Tuareg-Blues

Embryo feat. Ahmed Ag Kaedi, Abathar Kmash, Ramdan Mohcine, Orion Congregation @ Mali Maghreb Mashrek Festival, Köşk, München, 2018-08-02

Zwei Tage Mali Maghreb Mashrek Festival in den Räumlichkeiten des Zwischennutzungsprojekts Köşk im Münchner Westend, mit Workshops zum Thema „Die Musik der Tuareg“ und Aufführungen der Dokumentarfilme „Mali Blues“ von Lutz Gregor und „Al Oud“ von Fritz Baumann, hochspannende Programmpunkte allesamt, leider zu einer Tageszeit, zu der das werktätige Volk gemeinhin anderweitig eingespannt ist, aber für den abendlichen Besuch eines Konzerts im Rahmen der Veranstaltung ist es sich immerhin zeitlich ausgegangen, Gottlob.
Organisiert wurde das feine Themen-Programm von Marja Burchard und ihrem vom eigenen Vater übernommenen Kraut/Jazzrock/Worldbeat-Kollektiv Embryo, die Münchner Improvisations-Prog-Institution lud sich zum Kontext der Veranstaltung passend eine Reihe illustrer Gäste aus dem Norden des afrikanischen Kontinents und dem Nahen Osten zur gemeinsamen, ausgedehnten Session, zu der sich dann auch noch der ein oder andere spontan vorbeischneiende Musiker gesellte. Der Tamasheq/Tuareg-Blues-Gitarrist Ahmed Ag Kaedi, Bandleader des in Mali beheimateten Trios Amanar, reiste in Begleitung befreundeter Musiker der Berliner Formation Orion Congregation an, der mittlerweile im Exil lebende Kaedi startete mit der solistischen Interpretation seiner Desert-Blues-Songs und dem für die Region typischen Anschlag der Gitarre, der den westlich geprägten Blues von John Lee Hooker bis Mark Knopfler mit traditionellen nordafrikanischen Stilmitteln verbindet und damit den Hitze-flirrenden, luftigen Swing der Sahara-Region akustisch einfängt. Der hypnotische Flow der elektrischen Gitarre war weiter tragendes Element der personell variabel besetzten Jam-Improvisation, zu der sich naheliegend Marja Burchard mit ihrem grandiosen Vibraphon- und Marimba-Spiel wie psychedelischen Keyboard-Exkursionen, der Münchner Allround-Bläser, langjährige Embryo-Musiker und Express-Brass-Band-Leader Wolfie Schlick mit Querflöte und Saxophon und die hiesige Country/Blues-Koryphäe Titus Waldenfels am Banjo nebst weiteren Embryo- und Orion-Congregation-Musikern einfanden und damit den typischen nordafrikanischen Desert-Blues um funky Kraut-, Fusion-Jazz- und swingende Bluegrass-Elemente erweiterte – eine mehr als gelungene Symbiose der exzeptionellen Fertigkeiten des Ausnahmemusikers aus dem Nordosten Malis (der im Übrigen auch im erwähnten Film von Lutz Gregor eine Rolle spielt) und seiner sehnsuchtsvollen Melodien, treibenden Rhythmen und Songs über Hoffnungen, angeprangerte Korruption, „the real rebellion“ der Tuareg und das Leben fern der Heimat mit dem Crossover-Ansatz der kongenial im Spontan-Fluss groovenden Mitmusikanten aus heimischen Gefilden.
Für weitere Highlights an diesem Abend sorgten die Auftritte des marokkanischen Gnawa-Perkussionisten Ramdan Mohcine und des syrischen Oud-Spielers Abathar Kmash, der mit seinem beseelten Spiel auf der akustischen Kurzhalslaute Elemente aus der arabischen Volksmusik und der nahöstlich-persischen Klassik in die instrumentale Weltreise einbrachte. Vor allem solistisch konnte der akademisch ausgebildete Grenzgänger zwischen U- und E-Musik seine Virtuosität auf dem mit dem deutschen Wort „Holz“ übersetzten Oud-Instrument eindrucksvoll demonstrieren, im Verbund mit kleinem Ensemble drohten die feinen Saiten-Klänge leider mitunter im breiteren Sound-Spektrum des intensiven Weltmusik-Trance-Drives zu verschwinden, dafür war’s dann doch bei weitem zu schade, ansonsten gab es tatsächlich nichts zu monieren bei dieser raumgreifenden Zusammenkunft international renommierter musikalischer Grenzgänger und ihrer kunstvollen Illumination durch die analoge „Liquid“-Psychedelic-Lightshow der Kreuzer Lichtmaschine.
Wenn schon sonst in anderen Bereichen unserer Gesellschaft eher selten bis kaum, so funktioniert das Miteinander der unterschiedlichsten Kulturen in der Musik von Embryo und ihren Gästen aus allen Winkeln dieser Welt wie seit Jahrzehnten auch in der zweiten Generation vorzüglich, das Konzert vom Donnerstag-Abend wie schwer vermutlich auch die Wiederholung unter anderem mit dem Weltmusik-Pionier und langjährigen Embryo-Gitarristen Roman Bunka Tags darauf bezeugten dies einmal mehr in angenehmster und eindrücklichster Form.

