Wir sind jung. Wir sind stark.

Wir sind jung. Wir sind stark.

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Der deutsch-afghanische Regisseur Burhan Qurbani hat einen erschreckend aktuellen Spielfilm über die Brandanschläge auf die damalige Asylanten-Unterkunft Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen im Jahr 1992 gedreht. In größtenteils starken Schwarz-Weiß-Bildern erzählt er aus verschiedenen Perspektiven die Geschichten der vietnamesischen Asylbewerberin Lien (verkörpert von Trang Le Hong), einer Bewohnerin des Sonnenblumenhauses, die trotz drohender Ausschreitungen und Übergriffe gegen Asylanten ihre Zukunft in Deutschland sieht, des Kommunalpolitikers Martin und seines Sohnes Stefan, der Mitglied einer rechtsradikalen Jugend-Gruppierung ist. Besonders beeindruckend ist die Darstellung Martins durch den deutschen Ausnahme-Schauspieler Devid Striesow, dieser zelebriert in beklemmender Form die innere Zerrissenheit, unter der der Politiker hinsichtlich seiner zu treffenden Entscheidungen leidet, er zaudert anstatt zu agieren und man möchte ihn als Zuschauer förmlich schütteln und zu einer Aktion zwingen. Der Nachwuchs-Mime Jonas Nay erscheint als Sohn Stefan ebenso als Getriebener, der sich der Mechanismen der rechtsradikalen Gang nicht erwehren kann, obwohl er seine Zweifel offen vor sich her trägt, aber immer wieder in seiner Orientierungslosigkeit von seinem draufgängerischen Freund Robbie – grandiose Darstellung durch den Schweizer Jungstar Joel Basman! – auf die rechte Gesinnung eingeschworen und zu Gewaltaktionen gegen die Asylanten animiert wird.

Der Film ist aufgrund der aktuell vermehrt auftretenden Übergriffe gegen Flüchtlinge und dieser völlig sinnentleerten Montags-Demos von Seiten des rechten Rands in unserer Gesellschaft ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Asyl-Debatte und eine weitere Mahnung, dass sich Geschichte in diesem Land nicht wiederholen darf.

Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen / wikipedia