Reingehört (400): The Chasing Monster

The Chasing Monster – Tales (2017, Antigony Records)

Der italienische Fußball-Nationalspieler und Milan-Bolzer Leonardo Bonucci kommt da her, und Angelo Peruzzi, der ehemalige Keeper der Squadra Azzurra: die vorchristliche Etrusker-Siedlung Viterbo, südlich des Bolsena-Sees, im Latium gelegen, ist nicht nur Herkunftsort von kickenden Großverdienern, auch das aufstrebende Postrock-Quartett The Chasing Monster nennt den kleinstädtischen Bistums- und Universitäts-Sitz in Mittelitalien Heimat. Das Quintett hat beim diesjährigen dunk!Festival im belgischen Zottegem bereits ein dickes Ausrufezeichen gesetzt mit der konzertanten Aufführung des Material der Anfang des Jahres erschienenen CD „Tales“, die verwirrend auch als „Extendend Edition“-Vinyl mit dem zusätzlichen Untertitel „Today, Our Last Day On Earth“ erschienen ist.
Die Band orientiert sich an großen Vorbildern aus dem instrumentalen Postrock-Feld, tappt aber keineswegs in die Epigonen-Falle, indem sie die überbordend-euphorischen Gitarren-Crescendi, die auftürmenden Gitarrenwände, atmosphärischen Metal-Schlaglichter und entschleunigten Momente des Innehaltens im entspannten Ambient-Mäandern geschickt um eingeflochtene Spoken-Word-Samplings erweitert und so im hochmelodischen Flow eine Geschichte von zwei jungen Menschen erzählt, die notgedrungen zusammen eine kalte Nacht mit einem Hund am Lagerfeuer überleben müssen. Die Erzählung ist an die Stachelschweine-Parabel von Schopenhauer aus dem Jahr 1851 angelehnt, in der die Tiere auf der Suche nach Gemeinschaft und Wärme zusammenrücken, gleichzeitig aber von den Stacheln der Nachbarn verletzt werden.
Die abstrakte Welt des meist Vokal-freien Postrock wird konzeptionell/inhaltlich um einen konkret greifbaren Handlungsstrang erweitert, ein effektiver Kunstgriff wie eine willkommene Abwechslung in einem Genre, in dem ab und an die Sound-Orkane diverser Bands in ihrem mächtigen Rauschen kaum mehr zu unterscheiden sind… va tutto bene!
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