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Soul Family Tree (46): Tuareg Blues Vol. 1: Les Filles de Illighadad , Mdou Moctar, Imarhan

African Black Friday, Volume 1 – Der schwarze Kontinent: Wo der Blues, der Soul, die Rock- und Pop-Musik ihre Wiege haben, Orte und Landstriche, von denen die verschleppten Sklaven vor Jahrhunderten ihre Klage-Gesänge mitnahmen auf die große Fahrt über den großen Teich und als Gospel und Blues auf die Baumwollfelder der amerikanischen Südstaaten brachten, vielfältige regionale Szenen, die durch eigene, uralte Volksmusiken wie durch reimportierte westliche Einflüsse aus dem Rock ’n‘ Roll, dem Blues und dem Jazz geprägt wurden – die Popularmusik der Länder Afrikas, davon soll (und muss letztendlich zwingend) künftig dann und wann die Rede sein im Soul Family Tree, die Premiere geben heute drei jüngere Vertreter des Tuareg-Blues, einer Spielart des afrikanischen Desert-Blues, der aus den Rebellen-Bewegungen der Berber-Nomadenvölker der Sahara-Staaten Mali und Niger entstand und maßgeblich geprägt wurde von der Einführung der Gitarre in die Tishoumaren-Musik der Kel Tamasheq durch Ibrahim Ag Alhabib, dem Mitbegründer der aus Mali stammenden Band Tinariwen, den seit 1979 aktiven Pionieren des Tuareg-Blues, einer Weiterentwicklung der Berber-Musik, die neben traditionellen nordafrikanischen Wurzeln die gepflegte, elektrisch verstärkte Saiten-Kunst in der Lesart von anglo-amerikanischen Könnern wie John Lee Hooker, Jimi Hendrix oder Mark Knopfler als deutliche Einflüsse erkennen lässt.
Die drei großen T des Tamasheq-Blues, die Tuareg-Bands Tinariwen, Terakaft und Tamikrest werden hier beizeiten auch ihre verdiente Würdigung erfahren, aus relativ aktuellen Anlässen widmet sich der heutige Beitrag drei jüngeren Vertretern des Genres.

Ladies First: Die aus dem westafrikanischen Niger stammenden Musikerinnen Fatou Seidi Ghali und Alamnou Akrouni benannten die vom Grillen-Zirpen begleiteten Aufnahmen der live eingespielten Field Recordings ihres ersten Longplayers nach ihrem Heimatdorf, mit ihrem jüngst erschienenen Studio-Debüt wurde die Frauen-Formation durch Madassane Ahmoudou zum Power-Trio erweitert und der Titel des ersten Albums als Bandname übernommen.
Les Filles de Illighadad verbinden auf dem Ende 2017 erschienenen „Eghass Malan“ den ländlichen, vor allem von jungen Frauen gepflegten „Tende“-Folk ihrer Heimat –  eine einfache, karge, im Wesentlichen durch Gesang, Handklatschen und Perkussion vorgetragene Volksmusik zum Preisen der Vorfahren und der Wonnen der Liebe – mit dem elektrischen Wüsten-Blues der Tuareg und transportieren damit die uralte Folklore der ehemaligen französischen Kolonie aus der Sahel-Zone in einem freien, treibenden, für Experimentelles offenen Fluss in das 21. Jahrhundert. Mit den elektrischen Gitarren bekommt der weibliche „Tende“-Sound den Counterpart aus der männlich dominierten nordafrikanischen Desert-Blues-Szene an die Seite gestellt. Fatou Seidi Ghali ist bis heute eine der wenigen Gitarristinnen des Genres, in jungen Jahren hat sie sich das Spiel heimlich selbst auf dem Instrument ihres älteren Bruders beigebracht. „Eghass Malan“ beweißt einmal mehr, dass spannungsgeladene Musik selbst oder gerade in den entlegensten Gegenden der Welt wie einer schwer zugänglichen, autarken Ortschaft ohne Strom und fließendes Wasser am Rande der Sahara entstehen kann.

