstler, Denis Stepanovic von gUT-Art, Eike und Katrin vom Klienicum und allen BesucherInnen inklusive der zu der Veranstaltung persönlich kennengelernten Bloggerin Natascha vom Kraulquappe-Blog für diesen beseelten Winterabend.
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„Peter Thisell ist ein Schreiber von Songs und ein Held des Schweifens durch die Prärie – selbst wenn sie eigentlich in Schweden liegt. Ein Aufmerksamer durch Strophe, Refrain und alles was sonst noch verklingt. Mit Gitarre, Tasteninstrumenten und Violine, mit Ideen aus Amerikas Westen. Und der Melancholie, die sprießt, wenn im Norden ein Sommer vergeht. Klingt wie: Am Fluss sitzen und der Zeit beim Vergehen zuhören. Ein Funkeln Musik, das ihr euch anhören solltet.“
Dass in den Weiten Skandinaviens erstklassiger Folk und feiner Americana-Sound gedeiht, ist seit vielen Jahren bekannt, Bands und Künstler wie Midnight Choir, St. Thomas, Easy October oder Kristofer Åström haben davon vielfach Zeugnis abgelegt. Einer, der in diesem Zusammenhang auch unbedingt genannt werden muss, ist der schwedische Songwriter Peter Thisell, der bereits im vergangenen Jahr beim Klienicum-Hauskonzert und an der Isar mit seinen ergreifenden Songs, seiner erstaunlichen Melodien-Vielfalt und seiner erstklassigen, beseelten Sangeskunst schwer zu überzeugen wusste.
Kommen Sie rüber, kommen Sie ran: Auf der Durchreise in Richtung Süden zur anstehenden Italien-Tour macht Peter Thisell zusammen mit David Odlöw und Tomas Larsson demnächst Halt in Sendling, stellt dabei sein im September erschienenes Album „Thisell II“ (2016, JellyFant / popup-records) vor und wärmt in dieser winterlichen Zeit die Herzen der Hörer mit seinen empathischen, wunderbar melancholischen Songs. Wird gUT! Versprochen.
Thisell Live!
09. Dezember 2016 Doors 19.30 / Show 20.30 gUT Atelier, München-Sendling, Pfeuferstraße 38 Eintritt frei, Spenden willkommen.
(01) And So I Watch You From Afar @ Ampere, 2015-05-23
War bereits im Frühjahr offensichtlich, dass der Auftritt schwer zu toppen sein wird. Die nordirische Band, die auf Tonträgern seltsamerweise eher weniger überzeugt, zog konzertant alle Register des Post- und Prog-Rock. Hat die Nase natürlich auch deshalb hauchdünn vorne, weil der Robert, der Anton, der Wojciech und ich unverhofft in einer Doku von ‚Delayed Cinema!‘ über die Band zu Kurzauftritten kamen. Noch nicht Hollywood, aber immerhin… ;-)
(02) Godspeed You! Black Emperor @ Freiheiz, München, 2015-04-09
Nochmal sechs Sterne für die Gattung Postrock: Weit über 10 Jahre haben wir in München warten müssen, bis die kanadische Speerspitze des Genres sich wieder die Ehre gab, im April wurde die elendigliche Warterei fürstlich belohnt.
(03) Great Lake Swimmers @ Hauskonzerte, München, 2015-10-04
Kanada, die zweite: Mehr Holzveranda-/Lagerfeuer-Seeligkeit geht nicht als in der Live-Präsentation des Rundumglücklich-Folk-Pakets der Great Lake Swimmers aus Toronto/Ontario.
(04) Hochzeitskapelle + Thisell @ Maximiliananlagen, München, 2015-08-03
Mundpropaganda-Konzert, auf die Beine gestellt von innen.aussen.raum: Ein perfekter Sommerabend und vielleicht das schönste Open Air seit Jahren, dank herrlichem Sommerwetter, einem wunderbaren Flecken Grün an der Isar, einigen gekühlten Bieren und zwei Musik-Kapellen der Sonderklasse: der Notwist-/Zwirbeldirn-Ableger Hochzeitskapelle und der schwedische Ausnahme-Folker Peter Thisell mit seinen hochsympathischen Begleitern. Die musikalische Krönung eines Jahrhundert-Sommers, nicht weniger.
(08) Steve Wynn @ Südstadt, München, 2015-02-28
Die Dream-Syndicate-Legende und eine Gitarre, mehr braucht es nicht für einen rundum gelungenen Konzert-Abend im ‚Südstadt‘. Und wenn dann auch noch der Publikumswunsch Gehör findet…
(13) Sleaford Mods @ Hansa39, München, 2015-04-28
Der hingerotzte Elektro-Punk aus Nottingham hat im Vorfeld nicht zuviel versprochen. Andrew Fearn und Jason Williamson halten die Fahne der Arbeiterklasse hoch und das Genre am Leben.
