Reingehört (370): The Rural Alberta Advantage

„Our music’s pretty honest and it’s who we are as people.“
(Nils Edenloff)

The Rural Alberta Advantage – The Wild (2017, Paper Bag Records / Saddle Creek)

Alles andere als Veröffentlichungs-Weltmeister, das Trio aus Toronto, „The Wild“ ist gerade mal der vierte Longplayer seit Bandgründung von The Rural Alberta Advantage Mitte der Nuller-Jahre, getreu dem Motto „Gut Ding will Weile haben“ wird die jahrelange Warterei dieser Tage endlich reichlich entlohnt, Klasse statt Masse gilt für zehn neue RAA-Songperlen. Die fesche Amy Cole hat 2016 ihren angestammten Platz an den Keyboards und Background Vocals an die fesche Robin Hatch abgetreten, ansonsten hat sich bei den Kanadiern im Wesentlichen nichts geändert, und dafür gab es auch kaum Veranlassung.
Frontmann Nils Edenloff heult wie eh und je zuweilen mit einer Inbrunst, als gäbe es kein Morgen, das Uptempo-Geschrammel auf der Wandergitarre kommt unvermindert zackig im stringenten Anschlag, das antreibende Getrommel im selbigen, die Ausschmückungen in Form von wohligem Melodien-Zauber liefern der fein im Hintergrund orgelnde Keyboard-Sound wie die ergänzenden Harmoniegesänge, fertig ist die Laube.
Die anrührende Indie-Dramatik und der Tanzbein-animierende Drive irgendwo zwischen Speed-Folkrock, gekonntem Balladen-Songwriting und bewusst einfach wie unkompliziert gehaltenem Gitarren-Pop sind mit den Jahren gut gereift und durch sporadisches Touren erprobt wie veredelt worden, mit dem Opener „Beacon Hill“ ist die geneigte Hörerschaft sofort an der Angel, exakt wie das Publikum vom Start weg bei den energetischen Auftritten der Band.
Mit dem furiosen, völlig entfesselten „Wild Grin“ kurz vor Ende des Tonträgers vertreiben The RAA all die belanglosen Mainstream-Grattler, die sich über die letzten Jahre in den heiligen Hallen des Indie-Rock frech breit gemacht haben – wie unser Herr höchstselbst seinerzeit das Geldwechsler- und Händler-Volk bei der Tempelreinigung – circa von Arcade Fire über die 2017er-Bankrotteure The National bis hin zu Adam Granduciel und seinem unsäglichen Krieg gegen die Drogen, „nausg’haut mit der Scheiß-Bürscht’n“, wie ein bayerisches Kabarett-Schwergewicht so brachial wie treffend anmerken würde. Kümmerer, wie sie sind, entlassen die drei Musikanten_Innen die Hörerschaft nicht in derart aufgewühltem Zustand aus der Nummer, mit „Letting Go“ wartet zum Schluss eine herrlich entspannte wie dezent nostalgisch-melancholische Prärie-Ballade, die das Album sanft abgefedert ausklingen lässt.
„The Wild“ erscheint morgen beim Künstler-geführten Label Paper Bag Records in Toronto, beherztes Zugreifen ist dringend ans Herz gelegt.
(*****)

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