Der Gitarrist und Songwriter Mdou Moctar stammt wie die Frauen von Les Filles de Illighadad aus dem Niger. Beeinflusst von Gitarristen wie seinem Landsmann Abdallah ag Oumbadougou oder den vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Ry Cooder auf dem gemeinsamen „Talking Timbuktu“-Album bekannten Ali Farka Touré aus Mali, entwickelte der Musiker mit seiner nur auf Gitarren und Schlagzeug basierenden, klassischen Trio-Besetzung eine ureigene psychedelische, schnellere Spielart des Tuareg-Blues, die geprägt ist von treibender Polyrhythmik und einem hypnotischen Gitarren-Riff-Fluss, der mitunter an die losgelöste Intensität und den Trance des indischen Raga erinnert.
Mdou Moctar war in seiner Jugend einige Jahre als Arbeitsmigrant in Libyen unterwegs und verdiente sich dort seinen Lebensunterhalt unter anderem als Söldner in der Armee Muammar al-Gaddafis. Mitte der 2000er kehrte er in seine Heimat zurück und setzte sich ab der Zeit ernsthaft mit Musik auseinander, 2008 veröffentlichte er sein erstes Album, auf dem er das sogenannte Auto-Tune einsetzte, ein in der House-Musik beliebtes Verfahren zur Tonhöhenänderung im Gesang. „Anar“ ist damit eines der ersten Alben, die den Tuareg-Blues um moderne elektronische Elemente erweiterte. 2015 trat Moctar als Hauptdarsteller im Low-Budget-Kinofilm „Akounak Tedalat Taha Tazoughai“ auf, einer Adaption des Prince-Films „Purple Rain“, für den er auch den Soundtrack einspielte. Der Streifen ist der erste in der Tuareg-Sprache Tamascheq gedrehte Spielfilm, der Titel bedeutet wörtlich übersetzt „Regen-Farbe Blau mit etwas Rot darin“, in dieser Sprache gibt es keinen Begriff für Purpur.
Im vergangenen Jahr ist das exzellente Album „Sousoume Tamachek“ des Linkshänder-Gitarristen beim auf westafrikanische Volks- und Pop-Musik spezialisierten US-Indie-Label Sahel Sounds von „Field Explorer“, DJ, Archivist und Kurator Christopher Kirkley erschienen.
Ein Termin zum Dick-Anstreichen im Konzert-Kalender speziell für die Münchner Konzertgänger_Innen ist der 13. Juli: Mdou Moctar spielt mit seiner Band live auf Einladung der Veranstalter vom Clubzwei im Münchner Unter Deck, wer beim Konzert im November 2014 dabei war, reibt sich schon mal in Vorfreude die Hände, allen anderen sei die Veranstaltung wärmstens ans Herz gelegt.

Die Band Imarhan („The Ones I Care About“) aus dem Süden Algeriens – nicht zu verwechseln mit der von Mohamed Issa Ag Oumar geleiteten Formation Imarhan Timbuktu aus Mali – hat Ende Februar ihr zweites Album „Temet“ beim Berliner Indie-Label City Slang veröffentlicht, der Sound der Band ist an den Wüsten-Blues der Pioniere von Tinariwen angelehnt, die Verbindung zu den Urvätern aus Mali besteht, seit Imarhan-Frontman Iyad Moussa Ben Abderahmane für den launischen Bandgründer Ibrahim Ag Alhabib als Tour-Gitarrist einsprang und Tinariwen-Basser Eyadou Ag Leche 2016 maßgeblich an der Produktion des selbstbetitelten Imarhan-Debüts beteiligt war. Die Formation versteht es auf ihrem aktuellen Album exzellent, den traditionellen Tuareg-Blues mit Zitaten aus dem schwarzen 70er-Jahre-US-Funk-Rock, der arabisch-nordafrikanischen Pop-Musik und psychedelischen Flows anzureichern.
Auf dem jüngsten Album bringt die inzwischen in Paris ansässige Band mit ihrem Afro-Blues-Groove die Sehnsucht und ihr Heimweh nach der Wüste zum Ausdruck, wie auch politische Statements zum Tuareg-Aufstand im Jahr 2012, der nach der Abspaltung der Region Azawad als eigenständigem Staat in einem Debakel durch Unterwanderung und Übernahme durch islamistische Gruppierungen endete.
Aus dem aktuellen Album von Imarhan die beiden Stücke „Tamudre“ und „Azzaman“:

