Nachschlag zum Prince-Special von Stefan vom vergangenen Freitag: Der Kuss vom Prinzen in der Version der nordenglischen Electro-Indie-Spaßvögel Age Of Chance. Plus der Prince-Hit „Raspberry Beret“ in der Bearbeitung der Hindu Love Gods, vom einzigen, selbstbetitelten Album (1990, Giant / Reprise) des R.E.M.-Seitenprojekts mit dem leider auch viel zu früh dahingeschiedenen, großartigen Warren Zevon.
Der 10. Juli 1994, unvergessen: Fußball-WM-Viertelfinale, East Rutherford/New Jersey: Der bulgarische Innenverteidiger Trifon Ivanov zieht unmittelbar vor Spielbeginn im Anstoß-Kreis genüsslich eine Kippe durch, während sich die anderen Kicker aufwärmen, um im Anschluss mit Letchkov, Balakov, Kostadinov, Stoitchkov und Co. „die Unseren“ verdientermaßen mit 2:1 aus dem Turnier zu hauen.
Trifon Ivanov bestritt 75 Spiele für die bulgarische Nationalmannschaft, mit ZSKA Sofia gewann er 1990 und 1992 die bulgarische und mit Rapid Wien 1996 die österreichische Meisterschaft.
Gestern ist der „bulgarische Wolf“ in Samowodene/Nordbulgarien den Folgen eines Herzinfarkts erlegen. Er wurde 50 Jahre alt. Es gab und gibt eine Handvoll Kicker, die ich in ihrer aktiven Zeit gerne irgendwann bei den Münchner „Löwen“ gesehen hätte, Trifon Ivanov stand auf dieser Liste mal ganz weit vorne…
Die britische Polit-Punk-Folk-Band The Mekons um Jon Langford und Sally Timms hat im Rahmen ihrer hervorragenden LP „The Mekons Honky Tonkin'“ (1987, Sin Records / Cooking Vinyl / Rough Trade) zu den jeweiligen Stücken ihre Inspirationsquellen aus Film, Literatur und Kunst dokumentiert. Diese Idee will ich zu diesem Beitrag aufnehmen und einige Artefakte vorstellen, die ich zum Thema „Boxen“ faszinierend finde:
Literatur:
Nelson Algren – Calhoun. Roman eines Verbrechens / The Devil’s Stocking (1983, Zweitausendeins)
Der posthum veröffentlichte Roman des großen amerikanischen Neorealisten und Simone-de-Beauvoir-Intimus über den Rubin-„Hurrican“-Carter-Fall. Großer Boxer-Roman, großer Kriminal-Roman.
Nelson Algren – Nacht ohne Morgen / Never Come Morning (1942; dt.: 1990, Zweitausendeins)
Algrens erster Boxer-Roman über den hoffnungsvollen Fighter Bruno „Lefty“ Bicek, die polnisch geprägte Chicagoer North Side, Jugendgangs, Prostituierte, Trinker und Kleinkriminelle, für die es keinen neuen Morgen geben wird. Amerikanischer Neorealismus at it’s Best und vergleichbar mit seinem Großwerk „The Man With The Golden Arm“.
Musik:
Die Emmylou-Harris-Version des Simon-And-Garfunkel-Klassikers „The Boxer“ von der hervorragenden Bluegrass-Platte „Roses In The Snow“ (1980, Warner)
„Boom Boom Mancini“ von Warren Zevon von der ebenfalls sehr zu empfehlenden „Sentimental Hygiene“-Scheibe von 1987 (Virgin Records). Der Song thematisiert den Kampf des WBA-Leichtgewicht-Weltmeisters (1982 – 1984) Ray Mancini gegen den Koreaner Duk Koo Kim, der Mancini 1982 herausforderte und fünf Tage nach dem Kampf an den dort erlittenen Verletzungen verstarb.
Film:
Sebastian Dehnhart – Klitschko (2011) – sehenswerte Doku über den Werdegang und die Karriere der Klitschko-Brüder.
David O. Russell – The Fighter (2010) – Milieustudie und Sportler-Drama über den irisch-stämmigen WBU-Halbweltergewichts-Weltmeister Micky Ward mit Mark Wahlberg und Christian Bale in den Hauptrollen. Die spektakulären Kämpfe der sogenannten „Ward vs. Gatti Trilogy“ gingen wegen ihrer außergewöhnlichen Härte in die Box-Geschichte ein.
Leon Gast, Taylor Hackford – When We Were Kings (1996) – Dokumentarfilm über den „Rumble In The Jungle“ in Kinshasa, Zaire, am 30. Oktober 1974 zwischen dem Schwergewichts-Weltmeister George Foreman und seinem Herausforderer, dem Ex-Weltmeister Muhammad Ali.
Martin Scorsese – Raging Bull / Wie ein wilder Stier (1980) – Boxer-Drama über den Mittelgewichts-Weltmeister Jake LaMotta, verkörpert vom großen Robert De Niro, der für diese Rolle 27 Kilo Gewicht zulegte.
Robert M. Young – Triumph Of The Spirit / Triumph des Geistes (1989) – Bewegender Film nach einer wahren Begebenheit, der die Geschichte des nach Auschwitz deportierten griechischen Olympia-Boxers Salamo Arouch (Willem Dafoe) erzählt. Zum Entertainment des Lagerpersonals stieg Arouch in den Ring und überlebte so den Holocaust. Die Schluss-Sequenz über die Befreiung Auschwitz‘ durch die Rote Armee ist ein Meisterwerk ergreifender cineastischer Bildsprache.
Der amerikanische Musikproduzent und Songwriter Kim Fowley ist gestern in Hollywood, Kalifornien, im Alter von 75 Jahren verstorben. In den siebziger Jahren managte er die Frauen-Glam-Band The Runaways, Joan Jett war eine der Musikerinnen der Combo. Wichtige Produktionsarbeiten Fowleys waren das Debüt-Album von Warren Zevon und – zusammen mit John Cale – die erste Platte von Jonathan Richmans Modern Lovers. Er arbeitete mit so unterschiedlichen Musikern und Bands wie KISS, Slade, Alice Cooper, Leon Russell, Vicky Leandros, Kris Kristofferson, Gene Vincent und Leather Nun.
Vor Jahren lief im ZDF eine Doku über Charles Manson und sein Verhältnis zu den Beach Boys und im speziellen zu Brian Wilson, da verwies der Produzent Don Was auf Fowley als Interview-Partner mit den Worten: „Fragen Sie Kim Fowley, der hat nie Drogen genommen, der kann sich an alles erinnern.“ Ich werde mir heute Abend zum Gedenken „Kings Of Saturday Night“ zu Gemüte führen, Kim Fowley hat die Platte vor vielen Jahren zusammen mit dem Songwriter Ben Vaughn aufgenommen und pflegt hier eine besonders lakonische Spielart des Rock ’n‘ Roll.