Anna-Maria Hirsch

GLAM CUM VINYL #1 immer besser – immer reicher mit Isolation Berlin, Anna-Maria Hirsch, Heike Fröhlich und Stefan Natzel @ SalonG, Akademie der Bildenden Künste, München, 2016-02-28

#immer besser - immer reicher ---DSC00369

„Eine Live-Konzert-Theater-Talk-Performance“ wurde die Veranstaltung vom vergangenen Sonntagabend im SalonG der Münchner Kunstakademie untertitelt, ein spannendes Gebräu aus Poetry Slam, Talk-Show und krachigem Indie-Konzert wurde den BesucherInnen geboten in den heiligen Hallen des Kunst-Studiums.
„Ist München eine Hochburg von Reichtum und Schönheit oder eine Disneyland-Fassade, hinter der sich Fäulnis in die Seelen der Menschen frisst? Müssen wir bessere Menschen werden – und wenn ja, was heißt und wie geht das? Können wir lieben, wenn uns der Lebenssinn abhanden gekommen ist? Besiegt die Liebe die Depression?“ Fragen über Fragen, die die Welt, die Moderatorin und Schauspielerin Anna-Maria Hirsch, die Poesiemacherin Heike Fröhlich, den Philosophen und Dichter Stefan Natzel und den voll gefüllten SalonG bewegten, die aufführenden Performer versuchten sich den Themen über Spoken-Word-Vortrag mit musikalischer Untermalung der Band Isolatin Berlin, kurzen Ein-Mann-/Frau-Theaterstücken, Gedichtvorträgen und Diskussion unter Einbeziehung der Bandmitglieder zu nähern, zu den Themen Selbstoptimierung gingen die Ansichten weit auseinander, da reichte die Palette vom Kalender-bestimmten, durchgetakteten Tagesablauf bis zum spontanen Toiletten-Besuch, Fragen, ob das Leben als spontane Jam-Session ebenso zu Reichtum führen kann, oder ob das Leiden die notwendige Voraussetzung für das Schaffen großer Kunst ist, mussten notgedrungen individuell unbeantwortet bleiben, unstrittig war indes an dem Abend die positive Resonanz des Publikums auf die eingestreuten Deutschrock-Perlen der jungen Kapelle Isolation Berlin, mit viel Rio Reiser in der Stimme wusste Sänger Tobi ebenso zu gefallen wie der Rest der Band mit emotional-schepperndem, von der deutschen New Wave der End-Siebziger geprägtem Gitarren-Rock, da wurden große Gefühle und wütende Ausbrüche transportiert, die Band ist auf dem besten Weg, das neue Borstenvieh zu repräsentieren, das durchs Indie-Dorf getrieben wird. ‚Die Welt‘ schreibt dieser Tage bereits despektierlich „Das Debütalbum von Isolation Berlin, ‚Und aus den Wolken tropft die Zeit‘, müssen Sie unbedingt hören. Denn ihre nächste Platte wird wahrscheinlich schlecht.“ Wie auch immer, ab Ende März wird die Hauptstadt-Combo auf Deutschland-Tour gehen und vermutlich eine Schleifspur der Begeisterung hinter sich herziehen, in München werden sie in dem Rahmen am 10. April in der Kranhalle im Feierwerk aufschlagen, wer hin will, fängt sich besser vorab ein Ticket ein, könnte eng werden.
Die Veranstaltung am vergangenen Sonntag in der Akademie stieß nicht auf ungeteiltes Lob, aber so weit wie eine junge Besucherin möchte ich dann doch nicht gehen, die da meinte: „Das pseudo-philosophische Geschwätz ist voll daneben, aber die Band ist geil!“ ;-)))
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