Reingehört (447): Sirkus 

Sirkus – The Noise Of Time (2018, Nasoni Records)

Kofferpacken und hinausziehen in die Welt bildet und erweitert den Horizont, hier reinhören nicht minder: Die sechs Musiker des Kollektivs Sirkus stammen aus Düsseldorf beziehungsweise Aschaffenburg und haben die bundesrepublikanischen Grenzen durch Bereisen anderer Kulturen bereits des Öfteren weit hinter sich gelassen, für festgezimmerte Genre-Kategorisierungen und Schubladen gilt das hinsichtlich ihres musikalischen Verständnisses in gleicher Weise, nicht nur geografisch weit rumgekommen, auch hinsichtlich klanglicher Verortung hat das Sextett dabei augenscheinlich Etliches an musikalischen Einflüssen aufgesaugt, was sich in ihrem Sound opulent bereichernd in der ein oder anderen Form wiederfindet.
Exkursionen in den Nahen Osten, nach West- und Zentralafrika und an der US-Westcoast hinterließen ihre Spuren im Krautrock und Blues der eindrücklich nach internationalem Format klingenden Formation, die Sixties-Psychedelic kalifornischer Heroen wie der Grateful Dead oder insbesondere der Doors findet sich im schwergewichtigen Georgel wie der Progrock-Synthie-Space, geerdete Gitarrenlicks und feines, ausladendes Saitenspiel in Reminiszenz an diverse Siebziger-Altvordere. Das alles mag bereits von etlichen aktuellen oder längst in die Geschichte eingegangenen Bands in ähnlicher Umsetzung vorgetragen worden sein, was den „Noise Of Time“ der deutschen Formation aus der Masse herausstechen lässt, ist die Anlehnung an die Rhythmik und den freien Fluss des afrikanischen Desert Blues, der seinerzeit geprägt ist von arabischer und nahöstlicher Popular-Musik, dem Folk der Maghreb-Staaten und der westafrikanischen Beduinen-Völker. Insbesondere Perkussionist Marcel Bickert erweitert das Klangbild in exzellentem Crossover mit seinem Spiel auf der westafrikanischen Djembé-Bechertrommel in Richtung marokkanische Gnawa-Beats, in das sich Bass und Drums der Rhythmus-Sektion nahtlos einfügen. Leadgitarre und Keyboard wird der gebührende Raum zum Demonstrieren der beseelten Könnerschaft gewährt, ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Sirkus-Tondichtungen markiert die nach dem Wegstauben vieler Kippen-Schachteln klingende, latent brüchige Stimme von Sänger und Rhyhthmus-Gitarrist Max Sauer, die den präsenten Afro-Blues-Groove neben dem Lagerfeuer in der Sahara gleichsam für die späte, Alkohol-getränkte blaue Stunde am Tresen kompatibel macht, African Desert Trance goes Chicago Blues-Beisl, via schneidigem Reibeisen-Organ, sort of…
Der Stil-Mix europäischer, amerikanischer und afrikanischer Musiktraditionen der jungen deutschen Band hat nichts Aufgesetztes, Konstruiertes, statisch Zusammengeschustertes, hier fließt alles unverkrampft, organisch und lebendig ineinander greifend, den offensichtlichen Spaß der Band beim Vortrag transportierend, Hirn und Herz der geneigten Hörerschaft anregend, neue Ansätze auslotend, so, wie gute Rockmusik heutzutage im besten Fall eben funktionieren sollte. Man mag keinen Song explizit herausgreifen, die entschleunigte Beschwörung hat eindringlichen Charakter wie das nachdrückliche Rocken, alles ist im Fluss, greift ineinander, das Blues-Mojo arbeitet prächtig.
Analog zu den schlauen Sprüchen auf den Zigarettenschachteln sei hinsichtlich psychedelischem Flow warnend angemerkt: Vorsicht, Suchtgefahr.
Im Mai 2015 veröffentlichten Sirkus ihr Erstwerk „Dream Factory“, das zweite Album „The Noise Of Time“ erscheint am 26. April beim Berliner Psychedelic-, Prog- und Experimental-Label Nasoni Records als limitiertes Farb-Viyl, CD und Digital Download.
Inhalieren Sie beherzt und ohne Reue.
(***** – ***** ½)

