The Ukelites + The Jason Serious Band @ Südstadt, München, 2015-10-22

the ukelites + jason serious band südstadt

Einen entspannt-angenehmen musikalischen Doppelpack haben die Mädels vom Südstadt am vergangenen Donnerstag in ihrer Indie-Musik-durchwehten Kult-Kneipe präsentiert, den Auftakt machte das Münchner Trio The Ukelites, das, wie der Bandname vermuten läßt, Ukulelen-dominierten, entspannten Western-Swing und Country-Blues-infizierten Wohlklang zum Besten gab, der Einstieg in den Konzertabend mit einer Calexico-artigen Interpretation des Chris-Issak-Klassikers „Wicked Game“ gelang optimalst, und wir sprechen hier von den sehr guten, frühen Calexico, die den Arizona-Wüstenstaub mit ihren Instrumental-Preziosen seinerzeit förmlich in den Hälsen kratzen ließen, nicht von den späten, austauschbaren, glattgebügelten, mainstreamigen Calexico…
Im weiteren Verlauf präsentierte die Combo Interpretationen von zum Teil längst vergessenen 20er- und 30er-Jahre-Jazz-Standards, die durch den Einsatz von Slide-Gitarre und eben der Ukulele mächtig Swing- und Country-Spirit atmeten und vor allem durch die mit viel Soul ausgestattete Stimme der Sängerin Miriam Hein eine Vorstellung von Konzerten in Blues-Kaschemmen im amerikanischen Süden der frühen Jahre des 20. Jahrhunderts erahnen ließen, der voluminöse, gehaltvolle, höchst angenehme Gesang der Münchnerin hätte auch in dem Umfeld vermutlich jederzeit für Furore gesorgt.
Auch Liedgut der Neuzeit kam zum Einsatz, die beherzt-beschwingte Interpretation des Violent-Femmes-Indie-Hits „Blister In The Sun“ erntete ebenso gebührenden Applaus wie zum Ausklang die Western-Swing-Bearbeitung des Kraftwerk-Dauerbrenners „Das Model“, das die Band Tags darauf beim „Same Old Song“ in der Nachtkantine präsentieren sollte.
Steffen Günter mag sich über die technischen Probleme mit seinem Ukulelen-Bass geärgert haben, der Stimmung tat dies keinen Abbruch, den Ausfall hat die Band souveränst gemeistert, insofern gilt, wie für den gesamten Auftritt: alles gut!
(**** ½)

The Ukelites / Homepage

Von technischen Problemen blieb leider auch die zweite Band des Abends nicht verschont, Jason Serious, der an dem Abend mit seinen Mitmusikern Johannes Jooß am Schlagzeug und Alto Kraus an elektrischem und Stand-Up-Bass antrat, kämpfte ein ums andere Mal mit seiner an diesem Abend erstmals konzertant eingesetzten neuen Klampfe, was der Kontinuität des Auftritts nicht unbedingt förderlich war. Das Liedgut des seit 2011 in München ansässigen Amerikaners aus Maryland hat absolut das Zeug für einen runden Konzertabend, die Mischung aus Americana und Alternative Country bewegt sich durchwegs auf internationalem Niveau, die Nummer „Caddy“ hätte jede Handsome-Family-Platte veredelt, überhaupt ist das Material des 2015 erschienenen Albums ‚KIN‘ von exzellenter Güte, wie die Live-Präsentation von Perlen wie der schmissigen Rock’n’Roll-Nummer „Love Me Wild“ oder der konzertanten Eröffnungsnummer „Trembling Rose“ bewiesen, die herausragendes, atmosphärisch dichtes Songwriting bieten, auch die ans Herz gehende Ballade „Sand Dollar Darling“ oder die Americana-Glanztaten wie „One More Crazy Idea“ und „Summer Idiots“ sollen nicht unerwähnt bleiben.
In welcher Liga die aktuellen Songs des Wahl-Münchners spielen, zeigt der Produzent des kürzlich erschienenen Longplayers, die Combo konnte für den Job den Briten Grant Showbiz gewinnen, der in der Funktion bereits für Größen wie Billy Bragg (inklusive dessen Mermaid-Avenue-Kollaborationen mit der amerikanischen Band Wilco), The Smiths, The Fall und der britischen Punk-Folk-Legende Blyth Power tätig war.
Neben dem exzellenten Eigenwerk brachte die Band die Country-Perle „The Losing End“ vom Neil-Young-Überwerk ‚Everybody Knows This Is Nowhere‘ (1969, Reprise) zum Vortrag und eröffnete damit den Gratulationsreigen frühzeitig, am 12. November feiert die kanadische Songwriter-Ikone ihr siebzigstes Wiegenfest, das Südstadt wird im Übrigen den Anlass am 17. November mit Musik und Lesungen von Laura Wachter, Thomas Kraft und Steven Lichtenwimmer gebührend würdigen und feiern.
Auch wenn Jason Serious am Donnerstagabend irgendwann mit den Worten „The Guitar is fucked up“ entnervt die Segel strich, den guten Eindruck, den die Band im Vorprogramm beim sommerlichen Konzert von Carrie Nation & The Speakeasy im Milla hinterlies, konnte sie durchaus unterstreichen, und beim nächsten Mal klappt’s auch ohne permanentes Nach-Stimmen des Instrumentariums, da bin ich ganz zuversichtlich…
(**** ½)

The Jason Serious Band / Homepage

Südstadt / Homepage

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