Die unter der Woche angestimmten „No Rain!“-Prayer haben sich rentiert, das Wetter hat sich hinsichtlich Temperaturen und Regenwahrscheinlichkeit im brauchbaren Bereich bewegt, und so konnte das 3. Abendrot im Hinterhof im lauschigen Hinterhof des KAP37/Nachbarschaftshilfe Westermühlbach heuer ohne Terminverschiebung leuchten. Am vergangenen Freitagabend wurde neben dem Flusslauf unter sattem Grün das Lagerfeuer, der Grill und die schöne Illumination angefacht, Sprayer FaderOne gab nahezu schon traditionell eine Kostprobe seiner Straßen-Kunst, Kühlschrank und Weinschlauch waren prall gefüllt, so konnte einem runden Abend im gut besuchten Garten hinsichtlich Berauschung aller Sinne nichts mehr entgegen stehen, zumal mit James Marinelli und den ortsansässigen Ukelites zwei versierte Live-Entertainer am Start waren, die dem Abend die Krone aufsetzten und mittels genehmster Beschallung hinsichtlich rundem Programm den Feinschliff verpassten, besten Dank, Küss die Hand und Verehrung an der Stelle an die Veranstalter Angélique und Christian für die exzellente Organisation, once again.
Die Münchner Ukelites bespielten beschwingt den frühen Abend, eine jener Combos, die längst auf dem Wunschzettel mit den KünstlerInnen steht, die mal wieder zur konzertanten Erbauung fällig waren, Fortsetzung zu dem Thema dann morgen an dieser Stelle. Die Formation ist inzwischen zum Quartett gewachsen, der Band-spezifische, von der Hawaii-Zupfgitarre geprägte Swing wird durch einfühlsames Können an Saxophon und Steel-Gitarre bereichert, der formvollendete, betörende Soul in der Singstimme von Frontfrau, Ukulelen-Spielerin und Sängerin Miriam Hein ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, und so mochte das musikalische Konglomerat aus 20er-Jahre-Jazz, Country-Swing, Ethno-Folk, locker-relaxtem Rhythm & Blues und feinen Indie-Pop-Referenzen erneut ausnehmend gut gefallen, die Band coverte sich stilsicher durch vornehmlich amerikanisches Liedgut der geschätzt letzten hundert Jahre, einer wie Chris Isaak mag sich des Umstands nicht bewusst sein, aber am Freitagabend war in der Live-Präsentation der Ukelites einmal mehr nicht von der Hand zu weisen, dass er seinen 1990er-Crooner-Hit „Wicked Game“ zuforderst, mindestens aber auch für die temperamentvollen Münchner Crossover-Pioniere geschrieben hat, die Ukelites-Version steht dem Original in Punkto wohlige Gänsehaut erzeugender Intensität in nichts nach, wie viele andere Ukelites-Interpretation eben auch. Starker, von beherzter Spielfreude dominierter Auftritt, der erneut nach Wiederaufführung verlangt.
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Gepriesen sei unser liebster Wanderprediger Dad Horse Otten für seine erbaulichen Kellergospel-Messen, die er uns wiederholte Male zur Errettung unserer sündigen Seelen gelesen hat (so auch wieder am 19. Oktober im KAP37, vormerken !!), gepriesen sei er auch für die Empfehlung, die er für James Marinelli hinsichtlich Musik-Programm des KAP-Sommerfestes abgegeben hat, und gepriesen sei selbstredend auch der Christian, der die Gelegenheit beim Schopf ergriff und den Ball quasi volley im Netz versenkte… ;-))
In der Tradition der Beat-Mans, Urban Juniors, King Automatics, Hasil Adkins´ im exzeptionellen One-Man-Band-Kosmos unterwegs, beschallte J. Marinelli mittels Drums, Gitarre und vokaler Vortragskunst in Personalunion den zweiten Teil der musikalischen Aufführungen der KAP-Gartensause, der bärtige Sympath-Mann aus Lexington/Kentucky bot einen beeindruckenden, flotten Uptempo-Ritt durch seine Spielart des LoFi-Blues-and-Folk-Trash unter maximalem Einfluss von Alternative-Country-Seeligkeit, eindringlicher Indie-/Powerpop-Melodik und zupackendem 70er-Jahre-Punk-Rock, hier vornehmlich die britische Variante.
Die 3-Minuten-Grenze in den einzelnen Titeln seltenst überschreitend, musizierte sich Marinelli durch einen Kanon eigener Songperlen aus dem reichhaltigen Sortiment, sage und schreibe 17 Veröffentlichungen stehen seit 2006 in der Diskographie des Straßen-erprobten Roots-Künstlers zu Buche, garniert wurden die in Lied-Form gebrachten, vehementen Sozial-Studien und eingestreuten, aus dem Tour-Leben gegriffenen Kurzgeschichten durch eine handverlesene Auswahl an Fremdkompositionen, „All Tomorrow’s Parties“ als Uptempo-Powerpop-Punk etwa, „Sloop John B.“ sozusagen als Wiedergutmachung und Rückgabe geistigen Beuteguts an die karibischen Völker, „Dark As A Dungeon“ im rohen, naturbelassenen Appalachen-Blues und das ansonsten nahezu originalgetreue „To Have And To Have Not“ mit flottem Schlagwerk, eine Interpretation, die eindrucksvoll unterstrich, dass J. Marinelli in seinem Verständnis der solistischen Aufführung von jenem des Songwriter-Punkfolk-Aktivisten Billy Bragg nicht allzu weit entfernt liegt.
Muddy Roots at its best: The grandson of an Italian immigrant coal miner (and proud-and-loud son of the central Appalachian Mountains) mit einer grandiosen Aufführung, die etwas unter der Geschwätzigkeit und Unaufmerksamkeit der Griller litt, sich vielleicht aber auf der wie dafür geschaffenen kleinen KAP37-Bühne Indoor eines schönen Tages wiederholen lässt (???) …
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In der Form darf das „Abendrot im Hinterhof“ im nächsten Jahr gerne in die nächste Runde gehen, wir werden bis dahin zum guten Gelingen unser „No Rain!“-Mantra fleißig vor uns hinmurmeln…