„After a quick dash to Vancouver with Hal Kant to resolve a pot bust from earlier that year, Garcia found himself back on-stage just five days after the „last show“, this time with Merl Saunders, John Kahn, Martin Fierro, and Paul Humphrey. As the rest of the Dead gladly embraced some downtime, Garcia & Saunders, later called Legion of Mary, would work steadily throughout the hiatus.“
(Dennis McNally, A Long Strange Trip. The Inside History of the Grateful Dead, 41, The Hiatus, 10/21/74 – 6/76)
Die kalifornische Cosmic-American-Music- und Jam-Band-Institution Grateful Dead legte nach einem San-Francisco-Konzert am 20. Oktober 1974 eine längere Tour-Pause ein, von März 1975 bis Juni 1976 sollte die Band sporadisch nur bei vier einzelnen Gigs in The City By The Bay auftreten, Mastermind Jerry Garcia konzentrierte sich in dieser Zeit verstärkt auf seine Zusammenarbeit mit dem afroamerikanischen Keyboarder Merl Saunders, mit dem er bereits bei dessen Mitwirken an diversen Dead- und Garcia-Solo-Alben und bei seinem eigenen Engagement als Gitarrist beim Saunders-Solo-Debüt „Heavy Turbulence“ zugange war und mit dem er seit 1970 regelmäßig vornehmlich an der US-Westcoast neben seinem Dead-Hauptjob zahlreiche Konzerte bespielte, die gemeinsamen Auftritte sind auf den „Live At Keystone“-Alben, der darauf basierenden 4-CD-Box „Keystone Companions: The Complete 1973 Fantasy Recordings“ und den Ausgaben Numero Sechs und Neun der „Garcia Live“-Serie auf Tonträger für die Nachwelt erhalten. In dieser Kollaboration wird der gemeinsame, ausgeprägte Hang der beiden Musiker zu Rhythm & Blues, Jazz, Reggae und Soul deutlich, auf „Keystone Encores“ findet sich exemplarisch eine lange Version des Smokey-Robinson-Hits „I Second That Emotion“, den die Soul-Legende 1967 für Tamla/Motown einspielte und der zwei Jahre später für das selbe Label erneut zum Erfolgstreffer wurde bei der Zusammenarbeit von Diana Ross und ihren Supremes mit den Temptations:
„Jerry was like Ray Charles, man. He could play any style, and anything he touched had soul. He became so fluid in different styles that he could just sail through anything. I never liked labeling music, but after a while I really felt whatever he played became Jerry´s music.“
(Martin Fierro)
Zusammen mit dem Jahrzehnte-langen Garcia-Begleiter und Blues-Studio-Musiker John Kahn am Bass (der Münchner Musik-Journalist Karl Bruckmaier hat Kahn in seinem sehr lesenswerten Buch „Soundcheck“ ganz stumpf als „Session-Hengst“ bezeichnet ;-))), mit Elvis-Presley-Trommler Ron Tutt und dem mexikanischen Saxophonisten und Flötisten Martin Fierro formierten Merl Saunders und Jerry Garcia Ende 1974 die Band Legion Of Mary, benannt nach einer in den zwanziger Jahren in Irland gegründeten katholischen Laien-Organisation, das Quintett spielte bis Sommer 1975 über sechzig Shows und konzentrierte sich stilistisch neben sporadischem Covern von Dylan- und The-Band-Titeln vor allem auf ausgedehnte Jazzrock-Improvisationen und Black-Music-Interpretationen aus dem Bereich R&B, Chicago Blues, Sixties Soul und Reggae – hier eine Version des Quintetts von „I’ll Take A Melody“, einer Nummer des einflussreichen New-Orleans-R&B-Musikers Allen Toussaint:
„The Deadheads hated me. They really didn´t want to hear horns with the Grateful Dead. There was a lot of animosity, I heard a lot of negative comments. It´s a good thing the Internet wasn´t around back then!“
(Martin Fierro)
Von Legion Of Mary gibt es eine Handvoll exzellente Live-Mitschnitte: Die 2005 veröffentlichte Sammlung „Legion of Mary: The Jerry Garcia Collection, Vol. 1“ enthält diverse Konzert-Aufnahmen der Band von Auftritten in den Jahren 1974 und 1975 in Kalifornien und Oregon.
Die 2013 erschienene „Volume Three“ aus der „Garcia Live“-Serie präsentiert Konzert-Material vom Dezember 1974, aufgezeichnet bei zwei Konzerten in Eugene und Portland im US-Bundesstaat Oregon, das 3-Stunden-Album eröffnet mit einer 18-minütigen Version der Stevie-Wonder-Nummer „Boogie On Reggae Woman“:
„Keystone Berkeley, September 1, 1974“ aus der „Pure Jerry“-Serie firmiert noch nicht unter Legion Of Mary, der Bandname wurde erst ab Dezember 1974 nach dem Abgang des Jazz-Drummers Paul Humphrey und dem Einstieg von Ron Tutt verwendet. Das Album wartet unter anderem mit zwei Songs aus der Feder des jamaikanischen Reggae-Stars Jimmy Cliff auf, „Sitting In Limbo“ und einer Interpretation des wohl größten Cliff-Hits, „The Harder They Come“:
Bei archive.org gibt es Teile des Legion-Of-Mary-Konzerts vom 4. April 1975 im Whitman Auditorium des Brooklyn College/New York, in anständiger Tonqualität als Stream und kostenlosen, legalen Download.
Legion Of Mary lösten sich im Sommer 1975 auf, Saunders, Tutt und Kahn waren in späteren Jahren weiterhin an Garcia-Soloalben wie „Cats Under The Sun“ und „Run For The Roses“ beteiligt, John Kahn und anfangs auch Ron Tutt blieben feste Mitglieder des Live-Line-Ups der über 20 Jahre aktiven Jerry Garcia Band, Kahn gründete 1978 zusammen mit unter anderem Saunders und Garcia das kurzlebige Jazzrock-Sextett Reconstruction – hier eine von wuchtigen Bläsersätzen durchwehte Interpretation des Beatles-Klassiker „Dear Prudence“ der bereits 1979 wieder aufgelösten Band:
Den Rausschmeißer liefert heute die Jerry Garcia Band mit einer Version von „And It Stoned Me“ vom 1970er-Van-Morrison-Meisterwerk „Moondance“, der Belfast Cowboy hat zu seiner wunderbaren R&B-Ballade angemerkt, sie erinnert „how it was when you were a kid and just got stoned from nature and you didn’t need anything else“ – die Van-The-Man-Originalversion wie die Garcia-Bearbeitung haben die gleiche Wirkung in ihrer berückend-schönen Zeitlosigkeit:
Gehabt Euch wohl, Soul-Brothers and -Sisters, in 14 Tagen sitzt wieder Stefan vom Hamburger Freiraum-Blog am Mischpult.