The Harmed Brothers @ Bar Gabányi, München, 2017-07-06

Allzu viele Konzert-Gäste haben sich am vergangenen Donnerstag nicht in die Bar von Stefan Gabányi verirrt, an der gediegenen Lokalität kann es nicht gelegen haben, an der nicht minder einnehmenden Sanges-Kunst der auftretenden Musikanten von den Harmed Brothers ganz sicher auch nicht, das exzellente Biergarten-Wetter bei hochsommerlichen Temperaturen selbst zu fortgeschrittener Stunde wird wohl größeren Zulauf verhindert haben, sehr schade, die abwesenden Freunde des gepflegten Americana- und Alternative-Country-Folk haben da einiges an Erhebendem liegen gelassen hinsichtlich Auftritt der beiden jungen Männer aus Cottage Grove/Oregon.
The Harmed Brothers sind momentan im alten Europa unterwegs, das Muddy Roots Europe Festival in Belgien stand bereits vor kurzem als Station auf dem Programm, spontan auch das Wohnzimmer von der Oma at the Icedigger-House out of Rosenheim, nachdem die Schweizer Grenzer erst nach Einkassieren diverser mitgeführter Taschenmesser die Weiterfahrt ins schöne Bayern gewährten, der Spielfreude der Musiker tat das offensichtlich keinen Abbruch, genauso wenig wie das Fehlen der restlichen Bandmitglieder, die bei dieser Konzertreise daheim in den Staaten blieben.
Auch als Duo gaben Ray Vietti an Gitarre und Alex Salcido an Banjo und Piano sowie wechselndem und Duett-/Harmonie-Gesang eine eindrucksvolle, weit über zwei Stunden währende Aufführung ihrer Songwriter-Fertigkeiten, mit der sie die Geschichten von der Verzweiflung am Tag nach dem Vollrausch und verflossenen Liebschaften erzählten. Die im Grundton getragenen, oft melancholischen und nachdenklichen Songs fanden schnell ihren Weg in die Gehörgänge, Seelen und Herzen des aufmerksam-zugewandten Publikums, die Folk-, Americana- und Bluegrass-angelehnten Kurzgeschichten in Moll speisten sich zum Großteil aus den zahlreichen Eigenkompositionen der Brothers, die dem eingestreuten Fremdmaterial von altvorderen Helden wie Willy Tea Taylor oder Guy Clark an Ergriffenheit-erzeugender Intensität im Vortrag und kompositorischer Güte in nichts nach standen.
Hinsichtlich Einflüssen lassen die Harmed Brothers in ihren Balladen-, Folkrock- und Roots-Ansätzen immer wieder Querverweise an Simone Felice, The Band bis hin zu 70er-Westcoast-Wohlklang und Tweedy/Wilco-Reminiszenzen an deren bessere Tage anklingen, ohne je in Epigonentum zu verfallen, zu eigen sind Handschrift und persönliche Note der beiden jungen Männer aus dem amerikanischen Nordwesten im Formulieren ihrer akustischen Kleinode, zu individuell die erzählten Geschichten.
Zur mitternächtlichen Stunde gab Alex Salcido solistisch als Rausschmeißer großartige Piano-Dramatik zum Besten, die nachhaltig unterstrich, dass er mit seinem Können an den Tasten und einer einschmeichelnden Stimmlage in einer Bandbreite zwischen American-Songbook-Kitsch und Blues-/Folk-Bar-Entertainment jeden Saal zum Hinschmelzen bringen kann.
Für das kommende Jahr haben sich die Harmed Brothers zu einer Konzertreise in voller Band-Stärke angekündigt, nach dem beeindruckenden Vortrag vom vergangenen Donnerstag darf man sich schon heute der Vorfreude hingeben.
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