Reingehört (401): Bed Wettin‘ Bad Boys

Bed Wettin‘ Bad Boys – Rot (2017, Agitated Records)

Die Presse hat sich schon das Maul zerrissen über den Namen der Combo, den Zeilenschindern zufolge einer der Allerhässlichsten überhaupt, da mögen die Geschmäcker weit auseinander gehen, schlimmer als grausig-geschmacklose Fehlgriffe bei der Band-Benamsung wie Elvis Hitler oder Cultivated Bimbo mag er gewiss nicht sein, und Käfer oder rollende Steine waren seinerzeit zwar unverfänglich, aber alles andere als ein Ausbund an Originalität, sei’s drum, letztendlich alles Schall und Rauch, don’t judge a Musikkapelle by its Plattenhülle, was zählt, ist, was durch die Lautsprecher schallt, und das ist im Fall der vier bettnässenden schlimmen Finger von Down Under durchwegs mit Genuss Anhörbares.
Der zweite Volle-Länge-Tonträger der Band aus Sydney nach dem 2013er-Debüt „Ready For Boredom“ strotzt vital in einer Gemengelage aus erkennbaren Vorlagen vom Power-Punk-Pop der Buzzcocks über das LoFi-Indie-Geschrammel der Television Personalities bis hin zum immer-frischen Dunedin-Sound der neuseeländischen 80er-Jahre-Flying-Nun-Bands und den Punk-Rock-Ergüssen der eigenen Landsleute von den Saints und Radio Birdman, beherztes Gitarren-Scheppern und -Jaulen, ein untrügliches Gespür für Melodien und große Pop-Momente und nicht zuletzt ein rotziger Gesang im großkotzigen „Was kostet die Welt?“-Geiste garantieren eine halbe Stunde unbeschwerte Rock’n’Roll-Energie, roh und unverbraucht live eingespielt und im Nachgang im Studio in Form gebraucht. „You can’t beat 2 Guitars, Bass, Drum“ gab Lou Reed im Begleittext zu seinem 1989er-Meilenstein-Album „New York“ zum Besten, hat er recht mit der Binsenweisheit, im Fall der neuen BWBB-Scheibe „Rot“ allemal. Erfindet das Rad nicht neu, zitiert die Altvorderen aber formvollendet und mit eigenen Fußnoten versehen.
(**** ½ – *****)

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