(18) Ryan Lee Crosby + Thisell @ Klienicum Hauskonzerte, Ampfing, 2015-03-16
Eike vom Klienicum-Blog und seine bezaubernde Frau Katrin haben in die gute Stube eingeladen und nebst exzellenter Verköstigung einen feinen musikalischen Doppelpack präsentiert: den schwedischen Folker Thisell, den wir im Sommer nochmals im Freien genießen durften, siehe oben, sowie den amerikanischen Blues-Musiker Ryan Lee Crosby, der den depperten Spruch widerlegte, nach dem der weiße Mann keinen Blues singen könne…
(20) Eric Pfeil @ Südstadt, München, 2015-06-16
Kaum jemand beherrscht die mit feinsinnigen Pointen gewürzte deutsche Liedermacherei lakonisch-relaxter als der Rheinländer Eric Pfeil.
Das Schlusswort zum Konzertjahr 2015 soll dem Mafioso gehören, der vor kurzem seinen 100. Geburtstag feierte (wo auch immer) – „It was a very good year!“:
Einen wunderbaren Abend haben uns am Montag die Konzertveranstalter von innen.außen.raum und die beiden in dem Rahmen musizierenden Bands, die Schweden-Folker von Thisell sowie die ortsansässige Hochzeitskapelle, in den Parkanlagen nahe der Isar zwischen Maximilianeum und Friedensengel beschert, die feine Veranstaltung fand lobenswerter Weise hinsichtlich zahlreichem Erscheinen der Musikinteressierten viel Zuspruch, und so stand einer lauschig-musikverzauberten Sommernacht, unter anderem unter wohlwollend-geneigter Begutachtung von Blogger-Prominenz wie dem diesjährigen Thisell-Hauskonzerte-Veranstalter Eike Klien sowie Münchner Songwriter-Koryphäen von der Moonband und The Almost Boheme, nichts mehr im Wege.
Den Reigen eröffnete die Hochzeitskapelle, eine Art bayerische Supergroup, bestehend aus Mitgliedern der Combos Zwirbeldirn, Millipede und The Notwist, letztere vertreten durch die rührigen Weilheimer Brüder Micha und Markus Acher. Das Quintett begeisterte von der ersten Sekunde an mit ungewöhnlicher Instrumentierung – Geige, Posaune, Tuba, Banjo, Schlagzeug und diversen Nebengeräuschen – und zauberte einen höchst angenehm anzuhörenden Mix aus Polka, Klezmer, Walzer, Dixie und Hillbilly auf die Wiese, für den Oktoberfest-Rausch genau so geeignet wie für’s verkopfte Zuhören. Das Publikum war begeistert und freute sich über die Ankündigung eines zweiten Sets nach dem Thisell-Auftritt.
Den zweiten Abschnitt bestritt der Schwede Peter Thisell, derzeit auf Kurztour durch ausgewählte Städte unseres Landes, diese Mal verstärkt durch Sandra the Salmon, Peter the Playboy und Nicodemus Maximus.
Wie hieß es so schön in der Ankündigung: „Peter Thisell ist ein Schreiber von Songs und ein Held des Schweifens durch die Prärie – selbst wenn sie eigentlich in Schweden liegt. Ein aufmerksamer durch Strophe, Refrain und alles was sonst noch verklingt. Mit Gitarre, Tasteninstrumenten und Violine, mit Ideen aus Amerikas Westen. Und der Melancholie, die sprießt, wenn im Norden ein Sommer vergeht. Klingt wie: Am Fluss sitzen und der Zeit beim Vergehen zuhören. Ein Funkeln Musik, das ihr euch anhören solltet.“
So ist das wohl. Wunderschön und herzanrührend war er jedenfalls wieder, wie zuletzt gehört bei Eike’s feinem Hauskonzert, der von Herzen kommende Folk der Schweden, es war ja eh eine laue Sommernacht, ansonsten hätte spätestens das aus den Tiefen der Seele kommende Songwriting der Skandinavier für wohlige Wärme gesorgt – und das, obwohl die tiefmelancholischen Songs Thisells noch besser zu einem glasig-klaren Herbstabend passen.
Nach dem Vortrag der eigenen Song-Perlen ließ das Quartett das vielbeklatschte Set stilsicher und formvollendet mit einer Fremdkomposition des großen Townes Van Zandt ausklingen.
Wie angekündigt brachte die Hochzeitskapelle den über die Maßen gelungenen Konzertabend im Grünen mit einer zweiten Runde zum Abschluss, Bernd und ich haben bei einem besonders schönen Stück ewig gerätselt, vom wem das Original stammt, wir legten uns irgendwann auf Neuseeland/Flying Nun fest und schwankten zwischen der Jean Paul Sartre Experience und The Clean, der Bernd hat sich dann von der Band eines Besseren belehren lassen, es handelte sich um ein Stück der Weilheimer Elektro-Pop-Band Lali Puna (eigentlich naheliegend bei Markus Acher…), aber das „Isarmärchen“ der großartigen Münchner Volkssängerin Bally Prell, das Geigerin Evi Keglmaier als würdigen Abschluss des tollen Abends zu unserer besonderen Freude vortrug, das haben wir beide sofort und fehlerfrei erkannt, und so fiel das anschließende Heimradeln an der Isar entlang Richtung Ober- bzw. Untersendlinger Heimat besonders beseelt aus… ;-))
Schön war’s.