Sirkus demnächst live und in Psychedelic-Farben in heimischen Gefilden, wenn auch leider nicht in Minga:

26.04.Berlin – Jägerklause
27.04.Weimar – Zum Falken
28.04.Leipzig – So & So
09.05.Jena – Kulturbahnhof
17.05.Düsseldorf – R25 Kulturschlachthof
18.05.Bielefeld – Potemkin
08.06.Aschaffenburg – Colos-Saal
27.07.Breitenbach – Burg Herzberg Festival 2018
27.10.Dortmund – Musiktheater Piano

Sirkus – Goldmine Of Truth

Sirkus – Cigarettes

Terakaft @ Milla, München, 2015-05-03

Nachdem das Wetter vergangenen Sonntag mitunter an Arche-Bauen denken lies und zu meinem besonderen Verdruss und um das Maß voll zu machen am Nachmittag die Münchner „Löwen“ jeglichen Biss vermissen ließen und partout keinen Bock mehr auf zweite Liga zeigten, war mir der „Tatort“ zur Erbauung dann doch keine sichere Option und so musste schon ein musikalischer Leckerbissen her, um mir die Laune etwas aufzuhellen, dankenswerter Weise waren am Sonntag die Tuareg-Blueser Terakaft aus Mali zur Releaseshow ihrer neuen CD im Milla am Start und das bedeutete in meinem Fall: nix wie hin!

Terakaft bedeutet in der Tuareg-Sprache Tamashek „Karawane“, in vielen nordafrikanischen Ländern werden die Tuareg als Rebellen diskriminiert, wie aus den Medien bekannt, ist in Mali die Lage derzeit politisch extrem angespannt, und so leben einige Bandmitglieder von Terakaft im südalgerischen Exil bzw. in Paris. Der Desert-Blues nimmt so die extrem wichtige Funktion als Sprachrohr und Mittel zum Überleben ein, ähnlich wie seinerzeit bei den schwarzen amerikanischen Sklaven im neunzehnten Jahrhundert.

Das neue Album des Quartetts, „Ténéré“, wird am 11. Mai beim Münchner Label „Outhere Records“ des vom B2-Zündfunk bekannten Musikjournalisten Jay Rutledge erscheinen, das Label hat sich auf afrikanische Rockmusik spezialisiert – und aufgrund dessen, was die Combo am Sonntagabend auf die Bühne zauberte, darf man auf die Veröffentlichung mehr als gespannt sein.
Die Band, neben den ebenfalls aus Mali stammenden Formationen Tamikrest und Tinariwen oder Mdou Moctar aus dem Niger wohl die bekanntesten Vertreter ihres Fachs, verzauberte die zahlreich erschienenen Besucher quasi von Minute Eins an mit ihrem direkt zupackenden Gitarrensound, der neben den typischen arabisch-/afrikanischen Grooves Parallelen zu John Lee Hooker, J.J. Cale und rohem amerikanischen Country Blues erkennen lies, und versetzte das Volk in Kombination mit tranceartigen Rhythmen in ein verzücktes Wogen. Auch hinsichtlich Konzertdauer von über 2 Stunden gab es für den geneigten Hörer wahrlich nix zu maulen so nahm dieser für mich partiell recht unseelige Tag dann doch noch ein versöhnliches Ende.
Frage mich nur, wer mich kommenden Freitag nach der dann anstehenden Auswärtsklatsche für die „Löwen“ beim FSV Frankfurt wieder aufrichtet, die Messlatte liegt seit vergangenem Sonntagabend hoch…
(**** ½ – *****)

Terakaft / Homepage
Outhere Records / Homepage