„Neurosis shows in the „Pain Of Mind“ era were like nothing else. The pit was wild; people rolled around on the floor, climbed the walls, threw themselves off the stage.“
(Anna Brown)
Neurosis – Pain Of Mind – Remastered/Reissued (1987/2018, Neurot Recordings)
Back To Basics: Die kalifornischen Doom/Post/Experimental-Metal-Spezialisten Neurosis veröffentlichten vergangenen Freitag eine neue Auflage ihres Debüt-Albums „Pain Of Mind“ aus dem Jahr 1987 in aufgepeppter Soundqualität auf dem Band-eigenen Label Neurot Recordings.
Das Werk hat eine lange Release-Historie hinter sich: Ursprünglich beim kurzlebigen Bay-Area-Indie Alchemy Records erschienen, nach dessen Hinscheiden bei Jello Biafras Alternative Tentacles gelandet, wo es thematisch gut hinpasste und dort in den Neunzigern gleich zweimal neu aufgelegt wurde, ist auch die 2018er-Version bereits das zweite Reissue beim Neurosis-Hauslabel nach der letzten Fassung aus dem Jahr 2000.
Das Album ist der einzige Neurosis-Longplayer mit Gitarrist Chad Salter, der Ende der Achtziger durch den großartigen Steve Von Till ersetzt wurde. Sänger/Gitarrist Scott Kelly und Drummer Jason Roeder aus der Urformation gaben sich seinerzeit noch lustige Fantasie-Namen wie Sleepy Chico Bournemouth oder The Lerching Humungous, dabei war und ist das Selbstverständnis der Band in ihrer inhaltlichen Reflexion schwergewichtiger Themen bis heute alles andere als ein Humoriges, das Alternative-Tentacles-Label eignete sich für die wilde Sause als zweite Heimat besonders gut, da Neurosis zu der Zeit noch weit von späterer, grenzüberschreitender Postmetal-Avantgarde entfernt waren, das Quartett erging sich vielmehr in einem Hardcore-Punk-/Trash-Metal-Crossover-Ansatz, der frühe Einflüsse der Musiker durch stilbildende Bands und Spielarten von Black Flag über Suicidal Tendencies bis hin zu britischem Crust/Extreme-Metal-Gepolter und bleischwerer Black-Sabbath-Wucht erkennen lässt, von Neurosis durchaus mit individueller Note versehen, zu einem charakteristischen Gebräu eingekocht, stets im Dienste des Ansinnens, die Hörerschaft mittels brachialer Schocktherapie platt zu walzen und mit den eigenen Junge-Männer-Nöten und finsteren Depressionen zu konfrontieren. In den wenigen Downtempo-Riffs deutet die Band in homöopathischen Dosen an, wo die Reise in Zukunft hingehen wird, ohne die ganze kommende Postmetaller-Zukunft in voller Pracht zu offenbaren, für Ende der Achtziger war „Pain Of Mind“ zuforderst guter Hardcore-Standard, nicht viel mehr, aber auf keinen Fall weniger.
Und zum Gehörgänge-Durchpusten, gefälligen Mitzucken, Skate-Punken, zwecks dem exzellent runderneuerten Sound-Volumen und unter Musik-historischen Aspekten allemal ein Wiederhören wert.
(**** ½)