Wie sagt Tscharlie Häusler im Kult-Western „Der lange Weg nach Sacramento“ aus der Helmut-Dietl-Kultserie „Münchner Geschichten“, ebenfalls an der Isar sitzend, gar nicht weit vom montäglichen Austragungsort entfernt: „So schee war’s überhaupt no nia.“
(Ganz klarer ******-Abend, ohne Abstriche)
Der Blogger Eike Klien verrichtet mit seinem Musik-Blog „Das Klienicum“ seit Jahren ein außergewöhnliches, erstklassiges Ehrenamt, reinschauen und vor allem auch -hören lohnt sich täglich, ich kenne ansonsten keine Seite, die in derart hoher Frequenz oft noch Unbekanntes, aber immer Hochinteressantes, meist gar Herausragendes aus der weiten Welt der Indie-, Experimental- und Folk-Musik vorstellt und zu Gehör bringt. Und der Musikliebhaber Eike Klien lädt sich ab und an begnadete Musiker ins traute Heim und organisiert zusammen mit seiner Frau Katrin und seinen Kindern tolle Hauskonzerte, so zum wiederholten Male geschehen am vergangenen Montag, und dankenswerter Weise hat er mich zu dieser wunderbaren Veranstaltung eingeladen. Wir kommunizieren bereits seit Jahren über die Blog-Kommentarfunktion und sind uns wohl auch beim ein oder anderen Münchner Konzert über den Weg gelaufen, aber Montag war dann endlich die längst überfällige Gelegenheit für ein persönliches Kennenlernen.
Das musikalische Programm im Wohnzimmer des Hauses Klien eröffnete der junge amerikanische Folk-Blueser Ryan Lee Crosby. Der Mann aus Boston fühlt sich nach eigenen Worten dem folk-infizierten Delta Blues seiner großen Vorbilder Son House, Skip James und Robert Johnson verpflichtet, und mit dieser Ankündigung hat er den Mund weiß Gott nicht zu voll genommen. Das dankbare Publikum war sofort elektrisiert von Crosbys grandiosem Vortrag auf akustischer, Bottleneck- und zwölfsaitiger Gitarre sowie seinem gefühlvollen und einfühlsamen Gesang. Neben Neuinterpretationen von Stücken seiner Helden gab er Eigenkompositionen zum Besten, die qualitativ den alten Originalen des Delta Blues in nichts nach standen. Mit einer hervorragenden Version des Nico-Klassikers „Frozen Warnings“ im Zugabenteil entließ er das beeindruckte Publikum in die kurze Umbaupause und mir bleibt nur festzustellen, dass ich im konzertanten Bereich schon viel erlebt habe, mitnichten aber den Umstand, dass mit einem einzigen Auftritt der Mississippi-John-Hurt- und Velvet-Underground-Fan in Personalunion in mir in Verzückung geriet. Ein riesengroßes Lob an Ryan Lee Crosby, verbunden mit der Hoffnung, den schwer sympathischen Amerikaner bald wieder in unseren Breitengraden begrüßen zu dürfen.
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Mit Peter Thisell und seinen beiden Mitstreitern betraten drei nicht minder sympathische junge Musiker aus Schweden die Bühne im Klien’schen Wohnzimmer und zeigten einmal mehr, dass im hohen Norden erstklassiger Folkrock zu verorten ist, Easy October haben unter anderem ebenfalls vor Kurzem Zeugnis davon in der Glockenbachwerkstatt abgelegt. Mit empathischem, wunderbar melancholischem Gesang begeisterte Thisell die Gäste und wurde dabei von seinen beiden Mitmusikern auf das Versierteste begleitet, der Mix aus Akustik Folk, LoFi-Beigaben und erstklassigem Songwriting begeisterte ebenso wie zuvor der Blues von Ryan Lee Crosby. Nach einer Pop-orientierten Folkrock-Nummer, einem Solo-Vortrag von Peter Thisell und einer herzergreifenden Coverversion eines Songs des großen Townes Van Zandt im Zugabenteil endete ein außergewöhnlicher und rundum gelungener Konzertabend.
Im Anschluss boten sich am Merch Gelegenheiten zum Eindecken mit musikalischen Preziosen und netten Gesprächen mit den vortragenden Künstlern.
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Von meiner Seite ein herzliches Dankeschön an Katrin und Eike für die Einladung, die tolle Organisation und Präsentation der beiden Konzerte, die köstliche Bewirtung und die herzliche Aufnahme in ihren Gemäuern! Ganz ganz großer Sport – ich komme sehr gerne wieder ;-)))
Vielen Dank auch an Mirca und Bernd für’s Begleiten, somit musste ich den weiten Ritt nach Ampfing (not Anzing, for those who know, hahaha ;-))) nicht alleine antreten…