Cakewalk – Ishihara (2017, Hubro)
Das norwegische Label Hubro wurde hier erst vor kurzem für die Veröffentlichung der neuen Scheibe von Geir Sundstøl über den Schellenkönig gelobt, heute dann gleich wieder. Und mit was? Mit Recht. Das Trio Cakewalk aus Bergen mit Stephan Meidell an Synthesizern, Bass und Gitarren, Øystein Skar an den Tasten und Reglern und Ivar Loe Bjørnstad am Schlagzeug liefert auf seinem dritten Hubro-Release eine berauschende Mixtur aus experimenteller Electronica, zupackendem Postrock-Drive und ureigenen Spielarten von Free Jazz und Jazz-Rock, die als solche im herkömmlichen Sinne kaum mehr erkennbar sind und selbst dem Jazz-Verächter in der Form keine Schmerzen bereiten dürften, ein Ambient-artiges Experimentieren, das auch Trance-, Industrial-, Dub- und Trip-Hop-Elemente in den Klangteppich einwebt, im schweren Bass-Trommeln und Saitenanschlag selbst dem Postpunk die Ehre gibt und sich vor allem ausgiebigst im hypnotischen Flow des Space- und Krautrock delektiert. Ein sofort gefangen nehmendes Akustik-Konglomerat, in dem der King-Crimson-Prog genauso fließt wie das Industrial-Donnern grollt und der Synthie in schwerer Electronica-Vehemenz zum Hineinversenken einlädt.
Die Bandmitglieder sind in diversen renommierten norwegischen Formationen im Experimental- und Prog-Jazz-Bereich zugange – Stephan Meidell veröffentlicht im Übrigen mit „Metrics“ dieser Tage bei Hubro eine Experimental-Solo-Arbeit, die dann auch noch eingehender Würdigung bedarf – die Musiker bringen in schwer beeindruckender Fertigkeit ihre individuelle Könnerschaft ein und garantieren so in sechs gedehnten Werken einen fulminanten Instrumental-Flow.
Der norwegische Staatsfonds ist bei weitem nicht die einzige grundsolide Institution und verlässliche Größe, die sie da oben im hohen Norden eingerichtet haben, das Label mit der Eule kann dahingehend locker mithalten.
(*****)
Pontiak – Dialectic Of Ignorance (2017, Thrill Jockey)
Schwergewichtiges Psychedelic-Brett der Gebrüder Carney aus den Blue Ridge Mountains, das Familien-Trio versinkt knietief in zäher, nebelverhangener Entrücktheit, die der Hörerschaft trotz schwermütig-melancholischem Abdriften in den Sphären-Raum mit wuchtiger Vehemenz durch massive Stoner-, Prog-Metal- und Acid-Rock-Beschallung angedient wird.
Ob beim Komponieren und Einspielen dieser tonalen Outer-Space-Trips das eigen-gebraute Craft-Beer aus der im Nebenerwerb betriebenen Pen Druid Brewery die ausschließliche Bewusstseins-erweiternde Substanz zur kreativen Stimulanz der Musikanten war, erschließt sich aus dem Beipackzettel nicht, darf aber wohl getrost in Zweifel gezogen werden.
Die quasi-meditative Vollbedienungs-Dröhnung für all jene, denen im Pink-Floyd-Frühwerk zuwenig Black Sabbath steckt und denen in den Flaming-Lips-Spinnereien die Beton-schwere Erdung des Grunge und Heavy Rock fehlt.
(**** ½ – *****)