Ex Eye – Ex Eye (2017, Relapse Records)
Post Metal, High End: Bass-Saxophonist Colin Stetson, Constellation-Records-Artist, Solist und partieller Kollaborateur von Godspeed You!Black Emperor, Laurie Anderson, Tom Waits, Leslie Feist, Arcade Fire und vielen anderen Indie-Größen, hat 2015 zusammen mit einer 12-köpfigen Band die großartige „Symphony No. 3, Op. 36 (Symphony of Sorrowful Songs)“ des zeitgenössischen polnischen Komponisten Henryk Górecki unter dem Titel „Sorrow – A reimagining of Gorecki’s 3rd Symphony“ als Spektrum-erweiterndes, exzellentes Drone-/Postrock-/Experimental-Werk neu eingespielt, im Rahmen dieser Arbeit kristallisierte sich mit einem Teil der Musiker die Idee zu einem gemeinsamen Prog-/Black-/Post-Metal-Projekt heraus, zusammen mit Liturgy-Drummer Greg Fox, dem Keyboarder Shahzad Ismaily und Gitarrist Toby Summerfield entwickelt Stetson unter dem gemeinsamen Bandnamen Ex Eye seine finsteren Doom-Visionen.
Das selbsbetitelte Debüt des Quartetts offenbart eine schwergewichtige, die Hörgewohnheiten austestende Komplexität an virtuosen, sich auftürmenden und wieder abschwellenden Synthie-Klangwellen und druckvollem Bass-Saxophon-Gebläse zwischen spirituell-repetitivem Drone und Free Jazz, deren schwer greifbare Struktur weit mehr diesseits des improvisierten Prog-Rock als im wie auch immer gearteten Metal verhaftet ist, die Schemata des Doom und Postrock im stetigen Flow der tonalen Wucht aber immer wieder über den raumgreifenden Trommelanschlag und die schneidenden und unterschwellig ins Bewusstsein drängenden Gitarrenriffs herausarbeiten.
Die Hörerschaft mag das Geschehen auf dem Tonträger nicht permanent in ihrem kompletten Ausmaß – bedingt durch die mehrdimensionale Vielfalt – erfassen können, sollte sich aber immer der Könnerschaft der musizierenden Ausnahmekünstler gewahr sein.
Drama, Atmosphäre, Katharsis, Kontemplation, es ist alles im Übermaß an Attributen des klassischen Postmetal vorhanden auf dieser extrem spannungsgeladenen Instrumental-Tour-de-Force, in der vorliegenden Ausprägung jedoch weit mehr den Hörgenuss gewährend für die John-Zorn- als für die Russian-Circles-Fraktion.
(**** ½)